Chess

Bücher und Literaturstellen mit Bezug zu Schach

Jupp53 - 21. Jun '19
Vielleicht kann hier langsam gesammelt werden, mit Meinung, zu Romanen, Geschichten, Gedichten, in denen Schach vorkommt. Es tut mir wegen meiner Lesezeit leid, dass ich mit

Nabokov - Lushins Verteidigung


anfange.

Mit das Schlechteste über Schach und als Personenschilderung, was ich je gelesen habe.
Es gibt zwei Protagonisten. Den Schachmeister und die Frau, die sich seiner annimmt. Beide Figuren sind in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bzw. -darstellung sehr fragmentarisch und bestenfalls als (schlechte!) Karikaturen geschildert.
Nabokov liebt die Schilderung von Nippes, für den sich nur Liebhaber des zaristischen Russlands interessieren. Das kann den Leser anfangs vielleicht erstaunen, dann langweilt es immer wieder über Seiten.
Liegt es an der Übersetzung (rororo) oder am Autor? Mitten im Satz wird immer wieder die erzählende Person ohne jeden Hinweis gewechselt, von Lushin zu seiner Frau zu einem Dritten. Der Versuch den Sinn dieser Wechsel herauszufinden ist mir bei den ersten fünf Stellen nicht gelungen. Danach habe ich das aufgegeben.

Bleibt die Frage, wieso der Autor in den Buchhandlungen weiter auftaucht. Eine Umfrage im Freundeskreis nannte nur die Idee, dass das Lolita-Thema mit der Verfilmung Interesse wecke. Das Buch sei aber schlecht. Dem entspricht meine eigene Erinnerung an Langeweile, die allerdings bis auf das Aussortieren völlig verblasst ist.

Bewertung auf einer Skala von 1 bis 5:

-1 für Verbrauch von Ressourcen und Lebenszeit.
freak40 - 21. Jun '19
Hallo :-) Das ist doch ein schönes Thema!

Nebenbei: Es wird natürlich interessant, wann, wie und überhaupt es Richtung Politik, Kochrezepten (stimmt nicht.....eigentlich schade) total überschwappt.
Für mich DER Klassiker überhaupt (hab bei Bedarf noch wenige in Hinterhand
Stefan Zweig
Die Schachnovelle

Best regards
patzer0815 - 21. Jun '19
Hat jemand zufällig schon "Die Schachspielerin" gelesen oder gesehen?
123zecher - 21. Jun '19
Ja, das ist ein ganz wunderbarer Film. Sehr empfehlenswert. Das Buch kenne ich nicht.
Mikrowelle - 21. Jun '19
Ich habe Lushins Verteidigung mit Lust gelesen. Zeigt es doch in Ansätzen schon den eigenwilligen Erzählstil, der im Meisterwerk Lolita seinen Höhepunkt erreicht. Da stimme ich mit Reich-Ranicki überein.
™Manches hat dieses Buch mit späteren Werken Nabokovs gemeinsam. Wie alle seine Helden ist auch Lushin ein unglücklicher und einsamer Mensch, der einen stillen Privatkrieg mit dem feindseligen Leben führt. Wie Professor Pnin ist er ein komisch wirkender Kauz, ein schrullenhafter Sonderling, der sich der Umwelt nicht anpassen kann und daher nirgends seinen Platz findet. Wie der Dichter Sebastian Knight ist auch er ein weltfremder russischer Emigrant, der von einem geschäftstüchtigen Impresario ausgebeutet wird. Und obwohl in diesem Roman erotische Motive fast überhaupt keine Rolle spielen, scheint in einem gewissen Sinne zwischen Lushin und jenem Humbert Hümbert, der Lolita geliebt hat, eine nahe Verwandtschaft zu bestehen.

Der Held des „Lolita“-Romans ist in dem Käfig seiner pathologischen Leidenschaft zu Mädchen gefangen, die nicht einmal Backfische genannt werden können. Alle seine Gefühle, Gedanken und Handlungen werden durch diese Leidenschaft bestimmt, die schließlich auch jene Tat verursacht, die ihn ins Gefängnis bringt. Der Russe Lushin, der nach der Revolution vom Jahre 1917 seine Heimat verläßt, ist ebenfalls von einer einzigen übermächtigen Leidenschaft besessen: dem Schachspiel. ™
und weiter

™Da er sich sehr früh durch ungewöhnliches Schachtalent auszeichnet, wird seine Erziehung ganz und gar auf diese eine Begabung eingestellt. Sein Gefühlsleben, sein Intellekt und seine Fähigkeiten entfalten sich überhaupt nicht oder verkümmern schnell. Er reist von Ort zu Ort, triumphiert über seine Gegner, aber die Schachbretter verstellen ihm das Leben. Es wird von ihm kaum wahrgenommen. Je mehr sich diese Entfremdung vertieft, desto krampfhafter sucht er Schutz hinter den Gittern dieses unheimlichen Käfigs aus Schachbrettquadraten: In seinem Kopf jagen fortwährend Berechnungen und Kombinationen – bis die Bewußtseinsspaltung zum endgültigen Zusammenbruch seiner Persönlichkeit führt.

„Lushins Verteidigung“ ist also – wie „Lolita“ – das psychologische Porträt eines Monomanen und Zugleich – wie „Das wahre Leben des Sebastian Knight“ – die Tragödie des Individuums, das mit Talent geschlagen wurde. Gewiß, der Nabokov von 1930 war diesem Thema noch nicht ganz gewachsen. Die Darstellung der Jugenderlebnisse Lushins wirkt konventionell, die Faszination, die er auf eine junge Exilrussin ausübt, wird vom Erzähler kaum beglaubigt, die effektvolle Charakterzeichnung steht hier und da mit der Wahrscheinlichkeit im Widerspruch. Doch nicht die Schwächen dieser Geschichte vom Menschen am Abgrund des Wahnsinns sind bemerkenswert, sondern jene Fragmente, die das Frühwerk zu einer beachtlichen Studie der Dämonie machen.

Übrigens ist es Nabokov bereits in diesem Roman (glücklicherweise) mißlungen, seine Zentralgestalt vom zeitgeschichtlichen Hintergrund unabhängig zu machen. Freilich besteht zwischen Lushins Schicksal und den historischen Ereignissen in der Zeit von 1910 bis 1930 nicht der geringste Zusammenhang, freilich äußert sich Nabokov über Schriftsteller mit gesellschaftskritischen Intentionen meist spöttisch und ist erklärter Gegner jeglicher „Ideenliteratur“. Für ihn, sagt er, sei ein Literaturwerk nur in dem Maße vorhanden, in dem es ästhetisches Vergnügen gewähre. ™

zeit.de/1961/44/mehr-als-die-autoren-sagen-wollten
Hasenrat - 21. Jun '19
Auch ich habe Lushins Verteidigung erst kürzlich erstmals gelesen und war hellauf begeistert.
Auch Kramnik schätzt das Buch hoch ein als besten Schachroman, da es schachspielerpsychologisch sehr realistisch (!) sei. Die Schachnovelle von Zweig hält er für gute Literatur, aber für unrealistischen Schachstoff.
Okute - 21. Jun '19
Arturo Perez-Reverte: "Dreimal im Leben"
Ein sehr schönes Buch und im letzten Drittel kommt am Rande auch ein wenig Schach vor.
Vabanque - 21. Jun '19
Schach in der Literatur - ein spannendes Thema.

Natürlich ist die 'Schachnovelle' von Stefan Zweig in dieser Hinsicht DER Klassiker schlechthin - erzählerisch brillant, schachlich in vielen Punkten fragwürdig (ein Weltmeister, der nicht in der Lage wäre, eine einzige Partie ohne Ansicht des Brettes zu spielen?! aber literarisch ist diese Fiktion als Gegenpol zu Dr. B. wohl notwendig).

Als moderner Klassiker hat sich mit Sicherheit

'Carl Haffners Liebe zum Unentschieden' von Thomas Glavinic

bereits etabliert. Historisch dem denkwürdigen WM-Kampf zwischen Emanuel Lasker und Carl Schlechter (im Roman: Haffner) verpflichtet, geht der Roman doch in seinem Charakterportrait von Haffner/Schlechter deutlich über die historischen Fakten hinaus, daher wohl auch die Namensänderung. Flüssige Lektüre, empfehlenswert, nicht nur Schachinteressierten.

Nicht so bekannt, aber auch gut zu lesen:

'Die letzte Partie' von Fabio Stassi

Historisch knüpft der Roman an das Ereignis an, dass Capablanca 1927 den WM-Titel an Aljechin verlor, und zeit seines Lebens nie mehr die Chance eines Rückkampfs bekam. Die literarischen Freiheiten, die sich der Autor nimmt, sind hier deutlich gewichtiger als in dem Haffner/Schlecher-Roman von Glavinic, aber trotzdem: spannende Lektüre mit Niveau!

Ein echter Schach-Krimi ist

'Gambit' von Rex Stout, wo dessen schwergewichtiger, biertrinkender Detektiv Nero Wolfe den Mord an einem Schachspieler aufklären darf. Sicher keine große Literatur, aber unterhaltsam. (Der Plot ist allerdings meiner Erinnerung genauso entfallen wie der fast aller anderen Nero-Wolfe-Romane; die Figuren sind hier immer deutlich einprägsamer als die Handlung.)

Mich wundert, dass

'Lushins Verteidigung' von Nabokov

so umstritten ist; ich habe den Roman bisher zwar nicht gelesen, er ist mir aber schon öfters empfohlen worden, sogar von Nicht-Schachspielern! (Und 5 Sterne bei amazon bei 11 Bewertungen sind ja auch nicht unbedingt zu verachten.)

Leider kann ich - da ich das Werk noch nicht gelesen habe - bisher gar nichts dazu sagen, außer dass es sich um Weltliteratur handelt, wo die Frage der 'heutigen Lesbarkeit' ja generell sehr umstritten ist. Z.B. ist E T A Hoffmann einer meiner Lieblingsautoren, ich kenne aber Leute, die ihn für unlesbar (!) halten, während ich mich umgekehrt z.B. Büchner und Brecht nie annähern konnte, während mein damaliger Deutschlehrer von diesen Autoren mir unverständlicherweise total begeistert war.

Von mir ebenfalls noch nicht gelesene Schachromane sind z.B.

'Spiel mit Valdivia' von Rudolf Jakob Humm

'Hohe Türme trifft der Blitz' von Fernando Arrabal
Hasenrat - 21. Jun '19
Zugzwang von Ronan Bennett, erinnere ich noch. Als Hörbuch genommen.
Eine Thriller-/Agenten-/Historiengeschichte, ich glaub, im Russland des revolutionären Vorabends. Es geht viel um Schach, Fernschach zumal. Der Showdown geht wohl bei einem internationalen Turnier ab, die historischen Größen sind mit von der Partie (... höhö).
123zecher - 21. Jun '19
Gefährliche Züge mit Michel Piccoli....wieder ein Film...
Vabanque - 21. Jun '19
Schach-Zitate in literarischen Werken, in denen es nicht generell um Schach geht, sind z.B.

E A Poe, 'Die Morde in der Rue Morgu'e:

'Indessen heißt rechnen noch nicht analysieren. Ein Schachspieler zum Beispiel tut das eine, ohne sich um das andere im mindesten zu kümmern. Es folgt daraus, daß man das Schachspiel in seiner Wirkung auf den Geist meistens sehr falsch beurteilt. Ich beabsichtige hier keineswegs eine gelehrte Abhandlung zu schreiben, sondern will nur eine sehr eigentümliche Geschichte durch einige mir in den Sinn kommende Bemerkungen einleiten; jedenfalls aber möchte ich diese Gelegenheit benutzen, um die Behauptung aufzustellen, daß die höheren Kräfte des denkenden Geistes durch das bescheidene Damespiel viel nutzbringender und lebhafter angeregt werden als durch die mühe- und anspruchsvollen Nichtigkeiten des Schachspiels. Bei letzterem Spiel, in dem die Figuren verschiedene wunderliche Bewegungen von ebenso verschiedenem, veränderlichem Wert ausführen können, wird etwas, was nur sehr kompliziert ist, irrtümlicherweise für etwas sehr Scharfsinniges gehalten. Beim Schachspiel wird vor allem die Aufmerksamkeit stark in Anspruch genommen. Wenn sie auch nur einen Augenblick erlahmt, so übersieht man leicht etwas, das zu Verlust oder Niederlage führt. Da die uns zu Gebote stehenden Züge zahlreich und dabei von ungleichem Wert sind, ist es natürlich sehr leicht möglich, dieses oder jenes zu übersehen; in neun Fällen unter zehn wird der Spieler, der seine Gedanken vollkommen zu konzentrieren versteht, selbst über den geschickteren Gegner den Sieg davontragen. Im Damespiel hingegen, wo es nur eine Art von Zügen mit wenig Veränderungen gibt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Versehens geringer, die Aufmerksamkeit wird weniger in Anspruch genommen, und die Vorteile, die ein Partner über den andern erringt, verdankt er seinem größeren Scharfsinn.'

Oder, wenn es Gegenwartsliteratur sein soll:

Joyce Carol Oates, 'Die Verfluchten':

'Könnten die Bauern in einem Schachspiel begreifen, dass sie bloß Spielfiguren sind und nicht Herren ihres Schicksals, was verliehe ihnen die Macht, sich über das Schachbrett auf eine Höhe zu erheben, aus der Zweck und Ziel des Spiels deutlich werden? Das ist leider wenig wahrscheinlich, für sie wie für uns: Wir können nicht wissen, ob wir handeln oder nur die Auswirkungen des Handelns anderer erleiden, ob wir unsere Züge bei der Partie selbst machen oder ob man mit uns spielt.'

Zugegeben: Ein 'Schachzitat' ist das Letzteres nicht wirklich, da Schach hier nur als Allegorie benutzt wird, zudem ist es pseudo-philosophisch. Es wird einem hier Tiefsinn vorgegaukelt. Im Übrigen halte ich das Poe-Zitat keineswegs für besser; auch wenn es die triviale Wahrheit enthält, dass man im Schach ein gewonnenes Spiel schnell durch einen Moment der Unaufmerksamkeit wegwirft; warum sollte dies im Damespiel anders sein und daher in dieser Hinsicht das Damespiel dem Schachspiel überlegen sein?
Vabanque - 21. Jun '19
>>Hasenrat - vor 4 Min.

Zugzwang von Ronan Bennett, erinnere ich noch. Als Hörbuch genommen.
Eine Thriller-/Agenten-/Historiengeschichte, ich glaub, im Russland des revolutionären Vorabends. Es geht viel um Schach, Fernschach zumal. Der Showdown geht wohl bei einem internationalen Turnier ab, die historischen Größen sind mit von der Partie (... höhö).<<

Hab ich mal angefangen zu lesen, aber wieder zur Seite gelegt, was aber vielleicht weniger mit dem Werk selbst zu tun hatte als mit der Frau, die mir das Buch geliehen hat ... und mit der ich jetzt glücklicherweise keinen Kontakt mehr habe (ich hoffe, sie liest das hier nicht aus Zufall) ;-)
Hasenrat - 21. Jun '19
Ach ja, und Schwimmen mit Elefanten, von Yoko Ogawa ...
Eher ein femininer "Approach" zum Thema.^^ Sehr lyrisch ... - wurde mir von einer Frau empfohlen, der der Roman leider zu schachlastig war (sie spielt gar kein Schach!^^)
Vabanque - 21. Jun '19
>>123zecher - vor 3 Min.

Gefährliche Züge mit Michel Piccoli....wieder ein Film...<<

Michel Piccoli schätze ich zwar sehr als Schauspieler, aber von diesem Film habe ich bisher absolut keine Kenntnis ...
Vabanque - 21. Jun '19
>>Hasenrat - jetzt

Ach ja, und Schwimmen mit Elefanten, von Yoko Ogawa ...
Eher ein femininer "Approach" zum Thema.^^ Sehr lyrisch ... - wurde mir von einer Frau empfohlen, der der Roman leider zu schachlastig war (sie spielt gar kein Schach!^^)<<

Da haben sich unsere Postings aber jetzt in geradezu verblüffender Weise überschnitten ...
Hasenrat - 21. Jun '19
Das war jetzt Zufall: von nichtschachspielenden Frauen empfohlene Schachliteratur! :-D
Vabanque - 21. Jun '19
>>Hasenrat - vor 33 Min.

Auch ich habe Lushins Verteidigung erst kürzlich erstmals gelesen und war hellauf begeistert.
Auch Kramnik schätzt das Buch hoch ein als besten Schachroman, da es schachspielerpsychologisch sehr realistisch (!) sei. Die Schachnovelle von Zweig hält er für gute Literatur, aber für unrealistischen Schachstoff.<<

Auch da haben wir uns überschnitten, aber interessant, dass der von mir hochgeschätzte Kramnik in dieser Hinsicht die gleiche Meinung hat wie ich ... vielleicht ein Geistesverwandter von mir? ;-)
Hasenrat - 21. Jun '19
Es gab in der letzten Januarausgabe des Schachmagazins 64 (S. 44-45) eine Zusammenstellung von Schachromanen. Neugierig hat mich da Sopotin von Dana Todorović gemacht. Soll sehr "abgefahren" sein. "Humor à la Gogol". Nach der Beschreibung könnte es ähnlich zu Lushin sein. Groß u. verstörend. Weiß jemand mehr, der es gelesen hat?
123zecher - 21. Jun '19
@ Vabanque

Michel Piccoli ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Ende der 90er Jahre hatte ich die Ehre, ihm persönlich zu begegnen....und 2 Plätze neben ihm im Kino zu sitzen. Es war im Abaton in Hamburg.
StillSchweiger - 22. Jun '19
"Das Talent des Genesis Potini"
(O: "dark Horse")

Der Film wurde hier mal im Fourm kurz besprochen.
Gibt es dazu ein Buch/ einen Roman? Oder nur den Film?
Jupp53 - 22. Jun '19
Leider habe ich das Buch nicht mehr, weil ich systematisch alles weggebe, was ich gelesen habe.

Kazuo Ishiguro

schildert in einer Szene eine Frau, die ihren Mann und ihren Vater beim (japanischen) Schach beobachtet und diese Schilderung ist psychologisch das Beste, was ich je gelesen habe. Kennt jemand das Buch?

Nachtrag zu Nabokov: Vielleicht bin ich da als professioneller Psychologe verdorben. Gerade weil ich in meiner Berufspraxis in der Psychiatrie über Gutachten und als Therapeut viele starke Ausprägungen menschlichen Seins kennenlernte erscheint mir Nabokovs Schilderung der Person Lushins total seicht und jenseits jeder Glaubwürdigkeit. Den Personen fehlt jedes Leben. Selbst Kramnik kann da für mich nichts ändern.

Lushins Verteidigung habe ich bewusst genommen, weil es hier im Forum bereits Hinweise gab, dass er begeistert gelesen wurde. Mikrowelle gefällt z.B. der "eigenwillige Erzählstil", der bei mir sehr schlecht ankommt. Das ist Geschmackssache und damit vielleicht eine Anregung sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Enttäuschend empfinde ich, wie flach eindimensional bei vielen geschätzten Protagonisten in der Literatur der Bezug zum Schach geschildert wird. Bei Lushin gibt es da keine Entwicklung. Die Möglichkeit Stärken und Schwächen einer Person in der Auseinandersetzung mit dem Spiel durch den Protagonisten auch als Entwicklung zu erleben fehlt bei Nabokov völlig, bei Zweig weitgehend. Wobei für mich Zweig mehrere Stufen über Nabokov steht.

Danke für die Anregungen!
Chuma - 22. Jun '19
Könntest du bitte den Buchtitel des Buches von Kazuo Ishiguro sagen. Ist es "Never let me go?"
Danke!
Vabanque - 22. Jun '19
Hier ist z.B. noch eine ziemlich begeisterte Rezension zu 'Lushins Verteidigung':

radiergummi.wordpress.com/2014/02/16/vladimir-nabokov-lushins-..

So lange ich das Buch selber noch nicht gelesen habe, muss eben erstmal so etwas herhalten ;-)
Bisher habe ich jedenfalls nur positive, größtenteils sogar enthusiastische Rezensionen darüber im Netz gefunden ... und einen Film gibt es offenbar auch. Kennt den jemand?
Jupp53 - 23. Jun '19
@Chuma

Leider habe ich den Buchtitel vergessen. Ich ärgere mich. Vielleicht kann ich den nachtragen, wenn ich wieder mal in eine Buchhandlung komme, was wegen meiner Bewegungseinschränkung selten ist.

@Vabanque

Die Rezension gefällt mir und lässt mich einiges verstehen, gerade bei einem heftigem Widerspruch.
Lushin ist nicht wahnsinnig. Dazu fehlt einfach zu viel an der Persönlichkeit in dem Roman. Lushin ist seltsam. Ohne in eine Diskussion einsteigen zu wollen bezweifele ich, dass ich ihm als Gutachter eine Diagnose geben würde. Wen das Fragmentarische anregt zu ergänzen, der hat die Möglichkeit seine eigenen Wahnanteile hineinzudenken in die Riesenlücken.

Falls sich jemand für eine wirklich gute Darstellung eines Wahns interessiert: P.K.Dick - Valis. Wahrscheinlich ist das gar nicht als Darstellung eines Wahns beabsichtigt. Dick beschreibt seinen Wahn dermaßen präzise und differenziert, dass das Buch sehr schwer zu verdauen ist. Zum einen ist es deshalb eines der unpopulärsten Werke Dicks, zum anderen ist dieser Realismus in der Wahnschilderung für den Leser schwer zu ertragen. Hier spiegelt die Fragmentierung im Text die Fragmentierung in der Person wieder.

@ all

Ich hatte die Hoffnung, dass mir einer erklärt, was die stilistischen Eigenheiten bei Nabokov sollen. Schade! Dazu habe ich nämlich nichts gefunden.

Auf weiteren Austausch hier zu diesem Thema.
Chuma - 24. Jun '19
Ich habe ein bisschen herumgegoogelt betreffend Kazuo Ishiguro: Die Schachthematik kommt tatsächlich im Buch "Never let me go", deutsch "Alles was wir geben mussten" vor. Ein Zitat, das hervorgehoben wird:
“It was like when you make a move in chess and just as you take your finger off the piece, you see the mistake you've made, and there's this panic because you don't know yet the scale of disaster you've left yourself open to.”
Vabanque - 24. Jun '19
Interessantes Zitat, allerdings schreibt Jupp ja oben:

>>Kazuo Ishiguro

schildert in einer Szene eine Frau, die ihren Mann und ihren Vater beim (japanischen) Schach beobachtet und diese Schilderung ist psychologisch das Beste, was ich je gelesen habe. Kennt jemand das Buch?<<

Und dazu passt das Zitat ja nun nicht, also war es entweder doch ein anderes Buch oder eine andere Stelle in dem Buch.
Vabanque - 24. Jun '19
Angeregt durch diesen Thread, habe ich mir gestern das Hörspiel 'Schachnovelle' (Hessischer Rundfunk/Saarländischer Rundfunkt/Schweizer Radio 1959) nach der Novelle von Stefan Zweig angehört.
Gegenüber der exzellenten, ja überwältigenden Darstellung des Dr. B. durch Willy Trenk-Trebitsch wirken alle anderen Charaktere (die ja ohnehin nur Randfiguren sind) recht hölzern, ja amateurhaft gezeichnet bzw. gesprochen.

Mir sind dann wieder die vielen Unwahrscheinlichkeiten bzw. Unglaubwürdigkeiten aufgestoßen. An einige davon habe ich mich auch noch erinnert, bei anderen weiß ich nicht mehr, ob sie auch so im Buch vorkamen.

Ich will hier bloß kurz auf einige Unstimmigkeiten hinweisen, die mit Schach zusammenhängen: Die Darstellung des 'Weltmeisters' Mirko Centovic ist m.E. völlig realitätsfern. Hat es jemals einen berühmten Schachmeister gegeben, der auf allen anderen Gebieten so völlig unbegabt, ja dumm gewesen wäre? Centovic soll das Schachspiel im Alter von 12 Jahren durch Zuschauen gelernt haben, aber das ist viel zu spät. Selbst bei noch so großer Begabung hätte er da nicht mehr Weltmeister werden können. Zweig hat hier aus der Biografie Capablancas 'geklaut', der im Alter von allerdings 3 Jahren Schach auf diese Weise gelernt haben soll. Mit 12 schlug Capablanca dann bereits die stärksten Spieler seines Landes (Kuba).
Mag sein, dass Capablanca das Vorbild für Zweigs Centovic gewesen ist; dazu würde auch die Arroganz gut passen. Aber so einiges andere passt halt überhaupt nicht und ist auch nicht glaubwürdig.
Macht nichts, Centovic ist eh nicht die Hauptfigur. Aber wie steht es denn mit der eigentlichen Hauptfigur, Dr. B.? Abgesehen davon, dass kaum glaubhaft ist, dass nie entdeckt wird, dass er das Schachbuch aus der Jackentasche des Wärters entwendet hat, kann ich mir kaum vorstellen, dass es wirklich möglich ist, Schach auf diese Weise zu erlernen. Selbst wenn Dr. B. vorher gewisse Grundkenntnisse des Spiels gehabt haben sollte, hätte er sich auch nicht durch das genaueste Studium einer Sammlung von Meisterpartien zu einem spielerischen Niveau aufschwingen können, das ihn später befähigt hätte, einem Weltmeister Paroli zu bieten.
Ist (oder wird) Dr. B. nun wirklich schizophren, weil er in der Zelle anfängt gegen sich selbst zu spielen? Oder umgekehrt, kann ein Schizophrener eine Partie gegen sich selbst spielen? Ich kann es mir nicht vorstellen.

Da fällt mir aber eine Geschichte ein, die ähnlich ist:

'Fool's Mate' (dt. Das Huneker-Gambit) von Stanley Ellin. (Enthalten in dem Band 'Sanfter Schrecken')..

Hier wird der Protagonist nicht interniert, aber er ist gefangen in einer Ehe mit einer Frau, die ihm keine Vergnügungen erlaubt; nicht einmal Schach. Da ihm ein Schachpartner verwehrt ist, beginnt er gegen sich selbst zu spielen ...
Vabanque - 24. Jun '19
Ich bin generell recht zwiespältig mit Zweigs Figuren bzw. Handlungen. Das ist nicht nur in der Schachnovelle so. Auch die Handlung von 'Brief einer Unbekannten' basiert auf Voraussetzungen, die kaum denkbar sind. Aber selbst wenn man diese Voraussetzungen so akzeptiert, ist die Handlungsweise der Protagonistin glaubwürdig?
Ein ehemaliger Freund von mir hatte mal gemeint, Zweig würde recht tief in seine Figuren eindringen, läge aber immer ein bisschen daneben. Da ich kein Psychologe bin, kann ich diese Aussage weder bestätigen noch widerlegen, sondern nur sagen, dass mir die Handlungen der Zweigschen Figuren häufig auch schwer nachvollziehbar sind. (Bei Schnitzler geht es mir übrigens ähnlich, bei ihm ist aber immer klar, dass dies an der Zeit liegt, in der diese Geschichten spielen. Schnitzlersche Figuren handeln ja meist aus Pseudo-Ehrbegriffen, die nur aus dem sozialen Umfeld der Zeit heraus zu begreifen sind.)
Auf der Positiv-Seite findet man bei Stefan Zweig natürlich ein großartiges Erzähltalent; es wird stets alles so mitreißend und fesselnd geschildert, dass man ihm während des Lesens alles 'abkauft'.
Vabanque - 24. Jun '19
Nachdem Jupp Nabokov als unglaubwürdig verurteilt hat, ich wiederum bei Zweig Zweifel an der Glaubwürdigkeit anmelde, kann man sich abschließend noch fragen: In welchem literarischen Werk werden glaubwürdige Charaktere und Handlungen dargestellt? Oder ist es überhaupt sinnvoll, diesen Anspruch der Glaubwürdigkeit an ein literarisches Werk zu stellen? Bei surrealistischer und phantastischer Literatur besteht ja auch keine Glaubwürdigkeit. Es kommt immer darauf an, was der Autor mit seinem Werk verdeutlichen wollte. Nur was wollte Zweig mit der Schachnovelle eigentlich sagen? Wollte er die Gräuel der Foltermethoden der Nazis darstellen? Dazu nimmt deren Darstellung aber insgesamt einen zu geringen Raum ein ... nur was beabsichtigte er dann? Eine spannende Geschichte schreiben? Das allein sicher nicht, obwohl ihm das gelungen ist.
Chuma - 24. Jun '19
@Vabanque
Das Zitat von Kazuo Ishiguro, das ich weiter oben erwähnte, kommt genau in dem Buch vor, das Jupp53 meinte (Never let me go). Ich kenne das Buch (noch) nicht, die Thematik scheint mir jedoch sehr verstörend zu sein, denn es geht kurz gesagt, um Menschen in einer abgeschlossenen Institution, die nur dazu da sind, andern als Organspender zu dienen. Der Autor erhielt 2017 den Literaturnobelpreis!
freak40 - 24. Jun '19
Centovic hat gewisse Ähnlichkeiten mit Bogoljubow....
zumindest, was mir über "Bogo" bekannt ist.
Vabanque - 24. Jun '19
>>Chuma - vor 15 Min.

@Vabanque
Das Zitat von Kazuo Ishiguro, das ich weiter oben erwähnte, kommt genau in dem Buch vor, das Jupp53 meinte (Never let me go). Ich kenne das Buch (noch) nicht, die Thematik scheint mir jedoch sehr verstörend zu sein, denn es geht kurz gesagt, um Menschen in einer abgeschlossenen Institution, die nur dazu da sind, andern als Organspender zu dienen. Der Autor erhielt 2017 den Literaturnobelpreis!<<

Interessant, danke. Nein, ich werde es nicht lesen :-)
Vabanque - 24. Jun '19
>>freak40 - vor 12 Min.

Centovic hat gewisse Ähnlichkeiten mit Bogoljubow....
zumindest, was mir über "Bogo" bekannt ist.<<

Laut Zweig war Centovic nicht in der Lage, auch nur einen einzigen orthografisch korrekten Satz zu schreiben ... trifft dies auf Bogo zu? Letzterer hat doch ganze Turnierbücher verfasst, oder sollte die ein Ghostwriter für ihn geschrieben haben?
Gewisse tendenzielle Ähnlichkeiten bestehen sicher: Bogo war relativ (!) ungebildet (aber niemals in dem verheerenden Ausmaß, den Zweig schildert), und ziemlich überheblich. Vermutlich war er auch Autist oder hatte zumindest autistische Züge. Aber all diese Eigenschaften treffen z.B. auch auf Janowski zu.
Jupp53 - 24. Jun '19
Die Frage der Glaubwürdigkeit bzw. der möglichen Wirklichkeit in einer Erzählung ist natürlich umstritten.

Was @Vabanque für Stefan Zweig hier (mMn ausgezeichnet!) aufgeführt hat, störte mich bei der Lektüre des Buches. Bloß: Habe ich mich in meiner (jugendliche) Schachbegeisterung von der zentralen Aussage des Buches ablenken lassen? Ist Schach hier nur eine Parabel für den Versuch Folter zu bewältigen?

Steht mir meine Ausbildung bei dem Versuch Nabokov zu verstehen im Weg und entgeht mir so das Wesentliche?

Eure Beiträge hier sind anregend.
freak40 - 24. Jun '19
Meines Wissens erlernte Bogoljubow Schach erst mit 15 Jahren.

Quelle: Andre Schulz und Johannes Fischer
crimsonfripp - 24. Jun '19
Gerade frisch gelesen:

Ariel Magnus - Die Schachspieler von Buenos Aires

Verknüpft Beginn des 2. Weltkrieges mit der Familiengeschichte des Autors (jüdischer Großvater) und der Schacholympiade 1939 in Buenos Aires.

Kommen so einige Schachspieler vor, prominent insbesondere Sonja Graf.

Eine Kritik gebe ich mal hier an, da ich mit ihr im wesentlichen einverstanden bin - außerdem muss ich mir dann bei der Hitze nicht so viel selber aus dem Hirn quetschen :-)
deutschlandfunk.de/ariel-magnus-die-schachspieler-von-buenos-a..
Vabanque - 24. Jun '19
>>Was @Vabanque für Stefan Zweig hier (mMn ausgezeichnet!) aufgeführt hat, störte mich bei der Lektüre des Buches. Bloß: Habe ich mich in meiner (jugendliche) Schachbegeisterung von der zentralen Aussage des Buches ablenken lassen? Ist Schach hier nur eine Parabel für den Versuch Folter zu bewältigen?<<

Letzteres macht für mich durchaus Sinn. Zweig hatte nämlich meines Wissens mit Schach nichts am Hut. Warum sollte er also sonst eine Schachnovelle schreiben. Mein Fazit: Die Schachnovelle ist ein brillantes erzählerisches Kunststück, handelt jedoch nicht von Schach.
Chuma - 24. Jun '19
@Vabanque: ich werde das Buch von Kazuo Ishiguro auch nicht lesen! Wie ich sagte, zu verstörend....trotz Literaturnobelpreis! :-)
Vabanque - 24. Jun '19
Nun ja, der Literaturnobelpreis ist für mich sowieso kein Kriterium.

Betrachtet man sich die lange Reihe der Literaturnobelpreisträger, dann finden sich darunter zwar zweifelsohne auch etliche wirkliche Größen, doch befinden sich diese insgesamt eher in der Minderzahl. Die meisten Autoren dürften den Nobelpreis eher aus politischen Gründen erhalten haben.
Ich hab mal wo gelesen, bemerkenswerter, als wer den Literaturnobelpreis bekommen habe, sei, wer ihn alles NICHT bekommen hat :-)
In der Tat, die Reihe der wirklich großen Autoren, die nie den Nobelpreis erhalten haben, dürfte erheblich länger sein als die derer, die ihn erhalten haben.
Chuma - 24. Jun '19
Bewundernswert, wie gut du dich auskennst in dieser Thematik! :-)
Vabanque - 24. Jun '19
Auch die Tatsache, dass Historikern (Mommsen), Staatsmännern (Churchill), Mathematikern (Russell) und Songschreibern (Dylan) der Nobelpreis für LITERATUR verliehen wurde, diskreditiert diesen Preis m.E. eigentlich schon per se. Nichts gegen die Leistungen dieser Persönlichkeiten (mit Ausnahme vielleicht von Dylan, den ich leider in keiner Hinsicht schätzen kann), aber sie fanden doch jeweils auf anderen Gebieten statt als auf literarischem. Wie gesagt, in meinen Augen ist der 'Literatur'nobelpreis in Wahrheit ein politischer Preis, so wie die anderen Nobelpreise größtenteils auch (insbesondere 'Frieden' und 'Wirtschaft').
Vabanque - 24. Jun '19
>>Chuma - vor 4 Min.

Bewundernswert, wie gut du dich auskennst in dieser Thematik! :-)<<

Ist das jetzt Sarkasmus? ;-) Ich kannte jedenfalls mal jemanden, der sich wirklich gut auskannte, und aus den sehr sehr intensiven Diskussionen mit ihm ist wohl noch einiges hängen geblieben ...
Vabanque - 24. Jun '19
Aber bevor mir wieder jemand a) die Anzahl meiner Beiträge in diesem Thread und b) die angebliche Selbstdarstellung zum Vorwurf macht, verschwinde ich lieber wieder mal für eine Weile - auch wenn die betreffenden Personen, die mir regelmäßig solche Vorwürfe machen, in diesem Thread noch nicht aufgetaucht sind (einige sind auch gar nicht mehr hier, glaube ich) ;-)
Jupp53 - 24. Jun '19
Mich stört es nicht. Im Gegenteil.

Du hast oft völlig andere Positionen als ich und das lohnt sich für mich.

Übrigens hat Dylan den Literaturnobelpreis verdient, weil er ein genialer Geschichtenerzähler ist und nicht umsonst werden seine Lieder ständig von anderen Künstlern interpretiert. :) Wer Lieder nicht zur Literatur zählt, der muss auch Gedichte ausschließen. ;)

Was die Autoren angeht, die den Preis nicht bekamen, die sind Legion. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und jedes Jahr werden mehrere Genies in der Literatur geboren. Nehmen wir den größten Dichter, den Frankfurt am Main hervorgebracht hat. Robert Gernhardt würde nie ein Nobelpreiskandidat, obwohl er allen Nachkriegsautoren im deutschen Sprachraum mindestens um Oberkörperlänge überragt.

Zu Ishiguro:
Er stammt aus Nagasaki. Seine Nobelpreisrede ist kurz, im Netz zu finden und gibt einen guten Hintergrund. Der Abschnitt über die Aufgabe seiner/meiner Generation über Erinnerung ist perfekt.
In einem Abschnitt einen Menschen kann er einen Meinschen beschreiben und dann kommt ein Satz zum Abschluss, der auf mich wie ein Blitz wirkt, die Situation erhellt. In "Was vom Tage übrig blieb" ist das z.B. die Szene in der der Butler seinen Vater beobachtet, als letzterer die Treppe auf und ab geht. Wobei ich festgestellt habe, dass der Satz von Gesunden leicht überlesen wird. Ein Hammer!

Die Schachszene kommt entweder in "Damals in Nagasaki" oder einer der Erzählungen aus "Bei Anbruch der Nacht" vor. Ich werde mal gucken, ob einer meiner Söhne die Bücher noch hat. Dann finde ich die Stelle.
Vabanque - 24. Jun '19
>>Jupp53 - vor 31 Min.

Mich stört es nicht. Im Gegenteil.

Du hast oft völlig andere Positionen als ich<<

Nicht immer. Ich hinterfrage nur einfach erstmal alle Positionen, und das stört viele hier. Du kommst damit anscheinend besser zurecht als manche anderen.
Ich hinterfrage auch meine eigenen Positionen :-)

>>Übrigens hat Dylan den Literaturnobelpreis verdient, weil er ein genialer Geschichtenerzähler ist und nicht umsonst werden seine Lieder ständig von anderen Künstlern interpretiert. :) Wer Lieder nicht zur Literatur zählt, der muss auch Gedichte ausschließen. ;)<<

Grund für mich, auch hier meine eigene Position kritisch zu überprüfen. Warum befinden sich unter meinen Tausenden von CDs keine einzige von Dylan? Weil ich seine Stimme unerträglich finde ... das ist vielleicht ein Problem von mir selbst, aber ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, denen es ebenso geht wie mir. Allerdings habe ich viele Dylan-SONGS in Coverversionen anderer Bands und Künstler. Das lässt sich ja schlecht vermeiden, weil Dylan einfach extrem oft gecovert worden ist. Die Cover-Versionen (z.B. von Manfred Mann oder Eric Clapton) sind aber auf alle Fälle viel besser als die Dylanschen Originale, da sie aus der kargen musikalischen Substanz etwas herausholen. Mit Dylans Texten habe ich mich nicht beschäftigt, mich interessieren seine Themen einfach nicht. Daher sollte ich mich wahrscheinlich aus der Diskussion, ob sie nun Lyrik und damit Literatur sind oder nicht, besser heraushalten (kritische Überprüfung des eigenen Standpunkts) :-)

>>Nehmen wir den größten Dichter, den Frankfurt am Main hervorgebracht hat. Robert Gernhardt würde nie ein Nobelpreiskandidat, obwohl er allen Nachkriegsautoren im deutschen Sprachraum mindestens um Oberkörperlänge überragt.<<

Ich schätze Robert Gernhardt schon auch als äußerst scharfsinnigen Autoren; aber ist er auch ein großer Autor? Ich kenne von Gernhardt nur einen Gedichtband, und einige kürzere Prosawerke. Alles sehr lesenswert, aber ist es große Literatur?
Als den größten Dichter, den Frankfurt a.M. hervorgebracht hat, muss man allerdings wohl doch Goethe nennen, ob man ihn nun mag oder nicht.
Vabanque - 24. Jun '19
Hier ist übrigens eine Liste von Autoren, die bei der Nobelpreisverleihung (z.T. böswillig) übergangen wurden:

diepresse.com/home/kultur/literatur/697433/Uebergangen_Wer-den..

Wie kriegen wir jetzt eigentlich wieder die Kurve zum Thema 'Schach in der Literatur'? ;-)
Vabanque - 24. Jun '19
Ach so, fast noch vergessen: In

Gustav Meyrink 'Der Golem'

kommt sogar ein realer Schachmeister, nämlich Rudolf Charousek, immerhin als Nebenfigur vor!

Man kann Meyrink mögen oder auch nicht; ich war eine Weile ziemlich begeistert von ihm und habe so ziemlich alles von ihm gelesen. Jetzt ist alles in meiner Erinnerung ziemlich verblasst ... ich denke aber nach wie vor, dass der Golem sein bestes Werk ist. Ist auf meiner 'Wieder-Lese-Liste' :-)

Im Gegensatz zu Jupp, der alles weggibt, was er mal gelesen hat, gebe ich nämlich nur das weg, was ich sehr wahrscheinlich nie wieder lesen werde. Also ist der 'Golem' noch in meinem Bücherschrank vorhanden, seit Jahrzehnten ... ich muss aber sagen, die 'Jupp-Methode' hat auch was für sich, sie schafft Platz. Ich könnte mich verkleinern und die Hälfte der Miete sparen ;-)
Tschechov - 25. Jun '19
Ich würde den Artikel über bei der Nobelpreisvergabe übergangene Schriftsteller ja wirklich gerne lesen, leider schmeißt die Seite mich immer wieder raus und erlaubt mir nicht, mich anzumelden.
Vabanque - 25. Jun '19
Komisch, ich hab mich da überhaupt nicht anmelden müssen.
Vabanque - 25. Jun '19
In Dürrenmatts 'Der Richter und sein Henker' gibt es eine Schach-Szene. Es ist aber möglich, dass diese nur im Film vorkommt und nicht im Buch. (Die Lektüre ist bei mir länger her als Sichten des Films, von daher kann ich es nicht genau sagen.)
Im Film jedenfalls spielt Dürrenmatt selbst den Schachspieler :-)

Übrigens wäre Dürrenmatt auch ein Kandidat für jemanden, der der Nobelpreis bestimmt verdient hätte, ihn aber nie bekommen hat ...
Hasenrat - 01. Jul '19
Die brandaktuelle Ausgabe des Schachmagazins 64 führt auf S.38 f. seine Literaturecke fort, und siehe da, heute ist auch Lushins Verteidigung Thema! Selbstverständlich spart man nicht mit dem bekannten Lob und stellt zudem heraus, dass Nabokov mit der Charakterzeichnung Lushins eine idealtypische Vorlage für spätere bis heutige Schachromane geschaffen hat. Übrigens soll Curt von Bardeleben gewissermaßen Vorbild für Lushin gewesen sein, zumindest täten sich Parallelen auf.
Ein heißer Tipp auf einen zeitgenössischen Schachroman, der auf Lushins Pfaden wandelt, soll Jennifer Dubois' "Das Leben ist groß" sein.

Auch wiederholt begegnet mir da "Aljechins Ring. Operation Botwinnik" von Ulrich Geilmann, eine Agentenstory - der Titel klingt irgendwie hochtrabend billig ...
duennbraddel - 01. Jul '19
2,76 Euro bei medimops. Kann man sich das trotz dieser Inhaltsangab leisten:


"Leningrad in den frühen 80er Jahren: Das Schachwunderkind Alexander Besetow gibt seine Ideale zugunsten des Luxus auf, den die Kommunisten ihm bieten. Cambridge, Massachusetts im Jahr 2006: Bei der jungen Dozentin Irina Ellison wird Chorea Huntington diagnostiziert - eine Krankheit, die schon ihrem Vater den Verstand geraubt hat. Vor seinem Tod hat er dem Schachweltmeister Alexander Besetow eine alles entscheidende Frage gestellt: Wie kann man weitermachen, wenn die Niederlage nicht abwendbar ist? Um die Antwort zu erhalten, reist Irina zu Alexander. Dieser hat sich ebenfalls einer aussichtslosen Sache verschrieben: Er tritt bei den Wahlen gegen den russischen Präsidenten an. Irina unterstützt ihn dabei und sucht mit ihm die lebenswichtige Antwort auf die Frage: Wie weiterleben, wenn die Niederlage unausweichlich ist?"

medimops.de/jennifer-dubois-das-leben-ist-gross-roman-taschenb..
Vabanque - 01. Jul '19
Oje.
Vabanque - 01. Jul '19
>>Auch wiederholt begegnet mir da "Aljechins Ring. Operation Botwinnik" von Ulrich Geilmann, eine Agentenstory - der Titel klingt irgendwie hochtrabend billig ...<<

Naja, vom Titel kann man ja nicht unbedingt immer ausgehen, glücklicherweise ... obwohl er andererseits auch irgendwie neugierig macht, was dahinter steckt ... aber wahrscheinlich nichts Besonderes ;-)
Tschechov - 01. Jul '19
Ich erwähne dann noch mal "Die dritte Rochade des Bernhard Foy" von Lars Gustafsson. Ich hab´s nicht zu Ende gelesen, was nichts heißen muß (vielleicht habe ich ja einfach keinen Geschmack).
Vabanque - 01. Jul '19
Zwei positive Rezensionen bei amazon.de

amazon.de/dritte-Rochade-Bernard-Foy-Roman/dp/3446145443

Hat natürlich nicht viel zu sagen, vor allem nichts über den 'Geschmack des SF Tschechov' (was vielleicht schon wieder ein Romantitel sein könnte?), denn es kann nicht jedem jede Art von Literatur gefallen.
Hasenrat - 02. Jul '19
Heute ist der 42. Todestag Nabokovs.
Hasenrat - 07. Jul '19
Und dann gibt es da noch "Bullet Schach" von Ben Bauhaus. In der Kritik wird ein interessanter Fernschach-Bullet-Modus beschrieben: alle 24h wird der Zug übermittelt, dann läuft die Bedenkzeit von 1 Minute. Das wär doch mal eine schöne Alternative zum Liveschachbullet. Shaack?^^
Jupp53 - 09. Jul '19
Vera Jürgens - Ticken Schachspieler anders?

ist keine große Literatur. Es ist ein in flottem Stil geschriebenes gut zu lesendes Büchlein. Mir hat es Spaß gemacht.

schachversand.de/ticken-schachspieler-anders.html für den Klappentext.
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