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Evans-Gambit II (die schönste Evansgambit-Partie?)
Vabanque - 17. Jan '23
Folgende Partie wurde 1952 in einem Länderkampf Deutschland-Schweiz gespielt und ist für mich eine der glänzendsten Rechtfertigungen des Evans-Gambits.
Eigentlich stelle ich hier sogar zwei Partien vor; die zweite gebe ich als Anmerkung zum 12. Zug von Weiß.































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Die kleine Aufgabe besteht also darin, in folgender Stellung den weißen Schlusszug zu finden:
Weiß hat hier wohl mehrere starke Züge zur Verfügung, aber mit welchem Zug erreicht er sofort Matt oder schwarzen Damenverlust?
Antworten bitte per PN an mich.
Eigentlich stelle ich hier sogar zwei Partien vor; die zweite gebe ich als Anmerkung zum 12. Zug von Weiß.
Heinz Lehmann Paul Mueller-Breil SUI-GER | Lucerne SUI | 2 | 1952 | C51 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. b4 Im Jahr 1952, als positionelles Schach groß geschrieben war, muss diese Eröffnung Lehmanns Gegner entweder schockiert haben, oder sie hat ihm ein verächtliches Schmunzeln entlockt (das ihm allerdings spätestens nach dem 11. Zug von Weiß auf den Lippen erstorben sein wird). Lxb4 5. c3 La5 6. d4 xd4 7. O-O Lb6 8. xd4 d6 9. Sc3 Bisher alles Theorie, damals wie heute, und auch schon mehr als 100 Jahre vor dieser Partie 'bekannt'. Sf6? Schon 1837 wurde dieser doch so 'natürliche' Zug als schlecht erkannt, und das bessere Lg4 vorgeschlagen. Trotzdem sind seitdem noch viele Spieler so reingefallen. Da es damals noch kein Internet und keine Datenbanken gab, verbreitete sich halt Theorie nicht so schnell wie heute.
Neben Lg4 ist auch Sa5 , um den Lc4 von der gefährlichen Diagonalen abzudrängen, sehr gut spielbar.
10. e5! xe5 Nicht besser sind Züge des Sf6, aber nun hindert Weiß den Schwarzen dauerhaft an der Rochade! 11. La3! Noch einen weiteren Bauern (d4) zu opfern, spielt überhaupt keine Rolle, wenn man dafür den schwarzen König einklemmen kann. Sa5 Jetzt kommt dieser Angriff auf den Lc4, der vor 2 Zügen noch so gut gewesen wäre, zu spät. An dieser Stelle ist so alles Mögliche noch versucht worden, z.B. Lxd4, Sxd4, Lg4, aber immer hat Schwarz verloren. Wahrscheinlich könnte man ein ganzes Buch über die Analyse dieser Stellung schreiben. Auch Se7 , das Schwarz tatsächlich noch zur Rochade kommen lässt (merkwürdigerweise habe ich diesen Zug nicht in der Datenbank gefunden, obwohl er doch eigentlich am logischsten ist!), scheitert: 12. Db3 O-O 13. Sxe5 (auch dxe5 ist stark und führt zu großer positioneller Überlegenheit von Weiß) und f7 fällt, z.B. De8 14. Sxf7 (trotzdem!) Txf7 15. Tfe1 und Schwarz verliert entscheidendes Material.
12. Sxe5! Wahrscheinlich der präziseste Zug. Schwarz kann den Lc4 zwar nun tauschen, es wird ihm aber nichts helfen, wie man gleich sehen wird. In einer Partie Perigal vs. Popert, die nach einigen Quellen 1840, nach anderen Quellen bereits 1837 oder früher gespielt wurde (sicher ein Fall für Recherchekönig Oli1970!), ging es auf nicht minder eindrucksvolle Weise weiter: 12. Te1 Sxc4 13. Da4+ c6 14. Dxc4 Le6 15. Txe5 Dd7 16. Txe6+! Damit verschafft Weiß seinem Springer eine entscheidende Position xe6 Natürlich kann nicht die Dame auf e6 nehmen wegen Te1 und Damenverlust 17. Se5 Dc8 18. Te1 Sd5? 'Wenn die guten Züge fehlen, stellt ein Bock zur rechten Zeit sich ein', sagt man. Schwarz ist paralysiert und hat keine guten Züge, aber der Textzug verliert auf der Stelle. 19. Sxd5 xd5 20. Db5+ Kd8 21. Sf7+ Kc7 22. Ld6# Die Partie in der Partie!
Sxc4 13. Da4+ Ld7 14. Dxc4 Le6 Darauf hat Schwarz sicher noch gebaut, aber der nächste weiße Zug zerstört alle seine Träume. 15. d5!! Der schönste Zug der Partie. Lxd5 16. Da4+ c6 17. Tad1 In bewunderungswürdiger Weise hat sich Weiß eine zweifache Fesselstellung aufgebaut: auf der d-Linie und auf der Diagonalen a4-e8. Schwarz kann nicht entrinnen: Dc8 würde einfach den Ld5 kosten. Als nächstes spielt Weiß noch Tfe1 und droht dann mit unparierbaren Abzügen des Se5. Sd7 Gegen den skizzierten weißen Plan gerichtet, aber nun hat Weiß mehr als eine Möglichkeit, den Kampf schnell zu beenden. 18. Sxd7 Dxd7 19. Sxd5 xd5 Weiß hat nun sicher mehrere Gewinnmöglichkeiten, aber (kleine Aufgabe!) wie erreichte er sofortiges Matt oder Damenverlust? Die kleine Aufgabe besteht also darin, in folgender Stellung den weißen Schlusszug zu finden:
Move piece
Chessboard as table
a | b | c | d | e | f | g | h | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
8 | Rook Black | King Black | Rook Black | |||||
7 | Pawn Black | Pawn Black | Queen Black | Pawn Black | Pawn Black | Pawn Black | ||
6 | Bishop Black | |||||||
5 | Pawn Black | |||||||
4 | Queen White | |||||||
3 | Bishop White | |||||||
2 | Pawn White | Pawn White | Pawn White | Pawn White | ||||
1 | Rook White | Rook White | King White |
Pieces lists
Pieces White
- King g1
- Queen a4
- Rook d1
- Rook f1
- Bishop a3
- Pawn a2
- Pawn f2
- Pawn g2
- Pawn h2
Pieces Black
- King e8
- Queen d7
- Rook a8
- Rook h8
- Bishop b6
- Pawn d5
- Pawn a7
- Pawn b7
- Pawn f7
- Pawn g7
- Pawn h7
Weiß hat hier wohl mehrere starke Züge zur Verfügung, aber mit welchem Zug erreicht er sofort Matt oder schwarzen Damenverlust?
Antworten bitte per PN an mich.
Oli1970 - 17. Jan '23
Flotte, kurzweilige und verständliche Partie, wie üblich gut kommentiert. Klasse Wahl, Vabanque! Das Endspiel ist herrlich, wer hätte sowas nicht gerne auf dem Brett!
11…Se7 scheitert vermutlich ebenfalls an 12.Sg5 mit der Idee Lxf7 und Db3, nehme ich an. Das ist natürlich nur eine weitere Variante aber eben auch ein gängiges Angriffsmuster. Schwarz ist da so oder so bereits rettungslos verloren.
Die Zusatzaufgabe, die Du mir gestellt hast, ist nicht so einfach wie der Gewinnplan. :-) Die Partie wurde definitiv spätestens 1837 gespielt, möglicherweise 1830 bereits. Popert war seit August 1830 Mitglied im London Chess Club, ab 1832 wohl auch im Westminster Chess Club aktiv. Geboren offenbar als Wolf Meyer Popert nannte er sich später Wilhelm, was in London wohl als William durchgegangen sein dürfte. Etwas Biografie findet sich hier: schachbund.de/news/w-m-popert-ein-verschollener-begruender-han..
Jedenfalls waren sowohl George Perigal als auch George Walker ebenfalls Spielpartner von Popert, übrigens auch Alexander McDonnell. Chessbase datiert die Partie auf 1930 wie auch eine weitere Quelle. (Eine offenbar 1840 zwischen Perigal und Popert gespielte Partie mit dem Evans-Gambit konnte Popert für sich entscheiden.)
George Walker war 6 Ausgaben lang Redakteur des Magazins The Philadorian (12/1837 - 06/1838), in der 12/1837 erschienenen Ausgabe findet sich das Spiel ohne Quellenangabe auf Seite 36 ( books.google.de/books?id=p2wEAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=T.. - alternativ auffindbar bei Bill Wall billwall.phpwebhosting.com/articles/Walker.htm) - gefunden nach einem Hinweis auf chessgames.com, wo das Spiel als Beratungspartie Perigal und Pulling gegen Popert genannt ist.
Evans spielte sein Gambit ca. 1825/1826 erfolgreich gegen McDonnell in London, hier scheint sich der Kreis zu schließen. McDonnell ist 1835 verstorben; Popert hat lt. Staunton häufig gegen ihn gespielt. Er wurde offenbar ein recht starker Spieler. Nach 1835 war Popert einer der dortigen Stars, das Ende seiner Geschichte ist weniger nachahmenswert, wie sich seiner Biografie entnehmen lässt.
11…Se7 scheitert vermutlich ebenfalls an 12.Sg5 mit der Idee Lxf7 und Db3, nehme ich an. Das ist natürlich nur eine weitere Variante aber eben auch ein gängiges Angriffsmuster. Schwarz ist da so oder so bereits rettungslos verloren.
Die Zusatzaufgabe, die Du mir gestellt hast, ist nicht so einfach wie der Gewinnplan. :-) Die Partie wurde definitiv spätestens 1837 gespielt, möglicherweise 1830 bereits. Popert war seit August 1830 Mitglied im London Chess Club, ab 1832 wohl auch im Westminster Chess Club aktiv. Geboren offenbar als Wolf Meyer Popert nannte er sich später Wilhelm, was in London wohl als William durchgegangen sein dürfte. Etwas Biografie findet sich hier: schachbund.de/news/w-m-popert-ein-verschollener-begruender-han..
Jedenfalls waren sowohl George Perigal als auch George Walker ebenfalls Spielpartner von Popert, übrigens auch Alexander McDonnell. Chessbase datiert die Partie auf 1930 wie auch eine weitere Quelle. (Eine offenbar 1840 zwischen Perigal und Popert gespielte Partie mit dem Evans-Gambit konnte Popert für sich entscheiden.)
George Walker war 6 Ausgaben lang Redakteur des Magazins The Philadorian (12/1837 - 06/1838), in der 12/1837 erschienenen Ausgabe findet sich das Spiel ohne Quellenangabe auf Seite 36 ( books.google.de/books?id=p2wEAAAAQAAJ&printsec=frontcover&dq=T.. - alternativ auffindbar bei Bill Wall billwall.phpwebhosting.com/articles/Walker.htm) - gefunden nach einem Hinweis auf chessgames.com, wo das Spiel als Beratungspartie Perigal und Pulling gegen Popert genannt ist.
Evans spielte sein Gambit ca. 1825/1826 erfolgreich gegen McDonnell in London, hier scheint sich der Kreis zu schließen. McDonnell ist 1835 verstorben; Popert hat lt. Staunton häufig gegen ihn gespielt. Er wurde offenbar ein recht starker Spieler. Nach 1835 war Popert einer der dortigen Stars, das Ende seiner Geschichte ist weniger nachahmenswert, wie sich seiner Biografie entnehmen lässt.
Vabanque - 17. Jan '23
>>Chessbase datiert die Partie auf 1930 wie auch eine weitere Quelle.<<
Ich nehme an, du meinst 1830.
Ich nehme an, du meinst 1830.
Oli1970 - 18. Jan '23
Das nehme ich auch an.
Vabanque - 18. Jan '23
Ansonsten wieder mal gewohnt klasse Recherche von dir💪👍🔝