Games with comments

Keine Glanzpartien sehr bekannter Spieler 3 :-))

pirc_ - 28. Apr '14
Aaron Nimzowitsch galt Anfang des 20ten Jahrhunderts als einer der größten Schachspieler seiner Zeit neben Spielern wie Aljechin, Reti, Bogoljubov, Rubinstein und Tartakower(damals gabs viele sehr gute, sicher hab ich einen vergessen). In der Literatur findet man auch oft beschrieben, dass sein Verhältnis zu dem wohl besten deutschen Spieler der damaligen Zeit, Siggi Tarrasch, eher nicht sehr harmonisch war.
Sein Gegner in dieser Partei, der Österreicher Ernst Grünfeld, war auch kein unbeschriebenes Blatt. Immerhin gewann er 1927 ein Turnier vor besagten Aljechin, Boguljubow und Reti (Margate 1923..hab ich gegoogelt ;-) )
In der nachfolgenden Partie passiert Nimzo allerdings schon in Zug 10 ein Fehler, der ihn die Partie kostet und da ich gern unter dem Motte: "Auch den ganz Großen geschehen Patzer" hier poste, passt das Spiel gut in die Reihe mit Anand und Tarta. ;-)


Grünfeld Nimzowitsch Kecskemet | ?? | 1927 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. Dc2 d6 5. Lg5 Sbd7 6. a3 Lxc3 7. Dxc3 h6 8. Lh4 b6 die nimzoindische Verteidigung benannt nach dem meister himself 9. f3 weiss stellt sich direkt der Läuferdiagonale b7-h1 in den weg und bereitet e4 vor Lb7 10. e4 nimzowitsch spricht in seinem buch "mein System" von wichtigen bauernstrukturen, deswegen wäre hier laut nimzowitsch e5 der angemessene zug Sxe4 stattdessen aber greift der gute Aaron hier fehl, er hat eine Kombination gesehen die keine war 11. Lxd8 Sc3 12. Lh4 der Läufer geht einfach zurück, aber der schwarze Springer hat kein rettungsfeld, beispielsweise Sa4 scheitert an b3: schwarz gab auf
PGN anzeigen

[Event "Kecskemet"]
[Site "??"]
[Date "1927"]
[Result "1-0"]
[White "Grünfeld"]
[Black "Nimzowitsch"]

1. d4 Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 Bb4 4. Qc2 d6 5. Bg5 Nbd7 6. a3 Bxc3 7. Qxc3 h6 8. Bh4 b6 {die nimzoindische Verteidigung benannt nach dem meister himself} 9. f3 {weiss stellt sich direkt der Läuferdiagonale b7-h1 in den weg und bereitet e4 vor} Bb7 10. e4 {nimzowitsch spricht in seinem buch "mein System" von wichtigen bauernstrukturen, deswegen wäre hier laut nimzowitsch e5 der angemessene zug} Nxe4 {stattdessen aber greift der gute Aaron hier fehl, er hat eine Kombination gesehen die keine war} 11. Bxd8 Nc3 12. Bh4 {der Läufer geht einfach zurück, aber der schwarze Springer hat kein rettungsfeld, beispielsweise Sa4 scheitert an b3: schwarz gab auf} 1-0

Vabanque - 28. Apr '14
Ähem ... *hüstel* ... diese Partie kenn ich ganz anders .... nämlich so, dass die Nimzo noch gewonnen hat, im 47 Zug:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1007738

Und so steht sie auch in 'Die Praxis meines Systems' (Partie Nr. 17) mit Nimzos eigenen Anmerkungen ...

Gewiss merkwürdig, was ist denn deine Quelle?

Und eine Randbemerkung: Wieso ist das (Überschrift) Folge 3, wo war denn Folge 2? Hab ich was verpasst? :))
pirc_ - 28. Apr '14
meine quelle ist: A. Mazukewitsch "Schach MATT!" S.205...und sie endet mit schwarz gab auf in zug 14!!!
Anand war Teil 1
Tarta Teil2
Nimzo iss Teil3
Vabanque - 28. Apr '14
Tja, aber da Nimzo die Partie selbst gespielt hat, glaube ich ihm hier mehr ;)
pirc_ - 28. Apr '14
jo würd ich auch...ich hab nun in der Praxis seines Systems nachgeschaut...Partie 17 stimmt..bemerkenswert sein lapidarer Kommentar zu Sxe4 : Übermut! :-))
da scheint der gute Mazukewitsch wohl falsch recherchiert zu haben und ich habs ihm geglaubt...also stimmt nicht alles in schachbüchern?...:-))
ich stell mir einfach vor, dass nimzo trotzdem nach zug 12 verloren hat...eigentlich hätte er ja auch aufgeben sollen find ich;-)
Vabanque - 28. Apr '14
So ein Schurke! Hat in Verluststellung nicht aufgegeben, der Schlimme ;)

Und dann auch nicht gewonnen :))

Lehrreich ist sein Eröffnungsfehler trotzdem ... aber für mich noch aufschlussreicher ist die offenkundige ungeheure Überlegenheit eines damaligen Top-Spielers wie Nimzo über einen 'normalen' GM wie Grünfeld ... da zeigen sich riesige Klassenunterschiede, wenn Nimzo so einfach eine Figur einstellen und trotzdem noch gewinnen kann ...

Die falsch recherchierten Partien tauchen immer wieder in allen möglichen Büchern auf, es gibt auch eine Partie Tarrasch-Bogoljubov, die Tarrasch nach manchen Quellen angeblich nach dem 8. Zug aufgegeben hat, weil er eine Figur verliert, aber in Wirklichkeit noch gewann:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1006548

Und dann gibt es z.B. noch die Partie Carlos Torre - Edward Lasker, wo Weiß angeblich nach dem Glanzzug 8... c3!! aufgab, der aber in Wirklichkeit nie gespielt wurde, wobei Schwarz zwar auch gewann, aber erst im 48. Zug:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1144056

Und dann gibt es last not least noch Schechter-Perlis, was nach vielen Quelle nach dem 11. Zug zu Ende ging:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1243014

Die tatsächliche Partie dauerte aber 45 Züge:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1000627

Wahrscheinlich ließe sich diese Liste beliebig verlängern.
Vabanque - 28. Apr '14
Ups, ich wollte natürlich schreiben: 'Und dann auch NOCH gewonnen!'
pirc_ - 28. Apr '14
hmm..da traut man sich ja gar nicht mehr noch was zu posten, wenns dann doch anders gespielt wurde :-(.."mein System" und "die Praxis meines Systems" hab ich vor jahren mal gelesen und hatte das spiel von dort nicht mehr auf dem schirm....
ich hatte eigentlich noch ne partie vom kroatischen(1) GM und ex-weltmeister gary kasparov gegen einen namens velibekov, wo gary nach 23 zügen aufgab..aber die hab ich eh noch nicht ganz verstanden...dann überlass ich mal das pgn-feld den spezialisten

(1) hab gelesen er iss kein russe mehr sondern Kroate, weil er mit Putin nicht so kann
Vabanque - 28. Apr '14
Ich würde dich trotzdem ermuntern, weiter zu posten, ich glaub nicht, dass du noch mal an so etwas gerätst, außerdem warst du ja nicht selber schuld, sondern deine Quelle ;)

Gerade bei Kurz-Reinfällen sollte man natürlich immer gründlich recherchieren, ob sie wirklich so stattgefunden haben, das stimmt. Aber auch generell widersprechen die Buch-Veröffentlichungen häufig mal den Datenbanken (da ist dann oft nur ein Zug anders), und zwar so, dass man nicht mehr definitiv rausbringt, was nun wirklich gespielt wurde ...

Wie will Kasparov jetzt Kroate sein? Eigentlich ist er doch eh georgisch-armenischer Jude und heißt Gary Weinstein ...
aguirre - 28. Apr '14
Die erste Partie von @pirc stimmt!
Den Rest hat Nimzowitsch dann später erfunden, weil er nicht mit so einer bescheuerten Verlustpartie in die Schachgeschichte eingehen wollte...... ;-)
Vabanque - 28. Apr '14
So eine Möglichkeit muss man natürlich immer erwägen (und es gab Spieler, die haben das TATSÄCHLICH gemacht!) ... aaaaber in diesem Fall weisen die Turniertabellen von Kecksemet 1927 eindeutig aus, dass Nimzowitsch in diesem Turnier seine einzige Partie gegen Grünfeld wirklich gewonnen hat:

chessgames.com/perl/chesscollection?cid=1024186

(Falls nicht jemand nachträglich die auch frisiert hat ;) )