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Die Frauenweltmeisterinnen des 21. Jh. (III): A. Kosteniuk
Vabanque - 14. Feb '25
Edited
In der vierten Folge der Frauenweltmeisterinnen stelle ich die russisch-schweizerische Großmeisterin Alexandra Kosteniuk vor, die auch als Autorin von Schachbüchern und als Trainerin hervorgetreten ist.
Zahllose weitere schachliche Erfolge - darunter die Schnellschach-Weltmeisterschaft der Frauen 2021 und die Schweizer Landesmeisterschaft 2013 der Herren - sind bei Wikipedia nachzulesen:
de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Konstantinowna_Kostenjuk
Ich habe eine Partie aus dem Turnier ausgewählt, in dem sich Kosteniuk den Titel erspielte. Diese Partie, die auch gut in die Reihe 'Spektakuläre Schwarzsiege' gepasst hätte, kommt wie ein Wirbelsturm daher, der die weißen Steine quasi hinwegbläst. Dass ausgerechnet die arme Anna Ushenina schon wieder Leidtragende ist, war keineswegs von mir so beabsichtigt gewesen und hat sich zufällig ergeben. Usheninas Rehabilitierung wird sowieso mit Folge 6 der Reihe eintreten, denn 2012 wurde die Ukrainerin dann selbst Schachweltmeisterin.
Mit der Partie habe ich auch eine kleine Aufgabe verbunden, nämlich wie Schwarz hätte mattsetzen könne, wenn Weiß im 21. Zug mit dem Bauern statt mit der Dame auf c3 genommen hätte:
/forum/thread.html?key=vbWN42UkVYiP&sv=1































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Zahllose weitere schachliche Erfolge - darunter die Schnellschach-Weltmeisterschaft der Frauen 2021 und die Schweizer Landesmeisterschaft 2013 der Herren - sind bei Wikipedia nachzulesen:
de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_Konstantinowna_Kostenjuk
Ich habe eine Partie aus dem Turnier ausgewählt, in dem sich Kosteniuk den Titel erspielte. Diese Partie, die auch gut in die Reihe 'Spektakuläre Schwarzsiege' gepasst hätte, kommt wie ein Wirbelsturm daher, der die weißen Steine quasi hinwegbläst. Dass ausgerechnet die arme Anna Ushenina schon wieder Leidtragende ist, war keineswegs von mir so beabsichtigt gewesen und hat sich zufällig ergeben. Usheninas Rehabilitierung wird sowieso mit Folge 6 der Reihe eintreten, denn 2012 wurde die Ukrainerin dann selbst Schachweltmeisterin.
Mit der Partie habe ich auch eine kleine Aufgabe verbunden, nämlich wie Schwarz hätte mattsetzen könne, wenn Weiß im 21. Zug mit dem Bauern statt mit der Dame auf c3 genommen hätte:
/forum/thread.html?key=vbWN42UkVYiP&sv=1
Anna Ushenina Alexandra Kosteniuk Women's World Championship Knockout Tournament | Nalchik RUS | 4.2 | 2008.09.08 | E34 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. Dc2 d5 5. xd5 xd5 6. Lg5 c5 Kosteniuk geht mit den schwarzen Steinen von Anfang an forsch ans Werk. Auch die ruhigeren Züge O-O, Sbd7 oder h6 werden hier häufig gespielt. 7. xc5 h6 8. Lh4 g5 Schwarz behält die scharfe Gangart bei. Sie nimmt die Lockerung ihrer Königsstellung in Kauf, um den Sf6 zu entfesseln und mit den folgenden Zügen am weißen Damenflügel anzugreifen. 9. Lg3 Se4 10. e3 Da5 11. Le5 Deckt c3 und greift zugleich den Th8 an. O-O! Es sieht für den schwarzen König unter seiner Würde aus, eine derart schadhafte Behausung zu beziehen. Aber Weiß wird nie eine Gelegenheit bekommen, durch die Löcher einzudringen. 12. Ld3 Muss Schwarz nun den Se4 befestigen? Sc6! Nein! Der Gegenangriff auf den Le5 erweist sich als stärker. 13. Lxe4 Die einzige Möglichkeit, nun verschärft sich das Spiel aber noch einmal erheblich. Sxe5 14. Lh7+? Ushenina strauchelt.
14. Lxd5 musste geschehen
Kg7 Da Schwarz nun den Lh7 mittels f5 abzusperren droht, muss dieser wieder zurück, was Weiß ein wertvolles Tempo kostet. 15. Ld3 b6!? Gibt dem Lc8 die Möglichkeit, später über a6 entscheidend einzugreifen. 16. xb6? Der Verlustzug. Als letzte Chance musste Weiß unbedingt mit 16. Se2 ihre Entwicklung vorantreiben und zur Rochade kommen.
d4! Damit werden Linien und Diagonalen gegen den in der Mitte verbliebenen weißen König geöffnet. 17. xd4 Sxd3+ 18. Dxd3 Te8+ 19. Kd1 Lf5 20. Dd2 Lxc3! Dieser Abtausch ist tatsächlich am stärksten, da damit eine weitere weiße Verteidigungsfigur beseitigt wird. 21. Dxc3 21. xc3 hätte zu einem Matt in 4 geführt, siehe die zugehörige Aufgabe.
Dxb6 Weiß ist nun wehrlos gegen das Eingreifen des schwarzen Damenturms. 22. Se2 Diese Entwicklung kommt viel zu spät. Tac8 23. Da3 Tc2 24. Te1 Td8 Droht Txd4+ nebst Matt in 2 weiteren Zügen. 25. De3 Dxb2 26. Tc1 Te8! Noch ein nettes Scheinopfer zum Abschluss; der Te8 darf wegen Td2# nicht genommen werden, aber die weiße Dame kann auch nicht so wegziehen, dass sie d2 gedeckt hält und selbst nicht geschlagen werden kann. Daher gab Weiß auf.
Vabanque - 17. Feb '25
Und niemandem ist aufgefallen, dass das in Wirklichkeit bereits Folge IV war ... ich könnte jetzt behaupten, dass dies ein absichtlicher Test von mir war, ob irgendjemand diese Beiträge liest ... aber in Wirklichkeit war es einfach wieder mal ein Versehen von mir.
Oli1970 - 12. Mär '25
Dumm gelaufen für Ushenina. Die Partie ist wieder ein Beispiel für fehlende Königssicherheit. 14.Lh7+ wirkt völlig fehl am Platz, bewirkt nichts außer Tempoverlust. Lxd5 lag dagegen auf der Hand, nach 14..Dxc5 15.0-0-0 Lxc3 16.Dxc3 wäre alles im Lot gewesen und der König aus dem Zentrum. Vermutlich der Fehler der Partie.
Dass 16.cxb6 dann der Verlustzug ist, beweist die Unterlassung 16.Se2 zur weiteren Deckung: Schwarz drohte nicht nur mit d4 dem Sc3 auf die Pelle zu rücken, auch der taktische Schlag Lxc3 bxc Dxc3+ mit Turmgewinn lag in der Luft, falls die weiße Dame den Schutz aufgeben müsste. Die nach Se2 mögliche kurze Rochade hätte - wie im Kommentar geschrieben - die Stellung gefestigt.
Weiß hat zwar drei Bauern voraus, aber keine Perspektive. Ein kurzer Blick auf den b6: bxa7 bringt den Turm ins Spiel, umgekehrtes axb6 auch. Vorziehen auf b7 bringt den Läufer rein, der ohnehin genügend Auslauf hat.
18...Te8+ bringt den Turm auf die offene Linie, auch hier war Se2 noch möglich, das Spiel aber bereits kaputt, da Lf5 und alternativ La6 bereits heftig auf sich aufmerksam machten.
Etwas hübscher als 21...Dxb6 wäre noch Db5 gewesen- mit der Drohung Df1+ und unvermeidbarem Matt, der Rest der Partie ist fast selbstlaufend. 26...Te8 ist eine tolle Pointe, auch möglich, aber weniger effektvoll, war Tdc8 zur Verstärkung auf der c-Linie. Gute Unterhaltung, weltmeisterlich gespielt!
Dass 16.cxb6 dann der Verlustzug ist, beweist die Unterlassung 16.Se2 zur weiteren Deckung: Schwarz drohte nicht nur mit d4 dem Sc3 auf die Pelle zu rücken, auch der taktische Schlag Lxc3 bxc Dxc3+ mit Turmgewinn lag in der Luft, falls die weiße Dame den Schutz aufgeben müsste. Die nach Se2 mögliche kurze Rochade hätte - wie im Kommentar geschrieben - die Stellung gefestigt.
Weiß hat zwar drei Bauern voraus, aber keine Perspektive. Ein kurzer Blick auf den b6: bxa7 bringt den Turm ins Spiel, umgekehrtes axb6 auch. Vorziehen auf b7 bringt den Läufer rein, der ohnehin genügend Auslauf hat.
18...Te8+ bringt den Turm auf die offene Linie, auch hier war Se2 noch möglich, das Spiel aber bereits kaputt, da Lf5 und alternativ La6 bereits heftig auf sich aufmerksam machten.
Etwas hübscher als 21...Dxb6 wäre noch Db5 gewesen- mit der Drohung Df1+ und unvermeidbarem Matt, der Rest der Partie ist fast selbstlaufend. 26...Te8 ist eine tolle Pointe, auch möglich, aber weniger effektvoll, war Tdc8 zur Verstärkung auf der c-Linie. Gute Unterhaltung, weltmeisterlich gespielt!