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Spannende Remispartien (II)
Vabanque - 16. Dez '24
Edited
Da die erste Folge der Reihe tatsächlich einigen beifälligen Widerhall gefunden hat, bringe ich hier nun ein zweites Beispiel. Dieses ist viel älter als das vorige, und auch weniger kompliziert. Der Partieverlauf bis zum 16. Zug ist zwar durchaus interessant und originell, aber ihren ästhetischen Wert bekommt die Partie nur durch die spektakuläre Remiskombination, die Schwarz danach anbringt.
Die Partie wurde 1958 in der Meisterschaft des 'Burevestnik'-Clubs gespielt. Da dies ein Hochschul-Sportverein war, und der Schwarzspieler (ein späterer FIDE-Meister) 1934 geboren ist, der Weißspieler 1922, kann man annehmen, dass hier ein Student gegen einen Dozenten spielte.
Tipp: Für den 'schnellen Kick' reicht es, die Partie ab dem 16. Zug nachzuspielen😊































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Die Partie wurde 1958 in der Meisterschaft des 'Burevestnik'-Clubs gespielt. Da dies ein Hochschul-Sportverein war, und der Schwarzspieler (ein späterer FIDE-Meister) 1934 geboren ist, der Weißspieler 1922, kann man annehmen, dass hier ein Student gegen einen Dozenten spielte.
Tipp: Für den 'schnellen Kick' reicht es, die Partie ab dem 16. Zug nachzuspielen😊
Iosif Davidovich Berezin Nikolay Zhuravlev 'Burevestnik' Club Ch | USSR | 1958 | D07 | 1/2-1/2
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. Sf3 Sc6 2. d4 d5 3. c4 Lg4 Die Tschigorin-Verteidigung des Damengambits, die eigentlich nicht als besonders günstig gilt, aber dennoch immer mal wieder von großen Meistern aufgegriffen wurde, zuletzt von Morozevich. 4. xd5 Lxf3 Die Kardinalfrage in dieser Variante ist, ob dieser Tausch, der das schwarze Läuferpaar aufgibt, nun durch die Zersplitterung der Bauern den weißen Königflügel schwächt, oder eher doch das weiße Zentrum stärkt. 5. xf3 Dxd5 6. e3 e6 Häufiger wird hier das energischere e5 gespielt. 7. Sc3 Dh5 8. f4 Damentausch käme Weiß bei seinem Läuferpaar und dem starken Bauernzentrum gelegen. Vor allem wäre dann die durch die Aufreißung des weißen Königsflügel potenziell bestehende Gefahr beseitigt. Dh4 Deswegen weicht Schwarz dem Damentausch aus und versucht die durch die Verdoppelung des f-Bauern entstandenen Felderschwächen auszunutzen. Frühes Spiel mit der Dame gilt ja in der Regel nicht als empfehlenswert, aber wie will Weiß die schwarze Dame denn von diesem vorgeschobenen Posten vertreiben? 9. Lg2 Sge7 Schwarz will lang rochieren und sich daher nicht den Damenflügel durch Lxc6+ zersplittern lassen; außerdem kommt er so dem möglichen doppelten Angriff auf c6 durch Da4 schon einmal zuvor. 10. Ld2 O-O-O 11. Tc1 Sicherer wäre es natürlich gewesen, De2 oder Df3 (um vorerst den Bauern f2 zu decken) nebst langer Rochade zu spielen. g5 Nach diesem schwarzen Zug wird Weiß nämlich auch nicht mehr kurz rochieren können, und sein König wird für den Rest des Spiels in der Mitte verbleiben müssen. 12. xg5 Dxg5 In die nun vollends geöffnete g-Linie hineinzurochieren, käme schachlichem Suizid gleich. 13. Lf3 Tg8 14. Se4 So aber ist Weiß erstmal wieder am Drücker. Der schwarze Zug g5 hat Weiß indirekt dieses Tempo verschafft. Dg6 15. Sc5 Sd5 Ein zentralisiertes Pferd ist immer ein nützliches Haustier. Aber vielleicht hatte Schwarz hier tatsächlich schon die folgende Wendung im Auge. 16. Db3 Weiß scheint nun doch sehr drohend zu stehen, aber Schwarz könnte den Sc5 einfach mit Lxc5 wegtauschen. Er hatte aber wahrscheinlich ein schlechtes Gefühl, mit zwei Springern gegen zwei Läufer spielen zu müssen (zumindest ich hätte das). Und da hat er tatsächlich eine ziemlich spektakuläre (wenn auch nicht besonders schwierig zu sehende und durchzurechnende) Remiskombination entdeckt, die mich dazu bewogen hat, die Partie in die Reihe aufzunehmen. Dg1+ Ein Knaller, der natürlich sorgfältig berechnet werden musste. 17. Txg1 Txg1+ 18. Ke2 Sf4+! Der weiße e-Bauer wird von der Deckung von d4 forciert weggelenkt. 19. xf4 Sxd4+ 20. Ke3 Sf5+ Statt dessen aber bloß nicht die weiße Dame nehmen, Weiß bliebe materiell im Vorteil! 21. Ke2 Sd4+ Und somit bleibt beiden Partnern nur der Shuttle-Service. Diesem kann keiner ohne Nachteil ausweichen. 22. Ke3 Sf5+ 23. Ke2 Sd4+
toby84 - 16. Dez '24
aber warum ist am ende Sxb3 nicht spielbar?
Sxb3 Txg1 Sxc5 bleibt bei mehrbauer gegen läuferpaar.
Sxb3 Sxb3 bleibt bei turm und bauer gegen läufer und springer. dafür ist die weiße bauernstruktur schlechter. ist das wirklich schon ein "nachteil" für schwarz?
Sxb3 Txg1 Sxc5 bleibt bei mehrbauer gegen läuferpaar.
Sxb3 Sxb3 bleibt bei turm und bauer gegen läufer und springer. dafür ist die weiße bauernstruktur schlechter. ist das wirklich schon ein "nachteil" für schwarz?
Vabanque - 16. Dez '24
>>Sxb3 Txg1 Sxc5 bleibt bei mehrbauer gegen läuferpaar.<<
Moment! Auf 20... Sxb3 21. Txg1?? spielt Schwarz nicht Sxc5??, sondern 21. Lxc5+ nebst Sxd2 und behält 2 Mehrfiguren.
Moment! Auf 20... Sxb3 21. Txg1?? spielt Schwarz nicht Sxc5??, sondern 21. Lxc5+ nebst Sxd2 und behält 2 Mehrfiguren.
Vabanque - 16. Dez '24
Edited
>>Sxb3 Sxb3 bleibt bei turm und bauer gegen läufer und springer. dafür ist die weiße bauernstruktur schlechter. ist das wirklich schon ein "nachteil" für schwarz?<<
Ja, das sind 2 Leichtfiguren gegen Turm und Bauer, aber erstens hat Weiß das Läuferpaar, und zweitens stehen seine Figuren aktiver als die schwarzen.
Natürlich gebe ich zu, dass das eine schwere technische Aufgabe für Weiß würde, das zu gewinnen, wenn Schwarz den weißen Turm c1 auch noch tauscht. Dann spielt Weiß mit Läuferpaar und Springer gegen Turm, Läufer und Bauer, wobei Schwarz seinen 'Mehrbauern' wohl kaum in die Waagschale wird werfen können, außer er kann die zersplitterten weißen Bauern angreifen. Denn nur dann sind sie auch schwach. Andernfalls sehen sie nur optisch schwach aus.
Der schwarze Nachteil mag tatsächlich nicht entscheidend sein, trotzdem kommt Schwarz mit dem Remis auf alle Fälle besser weg als in dieser Variante.
Ja, das sind 2 Leichtfiguren gegen Turm und Bauer, aber erstens hat Weiß das Läuferpaar, und zweitens stehen seine Figuren aktiver als die schwarzen.
Natürlich gebe ich zu, dass das eine schwere technische Aufgabe für Weiß würde, das zu gewinnen, wenn Schwarz den weißen Turm c1 auch noch tauscht. Dann spielt Weiß mit Läuferpaar und Springer gegen Turm, Läufer und Bauer, wobei Schwarz seinen 'Mehrbauern' wohl kaum in die Waagschale wird werfen können, außer er kann die zersplitterten weißen Bauern angreifen. Denn nur dann sind sie auch schwach. Andernfalls sehen sie nur optisch schwach aus.
Der schwarze Nachteil mag tatsächlich nicht entscheidend sein, trotzdem kommt Schwarz mit dem Remis auf alle Fälle besser weg als in dieser Variante.
Vabanque - 16. Dez '24
Übrigens finde ich es ganz toll, dass wenigstens ein Schachfreund bereits zumindest den Partieschluss nachgespielt hat (und sich sogar noch eigene Gedanken dazu gemacht hat)👏
toby84 - 16. Dez '24
"Ja, das sind 2 Leichtfiguren gegen Turm und Bauer, aber erstens hat Weiß das Läuferpaar, und zweitens stehen seine Figuren aktiver als die schwarzen."
also die aktiveren figuren sehe ich nicht wirklich. da könnte ja noch ein
Txc1 L/Sxc1 folgen, dann kommt der schwarze läufer wieder raus und eine weiße figur steht wieder auf der grundreihe.
also wäre es wirklich nur das läuferpaar gegen turm und bauern. ich fand es noch nie leicht, das läuferpaar gewinnbringend einzusetzen.
"Übrigens finde ich es ganz toll, dass wenigstens ein Schachfreund bereits zumindest den Partieschluss nachgespielt hat"
gerne 😉
also die aktiveren figuren sehe ich nicht wirklich. da könnte ja noch ein
Txc1 L/Sxc1 folgen, dann kommt der schwarze läufer wieder raus und eine weiße figur steht wieder auf der grundreihe.
also wäre es wirklich nur das läuferpaar gegen turm und bauern. ich fand es noch nie leicht, das läuferpaar gewinnbringend einzusetzen.
"Übrigens finde ich es ganz toll, dass wenigstens ein Schachfreund bereits zumindest den Partieschluss nachgespielt hat"
gerne 😉
Vabanque - 16. Dez '24
Die Widerlegung von Txg1 hast du gelesen?
Vabanque - 16. Dez '24
Nach altem Lehrbuchwissen sind Turm und Bauer in der Regel kein vollwertiger Ersatz für zwei Leichtfiguren. Natürlich kommt es auf die Stellung an. Leider bin ich nicht stark genug, um die Stellung zuverlässig einschätzen zu können (wieder mal: wo sind denn die 2200+Cracks, wenn man sie braucht??).
Aber selbst wenn die Stellung für Weiß ungewinnbar ist (ich finde genauso wenig einen Gewinnplan wie du), wird Schwarz doch kaum eine Stellung, die er wahrscheinlich remis halten kann, gegen eine sofortige Remismöglichkeit eintauschen? Hier weiterzuspielen, hieße ja, auf einen krassen Fehlzug von Weiß zu hoffen. Und das waren zwar keine GM, aber immerhin Spieler auf FM-Niveau, also nicht gerade die Kreisklasse. Und selbst in der Kreisklasse würde ich die schwarze Stellung nach 20... Sxb3 21. Sxb3 nicht auf Gewinn spielen können, oder?
Aber selbst wenn die Stellung für Weiß ungewinnbar ist (ich finde genauso wenig einen Gewinnplan wie du), wird Schwarz doch kaum eine Stellung, die er wahrscheinlich remis halten kann, gegen eine sofortige Remismöglichkeit eintauschen? Hier weiterzuspielen, hieße ja, auf einen krassen Fehlzug von Weiß zu hoffen. Und das waren zwar keine GM, aber immerhin Spieler auf FM-Niveau, also nicht gerade die Kreisklasse. Und selbst in der Kreisklasse würde ich die schwarze Stellung nach 20... Sxb3 21. Sxb3 nicht auf Gewinn spielen können, oder?
toby84 - 16. Dez '24
ja die widerlegung von Txg1 war ja nicht wirklich relevant. das heißt ja nur umso mehr, dass diese variante nicht nachteilhaft für schwarz ist. ob nun mit meiner suboptimalen fortsetzung oder mit deinem zusätzlichen figurengewinn: beides ist nicht schlecht für schwarz 😉
"Hier weiterzuspielen, hieße ja, auf einen krassen Fehlzug von Weiß zu hoffen."
naja man könnte auch sagen: da ist noch genug drin, dass mit hinreichender wahrscheinlichkeit doch noch eine entscheidung zustandekommt. und ich kenne ein paar spieler, die grundsätzlich immer auf sieg spielen und so lange kein remis machen, wie es sich vermeiden lässt 😉
aber letztendlich ging es mir nur um die bewertung der stellung. wenn du sagst, dass die leichtfiguren mehr wert sind als turm und bauer, dann glaube ich dir das. kommt vermutlich auch wieder auf den bauern an. hier ist ja an der bauernfront kaum etwas los, also ist der bauer wohl eher schwach einzuschätzen.
"Hier weiterzuspielen, hieße ja, auf einen krassen Fehlzug von Weiß zu hoffen."
naja man könnte auch sagen: da ist noch genug drin, dass mit hinreichender wahrscheinlichkeit doch noch eine entscheidung zustandekommt. und ich kenne ein paar spieler, die grundsätzlich immer auf sieg spielen und so lange kein remis machen, wie es sich vermeiden lässt 😉
aber letztendlich ging es mir nur um die bewertung der stellung. wenn du sagst, dass die leichtfiguren mehr wert sind als turm und bauer, dann glaube ich dir das. kommt vermutlich auch wieder auf den bauern an. hier ist ja an der bauernfront kaum etwas los, also ist der bauer wohl eher schwach einzuschätzen.
Vabanque - 16. Dez '24
>>wenn du sagst, dass die leichtfiguren mehr wert sind als turm und bauer, dann glaube ich dir das.<<
Nicht ich sage das, sondern so steht es in vielen Lehrbüchern. Mag ja sein, dass die alle falsch liegen (so wie die vielen Leser der Bild-Zeitung)😉, aber ich habe es halt so gelernt und verinnerlicht. Und der Schwarzspieler hat das als Zögling der Sowjetischen Schachschule sicher auch so gelernt. (Kein Smiley, da Ernst.)
Nicht ich sage das, sondern so steht es in vielen Lehrbüchern. Mag ja sein, dass die alle falsch liegen (so wie die vielen Leser der Bild-Zeitung)😉, aber ich habe es halt so gelernt und verinnerlicht. Und der Schwarzspieler hat das als Zögling der Sowjetischen Schachschule sicher auch so gelernt. (Kein Smiley, da Ernst.)
Vabanque - 16. Dez '24
Edited
>>aber letztendlich ging es mir nur um die bewertung der stellung.<<
Du hast schon Recht, aber genau dafür bräuchten wir einen stärkeren Spieler als uns beide. Vielleicht erbarmt sich ja doch noch einer der chessmail-Cracks aus den oberen Rängen und schreibt dazu etwas Erhellendes für uns Fußvolk.
Die Engine zur Bewertung einer solchen Stellung heranzuziehen, hilft übrigens nur sehr bedingt. Stockfish gibt ca. 0,8 Bauerneinheiten Vorteil für Weiß aus, aber diese Bewertung ist relativ einfach zu erklären: Da sich im Rahmen des Rechenhorizonts der Engine hier offenbar absolut nichts tut, setzt sich die Bewertung vermutlich teils aus dem leichten weißen Materialvorteil (ca. 0,5 Bauerneinheiten) plus Läuferpaar (weitere 0,3 Bauerneinheiten) zusammen, und fertig ist die Laube. Nichts, was uns weiterhelfen würde.
Du hast schon Recht, aber genau dafür bräuchten wir einen stärkeren Spieler als uns beide. Vielleicht erbarmt sich ja doch noch einer der chessmail-Cracks aus den oberen Rängen und schreibt dazu etwas Erhellendes für uns Fußvolk.
Die Engine zur Bewertung einer solchen Stellung heranzuziehen, hilft übrigens nur sehr bedingt. Stockfish gibt ca. 0,8 Bauerneinheiten Vorteil für Weiß aus, aber diese Bewertung ist relativ einfach zu erklären: Da sich im Rahmen des Rechenhorizonts der Engine hier offenbar absolut nichts tut, setzt sich die Bewertung vermutlich teils aus dem leichten weißen Materialvorteil (ca. 0,5 Bauerneinheiten) plus Läuferpaar (weitere 0,3 Bauerneinheiten) zusammen, und fertig ist die Laube. Nichts, was uns weiterhelfen würde.
Alapin2 - 16. Dez '24
Mir persönlich, ja nun nicht wirklich einer der Cracks hier, würde die schwarze Stellung überhaupt keinen Spaß machen.
Hatte hier vor 2 Jahren gegen einen richtig Guten die selbe Materialverteilung.
Mein Gegner hat das richtig gut gespielt und remis erreicht.Ich konnte ihn aber lange ärgern.
P.S.: In relativ "normalen" Stellungen sind eben eigentlich 2 Leichtfiguren etwas stärker zu bewerten als Turm+1Bauer.
P.P.S. : Man kennt ja auch die Turniersituation nicht.Wenn remis z.B. zum Turniersieg
reicht !??
Hatte hier vor 2 Jahren gegen einen richtig Guten die selbe Materialverteilung.
Mein Gegner hat das richtig gut gespielt und remis erreicht.Ich konnte ihn aber lange ärgern.
P.S.: In relativ "normalen" Stellungen sind eben eigentlich 2 Leichtfiguren etwas stärker zu bewerten als Turm+1Bauer.
P.P.S. : Man kennt ja auch die Turniersituation nicht.Wenn remis z.B. zum Turniersieg
reicht !??
Vabanque - 16. Dez '24
Genau, die schwarze Stellung hätte keinen Spaß gemacht. Die opferreiche Remiskombination hat aber bestimmt Spaß gemacht. (Natürlich nur, wenn Schwarz nicht unbedingt gewinnen musste.)
Oli1970 - 17. Dez '24
>> ... wenn auch nicht besonders schwierig zu sehende und durchzurechnende Remiskombination ... <<
Für mich kann ich das ausschließen, ein acht Züge in der Zukunft liegendes Remis sehen oder durchrechnen zu können. Dafür braucht es wahrscheinlich viel Erfahrung mit solchen Stellungen. Als Hobbyspieler suche ich nicht nach strategischen Remis, suche eher eine Mattkombination nach Dg1. Wenn ich die nicht finde, verwerfe ich die Variante - und prüfe sowas wie Lxc5 oder später eben Sb3.
Das ist vermutlich das Problem mit Remis-Partien. Ich philosophiere: Als Hobbyspieler durchdringt man manches großartige Remis nicht, weil auf dem Brett noch zu viel los ist. Man vermutet Möglichkeiten, wo keine sind und stürzt sich so mit Todesverachtung in die Niederlage. Meine Remis-Partien sind praktisch allesamt aus reiner Materiallosigkeit auf beiden Seiten entstanden oder in Stellungen, in denen mein Partner das Remis angeboten hat (sofern ich ihm in der Einschätzung der Stellung mehr vertraue als mit 😉). In meinen beendeten Spielen finden sich 31 Remis - gerade mal 6%.
Die Kombination in dieser Partie ist spektakulär - aber spannend? Sicherlich, wenn man sie findet. Ansonsten bleibt dem Hobbyspieler eher das Gefühl, das (s)ein Angriffsplan gescheitert ist. Man sieht es beispielsweise an den kürzlichen WM-Partien - die Remis wurden in der Regel als "langweilig" bezeichnet. Dabei waren es größtenteils Partien auf höchstem Niveau der Geistesleistung - aber eben mangels großartiger Kombination unspektakulär. Langweilig insbesondere, weil manch eine unambitioniert schien. Unsereiner hätte sie allesamt vergeigt, und ich behaupte, ohne die Kommentare von Gustafsson & Co. wüssten die meisten von uns gar nicht einzuschätzen, was "spannend" oder "unambitioniert" ist. Wir haben nur unsere Empfindungen beim Ansehen der Partie.
Für mich kann ich das ausschließen, ein acht Züge in der Zukunft liegendes Remis sehen oder durchrechnen zu können. Dafür braucht es wahrscheinlich viel Erfahrung mit solchen Stellungen. Als Hobbyspieler suche ich nicht nach strategischen Remis, suche eher eine Mattkombination nach Dg1. Wenn ich die nicht finde, verwerfe ich die Variante - und prüfe sowas wie Lxc5 oder später eben Sb3.
Das ist vermutlich das Problem mit Remis-Partien. Ich philosophiere: Als Hobbyspieler durchdringt man manches großartige Remis nicht, weil auf dem Brett noch zu viel los ist. Man vermutet Möglichkeiten, wo keine sind und stürzt sich so mit Todesverachtung in die Niederlage. Meine Remis-Partien sind praktisch allesamt aus reiner Materiallosigkeit auf beiden Seiten entstanden oder in Stellungen, in denen mein Partner das Remis angeboten hat (sofern ich ihm in der Einschätzung der Stellung mehr vertraue als mit 😉). In meinen beendeten Spielen finden sich 31 Remis - gerade mal 6%.
Die Kombination in dieser Partie ist spektakulär - aber spannend? Sicherlich, wenn man sie findet. Ansonsten bleibt dem Hobbyspieler eher das Gefühl, das (s)ein Angriffsplan gescheitert ist. Man sieht es beispielsweise an den kürzlichen WM-Partien - die Remis wurden in der Regel als "langweilig" bezeichnet. Dabei waren es größtenteils Partien auf höchstem Niveau der Geistesleistung - aber eben mangels großartiger Kombination unspektakulär. Langweilig insbesondere, weil manch eine unambitioniert schien. Unsereiner hätte sie allesamt vergeigt, und ich behaupte, ohne die Kommentare von Gustafsson & Co. wüssten die meisten von uns gar nicht einzuschätzen, was "spannend" oder "unambitioniert" ist. Wir haben nur unsere Empfindungen beim Ansehen der Partie.
Vabanque - 17. Dez '24
>>Die Kombination in dieser Partie ist spektakulär - aber spannend?<<
Du hast Recht, die Remiskombination ist spektakulär. Spannend ist die Partie eher vor der Kombination. Aber ich konnte den Titel der Reihe ja für die zweite Folge nicht mehr gut ändern😉Ursprünglich wollte ich sogar wirklich 'Spektakuläre Remispartien' schreiben, aber das klingt dann irgendwie so aufgemotzt. Also blieb es bei 'spannend' im Sinne von 'nicht langweilig'. Und dass diese Partie langweilig wäre, wird hoffentlich keiner behaupten wollen.
>>Für mich kann ich das ausschließen, ein acht Züge in der Zukunft liegendes Remis sehen oder durchrechnen zu können.<<
Als ehemaliger Nahschach-Turnierspieler kann ich aus Erfahrung sagen, dass am Brett auch relativ weite Berechnungen möglich sind, falls die Züge alle erzwungen sind und kaum Verzweigungen zu berechnen sind. Hier bleiben nach dem schwarzen Damenopfer dem Weißen kaum Auswahlmöglichkeiten. Er kann das Damenopfer ablehnen und gleich Ke2 spielen, aber dann kommt genauso das Springeropfer, das in diesem Fall sogar für Schwarz gewinnt. Nimmt Weiß, wie in der Partie, das Damenopfer an, so bleibt nach Txg1+ nur Ke2, und nach Sxf4+ nur die Annahme des Springeropfers, und dann wiederum nach Sxd4+ nur Ke3, da er nicht in das Abzugsschach des Turms gehen kann. Wenn man dann nach Sf5+ noch erkennt, dass Weiß mit seinem König nicht in die Brettmitte spazieren darf, weil er sonst Matt wird, ist die Zugwiederholung schnell klar.
Doch, das kann man sich schon alles visuell vor Dg1+ auf dem Brett vorstellen.
Du hast Recht, die Remiskombination ist spektakulär. Spannend ist die Partie eher vor der Kombination. Aber ich konnte den Titel der Reihe ja für die zweite Folge nicht mehr gut ändern😉Ursprünglich wollte ich sogar wirklich 'Spektakuläre Remispartien' schreiben, aber das klingt dann irgendwie so aufgemotzt. Also blieb es bei 'spannend' im Sinne von 'nicht langweilig'. Und dass diese Partie langweilig wäre, wird hoffentlich keiner behaupten wollen.
>>Für mich kann ich das ausschließen, ein acht Züge in der Zukunft liegendes Remis sehen oder durchrechnen zu können.<<
Als ehemaliger Nahschach-Turnierspieler kann ich aus Erfahrung sagen, dass am Brett auch relativ weite Berechnungen möglich sind, falls die Züge alle erzwungen sind und kaum Verzweigungen zu berechnen sind. Hier bleiben nach dem schwarzen Damenopfer dem Weißen kaum Auswahlmöglichkeiten. Er kann das Damenopfer ablehnen und gleich Ke2 spielen, aber dann kommt genauso das Springeropfer, das in diesem Fall sogar für Schwarz gewinnt. Nimmt Weiß, wie in der Partie, das Damenopfer an, so bleibt nach Txg1+ nur Ke2, und nach Sxf4+ nur die Annahme des Springeropfers, und dann wiederum nach Sxd4+ nur Ke3, da er nicht in das Abzugsschach des Turms gehen kann. Wenn man dann nach Sf5+ noch erkennt, dass Weiß mit seinem König nicht in die Brettmitte spazieren darf, weil er sonst Matt wird, ist die Zugwiederholung schnell klar.
Doch, das kann man sich schon alles visuell vor Dg1+ auf dem Brett vorstellen.
Vabanque - 17. Dez '24
Edited
Die meisten der Beispiele, die ich ausgewählt habe und die noch kommen werden, enden mit einer Zugwiederholung. Hier ist es relativ einfach zu sehen (trotz tobys Einwand), dass beide Partner am Ende der Zugwiederholung nicht ohne Nachteil ausweichen können. In einigen anderen Beispielen ist es weit weniger offensichtlich, dass beiden nur die Option bleibt, die Züge zu wiederholen. Ich hoffe, bei diesen Beispielen den Umstand, dass die Stellung wirklich remis ist, wenigstens plausibel machen zu können, wenn ich es schon nicht analytisch beweisen kann. Aber analytische Nachweise sind auch nicht Gegenstand der 'Kommentierten Spiele'. Wie ich immer wieder betont habe, ist ein Partiekommentar nicht notwendigerweise eine (trockene) Analyse. Ich will nur die (mutmaßlichen) Motivationen hinter den Zügen in verständlicher Form darstellen.