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Rubinstein - Burn, 1906 - Angriffsmotiv Sxf7
Oli1970 - 20. Nov '22
Im großen Schachturnier von Ostende spielte Akiba Rubinstein gegen Amos Burn eine Partie mit einem wichtigen strategischen Motiv. Die Stellung entstand aus einem abgelehnten Damengambit mit dem typischen Isolani auf d4; das Motiv ist relativ einfach aufzubauen, das Gegenspiel ungleich schwerer. Rubinstein nützt einen natürlich aussehenden, jedoch fehlerhaften Zug Burns mit einem Springeropfer auf f7 aus, einleitendes Lg5 sowie die Schwerfiguren auf der e-Linie sind dabei wichtige Faktoren. Der scheinbar durch f7 geschützte Bauer auf e6 ist plötzlich ein Schwachpunkt.
Die Kommentierung enthält viele Varianten. Nicht alle sind für das Motiv gleichermaßen wichtig, daher eine Empfehlung zur systematischen Untersuchung.
* Zunächst sollte die Hauptlinie untersucht werden, um den Schlüssel zum Aufbau und die Schwachpunkte der schwarzen Stellung zu verstehen.
* Im 16. Zug folgen Varianten nach weißem Lxf6 - wie nutzt Weiß die Verteidigungsoptionen durch das Springeropfer Sxf7 aus?
* Danach sollte die 1. Variante im 13. Zug von Schwarz untersucht werden; warum funktioniert das Motiv nach 13...Sbd5 statt des Textzuges nicht mehr?
* Dann bietet sich ein Blick auf die schwarze Verteidigung an (Variante im 15. Zug von Schwarz).
Die Varianten zum 14. Zug sowie die dritte Variante zum 13. Zug vergleichen das Schlagen des Sd5 durch Sb6 und Sf6 und gehört nicht direkt zum Motiv, auch wenn es sich im 14. Zug finden lässt. Vielmehr sollen sie zeigen, dass es im Regelfall nachteiliger ist, eine Figur von der angegriffenen Königsstellung abzuziehen.































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Die Kommentierung enthält viele Varianten. Nicht alle sind für das Motiv gleichermaßen wichtig, daher eine Empfehlung zur systematischen Untersuchung.
* Zunächst sollte die Hauptlinie untersucht werden, um den Schlüssel zum Aufbau und die Schwachpunkte der schwarzen Stellung zu verstehen.
* Im 16. Zug folgen Varianten nach weißem Lxf6 - wie nutzt Weiß die Verteidigungsoptionen durch das Springeropfer Sxf7 aus?
* Danach sollte die 1. Variante im 13. Zug von Schwarz untersucht werden; warum funktioniert das Motiv nach 13...Sbd5 statt des Textzuges nicht mehr?
* Dann bietet sich ein Blick auf die schwarze Verteidigung an (Variante im 15. Zug von Schwarz).
Die Varianten zum 14. Zug sowie die dritte Variante zum 13. Zug vergleichen das Schlagen des Sd5 durch Sb6 und Sf6 und gehört nicht direkt zum Motiv, auch wenn es sich im 14. Zug finden lässt. Vielmehr sollen sie zeigen, dass es im Regelfall nachteiliger ist, eine Figur von der angegriffenen Königsstellung abzuziehen.
Rubinstein, Akiba Burn, Amos Ostend | Ostend | 1906 | D37 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 d5 2. Sf3 Sf6 3. c4 e6 Abgelehntes Damengambit, es folgen Entwicklungszüge. 4. Sc3 Sbd7 5. e3 Le7 6. Ld3 O-O 7. O-O xc4 8. Lxc4 c5 9. De2 Sb6 Greift den Läufer direkt an. Besser wäre a7-a6, um das Feld b5 zu kontrollieren und ggf. später b7-b5 zu spielen. 10. Lb3 Weiß bleibt auf der Diagonalen nach g8. xd4 11. xd4 Ld7 Ein Entwicklungszug, der den Läufer befreit und die c-Linie für Ta8 frei macht. Ein weiterer Zweck ist der Folgezug Lc6, der die Diagonale nach h1 besetzt und d5 kontrolliert. 12. Te1 Ein guter - und üblicher - Zug wäre auch Td1, um den Isolani auf d4 zu unterstützen. Rubinstein spekulierte vermutlich bereits auf die Schwäche des Feldes e6, da nach Lc6 eine wichtige Stütze fehlen würde. Lc6 13. Se5! Der Springer ist gegenwärtig unvertreibbar, linst bereits nach f7. Ld5?! Mit der Absicht, den Läufer gegen eine aktive Figur des Weißen abzutauschen, ermöglicht dieser Zug ein strategisches Opfer.
Sbd5! Die bessere Alternative. Wie man sieht, sichert das Überleben des Läufers im Vergleich zur gespielten Linie die Kontrolle über e6 (18. Zug von Weiß); Schwarz erlangt eine deutliche Gewinnstellung. 14. Sxd5? Lxd5 15. Lg5?? Der Plan funktioniert nun nicht. Tc8 Deutlich stärker wäre ein Abtausch mit Lxb3. Hier geht es nur um den Vergleich der Linien ab dem 13. Zug von Schwarz. 16. Lxf6 Lxf6 17. Sxf7 Txf7 und Weiß kann nicht auf e6 schlagen.
Ld6? Der Angriff auf den Springer ist schlechter als der Textzug. 14. Lg5 Lxe5?? Weiß gelangt in eine absolute Gewinnstellung. 15. xe5 h6 16. Tad1 Sbd7 17. Lh4 Weiß bleibt einfach auf der Diagonalen. De7 18. xf6 Sxf6 19. Lc2+−
14. Sxd5 Sxd5 Stellung einprägen, der weiße Angriff startet. 15. Lg5! Die bei weitem stärkste Fortsetzung! Dies ist die Schlüsselstellung für den Angriffsplan. Tc8?? Dieser normale Entwicklungszug, die Sicherung der einzigen offenen Linie, wäre in anderen Stellungen stark, hier leitet er den Untergang ein. 16. Lxf6!! Lxf6 Was sonst? Es ist das kleinste Übel. Weiß gelangt in eine überlegende Gewinnstellung. 17. Sxf7! Txf7 18. Dxe6 Weiß muss nach seinem Figurenopfer weiter angreifen. Lxd4 zielt mit Tf7 auf f2 mit Schachgebot. 19. Lxd5 Damit zeigt die Batterie auf den König. Lxf2+ 20. Kh1 Df8 21. Tf1 Tc2 22. Tac1 Weiß strebt weiteren Abtausch an. Falls Schwarz nicht nimmt, folgt Tc7. Txc1 23. Txc1 Eine Engine hat das Matt bereits berechnet. Es droht Dxf7 Dxf7 Tc8#; aufgrund des Ld5 wäre die schwarze Dame nun auf f7 gefesselt.
Tschechov - 20. Nov '22
Die Varianten habe ich jetzt mal übersprungen und mich ganz auf die wirklich gespielten Züge konzentriert. Das Damengambit wird ja häufig mit Zugumstellung gespielt, um dem unangenehmen Zug 2. ...e7 - e5 aus dem Weg zu gehen. Man sieht in dieser Partie, wie weitsichtig gute Spieler den Aufbau wählen. Ich spreche natürlich von dem Angriffsziel e6.
Vabanque - 20. Nov '22
Was du alles ausgräbst😮 Diese (frühe) Partie von Rubinstein erscheint mir doch recht unbekannt, jedenfalls war sie mir bisher noch nie untergekommen.
Das weiße Prinzip des Angriffs in einer Isolani-Stellung ist dagegen durchaus vertraut, und es kommt wohl gar nicht mal so selten in Stellungen dieses Typs zum Springer-Opfer auf f7, wie auch in der Partie Botwinnik-Batuev, die allerdings deutlich später (1931) gespielt wurde:
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1031733
Das weiße Prinzip des Angriffs in einer Isolani-Stellung ist dagegen durchaus vertraut, und es kommt wohl gar nicht mal so selten in Stellungen dieses Typs zum Springer-Opfer auf f7, wie auch in der Partie Botwinnik-Batuev, die allerdings deutlich später (1931) gespielt wurde:
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1031733