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Wolfgang Uhlmann - Französich (I)

Oli1970 - 08. Jul '23
In dem schon legendären Spiel gegen Bobby Fischer fügte Wolfgang Uhlmann diesem eine empfindliche Niederlage zu. Uhlmann griff zu seiner geliebten französischen Verteidigung und zwar in der Winawer-Variante. Pikant ist, dass Fischer, damals 17 Jahre alt, selbst die Korrektheit anzweifelte, sie für anti-positionell hielt und meinte, dass sie den Königsflügel schwäche. Dennoch fand er kein Rezept gegen Uhlmanns Spiel.
Die Partie ist ein Beispiel für eine gelungen gespielte Winawer-Variante. Wir sehen das Ringen zwischen Läufern und Springern und, typisch für die französische Verteidigung, das weiße Bemühen, Linien zu öffnen und das schwarze Bemühen, selbiges zu verhindern. Auch das Endspiel ist sehenswert, in das Uhlmann nach einem genialen Bauernopfer langsam, aber stetig überleitet. Wir sehen, dass Freibauer nicht gleich Freibauer ist und erleben, wann es sich lohnt, einen Freibauern aufzugeben.

Die Partie ist auf chessgames.com mit einer anderen Zugfolge im 7. - 9. Zug präsentiert. Drei andere Quellen geben die hier gezeigte Zugfolge an. Sowas ist immer schade. Zum einen, weil man in der Regel am Original interessiert ist, zum anderen, weil die Zugumstellung nicht beliebig ist, auch wenn die Position zum 10. Zug dieselbe ist. Für den 29. Zug von Weiß ist dort Dc1 angegeben, was wohl eher eine Idee visualisiert, für die Partie jedoch ohne Auswirkung bleibt.

Fischer, Robert J Uhlmann, Wolfgang Buenos Aires | Buenos Aires ARG | 8 | 1960.07.02 | C19 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 Französisch, Winawer 4. e5 c5 Da Weiß das Zentrum für sich beansprucht, greift Schwarz die Bauernkette an. 5. a3 Lxc3+ Ziel des Abtausches ist, den weißen Damenflügel zu schwächen. 6. xc3 Se7 Da Weiß das Zentrum für sich beansprucht, greift Schwarz die Bauernkette an. 7. Sf3 Ld7 Die Problemfigur in der Französischen Verteidigung. Der Läufer findet in der Regel lange nicht ins Spiel, da ihm die eigenen Bauern den Weg versperren. Uhlmann beabsichtigt La4 mit Ziel auf den Bc2. Durch den Zug würde a3-a4 nebst La3 verhindert. 8. a4 Da5 Prävention gegen La3 mit Angriff auf c5. 9. Dd2 Sbc6 10. Ld3 c4 Uhlmann holt sich Raum am Damenflügel, seine Bauern kontrollieren jedoch keine schwarzen Felder. 11. Le2 f6 12. La3
12. xf6 Weiß nähme sich seinen Vorteil - Raum im Zentrum! xf6 Schwarz ist damit natürlich quasi auf die lange Rochade festgelegt.
Sg6 Auch damit legt sich Schwarz auf die lange Rochade fest, solange das Feld f8 wegen La3 nicht passierbar ist. 13. O-O O-O-O
xe5 darf sich Schwarz nicht erlauben. 14. xe5 Sxe5 15. Sxe5 Sxe5 16. Dg5 Schwarz hat einen Bauern gewonnen, steht jedoch auf Verlust. Weiß droht in den Königsflügel einzubrechen, kann Lh5 nachziehen und der Springer hängt.
14. Ld6 Fischer schneidet sofort den Weg des Königs nach b8 ab. Sce7 Uhlmann beabsichtigt Sf5 mit Angriff auf Ld6. Die bessere Wahl wäre laut Engine Sge7 gewesen. 15. Sh4 Fischer verpasst die Möglichkeit eines Angriffs. Seine Idee war mit 16. Sxg6 Sxg6 die Springer abzutauschen oder, falls Uhlmann zuerst nehmen würde, durch Lxe7 den anderen Springer zu gewinnen. Hintergrund des Manövers ist, in der Folge einen Rückzug für den Ld6 auf h2 zu sichern, da die Diagonale nach b8 momentan stark ist.
15. Tfb1 Le8 16. Lb4 Dc7 Db6 wäre selbstmörderisch wegen des Abzugs Lxe7. 17. a5
Tde8 16. Sxg6 xg6 17. xf6 Fischer gibt Uhlmann die Möglichkeit, den Doppelbauern sofort wieder aufzulösen. xf6 18. h3 Und nun kann der Läufer zurück und dennoch die Diagonale beherrschen. Sf5 19. Lh2 g5 Die Engine sieht immer noch den Vorteil bei Weiß. Die Frage ist nur, was dieser Wert ist. Weiß hat den guten schwarzfeldrigen Läufer, der weißfeldrige ist eher von begrenztem Nutzen. Fischer kann auf die halboffene b-Linie zurückgreifen, Schwarz hat dafür die h-Linie, die in die Rochadestellung zeigt. Die weiße Dame kann nicht ziehen, ohne c3 preiszugeben, was aber mit Tac3 gedeckt werden kann. Andererseits kommt das schwarze Gegenstück ebenfalls nicht vom Fleck, denn ein Abzug befreit die weiße Dame von ihrer Aufgabe. Schwarz hat deutlichen Raumvorteil, den durchaus aktiven Springer sowie einen noch schlechten Läufer, der auf Entfesselung durch e6-e5 wartet. Aber Weiß hätte jetzt Tfe1 nebst Lg4, um möglicherweise Linien zu öffnen. 20. f4? Fischer schwächt e4! Der Plan dahinter zeigt sich in den Varianten zum 21. Zug. Sd6! Der Fehlzug wird sofort gekontert. 21. Lf3 Fischer deckt
21. xg5 Se4 mit der Drohung, auf c3 einzuschlagen.
g4!! Uhlmann findet eine brillante und die einzig gute Erwiderung. Er bietet den Bauern an.
Se4 Die nächstbeste Option. 22. Lxe4 xe4 23. xg5 Nur ein kleiner Vorteil für Weiß, aber mit entsprechender Langzeitwirkung. fxg5 ginge nicht, da Tf7 nicht verhindert werden kann. Der schwarze Königsflügel steht offen, die Dame kann sich nun leisten, sich einem Angriff zu widmen und dem schwarzen König sind durch Lh2 Wege abgeschnitten. Dxg5 24. Dxg5 xg5 Tf7, Ld6 oder a4-a5 - Weiß hat die freie Wahl.
22. xg4 f5 Schwarz blockiert durch sein Bauernopfer den Bf4 und damit auch den Lh2! Lxg4 hätte nicht geändert und wäre im Gegenteil noch vorteilhafter für Schwarz. Jetzt 23. gxf5 exf5 ist weiterhin von Vorteil für Schwarz. 23. g5 Fischer hat zwar den Freibauern, doch ohne Unterstützung wird dieser harmlos bleiben. Die weißen Läufer sind beide nutzlos geworden und das schwache Feld e5 kann nicht genutzt werden, da Schwarz jederzeit Se4 spielen kann, um den Weg zu verstellen. Te7 24. Lg3 Le8 25. De3 Se4 26. Lxe4 Weiter mit dem Versuch, über e5 in die schwarze Stellung einzudringen und dem Freibauern Unterstützung zu geben. xe4
xe4 Grundlegend falsch, da nach f4-f5 der schwarzfeldrige Läufer seine Aktivität zurück gewinnt.
27. Kf2 Teh7 28. Tfb1
28. d5 Gäbe den Bauern zurück, würde aber eine Lücke für Gegenspiel schaffen. Schwarz hätte abzuwägen, ob ein Nehmen mit Dame oder Bauern vorteilhafter für ihn sein wird, denn natürlich darf dieser Bauern nicht durchgelassen werden, da er durch einen Turm gedeckt werden würde.
Dd5 Uhlmann hat die Bedeutung von d4-d5 erkannt und blockiert den Bauern. Weiß sollte nun mit a4-a5 seinen Bauern vom bedrohten Feld herunterbringen und/oder nach einem weiteren Turmzug auf der Grundlinie der Dame ermöglichen, über c1 an den Damenflügel zu gelangen. 29. De1?! Vielleicht in der Hoffnung gespielt, Schwarz zu e4-e3 verleiten zu können? Jedenfalls ein Fehler, wie Uhlmann sofort beweist. Th1! 30. Dxh1? Der Punkt, an dem Fischers Spiel verloren geht.
30. De3 Txb1 31. Txb1 Lxa4 32. Ta1 wäre die bessere Fortsetzung für Fischer gewesen. Nun müsste Schwarz entscheiden, ob er den Läufer z. B. auf e8 zurück zieht oder mit b7-b5 vorläufig einsperrt. Le8 33. Txa7 Th1 mit Vorteil für Schwarz.
e3+!! Sehr gut erkannt! Die Diagonale öffnet sich nachhaltig, Weiß kann sich nicht entziehen. Das kleinste Übel ist Kg1, da die Dame nicht zu retten ist und so der zweite Turm dafür genommen werden kann. 31. Kg1 Txh1+ 32. Kxh1 e2 Dieser Bauer ist gefährlich, denn nach De4 kann Schwarz sich aussuchen, wie er die weiße Stellung zerpflückt. 33. Tb5 Nur eine Verzweiflungstat, besser wäre noch a4-a5 gewesen.
Interessant im Hinblick auf Fischers Tb5 ist dieses Abspiel: 33. g6 Lxg6 zieht den Läufer von a4 fort. 34. Tb5 De4 Andere Züge wechseln den Vorteil zugunsten von Weiß. 35. Te1
Lxb5 34. xb5 Dxb5 Uhlmann gibt des e-Bauern damit auf, denn dieser kann durch Turm und Läufer gestoppt werden. Also besser einen neuen Freibauern bilden! 35. Te1 a5 36. Txe2 a4 Der a-Bauer kann nur durch den Turm aufgehalten werden, was Schwarz jedoch durch Db2 schnell vereiteln würde. 37. Txe6 a3 38. g6 Dd7! Der g-Bauer darf nicht durchgelassen werden.
Obacht! a2 39. g7! a1=Q+ 40. Kh2 Weiß holt sich eine Dame zurück und steht plötzlich in Gewinnstellung!
39. Te5 b6 40. Lh4 a2 Der Turm muss auf die Grundreihe zurück. 41. Te1 Dg7 42. Ta1 Dxg6 Hoffnungslos für Fischer, er gibt auf. Nach Txa2 folgt Dh5 mit Läufergewinn, nach Läufer- oder Königszug Dh7 nebst Da7. Uhlmann dominiert das Spiel, seine Bauern am Damenflügel werden gewinnen.
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[Event "Buenos Aires"]
[Site "Buenos Aires ARG"]
[Date "1960.07.02"]
[Round "8"]
[White "Fischer, Robert J"]
[Black "Uhlmann, Wolfgang"]
[Result "0-1"]
[ECO "C19"]
[EventDate "1960.06.23"]
[PlyCount "84"]
[Annotator "Oli1970"]
[Comment "Wolfgang Uhlmann - Französich (I)"]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 Bb4
{Französisch, Winawer}
4.e5 c5
{Da Weiß das Zentrum für sich beansprucht, greift Schwarz die Bauernkette an.}
5.a3 Bxc3+
{Ziel des Abtausches ist, den weißen Damenflügel zu schwächen.}
6.bxc3 Ne7
{Da Weiß das Zentrum für sich beansprucht, greift Schwarz die Bauernkette an.}
7.Nf3 Bd7
{Die Problemfigur in der Französischen Verteidigung. Der Läufer findet in der Regel lange nicht ins Spiel, da ihm die eigenen Bauern den Weg versperren. Uhlmann beabsichtigt La4 mit Ziel auf den Bc2. Durch den Zug würde a3-a4 nebst La3 verhindert.}
8.a4 Qa5
{Prävention gegen La3 mit Angriff auf c5.}
9.Qd2 Nbc6 10.Bd3 c4
{Uhlmann holt sich Raum am Damenflügel, seine Bauern kontrollieren jedoch keine schwarzen Felder.}
11.Be2 f6 12.Ba3
( 12.exf6 {Weiß nähme sich seinen Vorteil - Raum im Zentrum!} 12...gxf6 {Schwarz ist damit natürlich quasi auf die lange Rochade festgelegt.} )
12...Ng6
{Auch damit legt sich Schwarz auf die lange Rochade fest, solange das Feld f8 wegen La3 nicht passierbar ist.}
13.O-O O-O-O
( 13...fxe5 {darf sich Schwarz nicht erlauben.} 14.dxe5 Ngxe5 15.Nxe5 Nxe5 16.Qg5 {Schwarz hat einen Bauern gewonnen, steht jedoch auf Verlust. Weiß droht in den Königsflügel einzubrechen, kann Lh5 nachziehen und der Springer hängt.} )
14.Bd6
{Fischer schneidet sofort den Weg des Königs nach b8 ab.}
14...Nce7
{Uhlmann beabsichtigt Sf5 mit Angriff auf Ld6. Die bessere Wahl wäre laut Engine Sge7 gewesen.}
15.Nh4
{Fischer verpasst die Möglichkeit eines Angriffs. Seine Idee war mit 16. Sxg6 Sxg6 die Springer abzutauschen oder, falls Uhlmann zuerst nehmen würde, durch Lxe7 den anderen Springer zu gewinnen. Hintergrund des Manövers ist, in der Folge einen Rückzug für den Ld6 auf h2 zu sichern, da die Diagonale nach b8 momentan stark ist.}
( 15.Rfb1 Be8 16.Bb4 Qc7 {Db6 wäre selbstmörderisch wegen des Abzugs Lxe7.} 17.a5 )
15...Rde8 16.Nxg6 hxg6 17.exf6
{Fischer gibt Uhlmann die Möglichkeit, den Doppelbauern sofort wieder aufzulösen.}
17...gxf6 18.h3
{Und nun kann der Läufer zurück und dennoch die Diagonale beherrschen.}
18...Nf5 19.Bh2 g5
{Die Engine sieht immer noch den Vorteil bei Weiß. Die Frage ist nur, was dieser Wert ist. Weiß hat den guten schwarzfeldrigen Läufer, der weißfeldrige ist eher von begrenztem Nutzen. Fischer kann auf die halboffene b-Linie zurückgreifen, Schwarz hat dafür die h-Linie, die in die Rochadestellung zeigt. Die weiße Dame kann nicht ziehen, ohne c3 preiszugeben, was aber mit Tac3 gedeckt werden kann. Andererseits kommt das schwarze Gegenstück ebenfalls nicht vom Fleck, denn ein Abzug befreit die weiße Dame von ihrer Aufgabe. Schwarz hat deutlichen Raumvorteil, den durchaus aktiven Springer sowie einen noch schlechten Läufer, der auf Entfesselung durch e6-e5 wartet. Aber Weiß hätte jetzt Tfe1 nebst Lg4, um möglicherweise Linien zu öffnen.}
20.f4 $2
{Fischer schwächt e4! Der Plan dahinter zeigt sich in den Varianten zum 21. Zug.}
20...Nd6 $1
{Der Fehlzug wird sofort gekontert.}
21.Bf3
{Fischer deckt}
( 21.fxg5 Ne4 {mit der Drohung, auf c3 einzuschlagen.} )
21...g4 $3
{Uhlmann findet eine brillante und die einzig gute Erwiderung. Er bietet den Bauern an.}
( 21...Ne4 {Die nächstbeste Option.} 22.Bxe4 dxe4 23.fxg5 {Nur ein kleiner Vorteil für Weiß, aber mit entsprechender Langzeitwirkung. fxg5 ginge nicht, da Tf7 nicht verhindert werden kann. Der schwarze Königsflügel steht offen, die Dame kann sich nun leisten, sich einem Angriff zu widmen und dem schwarzen König sind durch Lh2 Wege abgeschnitten.} 23...Qxg5 24.Qxg5 fxg5 {Tf7, Ld6 oder a4-a5 - Weiß hat die freie Wahl.} )
22.hxg4 f5
{Schwarz blockiert durch sein Bauernopfer den Bf4 und damit auch den Lh2! Lxg4 hätte nicht geändert und wäre im Gegenteil noch vorteilhafter für Schwarz. Jetzt 23. gxf5 exf5 ist weiterhin von Vorteil für Schwarz.}
23.g5
{Fischer hat zwar den Freibauern, doch ohne Unterstützung wird dieser harmlos bleiben. Die weißen Läufer sind beide nutzlos geworden und das schwache Feld e5 kann nicht genutzt werden, da Schwarz jederzeit Se4 spielen kann, um den Weg zu verstellen.}
23...Re7 24.Bg3 Be8 25.Qe3 Ne4 26.Bxe4
{Weiter mit dem Versuch, über e5 in die schwarze Stellung einzudringen und dem Freibauern Unterstützung zu geben.}
26...dxe4
( 26...fxe4 {Grundlegend falsch, da nach f4-f5 der schwarzfeldrige Läufer seine Aktivität zurück gewinnt.} )
27.Kf2 Reh7 28.Rfb1
( 28.d5 {Gäbe den Bauern zurück, würde aber eine Lücke für Gegenspiel schaffen. Schwarz hätte abzuwägen, ob ein Nehmen mit Dame oder Bauern vorteilhafter für ihn sein wird, denn natürlich darf dieser Bauern nicht durchgelassen werden, da er durch einen Turm gedeckt werden würde.} )
28...Qd5
{Uhlmann hat die Bedeutung von d4-d5 erkannt und blockiert den Bauern. Weiß sollte nun mit a4-a5 seinen Bauern vom bedrohten Feld herunterbringen und/oder nach einem weiteren Turmzug auf der Grundlinie der Dame ermöglichen, über c1 an den Damenflügel zu gelangen. }
29.Qe1 $6
{Vielleicht in der Hoffnung gespielt, Schwarz zu e4-e3 verleiten zu können? Jedenfalls ein Fehler, wie Uhlmann sofort beweist.}
29...Rh1 $1 30.Qxh1 $2
{Der Punkt, an dem Fischers Spiel verloren geht.}
( 30.Qe3 Rxb1 31.Rxb1 Bxa4 32.Ra1 {wäre die bessere Fortsetzung für Fischer gewesen. Nun müsste Schwarz entscheiden, ob er den Läufer z. B. auf e8 zurück zieht oder mit b7-b5 vorläufig einsperrt.} 32...Be8 33.Rxa7 Rh1 {mit Vorteil für Schwarz.} )
30...e3+ $3
{Sehr gut erkannt! Die Diagonale öffnet sich nachhaltig, Weiß kann sich nicht entziehen. Das kleinste Übel ist Kg1, da die Dame nicht zu retten ist und so der zweite Turm dafür genommen werden kann.}
31.Kg1 Rxh1+ 32.Kxh1 e2
{Dieser Bauer ist gefährlich, denn nach De4 kann Schwarz sich aussuchen, wie er die weiße Stellung zerpflückt.}
33.Rb5
{Nur eine Verzweiflungstat, besser wäre noch a4-a5 gewesen.}
( {Interessant im Hinblick auf Fischers Tb5 ist dieses Abspiel: } 33.g6 Bxg6 {zieht den Läufer von a4 fort.} 34.Rb5 Qe4 {Andere Züge wechseln den Vorteil zugunsten von Weiß.} 35.Re1 )
33...Bxb5 34.axb5 Qxb5
{Uhlmann gibt des e-Bauern damit auf, denn dieser kann durch Turm und Läufer gestoppt werden. Also besser einen neuen Freibauern bilden!}
35.Re1 a5 36.Rxe2 a4
{Der a-Bauer kann nur durch den Turm aufgehalten werden, was Schwarz jedoch durch Db2 schnell vereiteln würde.}
37.Rxe6 a3 38.g6 Qd7 $1
{Der g-Bauer darf nicht durchgelassen werden.}
( {Obacht!} 38...a2 39.g7 $1 a1=Q+ 40.Kh2 {Weiß holt sich eine Dame zurück und steht plötzlich in Gewinnstellung!} )
39.Re5 b6 40.Bh4 a2
{Der Turm muss auf die Grundreihe zurück.}
41.Re1 Qg7 42.Ra1 Qxg6
{Hoffnungslos für Fischer, er gibt auf. Nach Txa2 folgt Dh5 mit Läufergewinn, nach Läufer- oder Königszug Dh7 nebst Da7. Uhlmann dominiert das Spiel, seine Bauern am Damenflügel werden gewinnen.}
0-1
Aumakua - 08. Jul '23
Danke Oli 👍👏
Tschechov - 08. Jul '23
In "Wolfgang Uhlmann: Meine besten Partien" wird 7. a4 gespielt.
Vabanque - 08. Jul '23
Tolle Partie, die ich noch gar nicht kannte!

Ja, Uhlmann war ein großer Französisch-Experte.

Interessant sind deine Kommentare nach dem 19. Zug von Schwarz, wo du die Stellung positionell genau beschreibst. Wirklich verwunderlich, wie die Engine hier einen weißen Vorteil sehen kann. Ich denke, fast jede/r würde diese Stellung hier schon lieber mit Schwarz spielen. Dass Fischer bereits mit seinem nächsten Zug (20. f4) fehl greift, bestätigt doch diese 'menschliche' Einschätzung. Solche Fehlzüge passieren oft dann, wenn man sich schon nicht mehr sehr wohl fühlt. Oder Fischer wollte aus der Stellung mehr herausholen als tatsächlich drin war.

Am Schluss lässt Uhlmann Fischer keine Chance.

Schön, dass es hier mal wieder eine kommentierte Partie gab!

Mit den anschaulichen Anmerkungen lässt sich die Partie ohne Probleme zügig durchspielen.
Tschechov - 08. Jul '23
Im Übrigen natürlich auch ein dickes Danke von mir für das Zeigen dieser Partie.
Vabanque - 08. Jul '23
Wenn die Rubrik 'Kommentierte Spiele' wieder auf mehr Interesse stößt - ich hätte noch einige fertig kommentierte Partien in der 'virtuellen Schublade' liegen.
Feyerabend - 08. Jul '23
@Olli1970: Danke für die interessante Partie und deine tolle Kommentierung.

@Vabanque: Poste gern deine Partien. Ich finde die Rubrik Kommentierte Spiele interessant.
Aumakua - 08. Jul '23
Tschechov
In "Wolfgang Uhlmann: Meine besten Partien" wird 7. a4 gespielt.


In dieser Videoanalyse (Englisch) kommt auch:
7.a4

youtube.com/watch?v=uP_1eA_BOok
aguirre - 08. Jul '23
Tolle Partie, vor allem aber toll und nachvollziehbar erklärt.
Danke. 👍
Vabanque - 08. Jul '23
>>Tschechov - vor 42 Min.
In "Wolfgang Uhlmann: Meine besten Partien" wird 7. a4 gespielt.<<

Das ist natürlich kein Beweis. Uhlmann kann die Partie aus dem Kopf niedergeschrieben haben. Selbst einem GM unterlaufen da u.U. Irrtümer, vor allem, wenn sie nur Zugumstellung bedeuten.
Ein Beweis wäre nur ein Partieformular, aber ob das bei einer Partie von 1960 noch aufzutreiben ist? Bei alten Partien stützt man sich ja in der Regel auf Turnierbücher oder Veröffentlichungen in zeitgenössischen Zeitschriften, und da stößt man häufiger mal auf Widersprüche in der Notation.
Oli1970 - 08. Jul '23
Zuerst mal danke für das Beschäftigen mit dieser Kommentierung! 😀👍

Zu den Zugumstellungen im 7.-9. Zug hatte ich wie geschrieben verschiedene Quellen gesichtet und mich der Mehrheit angeschlossen. Wer weiß, wer von wem abgeschrieben hat. Seit ein paar Monaten besitze ich Uhlmanns „Französisch … richtig gespielt - Ein Leben lang Französisch“, meine Kommentierung ist schon zwei, drei Jahre alt. Gerade nachgesehen (hätte ich vielleicht vorher tun sollen😁): 7. a4 Sbc6 8. Sf3 Da5 9. Dd2 Ld7. Uhlmann selbst schreibt dazu, in der modernen Turnierpraxis (1991, 2018 überarbeitet) würde häufig 7. Sf3 angewandt.

Uhlmann kommentiert die Stellung zum 19. Zug gar nicht, schlägt für Fischer 20. Tfe1 vor. 20…Sd6 bewertet er mit ?!, denkt über 20…g4!? nach, da sein Textzug das Öffnen der Diagonale h2-b8 erlauben würde.

(Ich hoffe, ich habe alle „Uhlemanns“ erwischt, blöde Autokorrektur.)
Rubo - 08. Jul '23
@Oli1970 - danke; prima lehrstoff für mich mit klasse erläuterungen. ...danke. lb. gr.
Vabanque - 08. Jul '23
>>Ich hoffe, ich habe alle „Uhlemanns“ erwischt, blöde Autokorrektur.<<

Für die Threadtitel scheint es ja keine Autokorrektur zu geben, sonst stünde da nicht 'Französich'😉
Oli1970 - 08. Jul '23
Ich hatte kein „s“ mehr übrig, das brauchte ich schon nach dem „ö“! 🤣🤣🤣
Alapin2 - 08. Jul '23
Ich hatte, heute morgen schon, bei "Keres, Französisch" von 1958 nachgeschaut ( Danke, "Racker" für das Verleihen ca. 1967! 😁). Dachte, zeitgenössisch eher auf die Spur zu kommen.
7) a4 Sc6 8) Sf3 Da5 9) Dd2 Ld7 wird als genaueste Zugfolge empfohlen. (Oli!)
Zu der Zeit war Weltmeister Botwinnik auch noch "Franzose". Daher Mode.
Oli1970 - 08. Jul '23
Auch Uhlmann lag in meiner Buchausgabe daneben, wie seine eigene Partiemitschrift belegt: Die Zugreihenfolge ist unzweifelhaft 7. a4 Sbc6 8. Sf3 Ld7 9. Dd2 Da5 🤷‍♂️Ausgerechnet chessgames.com hat den besten Job gemacht.😉

chesscollectorshop.com/products/3027
Vabanque - 09. Jul '23
>>Zu der Zeit war Weltmeister Botwinnik auch noch "Franzose". Daher Mode.<<

Botwinnik hat Französisch bis 1960 bevorzugt ... dann verlor er damit spektakulär gegen Unzicker und ging auf der Stelle zu Caro-Kann über. Zwar mit bemerkenswertem Erfolg, aber trotzdem finde ich Botwinniks frühere Französisch-Partien interessanter. Französisch führt einfach zu spannungsreicheren Stellungen. Aber der spätere Botwinnik war - leider! - eher Sicherheitsfanatiker.
gammapappa - 09. Jul '23
Da man als e4-Spieler auch öfter mal Französisch aufs Brett bekommt und meist davon ausgehen kann, dass der Gegner das perfekt beherrscht, habe ich mir eine seltene Erwiderung ausgesucht, nämlich das Reti-Gambit. Der Vorteil ist, das der Gegner das meißt nicht kennt und man ohne Theorie-Ballast locker aufspielen kann.
Vabanque - 10. Jul '23
Was ist denn das für ein Gambit? Ich kenne gegen Französisch nur das Gambit

1. e4 e6 2. Sf3 (hier kommt es mir meistens schon komisch vor) d5 (vielleicht besser gleich statt d5 mit c5 in Sizilianisch übergehen?) 3. e5 c5

4. b4!!? (die 2 Rufzeichen sind subjektiv, denn bisher habe ich dagegen immer verloren, egal ob ich das Gambit angenommen oder abgelehnt habe):

Move piece

Chessboard as table

hgfedcba
1Rook WhiteBishop WhiteKing WhiteQueen WhiteBishop WhiteKnight WhiteRook White
2Pawn WhitePawn WhitePawn WhitePawn WhitePawn WhitePawn White
3Knight White
4Pawn White
5Pawn WhitePawn BlackPawn Black
6Pawn Black
7Pawn BlackPawn BlackPawn BlackPawn BlackPawn Black
8Rook BlackKnight BlackBishop BlackKing BlackQueen BlackBishop BlackKnight BlackRook Black

Pieces lists

Pieces White

  • King e1
  • Queen d1
  • Rook a1
  • Rook h1
  • Bishop c1
  • Bishop f1
  • Knight b1
  • Knight f3
  • Pawn a2
  • Pawn c2
  • Pawn d2
  • Pawn f2
  • Pawn g2
  • Pawn h2
  • Pawn b4
  • Pawn e5

Pieces Black

  • King e8
  • Queen d8
  • Rook a8
  • Rook h8
  • Bishop c8
  • Bishop f8
  • Knight b8
  • Knight g8
  • Pawn c5
  • Pawn d5
  • Pawn e6
  • Pawn a7
  • Pawn b7
  • Pawn f7
  • Pawn g7
  • Pawn h7
Black to move
gammapappa - 11. Jul '23

Ich meinte diese Variante nach
1.e4 e6 2.b3 d5 3.Lb2 dxe 4.Sc3
Den Bauern sollte Schwarz nicht versuchen zu halten.
Nach ...Sf6 kann zur Verblüffung von Schwarz 5.g4 folgen mit späterer langen Rochade.
Schlecht ist 4....f5
Vabanque - 11. Jul '23
Ja, dieses Gambit kenne ich auch. Es kommt allerdings nach meiner Erfahrung noch deutlich seltener vor als das von mir gezeigte.

>>Schlecht ist 4....f5<<

Kann man das auch begründen? Eine unmittelbare Widerlegung kann ich nicht sehen. Was spielt Weiß? 5. f3 oder 5. d3 kommen in Frage. Es wird dann ein echtes Gambit und Weiß bekommt Entwicklungsvorsprung für den Bauern, aber nicht mehr als das. Schwarz hat sich mit f5 geschwächt, die Frage ist halt, ob diese Schwächung so schlimm ist.
Alapin2 - 11. Jul '23
Vabanque : Zu den Gefahren, die schwarzes Fressen auf e4 nebst f5 nach sich ziehen kann, empfehle ich Aljechin - Nimzowitsch, Veldes 1931. Schwarz hielt ganze 19 Züge durch!
Ich selbst bekam gegen gammapappa gegen sein Reti-Gambit keinen Fuß auf den Boden. Empfehlung von John Watson (e4 e6 b3 b6(!??))... Die soll der mal lieber selbst spielen.
Wer interessiert ist : Meine Partien, Ende am 24.11.21.
Würde sie hier reinstellen, weiß bloß nicht, wie das geht. Wer mag: Ich habe damit keine
Probleme!
FriedWil - 13. Jul '23
Bezugnehmend auf den letzten Eintrag von Alapin2, und der Zustimmung von gammapappa, hier die erwähnte Partie zum Analysieren und Diskutieren.

gammapappa Alapin2 Freundschaftsspiel bb918e6607e14a96 | 2021.07.25 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e6 2. b3 b6 3. Lb2 Lb7 4. Sc3 c5 5. g4 h5 6. xh5 Sf6 7. Lg2 d6 8. De2 Dd7 9. Sf3 Sc6 10. O-O-O Sxh5 11. De3 e5 12. Sd5 Sf6 13. Sxf6+ xf6 14. Kb1 Lh6 15. De2 Lf4 16. h4 Dc7 17. Lh3 Lc8 18. Lxc8 Dxc8 19. Tdg1 Dd7 20. c3 d5 21. d4 O-O-O 22. xc5 xe4 23. Dxe4 f5 24. De2 xc5 25. Td1 Dc7 26. Dc4 Sa5 27. Da6+ Kb8 28. c4 Sc6 29. Db5+ Db6 30. Txd8+ Txd8 31. a4 Sd4 32. Sxd4 xd4 33. h5 Th8 34. La3 Ld6 35. h6 Dxb5 36. xb5 Kb7 37. Th5 f4 38. Lxc5 Lxc5 39. Txc5
PGN anzeigen
[Event "Freundschaftsspiel bb918e6607e14a96"]
[Date "2021.07.25"]
[Round "-"]
[White "gammapappa"]
[Black "Alapin2"]
[Result "1-0"]

1.e4 e6 2.b3 b6 3.Bb2 Bb7 4.Nc3 c5 5.g4 h5 6.gxh5 Nf6 7.Bg2 d6 8.Qe2 Qd7 9.Nf3
Nc6 10.O-O-O Nxh5 11.Qe3 e5 12.Nd5 Nf6 13.Nxf6+ gxf6 14.Kb1 Bh6 15.Qe2 Bf4 16.h4
Qc7 17.Bh3 Bc8 18.Bxc8 Qxc8 19.Rdg1 Qd7 20.c3 d5 21.d4 O-O-O 22.dxc5 dxe4
23.Qxe4 f5 24.Qe2 bxc5 25.Rd1 Qc7 26.Qc4 Na5 27.Qa6+ Kb8 28.c4 Nc6 29.Qb5+ Qb6
30.Rxd8+ Rxd8 31.a4 Nd4 32.Nxd4 exd4 33.h5 Rh8 34.Ba3 Bd6 35.h6 Qxb5 36.axb5 Kb7
37.Rh5 f4 38.Bxc5 Bxc5 39.Rxc5 1-0
Alapin2 - 13. Jul '23
Danke, FriedWil für die Mühe.
Ich wollte nur ein Beispiel liefern, wie Weiß Druck aufbauen kann.
Mir gefiel die Stellung schon nach wenigen Zügen nicht mehr : Immer nur reagieren müssen...
P. S. : Im "echten" Franzosen ging vor einigen Jahren ein Gegner nach 1) e4 e6 2) b3 d5
3) ed5: ed5: 4) d4 in die Abtauschvariante über, mit total langweiliger Stellung und Remisschluss. John Watson empfahl daher 2)...b6 nebst Lb7 nach 2) b3. Die Idee dahinter: Der Be4 wird angegriffen und Weiß muß reagieren. Aber : Auch im Nachhinein sehe ich nicht, wie Schwarz meinen Murks da oben grundlegend verbessern kann.