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Schachpsychologie eines Zauberers - Nezhmetdinov
Oli1970 - 14. Sep '18
Kürzlich wurde ich auf eine Partie aufmerksam, die ziemlich reißerisch mit "Größtes Damenopfer in der Schachgeschichte" überschrieben war. Kann man ja mal schauen, was dahinter steckt, nicht?
Ich stieß auf zwei Spieler, die mir überhaupt nichts sagten. Als die Partie 1962 gespielt wurde, war Nezhmetdinov IM und auch Meister im Damespiel. Über Chernikovs frühe Jahre finde ich leider nichts. Immerhin durfte er sich seit 1985 IM und nach einem Gewinn der Seniorenweltmeisterschaften 2000 Großmeister nennen. In der deutschen Wikipedia findet man die beiden unter Neschmetdinow und Tschernikow. Hier verwende ich die englisch transkribierten Versionen, da darunter deutlich mehr Material zu finden ist.
In der westlichen Welt ist Nezhmetdinov relativ unbekannt. Man nannte ihn den "Zauberer aus Kazan" und für seine Kombinationen gewann er viele Schönheitspreise. Michail Tal setzte ihn als Trainer für seinen Wettkampf gegen Botwinnik ein. Die folgende Partie ist nur eines von vielen Beispielen für sein Kombinationsspiel und seine taktischen Opfer. Warum er Schönheitspreise für sein Spiel gewann, dürfte danach klar sein.































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Locker und leicht ist die Partie sicher nicht, lehrreich bestimmt schon.
1. Die psychologische Wirkung eines solchen Opfers ist nicht zu unterschätzen.
2. Solche Opfer kann man sich leisten, wenn man ausreichende Kompensation hat, weiß, wie man das folgende Spiel führen will und man Nezhmetdinov heißt.
3. Frauen mögen stark sein, sie brauchen aber Männer an ihrer Seite. ;-)
4. Vertraue niemals allein den Engines. Die können zwar rechnen, haben aber keine Phantasie.
Zum Schluss unterschreibt man das Geständnis, nicht wahr? Natürlich reicht meine Spielstärke nicht, um so eine Partie von A bis Z zu durchblicken. Manche Züge sind in ihrer Absicht klar, andere sind wunderbar. So habe ich verschiedene Quellen zu Rate gezogen, den hauseigenen Zauberer rechnen lassen, zusammengekratzt, was der Kopf so hergab und dann alles in einen Topf geworfen, gut abgeschmeckt und fertig war die erste kommentierte Partie.
Sie ist entstanden, weil ich Urlaub hatte, an der Nordsee im Strandkorb saß und etwas zu dieser Partie recherchierte. Nicht, um daraus zu lernen, sondern weil die Überschrift so reißerisch war. Ich machte mir ein paar Notizen - was ich sonst eigentlich nicht tue - und probierte ein paar Varianten aus. Irgendwann wurden die Notizen umfangreicher, und plötzlich war der Wunsch da, das Gekritzel ausformulieren; als Erfahrung, ob mir eine komplette Kommentierung gelingen würde. Da sie dann halt fertig war, drängele ich mich heute zwischen Vabanque, Kellerdrache und KroMax auf die Kommentatoren-Bank.
Ich weiß nun einzuschätzen, wie zeitintensiv es ist, möglicht allen Spuren gewissenhaft nachzugehen oder wie schwer es ist, zu entscheiden, welche Varianten gezeigt werden müssen oder rausfliegen können. Umso erstaunlicher, dass hier fast jede Woche eine neue Partie erscheint. Danke dafür.
Ich stieß auf zwei Spieler, die mir überhaupt nichts sagten. Als die Partie 1962 gespielt wurde, war Nezhmetdinov IM und auch Meister im Damespiel. Über Chernikovs frühe Jahre finde ich leider nichts. Immerhin durfte er sich seit 1985 IM und nach einem Gewinn der Seniorenweltmeisterschaften 2000 Großmeister nennen. In der deutschen Wikipedia findet man die beiden unter Neschmetdinow und Tschernikow. Hier verwende ich die englisch transkribierten Versionen, da darunter deutlich mehr Material zu finden ist.
In der westlichen Welt ist Nezhmetdinov relativ unbekannt. Man nannte ihn den "Zauberer aus Kazan" und für seine Kombinationen gewann er viele Schönheitspreise. Michail Tal setzte ihn als Trainer für seinen Wettkampf gegen Botwinnik ein. Die folgende Partie ist nur eines von vielen Beispielen für sein Kombinationsspiel und seine taktischen Opfer. Warum er Schönheitspreise für sein Spiel gewann, dürfte danach klar sein.
Rashid Gibiatovich Nezhmetdinov Oleg L Chernikov Chigorin Team Cup | Rostov-on-Don URS | 1962 | B35 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 xd4 4. Sxd4 g6 Der beschleunigte Drache im Sizilianer. 5. Sc3 Lg7 6. Le3 Sf6 7. Lc4 O-O 8. Lb3 Sg4 befreit Lg7. Sobald die Dame schlägt, fehlt eine Deckung für Sd4. 9. Dxg4 Sxd4 Damit sind die Springer getauscht. 10. Dh4 Da5 Die Partie sieht sehr nach Remis aus. Chernikov stellt noch eine kleine Falle auf. 11. O-O Lf6 Alles sieht nach Remis aus, möglich u. a. durch Zugwiederholung. Chernikov soll das Brett verlassen haben, in der Gewissheit, dass Nezhmetdinov ein Remis will. Nur was überlegt der solange? Nach 40 Minuten teilte ihm ein Junge mit, was dann geschah: 12. Dxf6!! Was für ein Hammer! Opfert der glatt seine Dame! Kein Remis! Was tut der bloß? Se2+ Der Springer wäre nach 12... exf6 13. Lxd4 ohnehin gefallen. Chernikov benutzt ihn noch, um Sc3 zum Schlagen zu zwingen. Der Clou dabei ist, dass Sd5 nun zwei Züge benötigen wird, Schwarz gewinnt somit ein Tempo. 13. Sxe2 xf6 Zählen wir mal durch: Chernikov besitzt eine Dame, Nezhmetdinov muss seine Kompensation in einem schwarzfeldrigen Läufer und einem Springer finden. Chernikov hat einen Bauern mehr, jedoch die schwächere Struktur. Bauer f6 ist schwach, der Freibauer d7 blockiert noch den Läufer und kann als Isolani ebenso zum Angriffsziel werden. Außerdem hat Nezhmetdinov eine aktive Stellung, Chernikov lediglich seine Dame draußen. Und Nezhmetdinov hat etwas, was Schwarz nicht hat - den psychologischen Vorteil seines Opfers, das Chernikov zunächst verdauen muss. 14. Sc3 Te8 Der Turm visiert nicht nur e4 an. Er sucht einen Ausgang, da Chernikov außer seiner Dame keine aktiven Figuren auf dem Feld hat. 15. Sd5 Endlich steht er da, wo er hin soll. Te6 Wenn Chernikov den Bauern nicht hergeben will, bleiben nur Turm oder König zur Deckung. 16. Ld4 Kg7 17. Tad1 Man glaubt es kaum, aber Nezhmetdinov hat genügend Kompensation für sein Damenopfer. Für diesen Turm hat er einen Plan. Er soll als dritte Angriffsfigur auf f6 zielen und später vielleicht nach h3 gehen. d6 18. Td3 Ld7 19. Tf3 Lb5 Chernikov droht, Tf1 zu gewinnen. Na und? Nezhmetdinov hat eine Gegendrohung. 20. Lc3 Dd8 Schwarz muss seine Dame zurückziehen, es bleibt nur d8 als sinnvolles Feld. Allerdings deckt sie damit ebenfalls f6. 21. Sxf6 Geht das? Der Tf1 ist doch angegriffen? Le2? Chernikov konzentriert sich lieber auf Tf3 statt Tf1. Leider ist das ein Fehler, der den Verlust der Partie einleitet. 22. Sxh7+ Kg8 23. Th3
Stärker wäre gewesen: 23. Sf6+ Kf8 24. Th3 Txf6 25. Th8+ Ke7 26. Txd8 Txd8 Damit wäre zwar die schwarze Dame eliminiert, Weiß müsste jedoch mit einem Läufer und zwei Mehrbauern gegen einen schwarzen Turm sein Spiel durchkriegen. Mit dem gespielten Zug hat Nezhmetdinov mehr Angriffsmaterial zur Verfügung, und das Spiel erscheint so vielleicht einfacher.
Te5 Lc3 und Th3 zeigen auf h8 und bilden, natürlich nach Abzug des Springers, ein bekanntes Matt-Motiv. Daher Chernikovs Zug, um die Diagonale zu unterbrechen. 24. f4 Der Turm soll da weg und die Diagonale frei machen, also mal drauf gehalten. Lxf1 Chernikov entscheidet sich anders, sein Turm bleibt stehen. Spätestens mit diesem Zug steht er klar auf Verlust trotz Dame, trotz Turm. Der Te5 ist praktisch auf der Diagonale gefesselt. 25. Kxf1 Tc8 Chernikov weiß, dass der Lc3 zu stark ist und daher eliminiert werden muss. 25 Züge und der Turm darf Aktivität zeigen. 26. Ld4 Und wieder wird der Turm nicht geschlagen, um den Läufer und damit das Matt-Motiv zu erhalten. Es ist für Amateure schwierig, solche Züge abzuwägen, da sie den Materialwert vor Augen haben, jedoch oft die positionellen Vorteile nicht erkennen. b5 Tja, was leistet der Zug? Ich weiß es nicht. Plumpes Anbieten des Bauern a7 als verzweifelten Versuch, Ld4 von seiner Diagonale zu ziehen? Vielleicht ist es schlicht die Ratlosigkeit, was besser möglich wäre? 27. Sg5 Weiß macht immer mehr Druck. f7-f6 geht z. B. nicht, weil der Bauer durch Lb3 gefesselt ist. Tc7 Und wieder muss Chernikov mit Turm und König einen Bauern decken. 28. Lxf7+ Eine schöne taktische Finesse, die sich erschließt, wenn man bis zum 30. Zug voraus berechnet. Txf7 29. Th8+ Kxh8 30. Sxf7+ Der Springer gabelt gleich König, Dame, Turm und einen Bauern! Kh7 31. Sxd8 Txe4 32. Sc6 Txf4+ 33. Ke2 und Chernikov gab auf. Die weißen Figuren sind ziemlich ideal platziert, zusammen mit einem Mehrbauern und der noch intakten Struktur auf beiden Flügeln ist das ein gewonnenes Spiel für Weiß. Jedenfalls, wenn man weiß, wie man die Steine zu führen hat. Locker und leicht ist die Partie sicher nicht, lehrreich bestimmt schon.
1. Die psychologische Wirkung eines solchen Opfers ist nicht zu unterschätzen.
2. Solche Opfer kann man sich leisten, wenn man ausreichende Kompensation hat, weiß, wie man das folgende Spiel führen will und man Nezhmetdinov heißt.
3. Frauen mögen stark sein, sie brauchen aber Männer an ihrer Seite. ;-)
4. Vertraue niemals allein den Engines. Die können zwar rechnen, haben aber keine Phantasie.
Zum Schluss unterschreibt man das Geständnis, nicht wahr? Natürlich reicht meine Spielstärke nicht, um so eine Partie von A bis Z zu durchblicken. Manche Züge sind in ihrer Absicht klar, andere sind wunderbar. So habe ich verschiedene Quellen zu Rate gezogen, den hauseigenen Zauberer rechnen lassen, zusammengekratzt, was der Kopf so hergab und dann alles in einen Topf geworfen, gut abgeschmeckt und fertig war die erste kommentierte Partie.
Sie ist entstanden, weil ich Urlaub hatte, an der Nordsee im Strandkorb saß und etwas zu dieser Partie recherchierte. Nicht, um daraus zu lernen, sondern weil die Überschrift so reißerisch war. Ich machte mir ein paar Notizen - was ich sonst eigentlich nicht tue - und probierte ein paar Varianten aus. Irgendwann wurden die Notizen umfangreicher, und plötzlich war der Wunsch da, das Gekritzel ausformulieren; als Erfahrung, ob mir eine komplette Kommentierung gelingen würde. Da sie dann halt fertig war, drängele ich mich heute zwischen Vabanque, Kellerdrache und KroMax auf die Kommentatoren-Bank.
Ich weiß nun einzuschätzen, wie zeitintensiv es ist, möglicht allen Spuren gewissenhaft nachzugehen oder wie schwer es ist, zu entscheiden, welche Varianten gezeigt werden müssen oder rausfliegen können. Umso erstaunlicher, dass hier fast jede Woche eine neue Partie erscheint. Danke dafür.
Kellerdrache - 14. Sep '18
Ein wirklich ansehnliches Exemplar was Du dir zur Kommentierung ausgesucht hast. Das Damenopfer nimmt mit einem Zug sämtliche Fesseln vom Rest der weißen Figuren.
Vor dem Opfer war der schwarzfeldrige Läufer, behindert durch den gedeckten Springer auf d4, nicht viel Wert. Der weißfeldrige Kollege war dauernd in Gefahr abgetauscht zu werden und der Springer c3 konnte nicht ziehen wg. Se2+, nebst Lxb2. All diese Probleme löst das Opfer auf einen Schlag.
Ich weiß nicht ob es jetzt das schönste Damenopfer überhaupt ist, aber auf jeden Fall ein sehr hübsches.
Was die psychologische Wirkung eines unerwarteten Opfers angeht hast du durchaus recht. Man hat sich ja bis dahin irgendwie in der Stellung zurechtgefunden. hat die Stärken und Schwächen identifiziert und mögliche Pläne entwickelt. Bei jedem Zug folgt man, nach sorgfältiger Prüfung natürlich, seinem roten Faden. Dann kommt so ein Opfer und als Resultat findet man eine vollkommen andere Stellung. Die ganzen Orientierungspunkte sind weg und man weiß in der Regel nicht mal ob man jetzt gut oder schlecht steht.
Auch ein persönliches Lob an den Kommentator. Vor allem als Erstlingswerks sehr gut gemacht. Alle Fragen die der durchschnittliche Leser haben könnte wurden behandelt und die Partie verständlich gemacht. Höchstens am Partieanfang hätte ich mir ein oder zwei Varianten geschenkt, aber das ist einfach eine Stilfrage. Also Daumen hoch !
Vor dem Opfer war der schwarzfeldrige Läufer, behindert durch den gedeckten Springer auf d4, nicht viel Wert. Der weißfeldrige Kollege war dauernd in Gefahr abgetauscht zu werden und der Springer c3 konnte nicht ziehen wg. Se2+, nebst Lxb2. All diese Probleme löst das Opfer auf einen Schlag.
Ich weiß nicht ob es jetzt das schönste Damenopfer überhaupt ist, aber auf jeden Fall ein sehr hübsches.
Was die psychologische Wirkung eines unerwarteten Opfers angeht hast du durchaus recht. Man hat sich ja bis dahin irgendwie in der Stellung zurechtgefunden. hat die Stärken und Schwächen identifiziert und mögliche Pläne entwickelt. Bei jedem Zug folgt man, nach sorgfältiger Prüfung natürlich, seinem roten Faden. Dann kommt so ein Opfer und als Resultat findet man eine vollkommen andere Stellung. Die ganzen Orientierungspunkte sind weg und man weiß in der Regel nicht mal ob man jetzt gut oder schlecht steht.
Auch ein persönliches Lob an den Kommentator. Vor allem als Erstlingswerks sehr gut gemacht. Alle Fragen die der durchschnittliche Leser haben könnte wurden behandelt und die Partie verständlich gemacht. Höchstens am Partieanfang hätte ich mir ein oder zwei Varianten geschenkt, aber das ist einfach eine Stilfrage. Also Daumen hoch !
Oli1970 - 14. Sep '18
Vielen Dank für die netten Worte! Ich wünschte, mir wäre während der Kommentierung die Beschreibung der Probleme im weißen Aufbau eingefallen. Damit fasst Du in drei Sätzen zusammen, was sich der Nachspielende selbst zusammenreimen muss. Viel besser als die bloße Erläuterung der Zugfolgen.
Ebenso die treffende Beschreibung, was in einem Spieler vorgeht, der mit einem solchen Opfer konfrontiert wird - super. Ein großes Dankeschön dafür!
Und Zustimmung, insbesondere der Anfang ist (und war noch mehr) aufgebläht. So viele Zweige, die man verfolgen könnte; bei Kommentieren ist mir aufgefallen, wie schwer es fällt, über die Wichtigkeit zu entscheiden oder ganz loszulassen. Die ganze f3-Geschichte im 8. Zug z. B. ist wohl „über“ - aber da stand sie nun. :-) Genauso der ganze Text - vieles davon, um mir selbst beim Verständnis zu helfen, obwohl manches auch selbsterklärend ist; da stand er nun, behalten, löschen, was tun?
Ebenso die treffende Beschreibung, was in einem Spieler vorgeht, der mit einem solchen Opfer konfrontiert wird - super. Ein großes Dankeschön dafür!
Und Zustimmung, insbesondere der Anfang ist (und war noch mehr) aufgebläht. So viele Zweige, die man verfolgen könnte; bei Kommentieren ist mir aufgefallen, wie schwer es fällt, über die Wichtigkeit zu entscheiden oder ganz loszulassen. Die ganze f3-Geschichte im 8. Zug z. B. ist wohl „über“ - aber da stand sie nun. :-) Genauso der ganze Text - vieles davon, um mir selbst beim Verständnis zu helfen, obwohl manches auch selbsterklärend ist; da stand er nun, behalten, löschen, was tun?
pirc_ - 14. Sep '18
KLASSE!!
KroMax - 14. Sep '18
Tolle Partie hast du da ausgesucht Oli und richtig gut dargestellt !
Es ist als ein Erstlingswerk von dir nicht als solches erkennbar.
Vielen Dank.
Beste Grüße
Max
Es ist als ein Erstlingswerk von dir nicht als solches erkennbar.
Vielen Dank.
Beste Grüße
Max
Kellerdrache - 14. Sep '18
Eine nicht ganz ernste Frage am Rande: man sagt ja gemeinhin eine Dame sei ungefähr drei Leichtfiguren wert. Wenn Weiß also zwei Leichtfiguren für seine Dame bekommt, wie in der obigen Partie, ist es dann nicht eigentlich "blos" ein Leichtfigurenopfer ?
Oli1970 - 14. Sep '18
@pirc_ und KroMax: Danke Euch! Die Latte liegt hoch, ich freue mich, wenn ich sie in Euren Augen nicht gerissen habe.
@Kellerdrache: Gut ist die Frage trotzdem. ;-)
Beim Durchgehen habe ich lange nicht für möglich gehalten, dass Nezhmetdinov tatsächlich volle Kompensation hat und das Spiel übernimmt. So eine starke Frau an der Seite ist auch ein psychologischer Faktor.
@Kellerdrache: Gut ist die Frage trotzdem. ;-)
Beim Durchgehen habe ich lange nicht für möglich gehalten, dass Nezhmetdinov tatsächlich volle Kompensation hat und das Spiel übernimmt. So eine starke Frau an der Seite ist auch ein psychologischer Faktor.
Canal_Prins - 14. Sep '18
@ oli1970
beide Daumen hoch. Eine hübsche Partie und ein sehr guter Erstkommentar.
SUPER und DANKE !!
beide Daumen hoch. Eine hübsche Partie und ein sehr guter Erstkommentar.
SUPER und DANKE !!
Oli1970 - 14. Sep '18
@Canal_Prins: Dankeschön! So viel positive Resonanz bisher freut und erleichtert mich!
Vabanque - 14. Sep '18
Vor einigen Jahren hatte ich mal selber damit geliebäugelt, diese Partie zu kommentieren, hatte dann aber aus zwei Gründen davon Abstand genommen:
a) Sie schien mir zu schwierig bzw. aufwändig zu kommentieren
b) Sie schien mir nur geringen Lehrwert zu haben, denn wann hat man in seinen eigenen Partien schon mal Gelegenheit zu so einem Opfer? (Wohl einmal in 100 Jahren)
Ich muss zugeben, dein Beitrag scheint beide Thesen zu widerlegen.
1) muss man, wie man sieht, ja nicht alle möglichen Varianten kommentieren, wenn man das Spiel der Kontrahenten einigermaßen verständlich machen will. Ich denke, es ist dir gut gelungen, die Pläne beider Seiten zu illustrieren.
2) wurde zwar sehr laut nach einfacheren, verständlicheren Partien geschrieen, vor allem mit Eröffnungen und Stellungsbildern, wie sie auch in eigenen Partien vorkommen können. (Die Eröffnung dieser Partie kommt natürlich auch in Amateurpartien vor, wohl aber kaum so ein positionelles Damenopfer, vor allem traut man sich sowas nicht.) Die Resonanz auf deinen Beitrag zeigt mir aber, dass dieser Ruf doch nicht so ernst gemeint gewesen kann. Im Gegenteil scheint das Außergewöhnliche, Seltene (zu dem diese Partie zweifellos zu zählen ist) mehr anzukommen als Partien, die einem Orientierung für das eigene Spiel zu geben vermögen ...
Vielleicht sollten wir hier einfach beides weiterführen, sowohl die 'einfachen' Partien, die zur Illustration von Lehrgrundsätzen dienen, wie auch die brillanten Ausnahmen wie obige Partie.
Neben der Reihe 'Leicht, locker und lehrreich' könnten wir (nicht nur ich, alle sind eingeladen) also auch die Reihen 'Brillante Mattangriffe', 'Glanzpartien unbekannter Spieler' sowie 'Glänzende Spielzüge' wieder aufleben lassen ... obige Partie würde wohl in alle drei Reihen passen :-)
a) Sie schien mir zu schwierig bzw. aufwändig zu kommentieren
b) Sie schien mir nur geringen Lehrwert zu haben, denn wann hat man in seinen eigenen Partien schon mal Gelegenheit zu so einem Opfer? (Wohl einmal in 100 Jahren)
Ich muss zugeben, dein Beitrag scheint beide Thesen zu widerlegen.
1) muss man, wie man sieht, ja nicht alle möglichen Varianten kommentieren, wenn man das Spiel der Kontrahenten einigermaßen verständlich machen will. Ich denke, es ist dir gut gelungen, die Pläne beider Seiten zu illustrieren.
2) wurde zwar sehr laut nach einfacheren, verständlicheren Partien geschrieen, vor allem mit Eröffnungen und Stellungsbildern, wie sie auch in eigenen Partien vorkommen können. (Die Eröffnung dieser Partie kommt natürlich auch in Amateurpartien vor, wohl aber kaum so ein positionelles Damenopfer, vor allem traut man sich sowas nicht.) Die Resonanz auf deinen Beitrag zeigt mir aber, dass dieser Ruf doch nicht so ernst gemeint gewesen kann. Im Gegenteil scheint das Außergewöhnliche, Seltene (zu dem diese Partie zweifellos zu zählen ist) mehr anzukommen als Partien, die einem Orientierung für das eigene Spiel zu geben vermögen ...
Vielleicht sollten wir hier einfach beides weiterführen, sowohl die 'einfachen' Partien, die zur Illustration von Lehrgrundsätzen dienen, wie auch die brillanten Ausnahmen wie obige Partie.
Neben der Reihe 'Leicht, locker und lehrreich' könnten wir (nicht nur ich, alle sind eingeladen) also auch die Reihen 'Brillante Mattangriffe', 'Glanzpartien unbekannter Spieler' sowie 'Glänzende Spielzüge' wieder aufleben lassen ... obige Partie würde wohl in alle drei Reihen passen :-)
Vabanque - 14. Sep '18
Nun ist mir doch noch eine Kleinigkeit in der Kommentierung aufgefallen:
In der Variante 14... d6 (statt des geschehenen Te8 und statt des ebenfalls möglichen 14... d5) schreibst du 'Dieser Freibauer wird nicht durchbrechen können ... '
Aber welchen Freibauern meinst du? Weder Weiß noch Schwarz hat in dieser Stellung einen Freibauern.
In der Variante 14... d6 (statt des geschehenen Te8 und statt des ebenfalls möglichen 14... d5) schreibst du 'Dieser Freibauer wird nicht durchbrechen können ... '
Aber welchen Freibauern meinst du? Weder Weiß noch Schwarz hat in dieser Stellung einen Freibauern.
Oli1970 - 14. Sep '18
Guten Abend Vabanque,
ja, mit dieser Partie bin ich den von mir selbst formulierten Wünschen nicht gerecht geworden. Ich plädiere aber auf unschuldig und fordere zumindest mildernde Umstände. Die Kommentierung war ein Unfall.
Ich kann nichts dafür, dass diese Partie aus der ernsthaften Disziplin der Geisteswissenschaften mit einer reißerischen Überschrift versehen wird. Internetzugang im Wattenmeer - auch nicht meine Schuld. Dass ich mir zum ersten Mal Notizen zu einer Partie machte, lag bestimmt nur an der Nordsee-Luft, die mir zwischen die Ohren pfiff. Ich könnte bestimmt noch mehr zu meiner Entlastung vorbringen, aber Du erkennst schon, Schuld haben immer die Anderen.
Irgendwie ist das alles gewachsen. Der Schritt, die Notizen auszuformulieren und tatsächlich einen Partie-Kommentar daraus zu machen, war dann nicht mehr weit. Allerdings heute Morgen bewusst den „Veröffentlichen“-Knopf zu drücken, hat Überwindung gekostet. Und tatsächlich ist mir der „Freibauer“ durchgerutscht. Gemeint war ungefähr, dass der Bauer trotz fehlenden Gegenübers nicht würde durchbrechen - frei sein - können. Ich bin über die Definition eines Freibauern gestolpert. Argh, die perfekte Kommentierung ist irreparabel beschädigt!
Persönlich bevorzuge ich zum Nachspielen locker, leicht und lehrreich. Zum einen wegen Letzterem, zum anderen, weil es für mein Niveau tatsächlich „sauschwer“ ist, hinter solch ein Spiel wie dieses zu schauen. Draus mitnehmen kann ich kaum was, ich würde nicht freiwillig meine Dame hergeben. Hier hätte ich lieber mit schwarz als mit weiß gespielt... Wenn sich allerdings die Konzepte Ausführlichkeit und Lernwert locker und leicht auf andere Partien übertragen ließen, würden sich dafür bestimmt auch in der breiten Masse Freunde finden.
Mal abgesehen davon, wenn ich hier „lehren“ wollte, könnte ich mich selbst nicht ernst nehmen. Das Lernen klappt schon nicht. ;-)
ja, mit dieser Partie bin ich den von mir selbst formulierten Wünschen nicht gerecht geworden. Ich plädiere aber auf unschuldig und fordere zumindest mildernde Umstände. Die Kommentierung war ein Unfall.
Ich kann nichts dafür, dass diese Partie aus der ernsthaften Disziplin der Geisteswissenschaften mit einer reißerischen Überschrift versehen wird. Internetzugang im Wattenmeer - auch nicht meine Schuld. Dass ich mir zum ersten Mal Notizen zu einer Partie machte, lag bestimmt nur an der Nordsee-Luft, die mir zwischen die Ohren pfiff. Ich könnte bestimmt noch mehr zu meiner Entlastung vorbringen, aber Du erkennst schon, Schuld haben immer die Anderen.
Irgendwie ist das alles gewachsen. Der Schritt, die Notizen auszuformulieren und tatsächlich einen Partie-Kommentar daraus zu machen, war dann nicht mehr weit. Allerdings heute Morgen bewusst den „Veröffentlichen“-Knopf zu drücken, hat Überwindung gekostet. Und tatsächlich ist mir der „Freibauer“ durchgerutscht. Gemeint war ungefähr, dass der Bauer trotz fehlenden Gegenübers nicht würde durchbrechen - frei sein - können. Ich bin über die Definition eines Freibauern gestolpert. Argh, die perfekte Kommentierung ist irreparabel beschädigt!
Persönlich bevorzuge ich zum Nachspielen locker, leicht und lehrreich. Zum einen wegen Letzterem, zum anderen, weil es für mein Niveau tatsächlich „sauschwer“ ist, hinter solch ein Spiel wie dieses zu schauen. Draus mitnehmen kann ich kaum was, ich würde nicht freiwillig meine Dame hergeben. Hier hätte ich lieber mit schwarz als mit weiß gespielt... Wenn sich allerdings die Konzepte Ausführlichkeit und Lernwert locker und leicht auf andere Partien übertragen ließen, würden sich dafür bestimmt auch in der breiten Masse Freunde finden.
Mal abgesehen davon, wenn ich hier „lehren“ wollte, könnte ich mich selbst nicht ernst nehmen. Das Lernen klappt schon nicht. ;-)
Vabanque - 14. Sep '18
>>Die Kommentierung war ein Unfall. <<
Dann will ich aber hoffen, dass dir in Zukunft noch mehr solcher 'Unfälle' zustoßen sollten :-)
>>Argh, die perfekte Kommentierung ist irreparabel beschädigt!<<
Ich glaube, in fast jeder meiner eigenen Kommentierungen könnte mir auch jemand solche Fehler nachweisen ... aber entweder die Leute sind zu höflich oder zu faul dazu oder sie lesen gar nicht ...
Außerdem ist mir der falsche Freibauer auch erst beim zweiten oder dritten Lesen aufgefallen, zuerst habe ich ihn überlesen. Irgendwann habe ich dann gestutzt und dachte: Nanu? Aber wie gesagt, in jeder Partie-Kommentierung (auch in GM-Kommentaren) ist mindestens ein Fehler ...
>>weil es für mein Niveau tatsächlich „sauschwer“ ist, hinter solch ein Spiel wie dieses zu schauen.<<
Ich möchte mal leicht provokativ behaupten, dass es für kaum jemanden, der hier mitliest, wirklich möglich sein dürfte, obige Partie gänzlich zu verstehen. Aber ich kommentiere ja auch Partien, die ich nicht verstehe, und das schon seit Jahren ... das ist wirklich kein Hindernis.
>>Draus mitnehmen kann ich kaum was, ich würde nicht freiwillig meine Dame hergeben.<<
Wie ich schon oben schrieb. Kaum einer von uns hätte sich so ein Damenopfer getraut.
Ich denke, beides hat hier seinen Platz: Partien, aus denen man etwas lernt, und Partien wie diese, über die man einfach bloß staunt, dass es sowas auch noch gibt bzw. mal gab :-)
Dann will ich aber hoffen, dass dir in Zukunft noch mehr solcher 'Unfälle' zustoßen sollten :-)
>>Argh, die perfekte Kommentierung ist irreparabel beschädigt!<<
Ich glaube, in fast jeder meiner eigenen Kommentierungen könnte mir auch jemand solche Fehler nachweisen ... aber entweder die Leute sind zu höflich oder zu faul dazu oder sie lesen gar nicht ...
Außerdem ist mir der falsche Freibauer auch erst beim zweiten oder dritten Lesen aufgefallen, zuerst habe ich ihn überlesen. Irgendwann habe ich dann gestutzt und dachte: Nanu? Aber wie gesagt, in jeder Partie-Kommentierung (auch in GM-Kommentaren) ist mindestens ein Fehler ...
>>weil es für mein Niveau tatsächlich „sauschwer“ ist, hinter solch ein Spiel wie dieses zu schauen.<<
Ich möchte mal leicht provokativ behaupten, dass es für kaum jemanden, der hier mitliest, wirklich möglich sein dürfte, obige Partie gänzlich zu verstehen. Aber ich kommentiere ja auch Partien, die ich nicht verstehe, und das schon seit Jahren ... das ist wirklich kein Hindernis.
>>Draus mitnehmen kann ich kaum was, ich würde nicht freiwillig meine Dame hergeben.<<
Wie ich schon oben schrieb. Kaum einer von uns hätte sich so ein Damenopfer getraut.
Ich denke, beides hat hier seinen Platz: Partien, aus denen man etwas lernt, und Partien wie diese, über die man einfach bloß staunt, dass es sowas auch noch gibt bzw. mal gab :-)
Oli1970 - 14. Sep '18
Volle Zustimmung in allen Punkten. Eine Partie soll ja nicht nur Stoff vermitteln, sie darf auch gerne unterhalten. Ich denke, wichtig ist die Kommentierung - sie entscheidet, ob man Zugang dazu findet oder nicht. Wenn die brillanten Mattangriffe locker und leicht erklärt werden können - super!