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Rashid Nezhmetdinov vs. Enrico Paoli - ein Sieg mit Widmung
Okute - 25. Apr '21
Die kommentierten Spiele sind im Forum meine Lieblingsrubrik, immer gewesen. Auch wenn ich mich bisher nicht zu den verschiedenen Beiträgen geäußert habe, studiere ich alle Kommentierungen und lese die Beiträge von interessierten Mitgliedern dazu mit großem Interesse. Und ich habe mir gedacht, warum nicht selbst einmal die Kommentierung einer Partie versuchen. Hilft vielleicht dem eigenen Schach und man lernt auch was im Hinblick auf die Erstellung von pgn-Dateien.
Bei der Wahl einer zu kommentierenden Partie kamen für mich nur Partien meines Lieblingsspielers, Rashid Gibiatovich Nezhmetdinov, in Frage. Auf der Suche nach einer passenden Partie ist mir dann aufgefallen, dass es hier im Forum bereits eine kommentierte Partie gibt (das berühmte positionelle Damenopfer auf f6 gegen Oleg Chernikov). Wer diese Kommentierung von Oli1970 noch nicht kennt, dem empfehle ich unbedingt einmal hier /forum/topic.html?key=a6864aea101b40fe vorbeizuschauen.
Für mich hieß das allerdings, eine andere Partie zu finden, die ich selbst noch einigermaßen überblicke und die dennoch spannend und unterhaltsam ist. Denn, und diese Bemerkung ist mir wichtig, mit der vorgestellten Partie habe ich lediglich den Anspruch, eine unterhaltsame Partie vorzustellen. Keinesfalls möchte ich etwas besonders Lehrreiches herausarbeiten (mit einer Ausnahme vielleicht), denn dafür bin ich selbst viel zu sehr Lehrling.
Also bin ich dann auf die nachfolgende Partie gekommen, zu welcher ich einleitend noch Folgendes berichten kann (die Auflösung der Beitragsüberschrift folgt dann nach der Partiekommentierung):
Rashid Nezhmetdinov hat nur sehr selten im Ausland gespielt, denn er gehörte nicht zur ersten Riege der russischen Schachgrößen (ob zu Recht oder zu Unrecht lasse ich mal offen). Dank der beginnenden Entstalinisierungsmaßnahmen sowie als Antwort auf die Kritik am russischen Schachverband, dass dieser nur seine Top-Spieler zu ausländischen Turnieren delegieren würde, weil er befürchte, die „zweite Reihe“ würde keine guten Resultate erzielen können, wurden im Frühjahr 1954 vier damals eher unbekannte sowjetische Schachspieler (Viktor Korchnoi, Ratmir Kholmov, Semyon Furman und Rashid Nezmetdinov) zu dem internationalen Turnier mit insgesamt 18 Teilnehmern nach Bukarest, Rumänien, entsandt, natürlich nicht, ohne diese im Vorfeld in Moskau ordentlich vorzubereiten (dies geschah unter Anleitung von Isaac Boleslavsky and David Bronstein). Nach dem Turnier wurde allen vier russischen Teilnehmern aufgrund ihrer Ergebnisse der Titel „IM“ verliehen.
Nun aber zur Partie selbst, die in der 5. Runde des Turniers ausgetragen wurde. Bei der Kommentierung habe ich die beiden Bücher, die es in englischer Sprache zu Partien von Rashid Nezhmetdinov gibt, das erste von ihm selbst und das andere von Alex Pishkin, sowie einige Videobesprechungen der Partie zur Hilfe genommen. Los geht‘s:































PGN anzeigen
Das Turnier wurde am Ende von Kortschnoi (+10 -1 =6) gewonnen, Rashid wurde mit einem halben Punkt Rückstand hervorragender Zweiter (+10 -2 =5). Darüber hinaus wurde seine Fünftrundenpartie gegen Paoli mit dem Preis für die schönste Partie ausgezeichnet.
Ein weiterer, interessanter und hier entscheidender Fakt, weil er mich zu der Beitragsüberschrift gebracht hat, ist, dass Rashid vor der fünften Runde die Nachricht erhalten hatte, dass seine Frau einen Sohn zur Welt gebracht hat. In freier Übersetzung berichtet Rashid über seinen Umgang mit dieser Nachricht wie folgt: „Ich spielte mit großem Enthusiasmus … Nach der fünften Runde, sandte ich ein Telegramm an meine Frau: ‚Ich gratuliere Dir zur Geburt unseres Sohnes, und ich widme ihm meine Partie mit Paoli.‘“. Eine seinem neugeborenen Sohn gewidmete Schachpartie, die dann auch noch einen Schönheitspreis gewinnt - tolle Geschichte!
Ich hoffe, dass mein erster Versuch einer Kommentierung den Lesern nicht den Spaß an der Partie selbst verdorben hat. Mir selbst hat die Arbeit an der Kommentierung Spaß gemacht, und ich bin offen für jede ehrliche Kritik.
Bei der Wahl einer zu kommentierenden Partie kamen für mich nur Partien meines Lieblingsspielers, Rashid Gibiatovich Nezhmetdinov, in Frage. Auf der Suche nach einer passenden Partie ist mir dann aufgefallen, dass es hier im Forum bereits eine kommentierte Partie gibt (das berühmte positionelle Damenopfer auf f6 gegen Oleg Chernikov). Wer diese Kommentierung von Oli1970 noch nicht kennt, dem empfehle ich unbedingt einmal hier /forum/topic.html?key=a6864aea101b40fe vorbeizuschauen.
Für mich hieß das allerdings, eine andere Partie zu finden, die ich selbst noch einigermaßen überblicke und die dennoch spannend und unterhaltsam ist. Denn, und diese Bemerkung ist mir wichtig, mit der vorgestellten Partie habe ich lediglich den Anspruch, eine unterhaltsame Partie vorzustellen. Keinesfalls möchte ich etwas besonders Lehrreiches herausarbeiten (mit einer Ausnahme vielleicht), denn dafür bin ich selbst viel zu sehr Lehrling.
Also bin ich dann auf die nachfolgende Partie gekommen, zu welcher ich einleitend noch Folgendes berichten kann (die Auflösung der Beitragsüberschrift folgt dann nach der Partiekommentierung):
Rashid Nezhmetdinov hat nur sehr selten im Ausland gespielt, denn er gehörte nicht zur ersten Riege der russischen Schachgrößen (ob zu Recht oder zu Unrecht lasse ich mal offen). Dank der beginnenden Entstalinisierungsmaßnahmen sowie als Antwort auf die Kritik am russischen Schachverband, dass dieser nur seine Top-Spieler zu ausländischen Turnieren delegieren würde, weil er befürchte, die „zweite Reihe“ würde keine guten Resultate erzielen können, wurden im Frühjahr 1954 vier damals eher unbekannte sowjetische Schachspieler (Viktor Korchnoi, Ratmir Kholmov, Semyon Furman und Rashid Nezmetdinov) zu dem internationalen Turnier mit insgesamt 18 Teilnehmern nach Bukarest, Rumänien, entsandt, natürlich nicht, ohne diese im Vorfeld in Moskau ordentlich vorzubereiten (dies geschah unter Anleitung von Isaac Boleslavsky and David Bronstein). Nach dem Turnier wurde allen vier russischen Teilnehmern aufgrund ihrer Ergebnisse der Titel „IM“ verliehen.
Nun aber zur Partie selbst, die in der 5. Runde des Turniers ausgetragen wurde. Bei der Kommentierung habe ich die beiden Bücher, die es in englischer Sprache zu Partien von Rashid Nezhmetdinov gibt, das erste von ihm selbst und das andere von Alex Pishkin, sowie einige Videobesprechungen der Partie zur Hilfe genommen. Los geht‘s:
Rashid G. Nezhmetdinov Enrico Paoli Bucharest 1954 | Bucharest ROU | rd. 5 | 1954.03.04 | Sicilian Defense: Najdorf Variation (B95) | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 xd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 Die Najdorf-Variante in der Sizilianischen Verteidigung, alles ganz normal. Rashid selbst bemerkt dazu, dass die Situation von Schwarz, obwohl dieser in fünf von seinen ersten sechs Zügen einen Bauern bewegt hat, sehr gut ist. Die halboffene c-Linie und die Bauernmehrheit im Zentrum kompensieren den geringen weißen Raumvorteil völlig. 7. Df3 Damals, 1954, der am häufigsten gespielte Zug, der u.a. eine alsbaldige lange Rochade vorbereitet.
Heute spielt man eher 7. f4 und interessanterweise gehört Rashid zu denjenigen, die eine Fortsetzung mit f4 forciert haben, u.a. in der Auseinandersetzung mit dieser Partie.
In dieser ging es jedoch weiter mit 7... Le7 8. O-O-O Da ist sie schon, die lange Rochade, was Paoli ermuntert, seine Geschütze für einen Angriff am Damenflügel aufzufahren. Er spielt 8... Dc7 9. Tg1 Rashid bereitet den Marsch seines g-Bauern vor. Paoli entwickelt weiter seine Figuren, 9... Ld7 Rashid kommentiert zu diesem Zug, dass 9... Sc6 besser gewesen wäre, weil das Feld d7 eventuell noch als Fluchtfeld für den Springer auf f6 gebraucht wird.
10. g4 Los geht's, Attacke! Paoli lässt sich aber nicht stören, entwickelt weiter; 10... Sc6 11. Le3 macht das Feld g5 für den Bauern frei, Paoli deckt g5 mit 11... h6 12. h4 soll dem g-Bauern helfen; Paoli ignoriert den weißen Angriff und will seine eigene Attacke am Damenflügel vorantreiben, entscheidet sich deshalb für 12... Tc8? Für mich als Freizeitspieler sieht dieser Zug konsequent aus, schließlich unterstützt er die schwarzen Angriffsabsichten am Damenflügel. Aber tatsächlich wird er von den Experten kritisch gesehen. In unserer Partie kommt aber nun erwartungsgemäß 13. g5 xg5 14. xg5 Se5 greift die Dame an, 15. Dg2 Sg8? Das war nach Engineberechnungen bereits der entscheidende Fehler von Paoli, denn mit dem nächsten Zug von Rashid sehen heutige Schachengines bereits einen Vorteil von mehr als 2 Bauerneinheiten. In der Partie ging es weiter mit 16. f4 was den Springer vertreibt, der aber nach Sc4 zieht und von dort jetzt auf den Läufer auf e3 zielt. Auf e3 droht dann sogar eine Gabel auf Dame und Turm. 17. Lxc4 Der Angreifer wird sofort beseitigt. 17... Dxc4 18. f5 Rashid ignoriert den drohenden Bauernsturm am Damenflügel b5 Es droht jetzt b4 mit Angriff auf den Springer. 19. Kb1 Der König geht einem möglichen Matt auf c2, welches im Raume steht, solange die schwarze Dame und der schwarze Turm die c-Linie beherrschen, mal vorsorglich aus dem Weg. Eine gute Entscheidung, wie man später sehen wird. Außerdem ist nun auch der Bauer auf a2 gedeckt, der durch die schwarze Dame bedroht ist, sollte der Springer c3 verlassen müssen. Jakow Damski, der auch eine Biographie und Partiensammlung über Rashid Nezhmetdinov verfasst hat - leider ist das Werk nur in Russisch erhältlich - soll gesagt haben, dass Rashid vor diesem Zug die Partie bis zum Matt vorausberechnet hat. Für jemanden wie mich ist das unvorstellbar, gerade wenn man die zahlreichen Möglichkeiten, die man im Folgenden berechnen musste, betrachtet. Der nächste Zug von Paoli war aber tatsächlich vorhersehbar, denn es kam 19... b4 Der Springer ist angegriffen, also was tun? Den Springer in Sicherheit bringen? Rashid Nezhmetdinov hatte da eine andere Idee... 20. g6! Sieht so aus, als hätte Schwarz nun mehrere Optionen; der Springer auf c3 könnte genommen werden, vielleicht muss der Bauer auf g6 beseitigt werden, auch der Bauer auf f5 könnte geschlagen werden; die Bauernzüge f6 und e5 sind weitere Möglichkeiten, die Paoli betrachten musste. Schauen wir uns einige von den Möglichkeiten an: 1. Fortsetzung mit 20... fxg6: 20. g6 xg6 führt schlicht zu 21. Dxg6+ Kd8 22. Dxg7 und Weiß wird gewinnen. Das Schlagen auf g6 ist also aus dem Rennen.
2. Fortsetzung mit 20... bxc3: 20. g6 xc3 21. xf7+ Kd8
Paoli entscheidet sich am Ende für 20... e5 was für mich tatsächlich am besten nachvollziehbar ist. Die Idee dahinter ist, dass die schwarze Dame jetzt das Feld f7 deckt und nun außerdem beide weiße Springer angegriffen sind. Welchen soll Weiß retten? Oder doch was ganz anderes? Rashid Nezhmetdinov spielt: 21. b3! Stattdessen bleibt Paoli jetzt gar nichts anderes übrig, als das Springeropfer anzunehmen und damit den Schutz von f7 aufzugeben, 21... Dxc3 22. xf7+ Kd8 Die weiße Königin dringt jetzt in das schwarze Lager ein 23. Dxg7 , aber Paoli versucht alles, 23... xd4 beseitigt den letzten Beschützer von c2 und bedroht den Läufer 24. Lxd4 nun bedroht der Läufer die Dame und auch der Turm auf h8 hängt. Kommt Schwarz da noch mal raus? Sieht zumindest erst mal so aus, 24... Dxc2+ Aber in weiser Voraussicht hatte Rashid seinen König ja rechtzeitig von c1 entfernt, entkommt daher mit 25. Ka1 Th2 Paoli dringt seinerseits auf der zweiten Reihe ein und nun droht Matt auf a2! Wenn diese Partie einen Erkenntnisgewinn hat, dann den, dass es für den Gewinn ausreicht, dass der eigene Angriff einen einzigen Zug eher zum Ziel kommt, als der des Gegners. Denn hier kommt Paoli nicht mehr zum Matt auf a2; Rashid ist schneller: 26. Lb6+ Tc7 27. Dxg8+ und hier gab Paoli auf,1:0. Der König kann den Bauern auf f7 nicht nehmen, wegen 21… Kxf7 22. Dxg7+ und damit einer Verluststellung für Schwarz,
aber Weiß spielt auch nach 21... Kd8 entweder 22. Dxg7 oder 22. b3 Db4 23. xe6 attackiert sind nun der Läufer auf d7 und der Springer auf g8, deshalb 23… Sf6 24. xd7 Kxd7 25. e5 xe5 26. Sc6+ Schach durch den Turm auf d1, während der Springer durch die Dame gedeckt ist. Damit sind die schwarze Dame sowie das Spiel für Schwarz verloren.
nach 22.Dxg7 geht es weiter mit 22… Kc7 23. b3 Db4 24. Dxh8 Sf6 und nach 24... Nf6 kommt eben 25. Dg7 und Weiß wird gewinnen. Das Schlagen des Springers ist also auch keine gute Idee. Das Turnier wurde am Ende von Kortschnoi (+10 -1 =6) gewonnen, Rashid wurde mit einem halben Punkt Rückstand hervorragender Zweiter (+10 -2 =5). Darüber hinaus wurde seine Fünftrundenpartie gegen Paoli mit dem Preis für die schönste Partie ausgezeichnet.
Ein weiterer, interessanter und hier entscheidender Fakt, weil er mich zu der Beitragsüberschrift gebracht hat, ist, dass Rashid vor der fünften Runde die Nachricht erhalten hatte, dass seine Frau einen Sohn zur Welt gebracht hat. In freier Übersetzung berichtet Rashid über seinen Umgang mit dieser Nachricht wie folgt: „Ich spielte mit großem Enthusiasmus … Nach der fünften Runde, sandte ich ein Telegramm an meine Frau: ‚Ich gratuliere Dir zur Geburt unseres Sohnes, und ich widme ihm meine Partie mit Paoli.‘“. Eine seinem neugeborenen Sohn gewidmete Schachpartie, die dann auch noch einen Schönheitspreis gewinnt - tolle Geschichte!
Ich hoffe, dass mein erster Versuch einer Kommentierung den Lesern nicht den Spaß an der Partie selbst verdorben hat. Mir selbst hat die Arbeit an der Kommentierung Spaß gemacht, und ich bin offen für jede ehrliche Kritik.
Weniger - 25. Apr '21
Toll - einfach nur toll :-)))
Bin begeistert !
Bin begeistert !
toby84 - 25. Apr '21
das könntest du öfter machen, ist wirklich gut geworden.
in so einer analyse stecken sicher ein paar stunden arbeit, oder?
in so einer analyse stecken sicher ein paar stunden arbeit, oder?
Tschechov - 25. Apr '21
Mir fiel es schwer, der Partie zur Gänze zu folgen, was nicht an deiner Kommentierung liegt, sondern daran, daß ich das Ganze auf dem Smartphone verfolgt habe ( da tippt man ständig daneben). Trotzdem ein Genuß. Gerne mehr davon.
Saison - 25. Apr '21
Danke für die hervorragende Kommentierung mit viel Beiwerk an Information.
toby84 - 25. Apr '21
geht das auch anderen so, dass die tasten zu klein sind? dann könnte shaack da vll was tun
Oli1970 - 25. Apr '21
Wow, ein sehr gelungener Erstling, Okute! Es bereitete keine Schwierigkeiten, sich dank der umfangreichen Kommentierung in die Partie hineinzufinden. Auch die gewählten Varianten fand in in Anzahl und Ausführlichkeit perfekt gewählt.
Die ausführlichen Hintergrundinformationen runden den Kommentar ab, sowas lese ich immer gerne. Es erlaubt, sich etwas in die Spieler, die Spielumstände oder den Zeitgeist hineinzuversetzen. Mit seiner hochschwangeren Frau zu Hause war diese Auslandsreise für Nezhmetdinov sicher besonders herausfordernd.
Die Najdorf-Variante war damals, 1954, noch relativ jung. Najdorf brachte sie erstmals 1939, populär wurde sie erst ab Anfang der 1950er Jahre. Nezhmetdinov dürfte seinem gegenüber 1954 bereits deutlich überlegen gewesen sein mit einer geschätzten historischen Elo-Zahl von 2660. Laut Wikipedia wurde Paoli 1951 zum Internationalen Meister ernannt, verpasste 1969 um einen halben Punkt den Großmeister-Titel, aber bekam 1996 vom Weltschachverband FIDE den Ehren-Großmeistertitel ehrenhalber verliehen. 1971 wurde seine beste Elo-Zahl mit 2355 ermittelt (die "echte", keine historische).
Zur Partie selbst: Bei 12...Tc8 liegt der Nachteil wohl tatsächlich eher darin, dass eine Reaktion am Königsflügel angezeigt war, als dass der Zug selbst tatsächlich schlecht wäre. Nur der Zeitpunkt war schlecht gewählt.
Der 15. Zug von Rashid scheint einen tieferen Blick wert, denn 15. Dg2 scheint objektiv lange nicht die beste Wahl zu sein - das Elektronenhirn möchte die Dame gerne auf die h-Linie oder auf e1 gestellt sehen. Gibt Nezhmetdinovs Kommentar Hinweise? Denn es ist dennoch gut gepokert, wie in der Kommentierung herausgearbeitet ist, ist lediglich Sfg4 die richtige Antwort für ein ausgeglichenes Spiel. Alles andere ergibt eine Gewinnstellung für den Weißen.
Spätestens zum 17. Zug ist nun deutlich, dass Weiß das Brett beherrscht während Schwarz in völlig beengter Stellung keine Felder für seine Figuren findet. Den Zeitpunkt zum Öffnen des Zentrums hat Paoli vorläufig verpasst; bei Nezhmetdinov spielen alle Figuren harmonisch zusammen und unterstützen die vorgerückten Bauern. Solch einen Bauernsturm finde ich immer wieder faszinierend und lehrreich, auch wenn ich selbst das so nicht adaptieren kann. Auch insofern ist 20. g6! ein ziemlicher Hammer! Die dargestellten Varianten zeigen die Möglichkeiten und die einhergehende Berechnungstiefe, die notwendig war, um den bedrohten Sc3 stehen lassen zu können.
Nun kommt auch endlich schwarzes e5 - aber viel zu spät! Dennoch macht es Sinn, wie im 21. Zug erläutert wird. Auch 21. b3 ist eine kleine Genialität, danach wirkt das Spiel wie ein Selbstläufer. Das Ende ist natürlich besonders schön - die Abwehr der schwarzen Mattdrohung durch Schachgebote bis zum weißen Matt.
Tolle Partie, sehr gut gewählt! Dank der Kommentierung war das Spielgeschehen, trotz des hohen Schwierigkeitsgrades aufgrund der vielen Fallstricke und Verwicklungen, gut nachvollziehbar.
Dein Kommentar wandert in mein Archiv der auf chessmail kommentierten Spiele, ganz klar. Ich bin begeistert - danke!
Die ausführlichen Hintergrundinformationen runden den Kommentar ab, sowas lese ich immer gerne. Es erlaubt, sich etwas in die Spieler, die Spielumstände oder den Zeitgeist hineinzuversetzen. Mit seiner hochschwangeren Frau zu Hause war diese Auslandsreise für Nezhmetdinov sicher besonders herausfordernd.
Die Najdorf-Variante war damals, 1954, noch relativ jung. Najdorf brachte sie erstmals 1939, populär wurde sie erst ab Anfang der 1950er Jahre. Nezhmetdinov dürfte seinem gegenüber 1954 bereits deutlich überlegen gewesen sein mit einer geschätzten historischen Elo-Zahl von 2660. Laut Wikipedia wurde Paoli 1951 zum Internationalen Meister ernannt, verpasste 1969 um einen halben Punkt den Großmeister-Titel, aber bekam 1996 vom Weltschachverband FIDE den Ehren-Großmeistertitel ehrenhalber verliehen. 1971 wurde seine beste Elo-Zahl mit 2355 ermittelt (die "echte", keine historische).
Zur Partie selbst: Bei 12...Tc8 liegt der Nachteil wohl tatsächlich eher darin, dass eine Reaktion am Königsflügel angezeigt war, als dass der Zug selbst tatsächlich schlecht wäre. Nur der Zeitpunkt war schlecht gewählt.
Der 15. Zug von Rashid scheint einen tieferen Blick wert, denn 15. Dg2 scheint objektiv lange nicht die beste Wahl zu sein - das Elektronenhirn möchte die Dame gerne auf die h-Linie oder auf e1 gestellt sehen. Gibt Nezhmetdinovs Kommentar Hinweise? Denn es ist dennoch gut gepokert, wie in der Kommentierung herausgearbeitet ist, ist lediglich Sfg4 die richtige Antwort für ein ausgeglichenes Spiel. Alles andere ergibt eine Gewinnstellung für den Weißen.
Spätestens zum 17. Zug ist nun deutlich, dass Weiß das Brett beherrscht während Schwarz in völlig beengter Stellung keine Felder für seine Figuren findet. Den Zeitpunkt zum Öffnen des Zentrums hat Paoli vorläufig verpasst; bei Nezhmetdinov spielen alle Figuren harmonisch zusammen und unterstützen die vorgerückten Bauern. Solch einen Bauernsturm finde ich immer wieder faszinierend und lehrreich, auch wenn ich selbst das so nicht adaptieren kann. Auch insofern ist 20. g6! ein ziemlicher Hammer! Die dargestellten Varianten zeigen die Möglichkeiten und die einhergehende Berechnungstiefe, die notwendig war, um den bedrohten Sc3 stehen lassen zu können.
Nun kommt auch endlich schwarzes e5 - aber viel zu spät! Dennoch macht es Sinn, wie im 21. Zug erläutert wird. Auch 21. b3 ist eine kleine Genialität, danach wirkt das Spiel wie ein Selbstläufer. Das Ende ist natürlich besonders schön - die Abwehr der schwarzen Mattdrohung durch Schachgebote bis zum weißen Matt.
Tolle Partie, sehr gut gewählt! Dank der Kommentierung war das Spielgeschehen, trotz des hohen Schwierigkeitsgrades aufgrund der vielen Fallstricke und Verwicklungen, gut nachvollziehbar.
Dein Kommentar wandert in mein Archiv der auf chessmail kommentierten Spiele, ganz klar. Ich bin begeistert - danke!
Okute - 25. Apr '21
Vielen lieben Dank für das positive Feedback. Ich bin heute tagsüber unterwegs, werde mir aber heute Abend die Zeit nehmen, die verschiedenen Fragen zu beantworten. Bis später.
Phantom - 25. Apr '21
Ich muß mich den Komplimenten anschließen. Selten so eine gute Kommentierung zu einer Schachpartie gelesen. Mein Lieblingsberichterstatter ist ja Martin Breutigam, der jetzt Konkurrenz bekommen hat. Schachlich, geschichtlich war das allererste Sahne!
Nur das ich den Hauptdarsteller ( Rashid G. Nezhmetdinov ) so rein gar nicht kenne nervt etwas.
Bravourös!
Nur das ich den Hauptdarsteller ( Rashid G. Nezhmetdinov ) so rein gar nicht kenne nervt etwas.
Bravourös!
Okute - 25. Apr '21
Zunächst noch einmal herzlichen Dank für die bisher durchweg positiven Kommentare.
Nun schnell zur Beantwortung der Fragen:
@toby84:
tatsächlich habe ich mehrere Wochen für die Fertigstellung der Kommentierung benötigt, aber das liegt daran, dass ich nicht durchgehend und meist nur Abends daran gesessen habe. Ich habe mir die Notation in einen Texteditor kopiert (pro Zug eine Zeile) - der Editor hatte den Vorteil er angezeigt hat, welche "(" zu welcher ")" gehört und das gleiche mit den "{" "}". Dann habe ich die Züge markiert, zu denen ich Anmerkungen/Varianten sinnvoll fand und dann in einem weiteren Schritt habe ich an diesen Varianten gearbeitet. Die größte Schwierigkeit aber war, die Fehler zu finden, wenn beim Testen hier im Forum nicht das Schachbrett mit der Partie auftauchte, sondern
„
Error:
Expected "(", ")", "*", ".", "0-1", "0:1", "1-0", "1/2-1/2", "1:0", "O-O", "O-O-O", "x", "{", [ \t\r\n], [RNBQK], [a-h] or integer but "S" found.
”
Am Ende war ich schon geübt, dass ich wusste, dass dieser konkrete Fehler bedeutete, dass ich in der Notation „S“ für einen Springer angegeben hatte, anstelle des geforderten „N“ – aber bis ich das raus hatte …
Es war übrigens eine ziemliche Herausforderung, darauf zu achten, dass der pgn-Generator die englische Notation benötigte, meine Kommentare aber die deutsche haben sollten. Ich war mir selbst beim Absenden nicht sicher, ob nicht aus einer „D“ doch eine „Q“ geworden war.
Hat aber trotzdem Spass gemacht, und die Testveröffentlichungen habe ich zuletzt in meinem Clubforum gemacht, nachdem ich einmal versehentlich einen Test „veröffentlicht“ hatte und nur shaack diesen löschen konnte; im Clubforum hätte ich das Löschrecht selbst.
@Oli1970:
Zunächst einmal vielen Dank für Deinen umfangreichen Kommentar. Dein Lob bedeutet mir sehr viel.
Zu Enrico Paoli selbst, er ist im selben Jahr geboren wie Rashid Nezhmetdinov (1908) und war zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens bereits einmal italienscher Meister (1951) und vor allem IM, was Rashid noch nicht war (obwohl er bereits dreifacher russischer Meister war). Sicherlich war Rashid 1954 der stärkere Spieler, was auch das Abschneiden von Paoli im Turnier selbst belegt, er wurde nämlich nur Vorletzter.
Sehr treffend fand ich Deine Bemerkung zum 12. Zug von Paoli (12…Tc8), der wirklich an sich ja nicht schlecht ist, sondern nur zur Unzeit kam – auf die Idee das so darzustellen bin ich nicht gekommen. Aber das erklärt vermutlich, dass ich den Zug beim Nachspielen der Partie alles andere als verkehrt empfunden habe.
Und dann zum 15. Zug von Rashid (15. Dg2), der nach diesem Stellungsbild erfolgte:
Rashid selbst kommentiert seinen 15. Zug gar nicht, aber Pishkin meint tatsächlich auch, dass De2 etwas besser sei, und dass Weiß einen beträchtlichen Vorteil bei folgender Fortsetzung erlangt: 15. De2 Sfg4 16. g6! (auf keinen Fall 16. Txg4 Sxg4 17. Dxg4 e5 18. Sf5 g6, was Weiß nicht weiterbringt) 16… Sxe3 17. gxf7+ Sxf7 18. Dxe3 Lf6.
Das ist insofern witzig, als meine kleine Stockfish 12 App eine genau umgekehrtes Bild liefert, die von Pishkin bevorzugte Variante führt zu einer ausgeglichenen Stellung und die von ihm verdammte zu einem weißen Vorteil von 4,5 Bauerneinheiten!
Ich kann nicht nachvollziehen, woher genau Du die Idee hast, dass „…das Elektronenhirn … die Dame gerne auf die h-Linie oder auf e1 gestellt sehen[möchte]...“ Die h-Linie ist doch durch den schwarzen Turm in Beschlag genommen und wieso sollte e1 besser sein, wenn man später die beiden Türme verbinden kann?
Richtig ist aber, dass Paoli an dieser Stelle Sfg4 verpasst hat und dies Rashid seinen Angriff erfolgreich zu Ende bringen lies.
@Phantom:
Danke für das Kompliment, aber dies muss ich in aller Bescheidenheit zurückweisen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob jemand wie Martin Breutigam aus seinem eigenen Wissensschatz über Schach seine Kommentare verfasst oder jemand wie ich nur andere Quellen auswertet und mehr oder weniger nur „abschreibt“. Hat mir aber geschmeichelt, 😉.
Nun schnell zur Beantwortung der Fragen:
@toby84:
tatsächlich habe ich mehrere Wochen für die Fertigstellung der Kommentierung benötigt, aber das liegt daran, dass ich nicht durchgehend und meist nur Abends daran gesessen habe. Ich habe mir die Notation in einen Texteditor kopiert (pro Zug eine Zeile) - der Editor hatte den Vorteil er angezeigt hat, welche "(" zu welcher ")" gehört und das gleiche mit den "{" "}". Dann habe ich die Züge markiert, zu denen ich Anmerkungen/Varianten sinnvoll fand und dann in einem weiteren Schritt habe ich an diesen Varianten gearbeitet. Die größte Schwierigkeit aber war, die Fehler zu finden, wenn beim Testen hier im Forum nicht das Schachbrett mit der Partie auftauchte, sondern
„
Error:
Expected "(", ")", "*", ".", "0-1", "0:1", "1-0", "1/2-1/2", "1:0", "O-O", "O-O-O", "x", "{", [ \t\r\n], [RNBQK], [a-h] or integer but "S" found.
”
Am Ende war ich schon geübt, dass ich wusste, dass dieser konkrete Fehler bedeutete, dass ich in der Notation „S“ für einen Springer angegeben hatte, anstelle des geforderten „N“ – aber bis ich das raus hatte …
Es war übrigens eine ziemliche Herausforderung, darauf zu achten, dass der pgn-Generator die englische Notation benötigte, meine Kommentare aber die deutsche haben sollten. Ich war mir selbst beim Absenden nicht sicher, ob nicht aus einer „D“ doch eine „Q“ geworden war.
Hat aber trotzdem Spass gemacht, und die Testveröffentlichungen habe ich zuletzt in meinem Clubforum gemacht, nachdem ich einmal versehentlich einen Test „veröffentlicht“ hatte und nur shaack diesen löschen konnte; im Clubforum hätte ich das Löschrecht selbst.
@Oli1970:
Zunächst einmal vielen Dank für Deinen umfangreichen Kommentar. Dein Lob bedeutet mir sehr viel.
Zu Enrico Paoli selbst, er ist im selben Jahr geboren wie Rashid Nezhmetdinov (1908) und war zum Zeitpunkt des Aufeinandertreffens bereits einmal italienscher Meister (1951) und vor allem IM, was Rashid noch nicht war (obwohl er bereits dreifacher russischer Meister war). Sicherlich war Rashid 1954 der stärkere Spieler, was auch das Abschneiden von Paoli im Turnier selbst belegt, er wurde nämlich nur Vorletzter.
Sehr treffend fand ich Deine Bemerkung zum 12. Zug von Paoli (12…Tc8), der wirklich an sich ja nicht schlecht ist, sondern nur zur Unzeit kam – auf die Idee das so darzustellen bin ich nicht gekommen. Aber das erklärt vermutlich, dass ich den Zug beim Nachspielen der Partie alles andere als verkehrt empfunden habe.
Und dann zum 15. Zug von Rashid (15. Dg2), der nach diesem Stellungsbild erfolgte:
Invalid FEN: 2r1k2r/1pqbbpp1/p2ppn2/4n1P1/3NP3/2N1BQ2/PPP2P2/2K1BR1 w --k- - 0 15
Rashid selbst kommentiert seinen 15. Zug gar nicht, aber Pishkin meint tatsächlich auch, dass De2 etwas besser sei, und dass Weiß einen beträchtlichen Vorteil bei folgender Fortsetzung erlangt: 15. De2 Sfg4 16. g6! (auf keinen Fall 16. Txg4 Sxg4 17. Dxg4 e5 18. Sf5 g6, was Weiß nicht weiterbringt) 16… Sxe3 17. gxf7+ Sxf7 18. Dxe3 Lf6.
Das ist insofern witzig, als meine kleine Stockfish 12 App eine genau umgekehrtes Bild liefert, die von Pishkin bevorzugte Variante führt zu einer ausgeglichenen Stellung und die von ihm verdammte zu einem weißen Vorteil von 4,5 Bauerneinheiten!
Ich kann nicht nachvollziehen, woher genau Du die Idee hast, dass „…das Elektronenhirn … die Dame gerne auf die h-Linie oder auf e1 gestellt sehen[möchte]...“ Die h-Linie ist doch durch den schwarzen Turm in Beschlag genommen und wieso sollte e1 besser sein, wenn man später die beiden Türme verbinden kann?
Richtig ist aber, dass Paoli an dieser Stelle Sfg4 verpasst hat und dies Rashid seinen Angriff erfolgreich zu Ende bringen lies.
@Phantom:
Danke für das Kompliment, aber dies muss ich in aller Bescheidenheit zurückweisen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob jemand wie Martin Breutigam aus seinem eigenen Wissensschatz über Schach seine Kommentare verfasst oder jemand wie ich nur andere Quellen auswertet und mehr oder weniger nur „abschreibt“. Hat mir aber geschmeichelt, 😉.
Oli1970 - 25. Apr '21
Danke Dir für die ausführliche Antwort!
Die Vorschläge De2 und Dg3 hat Stockfish 12 geliefert, verstanden habe ich die Idee dahinter nicht. Auf Dg3 wäre Sh5 nebst Dh2 geschehen. Gleiches Fragezeichen bei mir - wieso auf die Turmlinie? Klar, der Springer war nun gefesselt, aber so gnadenlos überragend sah es auch nicht aus. Nach De2 sollte die Dame zurück auf die Grundlinie (De1) - und wieder Fragezeichen bei mir, wozu das gut sein könnte.
Der Spielzug Dg2 war laut Engine eher schwach, um den Vorteil festzuhalten - der Erfolg gab jedoch dem Spieler statt der Engine recht. Insofern fände ich interessant zu wissen, ob Nezh gezockt hat.
(Im Diagram ist übrigens der Td1 verloren gegangen, daher müssen Läufer und Turm ein Feld weiter Richtung h-Linie rücken.)
Die Vorschläge De2 und Dg3 hat Stockfish 12 geliefert, verstanden habe ich die Idee dahinter nicht. Auf Dg3 wäre Sh5 nebst Dh2 geschehen. Gleiches Fragezeichen bei mir - wieso auf die Turmlinie? Klar, der Springer war nun gefesselt, aber so gnadenlos überragend sah es auch nicht aus. Nach De2 sollte die Dame zurück auf die Grundlinie (De1) - und wieder Fragezeichen bei mir, wozu das gut sein könnte.
Der Spielzug Dg2 war laut Engine eher schwach, um den Vorteil festzuhalten - der Erfolg gab jedoch dem Spieler statt der Engine recht. Insofern fände ich interessant zu wissen, ob Nezh gezockt hat.
(Im Diagram ist übrigens der Td1 verloren gegangen, daher müssen Läufer und Turm ein Feld weiter Richtung h-Linie rücken.)
Vabanque - 25. Apr '21
Na, das ist ja mal eine kommentierte Partie mit ungewöhnlich viel Reaktion😀
Willkommen im Club der Kommentatoren, SF Okute!👍
Was bleibt mir noch zu sagen, nachdem ja (fast) alles schon geschrieben worden ist?
Vielleicht, dass ich es beneidenswert finde, wenn jemand einen Lieblingsspieler hat ... ich habe so viele 'Lieblingsspieler', dass ich sie gar nicht aufzählen kann, und selbst von denen, die für mich persönlich nicht in allererster Reihe stehen, kenne ich immer noch so viele herausragende Partien, dass ich sie in meinem ganzen Leben hier nicht mehr bringen könnte.
Von Nezhmedtinov war mir bisher vor allem die berühmte Partie gegen Chernikov mit dem positionellen Damenopfer auf f6 bekannt, die du im Eingangsbeitrag ja auch verlinkt hast, mit der Kommentierung von Oli1970.
Tatsächlich dachte ich, als ich heute morgen eine neue Kommentierung erblickte, spontan: 'Oli1970 hat also nach langer Pause doch mal wieder etwas hier gepostet'.
Umso größer war meine Überraschung, als ich feststellen musste, dass Oli gar nicht der Urheber des Eingangsbeitrags war!
Ja, mit den Kommentaren spielt sich die Partie sehr schön und verständlich nach👍
Aber wir wissen alle, dass wir selber nie auf diese 'schönen und verständlichen' Züge gekommen wären.
Willkommen im Club der Kommentatoren, SF Okute!👍
Was bleibt mir noch zu sagen, nachdem ja (fast) alles schon geschrieben worden ist?
Vielleicht, dass ich es beneidenswert finde, wenn jemand einen Lieblingsspieler hat ... ich habe so viele 'Lieblingsspieler', dass ich sie gar nicht aufzählen kann, und selbst von denen, die für mich persönlich nicht in allererster Reihe stehen, kenne ich immer noch so viele herausragende Partien, dass ich sie in meinem ganzen Leben hier nicht mehr bringen könnte.
Von Nezhmedtinov war mir bisher vor allem die berühmte Partie gegen Chernikov mit dem positionellen Damenopfer auf f6 bekannt, die du im Eingangsbeitrag ja auch verlinkt hast, mit der Kommentierung von Oli1970.
Tatsächlich dachte ich, als ich heute morgen eine neue Kommentierung erblickte, spontan: 'Oli1970 hat also nach langer Pause doch mal wieder etwas hier gepostet'.
Umso größer war meine Überraschung, als ich feststellen musste, dass Oli gar nicht der Urheber des Eingangsbeitrags war!
Ja, mit den Kommentaren spielt sich die Partie sehr schön und verständlich nach👍
Aber wir wissen alle, dass wir selber nie auf diese 'schönen und verständlichen' Züge gekommen wären.
Vabanque - 25. Apr '21
Okute schrieb:
>>@Phantom:
Danke für das Kompliment, aber dies muss ich in aller Bescheidenheit zurückweisen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob jemand wie Martin Breutigam aus seinem eigenen Wissensschatz über Schach seine Kommentare verfasst oder jemand wie ich nur andere Quellen auswertet und mehr oder weniger nur „abschreibt“. Hat mir aber geschmeichelt, 😉.<<
Das richtet sich zwar an SF Phantom, ich möchte aber trotzdem eine Antwort darauf verfassen.
Die Kommentare von Martin Breutigam schätze ich ebenfalls (wenn ich sie auch nicht so witzig und unterhaltsam finde wie die von Harald Keilhack). Auch er stellt die Partien ja gerne in den Zusammenhang mit der jeweiligen Turniersituation, vielleicht haben SF Phantom deine (SF Okute) Kommentare deswegen an Breutigam erinnert. Aber du hast Recht, Breutigam ist selbst IM, sein eigenes Spielniveau befindet sich von daher zumindest in der Nähe von dem, was er kommentiert, was bei unsereins natürlich nicht der Fall ist. Wir sind bei unseren Kommentierungen mehr oder weniger auf externe Quellen angewiesen (manchmal ist die Quelle auch der berüchtigte Freund Fritz😥). Das heißt aber nicht, dass unsere Kommentierungen deswegen wertlos wären. Für Spieler, die auf unserem eigenen Niveau spielen (oder auch darunter), sind sie immer noch von Wert, und ich will mal behaupten, dass wir sogar weniger 'abschreiben' als so mancher Schachbuchautor, der von seinen Vorgänger-Kommentatoren alle Analysen, inklusive der fehlerhaften (😯😫), unkritisch übernommen hat.
Von daher nochmal Daumen hoch👍und weiter so!
>>@Phantom:
Danke für das Kompliment, aber dies muss ich in aller Bescheidenheit zurückweisen. Es ist schon ein riesiger Unterschied, ob jemand wie Martin Breutigam aus seinem eigenen Wissensschatz über Schach seine Kommentare verfasst oder jemand wie ich nur andere Quellen auswertet und mehr oder weniger nur „abschreibt“. Hat mir aber geschmeichelt, 😉.<<
Das richtet sich zwar an SF Phantom, ich möchte aber trotzdem eine Antwort darauf verfassen.
Die Kommentare von Martin Breutigam schätze ich ebenfalls (wenn ich sie auch nicht so witzig und unterhaltsam finde wie die von Harald Keilhack). Auch er stellt die Partien ja gerne in den Zusammenhang mit der jeweiligen Turniersituation, vielleicht haben SF Phantom deine (SF Okute) Kommentare deswegen an Breutigam erinnert. Aber du hast Recht, Breutigam ist selbst IM, sein eigenes Spielniveau befindet sich von daher zumindest in der Nähe von dem, was er kommentiert, was bei unsereins natürlich nicht der Fall ist. Wir sind bei unseren Kommentierungen mehr oder weniger auf externe Quellen angewiesen (manchmal ist die Quelle auch der berüchtigte Freund Fritz😥). Das heißt aber nicht, dass unsere Kommentierungen deswegen wertlos wären. Für Spieler, die auf unserem eigenen Niveau spielen (oder auch darunter), sind sie immer noch von Wert, und ich will mal behaupten, dass wir sogar weniger 'abschreiben' als so mancher Schachbuchautor, der von seinen Vorgänger-Kommentatoren alle Analysen, inklusive der fehlerhaften (😯😫), unkritisch übernommen hat.
Von daher nochmal Daumen hoch👍und weiter so!
Okute - 26. Apr '21
@Vabanque
Vielen Dank für das Feedback.
Ich selbst kann Deinen letzten Satz jedenfalls unterstreichen, für andere möchte ich da zurückhaltender sein. Gerade von den Knobelfreunden wäre vielleicht ja doch der eine oder andere hinter die Ideen von g6 oder b3 gekommen.
Interessant, dass Du keine weiteren Partien von Nezhmetdinov außer die hier im Forum besprochenen kennst. Dann werde ich doch noch die eine oder andere in Angriff nehmen, um die Schönheit seiner Angriffskombinationen zu teilen (Mikhail Botvinnik hat mal gesagt "Nobody sees combinations like Rashid Nezhmetdinov.")
@Oli1970:
Mist, das Diagramm ist mir misslungen. Als Wiedergutmachung setze ich es hier gleich noch einmal rein, zusammen mit den bereits erwähnten Zugfolgen, falls sich noch jemand die aufgezeigten Möglichkeiten einmal anschauen möchte:
diskutierte Fortsetzungen (in der Partie wurde 15. Dg2 gespielt):
15. De2 Sfg4 16. g6! Sxe3 17. gxf7+ Sxf7 18. Dxe3 Lf6 (ausgeglichen)
oder
15. De2 Sfg4 16. Txg4 Sxg4 17. Dxg4 e5 18. Sf5 g6 (Vorteil Weiß)
oder
15. Dg3 Sh5 16. Dh2 (Vorteil Weiß)
oder
15. De2 Sfg4 16. De1 (Vorteil Weiß)
Ich glaube nicht, dass Dg2 von Nezh gezockt war. Er wird es seinerzeit für die beste Fortsetzung gehalten haben.
Vielen Dank für das Feedback.
Ich selbst kann Deinen letzten Satz jedenfalls unterstreichen, für andere möchte ich da zurückhaltender sein. Gerade von den Knobelfreunden wäre vielleicht ja doch der eine oder andere hinter die Ideen von g6 oder b3 gekommen.
Interessant, dass Du keine weiteren Partien von Nezhmetdinov außer die hier im Forum besprochenen kennst. Dann werde ich doch noch die eine oder andere in Angriff nehmen, um die Schönheit seiner Angriffskombinationen zu teilen (Mikhail Botvinnik hat mal gesagt "Nobody sees combinations like Rashid Nezhmetdinov.")
@Oli1970:
Mist, das Diagramm ist mir misslungen. Als Wiedergutmachung setze ich es hier gleich noch einmal rein, zusammen mit den bereits erwähnten Zugfolgen, falls sich noch jemand die aufgezeigten Möglichkeiten einmal anschauen möchte:
2r1k2r/1pqbbpp1/p2ppn2/4n1P1/3NP3/2N1BQ2/PPP2P2/2KR1BR1 w --k- - 0 15
diskutierte Fortsetzungen (in der Partie wurde 15. Dg2 gespielt):
15. De2 Sfg4 16. g6! Sxe3 17. gxf7+ Sxf7 18. Dxe3 Lf6 (ausgeglichen)
oder
15. De2 Sfg4 16. Txg4 Sxg4 17. Dxg4 e5 18. Sf5 g6 (Vorteil Weiß)
oder
15. Dg3 Sh5 16. Dh2 (Vorteil Weiß)
oder
15. De2 Sfg4 16. De1 (Vorteil Weiß)
Ich glaube nicht, dass Dg2 von Nezh gezockt war. Er wird es seinerzeit für die beste Fortsetzung gehalten haben.
Okute - 26. Apr '21
@Vabanque
Mein Aussage zu Deinem letzten Satz bezog sich auf Deinen vorletzten Beitrag.
Und zu dem Vergleich mit Schachautoren/-kommentatoren bleibe ich dabei, dass ich solche Vergleiche nicht anstrebe, sondern ablehne.
Mein Aussage zu Deinem letzten Satz bezog sich auf Deinen vorletzten Beitrag.
Und zu dem Vergleich mit Schachautoren/-kommentatoren bleibe ich dabei, dass ich solche Vergleiche nicht anstrebe, sondern ablehne.
Vabanque - 26. Apr '21
>>Interessant, dass Du keine weiteren Partien von Nezhmetdinov außer die hier im Forum besprochenen kennst. Dann werde ich doch noch die eine oder andere in Angriff nehmen, um die Schönheit seiner Angriffskombinationen zu teilen (Mikhail Botvinnik hat mal gesagt "Nobody sees combinations like Rashid Nezhmetdinov.")<<
Also, die Partie gegen Chernikov kannte ich schon vor dem Beitrag von Oli1970. So etwas wie dieses Damenopfer vergisst man ja auch nicht.
Die hier von dir kommentierte habe ich vermutlich jetzt zum ersten Mal gesehen.
Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich die eine oder andere Partie von ihm schon nachgespielt habe, nur kann ich mich momentan leider nicht dran erinnern. Es gibt eben zu viele herausragende Kombinationsspieler.
Das Lob von Botvinnik wundert mich schon sehr, denn gerade er war doch nicht gerade für großes Lob bekannt. Vor allem für Bronstein, der ihm ja eigentlich ebenbürtig war, fand er nie besonders freundliche Worte, was natürlich auch mit der Rivalität zwischen den beiden zu tun hatte. Ähnlich war es mit Tal, dessen Stil Botvinnik ja regelrecht abqualifizierte (obwohl er im ersten Match von ihm besiegt wurde). Einen Neshmedtinov konnte Botvinnik vielleicht in einem gönnerhaften Sinn loben, weil er ja nie befürchten musste, in ihm einen Rivalen zu haben.
Ich selber finde die Kombinationsspieler ja tendenziell auch interessanter als die Positionsspieler. Auf Top-Niveau hatten aber meist die Positionsspieler das letzte Wort. Zwar waren Aljechin und Kasparov Kombinationsspieler, aber die Weltmeister-Krone konnten sie nur erringen, nachdem sie im Positionsspiel ihren Rivalen Capablanca bzw. Karpov ebenbürtig geworden waren, um dann ihr kombinatives Genie das Zünglein an der Waage spielen zu lassen.
Reine Kombinationsspieler können natürlich sehr weit kommen, aber nur im Fall Tal reichte es zur Weltmeisterkrone, und auch hier nur für kurze Zeit. Den Spielern, die am meisten mit Tal verglichen werden, wie Shirov und Judit Polgar, vielleicht auch Morozevich, war nur ein kurzer Aufenthalt an der Weltspitze vergönnt. Aber das ist ja immerhin mehr, als Neshmedtinov jemals erreicht hat.
Vergleiche zwischen Spielern verschiedener Generationen sind freilich immer problematisch, und vermutlich hatte Neshmedtinov schon aufgrund seiner Herkunft kaum eine Chance, im Schach wirklich ganz nach oben zu kommen. Die Begabung dafür hätte er vermutlich gehabt.
Also, die Partie gegen Chernikov kannte ich schon vor dem Beitrag von Oli1970. So etwas wie dieses Damenopfer vergisst man ja auch nicht.
Die hier von dir kommentierte habe ich vermutlich jetzt zum ersten Mal gesehen.
Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich die eine oder andere Partie von ihm schon nachgespielt habe, nur kann ich mich momentan leider nicht dran erinnern. Es gibt eben zu viele herausragende Kombinationsspieler.
Das Lob von Botvinnik wundert mich schon sehr, denn gerade er war doch nicht gerade für großes Lob bekannt. Vor allem für Bronstein, der ihm ja eigentlich ebenbürtig war, fand er nie besonders freundliche Worte, was natürlich auch mit der Rivalität zwischen den beiden zu tun hatte. Ähnlich war es mit Tal, dessen Stil Botvinnik ja regelrecht abqualifizierte (obwohl er im ersten Match von ihm besiegt wurde). Einen Neshmedtinov konnte Botvinnik vielleicht in einem gönnerhaften Sinn loben, weil er ja nie befürchten musste, in ihm einen Rivalen zu haben.
Ich selber finde die Kombinationsspieler ja tendenziell auch interessanter als die Positionsspieler. Auf Top-Niveau hatten aber meist die Positionsspieler das letzte Wort. Zwar waren Aljechin und Kasparov Kombinationsspieler, aber die Weltmeister-Krone konnten sie nur erringen, nachdem sie im Positionsspiel ihren Rivalen Capablanca bzw. Karpov ebenbürtig geworden waren, um dann ihr kombinatives Genie das Zünglein an der Waage spielen zu lassen.
Reine Kombinationsspieler können natürlich sehr weit kommen, aber nur im Fall Tal reichte es zur Weltmeisterkrone, und auch hier nur für kurze Zeit. Den Spielern, die am meisten mit Tal verglichen werden, wie Shirov und Judit Polgar, vielleicht auch Morozevich, war nur ein kurzer Aufenthalt an der Weltspitze vergönnt. Aber das ist ja immerhin mehr, als Neshmedtinov jemals erreicht hat.
Vergleiche zwischen Spielern verschiedener Generationen sind freilich immer problematisch, und vermutlich hatte Neshmedtinov schon aufgrund seiner Herkunft kaum eine Chance, im Schach wirklich ganz nach oben zu kommen. Die Begabung dafür hätte er vermutlich gehabt.
Okute - 26. Apr '21
Jetzt ist mir tatsächlich ein bedauerlicher Fehler aufgefallen. Weiter oben habe ich doch glatt behauptet, dass "... Enrico Paoli ... im selben Jahr geboren [ist] wie Rashid Nezhmetdinov (1908)...", aber das ist natürlich Unsinn.
Damit hier keine Falschinformationen stehen bleiben, folgende Richtigstellung (mit den in wikipedia verfügbaren Daten):
Rashid ist am 15.12.1912 geboren und nach einer Krebserkrankung leider schon im Alter von 61 Jahren am 03.06.1974 gestorben.
Enrico Paoli dagegen ist am 13.01.1908 geboren und war damit fast fünf Jahre älter als Rashid, den er dann noch um fast 31,5 Jahre überlebte, denn er hatte ein Alter von fast 98 Jahren erreicht, als er am 15.12.2005 verstarb.
In meinen Notizen stand zweimal 1908, weil ich bei meiner Recherche wohl gepennt habe. Sorry.
Damit hier keine Falschinformationen stehen bleiben, folgende Richtigstellung (mit den in wikipedia verfügbaren Daten):
Rashid ist am 15.12.1912 geboren und nach einer Krebserkrankung leider schon im Alter von 61 Jahren am 03.06.1974 gestorben.
Enrico Paoli dagegen ist am 13.01.1908 geboren und war damit fast fünf Jahre älter als Rashid, den er dann noch um fast 31,5 Jahre überlebte, denn er hatte ein Alter von fast 98 Jahren erreicht, als er am 15.12.2005 verstarb.
In meinen Notizen stand zweimal 1908, weil ich bei meiner Recherche wohl gepennt habe. Sorry.
Vabanque - 26. Apr '21
Nun, das ist niemandem aufgefallen, weil niemand die Lebensdaten der Spieler nachgeschaut hat.
Ich muss zugeben, dass ich selbst von den größten Spielern das exakte Geburtsjahr nicht angeben könnte.
Ich muss zugeben, dass ich selbst von den größten Spielern das exakte Geburtsjahr nicht angeben könnte.
Okute - 26. Apr '21
Damit hast Du sicher recht.
Eine - wenn auch ohne größeren Sinn - geäußerte Falschinformation wollte ich aber doch lieber richtigstellen.
Eine - wenn auch ohne größeren Sinn - geäußerte Falschinformation wollte ich aber doch lieber richtigstellen.
CaroCantFan - 26. Apr '21
Eine Frage, wenn ich meine eigenen Partien analysiere, kommt das dann in diese Rubrik oder zu den "Schachthemen".
toby84 - 26. Apr '21
das kommt in die kommentierten spiele
CaroCantFan - 27. Apr '21
Danke toby!