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Knackige Kombination - Tigran Petrosian - Ludek Pachman 1961
Oli1970 - 28. Okt '23
Der beste Torwart Armeniens zeigt sich in dieser Partie als starker Angreifer. Pachman hat den fortwährenden Angriffen nichts entgegen zu setzen. Petrosian taktiert Pachman derart in die Defensive, dass dieser nach kaum 17 Zügen seine Figuren ausschließlich als Verteidiger schwacher Bauern und Felder einsetzen muss, wenn sie nicht schon an wertvollere Figuren gefesselt sind. Petrosian strotzt dagegen vor Aktivität im Zentrum, auf halboffenen Linien und langen Diagonalen.
Ein auf den ersten Blick gesunder Deckungszug entpuppt sich als fataler Fehler. Petrosian hat einen Mattweg glasklar vor Augen. Die schönsten Matts beginnen mit einem Damenopfer...
Mit heutiger Rechenpower mag man Petrosian einen Denkfehler vorwerfen und seinen Plan abwerten wollen. Das mag jeder selbst bewerten und an einem eigenen Spielplan messen. Gemeint ist die Stellung nach dem 17. Zug:
Schummeln gilt nicht, die Partie bzw. die Stellung ist recht bekannt. ;-)































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Ein auf den ersten Blick gesunder Deckungszug entpuppt sich als fataler Fehler. Petrosian hat einen Mattweg glasklar vor Augen. Die schönsten Matts beginnen mit einem Damenopfer...
Mit heutiger Rechenpower mag man Petrosian einen Denkfehler vorwerfen und seinen Plan abwerten wollen. Das mag jeder selbst bewerten und an einem eigenen Spielplan messen. Gemeint ist die Stellung nach dem 17. Zug:
Move piece
Chessboard as table
a | b | c | d | e | f | g | h | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
8 | Rook Black | Bishop Black | Rook Black | |||||
7 | Pawn Black | Knight Black | Pawn Black | King Black | Pawn Black | |||
6 | Bishop White | Pawn Black | Bishop Black | Pawn Black | ||||
5 | Pawn Black | Queen Black | Pawn Black | |||||
4 | Knight White | |||||||
3 | Pawn White | Pawn White | Queen White | Pawn White | ||||
2 | Pawn White | Pawn White | Pawn White | Bishop White | Pawn White | |||
1 | Rook White | Rook White | King White |
Pieces lists
Pieces White
- King g1
- Queen f3
- Rook a1
- Rook e1
- Bishop g2
- Bishop d6
- Knight c4
- Pawn b2
- Pawn c2
- Pawn f2
- Pawn h2
- Pawn b3
- Pawn d3
- Pawn g3
Pieces Black
- King g7
- Queen b5
- Rook a8
- Rook f8
- Bishop f6
- Bishop c8
- Knight e7
- Pawn a5
- Pawn c5
- Pawn e6
- Pawn g6
- Pawn b7
- Pawn f7
- Pawn h7
Schummeln gilt nicht, die Partie bzw. die Stellung ist recht bekannt. ;-)
Petrosian, Tigran V Pachman, Ludek Bled | Bled SLO | 6 | 1961.09.10 | A04 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. Sf3 Richard Retí und vor ihm schon Zukertort führten 1. Sf3 als Eröffnungszug ein. c5 2. g3 Sc6 3. Lg2 g6 4. O-O Lg7 5. d3 e6 6. e4 Sge7 7. Te1 O-O 8. e5 Blockiert zunächst die Läuferdiagonale. Der Bauer ist zwar zweimal angegriffen, aber auch zweimal gedeckt. d6 9. xd6 Holt die schwarze Dame in die Arena, die in der Folge zum fortwährenden Ziel wird. Dxd6 10. Sbd2! Sc3 erscheint vorteilhafter, da Petrosian seinen Läufer einsperrt. Er strebt aber Sb3 mit Angriff auf Bc5 an, sobald durch Lf4 die Dame gezwungen ist, ihr Feld zu verlassen. Bleibt sie stehen, folgt Se4 mit Angriff auf Dame und Bauer. Dc7 11. Sb3 Sd4? Pachman glaubte den Springer doppelt gedeckt. Nähme Weiß, wäre die Linie tatsächlich besser spielbar. 12. Lf4 Petrosian nimmt jedoch nicht. Dadurch ist Bc5 derzeit nur durch die stärkste schwarze Figur geschützt. Db6? Pachman bleibt in der Defensive. Petrosian hat seine Leichtfiguren und Te1 wirkungsvoll positioniert. 13. Se5 Droht, mit Sc4 auf Damenfang zu gehen. Lxe5 ist möglich, aber wer tauscht gern den fianchettierten Läufer? Sxb3? Dreimal schwach gezogen - Pachman ist hoffnungslos überspielt. 14. Sc4! Db5 Besser war der Rückzug auf d8. 15. xb3 a5 Verhindert Ta5 mit Gewinn des Bc5. 16. Ld6! Lf6?? Diese Deckung des Springers wird Petrosian sofort widerlegen. Angezeigt war Te8. 17. Df3 Kg7 18. Te4!! Petrosian hat seine Matt-Idee gefunden! Pachmans beste Verteidigung wäre Sd5 um den Preis des Turms gewesen.
Heute kann man ein Matt in zehn Zügen nachweisen. 1961 am Brett war Petrosians Idee ziemlich verblüffend, und sie wirkt auch heute noch so. Mit heutiger Rechnerunterstützung mag man 18.Te4 leicht als "zweitklassig" abstufen wollen, da 18...Sd5 tatsächlich das Matt verhindert hätte - aber wer wäre überhaupt auf einen von beiden Gewinnplänen gekommen, wer hätte die Verteidigung gefunden? Beachtenswert ist zudem die Parallelität der folgenden Züge mit dem Partieverlauf. 18. Dxf6+ Kxf6 19. Le5+ Kg5 20. Lg7 Dc6 21. Se5 mit der Fortsetzung z. B. Kh5 22. g4+ Kg5 23. h4+ Kxh4 24. Lf6+ g5 25. Te3 Df3 26. Txf3 h6 27. Th3#
Td8 19. Dxf6+ Kxf6 20. Le5+ Kg5 21. Lg7! Ein verblüffender Schlusszug, der dem König den Rückweg abschneidet! Pachman gab auf. Die Drohung h4+ ist nicht zu verteidigen.
Vabanque - 28. Okt '23
Ja, das ist eine sehr bekannte Partie, zu Recht.
Mir war auch bekannt, dass Petrosjan das Damenopfer bereits einen Zug früher hätte bringen können, das Matt dann aber schwieriger zu berechnen gewesen wäre.
Also hat er das Damenopfer noch vorbereitet, da eine Rettung für Schwarz so und so nicht gegeben war😀
Bei dieser Partie besticht aber vor allem die Art und Weise, wie Petrosjan aus einer ruhigen, eigentlich harmlos erscheinenden Eröffnung heraus in wenigen Zügen einen unwiderstehlichen Angriff aufbaut. Das positionelle Spiel vor dem Damenopfer beeindruckt mich daher noch mehr als der berühmte 'Schocker' am Ende.
Man muss aber auch sagen, dass diese Partie Pachman nicht Gerechtigkeit widerfahren lässt. Er ist da weit von seinem besten Spiel entfernt. Petrosjan hat freilich Pachmans Ungenauigkeiten in gnadenloser Weise bestraft.
Mir war auch bekannt, dass Petrosjan das Damenopfer bereits einen Zug früher hätte bringen können, das Matt dann aber schwieriger zu berechnen gewesen wäre.
Also hat er das Damenopfer noch vorbereitet, da eine Rettung für Schwarz so und so nicht gegeben war😀
Bei dieser Partie besticht aber vor allem die Art und Weise, wie Petrosjan aus einer ruhigen, eigentlich harmlos erscheinenden Eröffnung heraus in wenigen Zügen einen unwiderstehlichen Angriff aufbaut. Das positionelle Spiel vor dem Damenopfer beeindruckt mich daher noch mehr als der berühmte 'Schocker' am Ende.
Man muss aber auch sagen, dass diese Partie Pachman nicht Gerechtigkeit widerfahren lässt. Er ist da weit von seinem besten Spiel entfernt. Petrosjan hat freilich Pachmans Ungenauigkeiten in gnadenloser Weise bestraft.
Vabanque - 28. Okt '23
Mich wundert eigentlich, dass diese Partie bisher in den Kommentierten Spielen noch nie gebracht wurde. Vermutlich habe ich es immer nur geplant gehabt, sie zu kommentieren.
Nun muss ich mich um eine Partie zur Ehrenrettung Pachmans kümmern😉
Nun muss ich mich um eine Partie zur Ehrenrettung Pachmans kümmern😉
Oli1970 - 28. Okt '23
Das wäre absolut zwingend erforderlich. Petrosjans Ehre musste nach Tal gerettet werden, also ist jetzt Pachman dran. Bin gespannt, wer dann zu retten sein wird. 😀👍
Vabanque - 28. Okt '23
Petrosjan war nicht nur ein starker Verteidiger. Er konnte schon angreifen und tat es auch, wenn die Stellung einen Angriff erforderte. Er konnte auch sehr gut kombinieren, tat es aber auch nur, wenn er absolut sicher war, dass die Kombination Erfolg haben würde. Irgendjemand (wer, habe ich leider vergessen) hat mal (sinngemäß) gesagt: 'Man kann nie wissen wann, Petrosjan plötzlich wie Tal zu spielen anfängt.'
Oli1970 - 28. Okt '23
Zum Zitat würde ich ja ChatGPT befragen, aber damit habe ich schon mal Verwirrung gestiftet. 🤣🤣🤣
Bei Petrosjan und Tal könnte ich mich gar nicht entscheiden, wessen Partien ich schöner finde. Die Ära war schon phänomenal, beide und andere mehr haben schöne Schätze hinterlassen.
Bei Petrosjan und Tal könnte ich mich gar nicht entscheiden, wessen Partien ich schöner finde. Die Ära war schon phänomenal, beide und andere mehr haben schöne Schätze hinterlassen.
Vabanque - 28. Okt '23
Nach heutiger Einschätzung würden Petrosjans Partien wohl als korrekter gelten. Tals Partien finde ich aber weitaus faszinierender. Viele Petrosjan-Partien sind recht zäh und bieten wenig 'fürs Auge'. Von Tal-Partien kann man das eigentlich nie behaupten. Ein anderer Spieler dieser Ära, der wahrscheinlich nie eine langweilige Partie gespielt hat, war Bronstein.