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Reuben Fine #2, AVRO 1938

Oli1970 - 03. Mär '22
Diese Partie zwischen Reuben Fine und Salo Flohr, gespielt während des Radio-Turniers 1938 in den Niederlanden, ist laut Fine eine seiner besten Partien überhaupt. Flohr hat zwar nicht fehlerfrei gespielt, Fine dafür umso präziser kalkuliert. Das Spiel beweist im 11. und 14. Zug von Schwarz, dass vor einem Abtausch immer berechnet werden muss, ob es günstiger ist, einen Abtausch einzuleiten oder hinzunehmen, daß sich die Stellung auf dem Brett und damit der Vorteil gravierend verändern kann.

Das AVRO-Turnier 1938 war hochkarätig besetzt: Neben Fine und Flohr spielten Keres, Botwinnik, Euwe, Reshevsky, Aljechin und Capablanca. Fine und Keres teilten sich am Ende den ersten Platz, wobei Keres deutlich vorsichtiger spielte. Keres gewann drei Partien, remisierte alle weiteren. Fine gewann sechs, verlor drei und remisierte fünf Partien. Flohr plagten persönliche Sorgen, so dass er weit entfernt von seiner Normalform spielte, Capablanca als ältester Teilnehmer wurde Vorletzter - während des Turniers erlitt er einen leichten Schlaganfall, der ihn behinderte.

Eine von Vabanque kommentierte Partie mit Reuben Fine als Schwarzspieler gegen Isaac Kashdan aus der US Championship 1936 mit einem bemerkenswerten Läuferendspiel findet sich auf chessmail hier: /forum/topic.html?key=35e5bf768e374a01

Fine, Reuben Flohr, Salo AVRO | The Netherlands | 5 | 1938.11.13 | C17 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 Französisch, Winawer. 4. e5 c5 5. Ld2 Bogoljubow-Variante Se7 Nutzt den Umstand, dass der Läufer im Winawer nach b4 entwickelt wird. 6. Sf3 Sf5 7. xc5
Eine alternative Fortsetzung wäre z. B.: 7. a3 Lxc3 8. Lxc3 xd4 9. Sxd4 Sc6 10. Lb5
Lxc5 8. Ld3 Sh4 9. O-O
9. Sxh4 Dxh4 10. g3 treibt die schwarze Dame zurück auf ihr Ausgangsfeld. Andere Optionen wie De7 oder Dh3 sind nachteilig. Dd8
Dh3 11. Sb5 Weiß kann zwei Ideen verfolgen. Zum einen Sc7+ mit Doppelangriff auf den Turm, was durch Sa6 zu verhindern ist oder aber Df3 nebst Lf1 und Versuch des Damengewinns / -tauschs. Sa6 12. Df3 O-O 13. Lf1 Df5 als einziges Feld 14. Dxf5 xf5
De7 11. Dg4 h5 12. Dxg7 Df8 13. Df6+−
11. Dg4 Schwarz muss nun aufpassen und auf die kurze Rochade verzichten wegen O-O 12. Lh6 g6
Sc6 10. Te1 Normale Entwicklungszüge auf beiden Seiten. h6?! Ohne Notwendigkeit. Die weißen Läufer lugen zwar in den Königsflügel, es droht aber keine unmittelbare Gefahr. Schwarz hätte stattdessen mit Ld7 seinen weißfeldrigen Läufer entwickeln und Mobilität für Ta8 herstellen sollen. Der Hauptnachteil der Französichen Verteidigung; zumeist bleibt der weißfeldrige Läufer lange eingesperrt und ihm stehen die eigenen Bauern im Weg.
O-O?? wäre falsch wegen des "Klassikers" 11. Lxh7+ Kxh7 12. Sg5+ Kg8
Kg6 13. Dg4
13. Dh5
11. Sa4! Fines Plan: Vertreibung des Läufers und Öffnung der c-Linie. Lf8
Le7 Sofortiges Le7 ist nachteilig für die schwarze Position. 12. Sxh4 Lxh4 13. Dg4 Schwarz muss sich nun vor Dxg7 nebst Lxh6 (nach Tf8) hüten; der Angriff dürfte kaum noch glimpflich ausgehen. Kf8 14. Tad1
Sxf3+ 12. Dxf3 Le7 Durch das Zwischenschach darf der Läufer sich auf e7 zurückziehen. Der Unterschied zur vorherigen Variante ist, dass Schwarz den Abtausch der Leichtfiguren eingeleitet hat. In der vorherigen Variante verbleibt der Le7 auf h4 auf dem Brett; Schwarz muss sich sowohl um den Einbruch auf g7 als auch um die Sicherheit des Läufers kümmern. 13. Tad1 Ld7
12. Tc1! Ld7? wohl in der Absicht, den Turm zu mobilisieren. Dies führt jedoch dazu, dass die Dame ihren Platz als Verteidigerung aufgeben muss, damit kein Materialnachteil entsteht.
Sxf3+ 13. Dxf3 Ld7 wie schon in der Variante zum 11. Zug macht den Unterschied, wer den Abtausch einleitet.
13. Sxh4 Dxh4 Wenn es jetzt gelingt, über den Damenflügel einzubrechen, fehlt die stärkste Verteidigerin. Allerdings ist Sa4 direkt angegriffen. 14. c4! Zwei Fliegen mit einer Klappe: Sa4 ist vorläufig geschützt und Fine beginnt mit dem Öffnen der c-Linie. xc4
Sb4 Vermutlich die bessere Alternative. Es droht Sxa2 oder Sxd2 mit Gabelung auf die Türme. 15. Le2 d4 16. Db3 Sc6 17. Dxb7 Tb8 Die Linie ist immer noch geschlossen und Weiß hat nicht unbedingt mehr die Initiative.
15. Txc4 Dd8 Hätte Flohr im 12. Zug den Abtausch selbst eingeleitet, wäre der Damenausflug samt Rückkehr erspart geblieben - die Damenwanderung ist gleichbedeutend mit einem Tempoverlust. 16. Dh5 Se7 mit der Idee, den Springer nach f5 zu bringen. Von dort kann er h6 und h4 decken, blockiert die f-Linie wegen Tf4 und steht augenscheinlich aktiver, weil weiter vorne. Kein guter Plan! 17. Td4 g6
Sf5?? 18. Lxf5 xf5 19. e6
18. Df3 Dc7
Sf5? 19. Lxf5 xf5 20. Dxb7 mit Drohung Txd7
19. Sc3 mit der Möglichkeit Sc3-b5-d6+ nebst Angriff auf f7.
19. Sc5 Eine schöne Falle! Dxc5 20. Txd7 und Schwarz dürfte nicht nehmen wegen Kxd7 21. Dxb7+ mit Gewinnstellung.
Sf5? Flohr stand längst auf verlorenem Posten, hoffte vielleicht auf Aktivität. Im Sinne der bestmöglichen Verteidigung wäre die lange Rochade oder auch Lg7 zu bevorzugen gewesen. 20. Sb5
Nochmals stärker ist 20. Txd7 Kxd7 21. Tc1 und es gibt kaum eine Möglichkeit, die Dame zu halten, da Dxb7+ droht.
Db6 Sieht stark aus, es droht 21...Sxd4 22.Sxd4 Dxd4 mit Turmgewinn und 21...Ld7xb5 22.Lxb5 Dxb5 mit Springer voraus.
Dc6 Beste Verteidigung ist das Angebot des Damentausches. 21. Dxc6 xc6 22. Sc7+ Kd8
21. Txd7! Fine gibt jedoch die Qualität für einen starken Angriff. Kxd7 22. g4 soll den Springer vertreiben, um den Weg nach f7 frei zu machen. Sh4
Dc6 wieder Damentausch als beste Verteidigung. Der Springer kann nicht geschlagen werden wegen Dxf3.
23. Dxf7+ Le7 24. Lb4 Tae8 25. Lxe7 Ein Verteidiger wird entfernt. Es gibt keinen besseren Zug; Alternativen gleichen das Spiel aus, da Weiß die Initiative abgeben würde. Txe7 26. Df6 Doppelangriff auf Th8 und Sh4, gleichzeitig muss f3 wegen schwarzem Sf3+ kontrolliert werden. a6 27. Td1
27. Dxh8 gibt Schwarz die Initiative. Tf7 28. Tf1 Dc6 es droht Dg2#.
27. Dxh4 g5 28. Dg3 xb5 mit leichtem Vorteil für Schwarz.
xb5 Flohr gibt des Widerstand auf. 28. Le4+
28. Le4+ Kc7
Ke8 29. Dxh8+
29. Dxe7+
PGN anzeigen
[Event "AVRO"]
[Site "The Netherlands"]
[Date "1938.11.13"]
[Round "5"]
[White "Fine, Reuben"]
[Black "Flohr, Salo"]
[Result "1-0"]
[ECO "C17"]
[EventDate "1938.11.06"]
[PlyCount "55"]
[Annotator "Oli1970"]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Nc3 Bb4
{Französisch, Winawer. }
4.e5 c5 5.Bd2
{Bogoljubow-Variante}
5...Ne7
{Nutzt den Umstand, dass der Läufer im Winawer nach b4 entwickelt wird. }
6.Nf3 Nf5 7.dxc5
( {Eine alternative Fortsetzung wäre z. B.:} 7.a3 Bxc3 8.Bxc3 cxd4 9.Nxd4 Nc6 10.Bb5 )
7...Bxc5 8.Bd3 Nh4 9.O-O
( 9.Nxh4 Qxh4 10.g3 {treibt die schwarze Dame zurück auf ihr Ausgangsfeld. Andere Optionen wie De7 oder Dh3 sind nachteilig.} 10...Qd8
( 10...Qh3 11.Nb5 {Weiß kann zwei Ideen verfolgen. Zum einen Sc7+ mit Doppelangriff auf den Turm, was durch Sa6 zu verhindern ist oder aber Df3 nebst Lf1 und Versuch des Damengewinns / -tauschs.} 11...Na6 12.Qf3 O-O 13.Bf1 Qf5 {als einziges Feld} 14.Qxf5 exf5 )
( 10...Qe7 11.Qg4 h5 12.Qxg7 Qf8 13.Qf6 $18 )
11.Qg4 {Schwarz muss nun aufpassen und auf die kurze Rochade verzichten wegen} 11...O-O 12.Bh6 g6 )
9...Nc6 10.Re1
{Normale Entwicklungszüge auf beiden Seiten.}
10...h6 $6
{Ohne Notwendigkeit. Die weißen Läufer lugen zwar in den Königsflügel, es droht aber keine unmittelbare Gefahr. Schwarz hätte stattdessen mit Ld7 seinen weißfeldrigen Läufer entwickeln und Mobilität für Ta8 herstellen sollen. Der Hauptnachteil der Französichen Verteidigung; zumeist bleibt der weißfeldrige Läufer lange eingesperrt und ihm stehen die eigenen Bauern im Weg.}
( 10...O-O $4 {wäre falsch wegen des "Klassikers"} 11.Bxh7+ Kxh7 12.Ng5+ Kg8
( 12...Kg6 13.Qg4 )
13.Qh5 )
11.Na4 $1
{Fines Plan: Vertreibung des Läufers und Öffnung der c-Linie.}
11...Bf8
( 11...Be7 {Sofortiges Le7 ist nachteilig für die schwarze Position.} 12.Nxh4 Bxh4 13.Qg4 {Schwarz muss sich nun vor Dxg7 nebst Lxh6 (nach Tf8) hüten; der Angriff dürfte kaum noch glimpflich ausgehen.} 13...Kf8 14.Rad1 )
( 11...Nxf3+ 12.Qxf3 Be7 {Durch das Zwischenschach darf der Läufer sich auf e7 zurückziehen. Der Unterschied zur vorherigen Variante ist, dass Schwarz den Abtausch der Leichtfiguren eingeleitet hat. In der vorherigen Variante verbleibt der Le7 auf h4 auf dem Brett; Schwarz muss sich sowohl um den Einbruch auf g7 als auch um die Sicherheit des Läufers kümmern.} 13.Rad1 Bd7 )
12.Rc1 $1 Bd7 $2
{wohl in der Absicht, den Turm zu mobilisieren. Dies führt jedoch dazu, dass die Dame ihren Platz als Verteidigerung aufgeben muss, damit kein Materialnachteil entsteht.}
( 12...Nxf3+ 13.Qxf3 Bd7 {wie schon in der Variante zum 11. Zug macht den Unterschied, wer den Abtausch einleitet. } )
13.Nxh4 Qxh4
{Wenn es jetzt gelingt, über den Damenflügel einzubrechen, fehlt die stärkste Verteidigerin. Allerdings ist Sa4 direkt angegriffen.}
14.c4 $1
{Zwei Fliegen mit einer Klappe: Sa4 ist vorläufig geschützt und Fine beginnt mit dem Öffnen der c-Linie.}
14...dxc4
( 14...Nb4 {Vermutlich die bessere Alternative. Es droht Sxa2 oder Sxd2 mit Gabelung auf die Türme.} 15.Be2 d4 16.Qb3 Nc6 17.Qxb7 Rb8 {Die Linie ist immer noch geschlossen und Weiß hat nicht unbedingt mehr die Initiative.} )
15.Rxc4 Qd8
{Hätte Flohr im 12. Zug den Abtausch selbst eingeleitet, wäre der Damenausflug samt Rückkehr erspart geblieben - die Damenwanderung ist gleichbedeutend mit einem Tempoverlust.}
16.Qh5 Ne7
{mit der Idee, den Springer nach f5 zu bringen. Von dort kann er h6 und h4 decken, blockiert die f-Linie wegen Tf4 und steht augenscheinlich aktiver, weil weiter vorne. Kein guter Plan!}
17.Rd4 g6
( 17...Nf5 $4 18.Bxf5 exf5 19.e6 )
18.Qf3 Qc7
( 18...Nf5 $2 19.Bxf5 gxf5 20.Qxb7 {mit Drohung Txd7} )
19.Nc3
{mit der Möglichkeit Sc3-b5-d6+ nebst Angriff auf f7.}
( 19.Nc5 {Eine schöne Falle!} 19...Qxc5 20.Rxd7 {und Schwarz dürfte nicht nehmen wegen } 20...Kxd7 21.Qxb7+ {mit Gewinnstellung.} )
19...Nf5 $2
{Flohr stand längst auf verlorenem Posten, hoffte vielleicht auf Aktivität. Im Sinne der bestmöglichen Verteidigung wäre die lange Rochade oder auch Lg7 zu bevorzugen gewesen.}
20.Nb5
( {Nochmals stärker ist} 20.Rxd7 Kxd7 21.Rc1 {und es gibt kaum eine Möglichkeit, die Dame zu halten, da Dxb7+ droht.} )
20...Qb6
{Sieht stark aus, es droht 21...Sxd4 22.Sxd4 Dxd4 mit Turmgewinn und 21...Ld7xb5 22.Lxb5 Dxb5 mit Springer voraus.}
( 20...Qc6 {Beste Verteidigung ist das Angebot des Damentausches.} 21.Qxc6 bxc6 22.Nc7+ Kd8 )
21.Rxd7 $1
{Fine gibt jedoch die Qualität für einen starken Angriff.}
21...Kxd7 22.g4
{soll den Springer vertreiben, um den Weg nach f7 frei zu machen.}
22...Nh4
( 22...Qc6 {wieder Damentausch als beste Verteidigung. Der Springer kann nicht geschlagen werden wegen Dxf3.} )
23.Qxf7+ Be7 24.Bb4 Rae8 25.Bxe7
{Ein Verteidiger wird entfernt. Es gibt keinen besseren Zug; Alternativen gleichen das Spiel aus, da Weiß die Initiative abgeben würde.}
25...Rxe7 26.Qf6
{Doppelangriff auf Th8 und Sh4, gleichzeitig muss f3 wegen schwarzem Sf3+ kontrolliert werden.}
26...a6 27.Rd1
( 27.Qxh8 {gibt Schwarz die Initiative.} 27...Rf7 28.Rf1 Qc6 {es droht Dg2#.} )
( 27.Qxh4 g5 28.Qg3 axb5 {mit leichtem Vorteil für Schwarz.} )
27...axb5
{Flohr gibt des Widerstand auf.}
28.Be4+
( 28.Be4+ Kc7
( 28...Ke8 29.Qxh8+ )
29.Qxe7+ )
1-0
Daddelkasten - 03. Mär '22
SF Vabanque mag diese unnötigen Randbauernzüge bekanntlich gar nicht. Hier dürfte er sich bestätigt sehen. Es gibt hier bei cm sogar einen Spieler, der laut Selbstauskunft Spiele gegen Gegner, die voreilige Randbauernzüge machen, abbricht. Er findet offenbar, daß es unter seiner Würde ist, gegen solche Gegner zu spielen.
Vabanque - 03. Mär '22
@Daddelkasten: Du spielst vermutlich auf 10... h6 an. Der Zug hat schon einen Sinn, denn Schwarz will rochieren, was er nicht sofort kann wegen des Läuferopfers auf h7, wie Oli in den Anmerkungen ja auch schreibt. Weiß spielt dann allerdings so, dass Schwarz doch nicht zur Rochade kommt, indem er ihn ständig in Atem hält.

Laut Fines eigenen Anmerkungen ist übrigens 7... Sf5 schon die Quelle allen Übels.

Die Partie ist jedenfalls ein gutes Beispiel für gnadenloses, präzises Spiel. Und das alles schon 1938, alles ohne Engine. Vor den Spielern der damaligen Zeit, die allein mit ihrem eigenen Denken solche Spitzenleistungen vollbrachten, habe ich die allergrößte Hochachtung.
Oli1970 - 03. Mär '22
Auch hier einen Dank für die Beschäftigung mit der Partie!
Mit den Randbauernzügen ist es so eine Sache. Ich denke, jeder von uns hat so schon mal gezogen, weil er Unheil witterte und darin seine große Chance auf Besserung sah. Viele Fehleinschätzungen werden in mangelnder Kenntnis der Stellungen und der Bauernstrukturen liegen, was man Salo Flohr sicher nicht attestieren sollte.

Hier ist das Hauptproblem in 10...h6 der Tempoverlust, den Fine durch Spiel auf dem Damenflügel sofort nachweist, nicht so sehr eine sofortige Schwächung des Königsflügels.

Fines Anmerkungen zu 6...Sf5 sehe ich zwiespältig, zumindest mit dem heutigen Eröffnungswissen, Zugbäumen und den Möglichkeiten, die eine Engine bietet. Er hätte wohl uneingeschränkt recht, wenn 7.a3 gefolgt wäre. Fines Zug nutzt die Möglichkeit zur Vorteilsnahme eher nicht aus. Allerdings müsste man hier jetzt den damaligen Kenntnisstand in der Eröffnungstheorie zu dieser Variante einbeziehen, wollte man seiner Einschätzung widersprechen. Fine hat sich für das Turnier definitiv auf die Französische Verteidigung vorbereitet, da er wusste, dass Botwinnik mit Schwarz mit ziemlicher Sicherheit alternativ französisch oder sizilianisch spielen würde. Daher ist, ungeprüft, relativ wahrscheinlich, dass a3 damals keine große Beachtung fand. Vielleicht, weil es sich um einen "minderwertigen Randbauernzug" handelt? ;-)
Vabanque - 03. Mär '22
Ah ja, 6... Sf5 natürlich, nicht (wie von mir fälschlich geschrieben), 7... Sf5.

Wurde nach dieser Partie eigentlich Sf5 an dieser Stelle überhaupt noch einmal versucht?
Oli1970 - 03. Mär '22
Ein Blick auf chessgames.com sagt, dass 5...Sf7 bereits vor 1938 gespielt wurde. 6.Sf3 scheint 1938 erstmals Einzug gehalten zu haben (jedenfalls in den in der Datenbank vorhandenen Spielen), ebenso ist die Antwort 6...Sf5 erstmals in diesem Spiel verzeichnet. Als Neuerung weist chessgames dann 7.dxc5 aus. Meine Datenbanken bestätigen das; es sieht so aus, dass bereits 6.Sf3, damit natürlich auch 6...Sf5, zuvor nicht aufs Brett kam.

Erstaunlich ist dann aber, dass Fine nicht auf "seine Erfindung" verweist - vielleicht hatte er eine Quelle, die nicht weiter bekannt geworden ist? Die Winawer-Variante selbst war 1938 jedenfalls nicht mehr neu.
Oli1970 - 03. Mär '22
Nach dieser Partie kam 6…Sf5 tatsächlich noch einige wenige Male in die Datenbank von chessgames, allerdings nicht von namhaften Spielern. Somit ist natürlich auch nicht klar, inwiefern sie überhaupt wussten, worauf sie sich einließen.
Alapin2 - 04. Mär '22
Wieder mal top kommentiert!
Zu 6....Sf5 : das halte ich in dieser Stellung für anti-positionell. Allerdings ist in der Hauptvariante ( 5.a3 Lc3:+ 6)bc3: Se7 7) Dg4) noch bis in die 60-er Jahre mit 7)...Sf5
8)Ld3 h5 experimentiert worden. Sogar von Riesen wie Petrosjan und Kortschnoi. Ohne Computer drehte sich auch beim Schach die Zeit nicht so schnell!
Zu Daddelkastens Bemerkung mit den unnötigen Randbauernzuegen:
Finde ich auch schrecklich, heißen bei mir "Eselsohren" (wie bei den Buchseiten). Ein Zeichen, daß gerade keine vernünftige Idee gefunden wird, oder aber von übertriebener Ängstlichkeit. Ausnahme natürlich die Systeme ( Najdorf!), wo es dazugehört.
Vabanque - 04. Mär '22
>>Oli1970 - vor 18 Std.
Nach dieser Partie kam 6…Sf5 tatsächlich noch einige wenige Male in die Datenbank von chessgames, allerdings nicht von namhaften Spielern. Somit ist natürlich auch nicht klar, inwiefern sie überhaupt wussten, worauf sie sich einließen.<<

Eben, das war dann nicht mit Bedacht, sondern aus dem Bauch raus gespielt😐
Die Erfolge mit diesem Zug dürften überschaubar sein😜
Vabanque - 04. Mär '22
>>Alapin2 - vor 46 Min.
Wieder mal top kommentiert!
Zu 6....Sf5 : das halte ich in dieser Stellung für anti-positionell. Allerdings ist in der Hauptvariante ( 5.a3 Lc3:+ 6)bc3: Se7 7) Dg4) noch bis in die 60-er Jahre mit 7)...Sf5
8)Ld3 h5 experimentiert worden. Sogar von Riesen wie Petrosjan und Kortschnoi. Ohne Computer drehte sich auch beim Schach die Zeit nicht so schnell!<<

Ja, die Variante kenne ich auch. Ist die eigentlich so schlecht? Alternative wäre auf Dg4 das doppelte Bauernopfer der g- und h-Bauern. Damit reißt Schwarz sofort die Initiative an sich, aber wenn er sie nicht behalten kann, wird Weiß irgendwann mit dem freien h-Bauern gewinnen. Außerdem ist der sK erstmal in der Mitte verblieben. Also zweischneidig, das Ganze.
Alapin2 - 04. Mär '22
Vabanque : Das Ding mit dem doppelten Bauern opfer ist meines Wissens als Hauptvariante von 7)...O-0, meist nebst späterem f6, abgelöst worden(Kindermann!).
Nachdem ich als junger Schaecher, ohne große Ahnung von Theorie, mit 7)...0-0 mal in einen Wirbelsturm am K. - Flügel geraten war, haette ich nie für möglich gehalten, daß das geht. Scheint aber wohl so zu sein!