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Weniger übliche Eröffnungen: Die Alapin-Eröffnung

Vabanque - 30. Aug '24
Leider erlaubt mir die Zeichenbeschränkung in der Überschrift nicht, die Notation der Alapin-Eröffnung 1. e4 e5 2. Se2 dort auszuschreiben☹

Vorliegende Partie ist aber auch alles andere als ein Plädoyer für besagte Eröffnung. Ihr Erfinder, der gebürtige Russe Simon Alapin (1856-1923), der in Deutschland aufwuchs und lebte, erleidet hier mit seinem System fürchterlichen Schiffbruch gegen Dawid Janowski, der wohl ganz intuitiv das beste Gegenmittel gegen die Alapin-Eröffnung gefunden hat.

Die Partie zeigt darüber hinaus aber auch ganz allgemein auf, wie schnell ein optisch starkes Bauernzentrum zusammenbrechen kann.

Alapin Janowski Paris | Paris FRA | 1893 | C20 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. Se2 Die Alapin-Eröffnung, deren Plan darin besteht, f2-f4 ohne Bauernopfer zu spielen. Vorliegende Partie zeigt aber recht gut die Schwächen dieses Vorhabens auf. Lc5! Möglicherweise die beste Entgegnung, weil diese Läuferstellung dem geschilderten weißen Plan direkt entgegen wirkt. Natürlich sind auch andere Entwicklungszüge, wie Sf6 oder Sc6 gut. 3. f4?! Weiß hätte besser darauf verzichtet und d4 gespielt. d6 4. g3 Sf6 5. Lg2 O-O Nun hindert der schwarze Läufer auf c5 nämlich den Weißen an der Rochade. 6. c3
6. d4?! ist jetzt nicht mehr gut: xd4 7. Sxd4 Te8 8. Sc3 Lg4 (oder auch Sc6) und die schwarzen Figuren kommen mühelos auf gute Felder, während der weiße König traurig in der Mitte bleibt und auch schon ein Scheinopfer Sxe4 nebst d5 in der Luft liegt. Das weiße Bauernzentrum macht allenfalls optisch Eindruck, in Wirklichkeit ist es schwach.
Te8 7. d4 Nach der Vorbereitung durch c3 ist d4 aber auch nicht so viel besser; das 'imposante' weiße Zentrum wird auch hier schnell sehr wacklig. xd4 8. xd4 Lb6 9. Sbc3 Lg4 10. e5?!
Auf 10. Le3 , was immerhin noch d4 gestützt hätte, hat Weiß wohl deswegen verzichtet, weil der ungedeckt in der e-Linie des schwarzen Turms stehende Läufer nicht gerade gut aussieht.
10. O-O hätte nach Lxe2 einen der weißen Zentralbauern verloren.
Sc6! Die Stärke der schwarzen Stellung zeigt sich schon darin, dass er den Sf6 einfach einstehen lassen kann. 11. h3
11. xf6?? wäre ganz schlecht wegen Sxd4! mit Rückgewinn der Figur in Gewinnstellung, denn 12. Lf1 Sf3# wäre ganz besonders schön.
Lxe2 12. Sxe2 Sxd4! Ein 'echtes' Opfer des Springers für 2 Bauern, welches das weiße Zentrum völlig zerschlägt und den weißen König endgültig in der Mitte festhält. 13. Sxd4 xe5 14. Se2 Der einzige Zug, der nicht unmittelbar Material zurückverliert. De7! 15. f5?! Weiß versucht, die e-Linie geschlossen zu halten, aber dies verschlimmert in diesem Fall merkwürdigerweise sogar die Lage.
Etwas besser war 15. Dc2
15. xe5 Dxe5 wäre völlig aussichtslos wegen der Drohungen Dxg3+ und Td8..
Dc5! Droht Df2+ 16. Tf1 La5+ 17. Ld2 Tad8 18. Sc3 Der einzige Zug, der direkten Materialverlust zu vermeiden scheint. e4 Aber nun ist dieser Bauer der Garant des Sieges. 19. Dc2 e3 20. O-O-O
Auf 20. Lc1 würde ebenso wie in der Partie e2 entscheiden, da Td1+ droht.
e2 Noch stärker als exd2+. 21. Lf3
21. Sxe2 Dxc2+ 22. Kxc2 Txe2 , und Schwarz gewinnt noch eine weitere Figur.
Lxc3 Schwarz konnte auch sofort auf d1 zugreifen. 22. Lxc3 De3+ 23. Ld2 ed1=Q+ Mit Qualität und Bauer weniger und einem unsicheren König gab Weiß hier - vermutlich frustriert - bereits auf. Natürlich hätte weiterer Widerstand gegen einen Spieler von Janowskis Kaliber auch nichts mehr gefruchtet.
PGN anzeigen[Event "Paris"]
[Site "Paris FRA"]
[Date "1893.??.??"]
[Round "?"]
[White "Alapin"]
[Black "Janowski"]
[Result "0-1"]
[WhiteElo "?"]
[BlackElo "?"]
[ECO "C20"]

1. e4 e5 2. Ne2 {Die Alapin-Eröffnung, deren Plan darin besteht, f2-f4 ohne
Bauernopfer zu spielen. Vorliegende Partie zeigt aber recht gut die Schwächen
dieses Vorhabens auf.} 2... Bc5 $1 {Möglicherweise die beste Entgegnung, weil
diese Läuferstellung dem geschilderten weißen Plan direkt entgegen wirkt.
Natürlich sind auch andere Entwicklungszüge, wie Sf6 oder Sc6 gut.} 3. f4 $6
{Weiß hätte besser darauf verzichtet und d4 gespielt.} 3... d6 4. g3 Nf6 5. Bg2
O-O {Nun hindert der schwarze Läufer auf c5 nämlich den Weißen an der Rochade.}
6. c3 (6. d4 $6 {ist jetzt nicht mehr gut:} 6... exd4 7. Nxd4 Re8 8. Nc3 Bg4
{(oder auch Sc6) und die schwarzen Figuren kommen mühelos auf gute Felder,
während der weiße König traurig in der Mitte bleibt und auch schon ein
Scheinopfer Sxe4 nebst d5 in der Luft liegt. Das weiße Bauernzentrum macht
allenfalls optisch Eindruck, in Wirklichkeit ist es schwach.} ) 6... Re8 7. d4
{Nach der Vorbereitung durch c3 ist d4 aber auch nicht so viel besser; das
'imposante' weiße Zentrum wird auch hier schnell sehr wacklig.} 7... exd4 8.
cxd4 Bb6 9. Nbc3 Bg4 10. e5 $6 ( {Auf} 10. Be3 {, was immerhin noch d4 gestützt
hätte, hat Weiß wohl deswegen verzichtet, weil der ungedeckt in der e-Linie des
schwarzen Turms stehende Läufer nicht gerade gut aussieht.} ) (10. O-O {hätte
nach} 10... Bxe2 {einen der weißen Zentralbauern verloren.} ) 10... Nc6 $1 {Die
Stärke der schwarzen Stellung zeigt sich schon darin, dass er den Sf6 einfach
einstehen lassen kann.} 11. h3 (11. exf6 $4 {wäre ganz schlecht wegen} 11...
Nxd4 $1 { mit Rückgewinn der Figur in Gewinnstellung, denn} 12. Bf1 Nf3# {wäre
ganz besonders schön.} ) 11... Bxe2 12. Nxe2 Nxd4 $1 {Ein 'echtes' Opfer des
Springers für 2 Bauern, welches das weiße Zentrum völlig zerschlägt und den
weißen König endgültig in der Mitte festhält.} 13. Nxd4 dxe5 14. Ne2 {Der
einzige Zug, der nicht unmittelbar Material zurückverliert.} 14... Qe7 $1 15.
f5 $6 {Weiß versucht, die e-Linie geschlossen zu halten, aber dies
verschlimmert in diesem Fall merkwürdigerweise sogar die Lage.} ( {Etwas
besser war} 15. Qc2) (15. fxe5 Qxe5 {wäre völlig aussichtslos wegen der
Drohungen Dxg3+ und Td8..} ) 15... Qc5 $1 {Droht Df2+} 16. Rf1 Ba5+ 17. Bd2
Rad8 18. Nc3 {Der einzige Zug, der direkten Materialverlust zu vermeiden
scheint.} 18... e4 {Aber nun ist dieser Bauer der Garant des Sieges.} 19. Qc2
e3 20. O-O-O ( {Auf} 20. Bc1 {würde ebenso wie in der Partie} 20... e2
{entscheiden, da Td1+ droht.} ) 20... e2 {Noch stärker als exd2+.} 21. Bf3 (21.
Nxe2 Qxc2+ 22. Kxc2 Rxe2 {, und Schwarz gewinnt noch eine weitere Figur.} )
21... Bxc3 {Schwarz konnte auch sofort auf d1 zugreifen.} 22. Bxc3 Qe3+ 23. Bd2
exd1=Q+ {Mit Qualität und Bauer weniger und einem unsicheren König gab Weiß
hier - vermutlich frustriert - bereits auf. Natürlich hätte weiterer Widerstand
gegen einen Spieler von Janowskis Kaliber auch nichts mehr gefruchtet.} 0-1

Alapin2 - 30. Aug '24
Kann mir überhaupt nicht vorstellen, wieso ausgerechnet Ich von Vabanque zu einem Kommentar zur Eröffnung gebeten wurde !???
1893 gespielt.Die Eröffnung war wohl gerade erst erfunden.Die Idee : das übliche Königsgambit 2)f4 zu verzögern und erst im 3.Zug mit Deckung des f4 folgen zu lassen.So ja auch hier geschehen.
Später (1898)zog Alapin nach 1) e4 e5 2)Se2 Lc5 3)d4 ( wieder gegen Janowski),bzw.3)c3 gegen Halprin ,jeweils mit gleichem Spiel.Beides erheblich logischer.
Vabanque - 30. Aug '24
>>Kann mir überhaupt nicht vorstellen, wieso ausgerechnet Ich von Vabanque zu einem Kommentar zur Eröffnung gebeten wurde !???<<

Weil du dich danach benannt hast?
Vabanque - 30. Aug '24 Edited
>>Später (1898)zog Alapin nach 1) e4 e5 2)Se2 Lc5 3)d4 ( wieder gegen Janowski),bzw.3)c3 gegen Halprin ,jeweils mit gleichem Spiel.Beides erheblich logischer.<<

Ah ja, danke! Ich wusste doch, dass du etwas dazu sagen können würdest!