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Tartakower spielt 'Black Lion' und verliert in 16 Zügen!
Vabanque - 11. Jan '24
~Nein, es wird jetzt ganz bestimmt nicht jeden Tag eine 'Kommentierte Partie' kommen (als Ausgleich für die lange 'Karenzzeit'). Aber eine Reihe 'Kurzpartien' (also nach meiner Definition unter 20 oder 25 Zügen) habe ich schon ein wenig in Planung.~
Auf der Schacholympiade 1937 in Stockholm ereignete sich eine Sensation. Der damals völlig unbekannte 21-jährige Italiener Vincenzo Castaldi (1916-1970) spielte am Brett 1 den berühmten Tartakower in nur 16 Zügen völlig in Grund und Boden.
Aber warum musste Tartakower mit Schwarz auch das heute als 'Black Lion'-Eröffnung bekannte System wählen? 🤔
Castaldi wurde nie Schachprofi, sondern praktizierte in seiner Heimat als Zahnarzt, spielte aber auch später noch recht erfolgreich (u.a. wurde er 7mal ital. Landesmeister) und errang 1950 den IM-Titel. Unter seinen 'Skalps' befinden sich außer Tartakower u.a. noch Euwe und Reshevsky. Beim Turnier von Venedig 1948 landete Castaldi auf dem 5. Platz, nur einen halben Punkt hinter Euwe, und wieder vor Tartakower. Leider starb Castaldi bereits im Alter von 53 Jahren.
Sein Sieg gegen Tartakower dürfte jedenfalls seine spektakulärste Partie sein:































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Auf der Schacholympiade 1937 in Stockholm ereignete sich eine Sensation. Der damals völlig unbekannte 21-jährige Italiener Vincenzo Castaldi (1916-1970) spielte am Brett 1 den berühmten Tartakower in nur 16 Zügen völlig in Grund und Boden.
Aber warum musste Tartakower mit Schwarz auch das heute als 'Black Lion'-Eröffnung bekannte System wählen? 🤔
Castaldi wurde nie Schachprofi, sondern praktizierte in seiner Heimat als Zahnarzt, spielte aber auch später noch recht erfolgreich (u.a. wurde er 7mal ital. Landesmeister) und errang 1950 den IM-Titel. Unter seinen 'Skalps' befinden sich außer Tartakower u.a. noch Euwe und Reshevsky. Beim Turnier von Venedig 1948 landete Castaldi auf dem 5. Platz, nur einen halben Punkt hinter Euwe, und wieder vor Tartakower. Leider starb Castaldi bereits im Alter von 53 Jahren.
Sein Sieg gegen Tartakower dürfte jedenfalls seine spektakulärste Partie sein:
Vincenzo Castaldi Savielly Tartakower 7th olm final | Stockholm SWE | 2 | 1937.08.01 | C41 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e5 2. Sf3 d6 3. d4 Sf6 4. Sc3 Sbd7 5. Le2 Üblicher ist Lc4. Wie man aber sehen wird, ist der scheinbar harmlose Textzug nicht ohne Gift. Le7 6. O-O h6 Schwarz könnte einfach rochieren. Er strebt aber den aggressiven 'Black Lion'-Aufbau mit h6, g5, Sf8 und Sg6 an, der Schwarz - wenn ihn Weiß nicht daran hindert - ein gutes Spiel zu geben verspricht. Jedoch wird Weiß den Schwarzen in dieser Partie sehr drastisch daran hindern! 7. b3 Auf der Diagonalen c1-g5 hat der Läufer keine Zukunft. c6 8. Lb2 Dc7 9. Dd2 g5 10. Tfd1 Weiß spielt scheinbar völlig schematische Entwicklungszüge. Sf8? Danach passiert es bereits. Besser war Tg8. 11. xe5 xe5 12. Sxe5! Dieser Springer darf nicht genommen werden. Le6 13. Sb5! Mit dem Verlust des Bauern e5 kommt Schwarz nicht davon, er wird weiter belästigt. Db8 14. Da5! Ein Keulenschlag nach dem anderen saust auf den armen Tartakower nieder! Es droht Sc7+. Ld8 15. Txd8+! Der letzte Streich, der Tarta endgültig in die Knie zwingt. Dxd8 16. Sc7+
Alapin2 - 11. Jan '24
Kannte ich nicht. Klasse! Ein echter Tartakower.... Diesmal verkehrt herum 😄😜
Vabanque - 11. Jan '24
Wenn Tartakower mal verloren hat, dann meistens doch äußerst drastisch ... da gibt es mehrere ähnliche Beispiele, z.B. gegen Cukierman oder gegen Forgacs. Ich kann diese Partien auch noch bringen, aber die hier gegen Castaldi ist m.E. schöner, auch wenn die beiden anderen evtl. bekannter sind.
Vabanque - 11. Jan '24
Auf die Steinigung durch die militanten Anhänger des Black Lion-Systems warte ich noch😉
Oli1970 - 12. Jan '24
Was für eine Wahnsinnspartie! Da hat wohl jemand seinen Gegner völlig unterschätzt. In so wenigen Zügen derartig überspielt zu werden, hätte sich der 50-jährige Tartakower bestimmt nicht träumen lassen und Dritte sicher auch nicht. Das Feuerwerk nach dem 10. Zug ist sehenswert! Sehr schöne Kurzpartie!
siramon - 12. Jan '24
Mir ist schwindlig!
Die Hauptschwierigkeit für schwarz war die offene d-Linie und die fehlenden Fluchtmöglichkeiten für den König in Richtung Königsflügel oder? Es drohte dauernd das sofortige Matt durch ein Schachgebot.
Die Hauptschwierigkeit für schwarz war die offene d-Linie und die fehlenden Fluchtmöglichkeiten für den König in Richtung Königsflügel oder? Es drohte dauernd das sofortige Matt durch ein Schachgebot.
Vabanque - 12. Jan '24
@Oli1970: Danke!
@siramon: Ja genau, der schwarze König in der Mitte in Verbindung mit der offenen d-Linie ermöglichte die ganzen schönen Wendungen. Ab dem 12. Zug kommt Schwarz nicht mehr zur Ruhe. Die Drohungen waren häufig direkt Matt oder Damenverlust (zeitweise auch Verlust des unglücklichen Th8).
So kann es gehen, wenn man ein Eröffnungssystem spielt, das freiwillig auf die Rochade verzichtet!
@siramon: Ja genau, der schwarze König in der Mitte in Verbindung mit der offenen d-Linie ermöglichte die ganzen schönen Wendungen. Ab dem 12. Zug kommt Schwarz nicht mehr zur Ruhe. Die Drohungen waren häufig direkt Matt oder Damenverlust (zeitweise auch Verlust des unglücklichen Th8).
So kann es gehen, wenn man ein Eröffnungssystem spielt, das freiwillig auf die Rochade verzichtet!