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Lupenreine Patzer - Frank Marshall
Oli1970 - 25. Nov '23
Eine Kurzpartie, in der Simon Alapin überraschend schnell Frank Marshall
eine empfindliche Niederlage zufügt. Die Partie ist eher keine Perle der
Schachgeschichte, dennoch in einigen Punkten instruktiv. Zum einen
Marshalls erster Fehlzug, der auf den ersten Blick so kraftvoll wirkt,
dass Alapins Stellung schon verloren scheint. Dann die Erwiderung Alapins,
die wohl nur brillant zu nennen ist, denn sie kehrt das Geschehen sofort
um, was Marshall, in der Hoffnung seine Figur zu retten, zu einem weiteren
Fehler verleitet.
Die Partie ist mit dem 14. Zug Alapins schon zu Ende. Ich finde, sie ist
dennoch ein erhobener Zeigefinger, mutmaßlich starke Züge nicht "blind"
zu spielen und andersrum ungewöhnliche Antworten in Erwägung zu ziehen,
bevor man eine Partie verloren gibt. Denn wie viele Spieler hätten in
vergleichbarer Situation Alapins Zug gespielt? Viele, wenn nicht die
meisten, hätten sich wohl mit b3 zufrieden gegeben - nur ein kleines
Fluchtfeld für den König aufziehen, bloß nicht die ganze Tür
aufstoßen.
Das schnelle Ende der Partie beschleunigen wir noch einmal und sehen uns
eine mögliche Mattkombination an, in der das Läuferpaar seine Stärke
demonstrieren darf.































PGN anzeigen
eine empfindliche Niederlage zufügt. Die Partie ist eher keine Perle der
Schachgeschichte, dennoch in einigen Punkten instruktiv. Zum einen
Marshalls erster Fehlzug, der auf den ersten Blick so kraftvoll wirkt,
dass Alapins Stellung schon verloren scheint. Dann die Erwiderung Alapins,
die wohl nur brillant zu nennen ist, denn sie kehrt das Geschehen sofort
um, was Marshall, in der Hoffnung seine Figur zu retten, zu einem weiteren
Fehler verleitet.
Die Partie ist mit dem 14. Zug Alapins schon zu Ende. Ich finde, sie ist
dennoch ein erhobener Zeigefinger, mutmaßlich starke Züge nicht "blind"
zu spielen und andersrum ungewöhnliche Antworten in Erwägung zu ziehen,
bevor man eine Partie verloren gibt. Denn wie viele Spieler hätten in
vergleichbarer Situation Alapins Zug gespielt? Viele, wenn nicht die
meisten, hätten sich wohl mit b3 zufrieden gegeben - nur ein kleines
Fluchtfeld für den König aufziehen, bloß nicht die ganze Tür
aufstoßen.
Das schnelle Ende der Partie beschleunigen wir noch einmal und sehen uns
eine mögliche Mattkombination an, in der das Läuferpaar seine Stärke
demonstrieren darf.
Alapin, Simon Marshall, Frank Ostend | Ostend BEL | 26 | 1905.07.18 | C32 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e5 2. f4 d5 Das Falkbeer-Gegengambit. 3. xd5 e4 4. d3 Sf6 5. xe4 Sxe4 6. Sf3 Lc5 7. De2 bisher in der Theorie häufig gespielte Züge. f5 8. Sc3 Lf2+ 9. Kd1 O-O 10. Ld2 Eventuell eine Eröffnungsneuerung von Alapin. Tatsächlich ist dies die einzige Partie, die ich mit diesem Zug, zumindest unter Berücksichtigung von Alter und Spieler-Können, finden konnte. Und tatsächlich bewertet Stockfish diese Fortsetzung als stärksten Zug. Andere / spätere Partien wurden in dieser Stellung mit Sxe4 fortgesetzt. Sxc3+ 11. Lxc3 Dxd5+ 12. Kc1 Bestandsaufnahme: Beide Spieler verfügen nicht mehr über ihre Zentrumsbauern, ihre f-Bauern sind jeweils bis zur Mitte vorgerückt. Es besteht Gleichstand im Material, allerdings ist Marshalls Läufer akut bedroht. Marshall hat rochiert und als Aktiva die Dame und den Läufer ins Spiel gebracht, Tf8 könnte auf die sechste Reihe ziehen. Alapin hat zwei Leichtfiguren aktiviert, seine Dame steht gut positioniert mit Möglichkeiten auf der e- und c-Linie. Die Türme sind durch König und Lf1 blockiert. Stockfish erkennt auf ungefähr eine Bauerneinheit positionellen Vorteil für Weiß. Td8?? Kann dieser Zug wirklich ein Fehler sein? Turm und Dame auf der freien Linie sieht doch nicht schlecht aus, oder? Es droht Matt auf d1, deshalb ist Lf2 nicht zu nehmen. 13. b4!! Dieser Zug beweist den Fehler! Denn nun ist ein Matt auf d1 nicht mehr möglich und Lf2 steht ziemlich im Regen. Der Rückzug nach c5 (zur Deckung von e7) ist unterbunden. Lb6?? Doppelfehler. Alapin wird sofort die entstandene Schwäche auf e7 nutzen. 14. De7 Marshall gab hier schon auf - die Partie war nicht mehr zu retten. Durch diesen Zug lassen wir Alapin eine kleine Matt-Kombination vorführen, und wir sehen das Zusammenwirken der beiden Läufer.
Vabanque - 25. Nov '23
Edited
Wieder so eine tolle Kurzpartie hast du da ausgegraben!
12 ... Td8 gewinnt scheinbar ein Tempo durch Angriff auf die wD, wer denkt denn an sowas Gemeines wie 13 b4 in dieser Stellung? Das hat Alapin (wenn es auch nicht 'unser' Alapin2 war!) hier aber sehr gut gesehen👏
Und beim Nachspielen war ich tatsächlich auch von 13 ... Lb6 ausgegangen, und hatte selbst nach 14 De7 noch gedacht: '14 ... Dd7 verteidigt doch gegen das Matt auf g7?' (14 ...Td7 verteidigt übrigens nicht wegen 15 De8#, auch lustig)
Aber am Ende wird es doch Matt auf g7, und zwar mit dem Läufer, woran man nachträglich sieht, wie gut doch 10 Ld2 war, so komisch der Zug an dieser Stelle aussieht.
Und wie auch McKenzie in der anderen Kurzpartie (/forum/thread.html?key=ODHPP0PnypnD&sv=2), lässt sich Marshall auch hier lieber mattsetzen als (mit 13 ...Lc5 nebst Sc6 statt Lb6) eine Figur aufzugeben. Letzteres hätte sowieso nicht viel Sinn gehabt, weil Alapin dann mit 15 Dc4 sicher gleich die Damen getauscht hätte.
Übrigens glaube ich nicht, dass Marshalls Läuferschach auf f2 gut gewesen sein kann, es stellt sich am Ende doch nur als Tempoverlust heraus: der Läufer muss wieder zurück - wenn er überhaupt kann! In der Partie konnte er es nicht - wegen des Fehlers Td8.
12 ... Td8 gewinnt scheinbar ein Tempo durch Angriff auf die wD, wer denkt denn an sowas Gemeines wie 13 b4 in dieser Stellung? Das hat Alapin (wenn es auch nicht 'unser' Alapin2 war!) hier aber sehr gut gesehen👏
Und beim Nachspielen war ich tatsächlich auch von 13 ... Lb6 ausgegangen, und hatte selbst nach 14 De7 noch gedacht: '14 ... Dd7 verteidigt doch gegen das Matt auf g7?' (14 ...Td7 verteidigt übrigens nicht wegen 15 De8#, auch lustig)
Aber am Ende wird es doch Matt auf g7, und zwar mit dem Läufer, woran man nachträglich sieht, wie gut doch 10 Ld2 war, so komisch der Zug an dieser Stelle aussieht.
Und wie auch McKenzie in der anderen Kurzpartie (/forum/thread.html?key=ODHPP0PnypnD&sv=2), lässt sich Marshall auch hier lieber mattsetzen als (mit 13 ...Lc5 nebst Sc6 statt Lb6) eine Figur aufzugeben. Letzteres hätte sowieso nicht viel Sinn gehabt, weil Alapin dann mit 15 Dc4 sicher gleich die Damen getauscht hätte.
Übrigens glaube ich nicht, dass Marshalls Läuferschach auf f2 gut gewesen sein kann, es stellt sich am Ende doch nur als Tempoverlust heraus: der Läufer muss wieder zurück - wenn er überhaupt kann! In der Partie konnte er es nicht - wegen des Fehlers Td8.