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Dawid Janowski - Positionelles Angriffsspiel

Oli1970 - 11. Dez '20
Die 1905 zwischen Janowski und Alapin während des Turniers in Barmen ausgetragene Partie zählt wohl zu den schönsten Angriffspartien Janowskis. Es gelingt ihm hier, eine wunderbare Positionspartie aufs Brett zu zaubern, in der er einen marginalen Vorteil in einen unaufhaltsamen Angriff verwandeln kann. Die Partie bleibt dabei recht gut nachvollziehbar und ist dadurch instruktiv.

Janowski beginnt sein Mittelspiel mit der Positionierung seiner Türme in der Grundreihenmitte und einem strategisch gut aufgestellten Springer. Der Druck auf Alapins beengter Stellung ist da schon groß. In der Folge gelingt es ihm, eine offene Linie zu gewinnen und einen spielentscheidenden Freibauern zu etablieren. Dieser eine Bauer ist am Ende der einzige materielle Vorteil in einer ansonsten überragenden positionellen Stellung. Alapin findet kein Rezept gegen Janowskis klaren Angriff. Auch seine Umgruppierungsversuche, die sich als verlustbringend entpuppen, resultieren nur aus mangelnden Alternativen in einer unbeweglichen Stellung. Ein Musterbeispiel, wie ein kleiner positioneller Vorteil langfristig in einen Sieg verwandelt wird!

Janowski, Dawid Alapin, Simon Barmen-A | Barmen GER | 1905 | D53 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. d4 d5 2. c4 e6 Abgelehntes Damengambit. 3. Sc3 Le7 4. Sf3 Sf6 5. Lg5 h6 Alapin befragt sofort den Läufer. 6. Lh4 xc4 Üblicherweise erfolgt stattdessen die kurze Rochade. Alapin will Raum schaffen, schwächt dadurch jedoch sein Zentrum. 7. e3 Befreit den Läufer und gewinnt den Bauern zurück. a6 8. Lxc4 b5 Dieser und der vorherige Zug holen Raum am Damenflügel. Die Diagonale wird für Lc8-b7 geöffnet. Der Läufer muss wegziehen und verliert dadurch ein Tempo. Dennoch steht Weiß geringfügig besser, er hat zwei Leichtfiguren mehr im Spiel und die Zentrumskontrolle. Weiß muss abwägen, ob er seine Chancen mit dem Läufer auf b3 oder d3 sucht - Kontrolle der Diagonale bis f7 oder Unterstützung für e4 und Blick auf h7. 9. Lb3 Sbd7 Nicht nach c6, um den Bauernaufzug nicht zu behindern. Der Springer deckt von hier Sf6 und e6-e5 und c7-c5, steht also gut. 10. De2 Die Dame sollte zu Beginn des Spiels nicht von ihrer Basis entfernt werden. Dennoch steht sie auf der zweiten Reihe flexibler als auf ihrem Ausgangsfeld. Nach der Rochade können die Türme verbunden werden. Dieser Zug ist also ein Entwicklungszug. c6?! Der Zug leistet nichts, außer nachteilig die potentielle Läuferdiagonale zu verstellen. Alapin hätte besser direkt nach c5 gezogen, um das Zentrum anzugehen. 11. O-O O-O 12. Tac1 Bringt den Turm auf die halboffene Linie. Lb7 13. Tfd1 Janowski verbindet seine Türme. Er unterstützt seinen d-Bauern und falls nun c6-c5 dxc5 folgt, steht er bestens auf einer offenen Linie. Tc8 Alapin kämpft um die c-Linie. Der Turm unterstützt nun c6-c5, was seine Stellung befreien würde. 14. Se5! Sxe5 Figurenabtausch, um den Druck auf die Stellung zu mindern, da es an Beweglichkeit fehlt.
c5 war ebenfalls spielbar, aber der erforderliche Damenzug wohl kaum zu kalkulieren. 15. xc5 droht Lxf6 mit vernichtenden Folgen. De8!
Txc5?? 16. Lxf6 Verheerend, denn Schwarz hat nun die Wahl zwischen Damenverlust nach Sxf6 oder Turmgabel und nachfolgendem starken Angriff nach Lxf6.
16. c6 Lxc6 17. Sxc6 Txc6
15. xe5 Dame und Springer sind nun beide bedroht. Schwarz hat die Wahl zwischen Sd5 und Sd7, um beide Figuren zu schützen, damit jedoch den Le7 zum Abtausch freizugeben. Der vorgerückte Bauer ist ideal, um möglicherweise einen starken Vorposten auf d6 zu etablieren. Sd5
Sd7 16. Lxe7 Dxe7 17. f4 Der Weg des Springers nach d6 ist über e4 frei, aber auch der Turm könnte auf d6 eindringen und in der Folge verdoppelt werden. Allerdings erhält Schwarz Gegenspiel durch c6-c5-c4, was nicht ignoriert werden darf.
16. Lxe7 Sxc3 Alapin spielt den besten Zug, indem er den Springer eliminiert und Damentausch anbietet.
Dxe7 17. Se4 c5 18. Sd6 mit Vorteil für Weiß. Der Springer kann nicht mehr vertrieben werden, nur abgetauscht. Bf2-f4 ist möglich, um e5 und damit den Schutz für den Springer zu sichern. Dank Springergabel geht es noch anders. Tc7 19. Sxb7 Txb7 20. Lxd5 xd5 21. Txd5 Weiß hat einen Bauern gewonnen und den Fuß in der schwarzen Tür.
17. Txc3
17. Txd8?? Sxe2+ mit Turmgewinn.
Dxe7 18. Tcd3 Weiß hat einen marginalen Vorteil durch die offene Linie.
18. Td6? bringt Schwarz in Vorteil wegen c5 nebst c4, was eine schnelle Verdoppelung der Türme verhindert.
Tfd8 19. Td6 Txd6 20. xd6 Janowski erhält einen Freibauern. Alapin ist gezwungen, eine Figur abzustellen, um den weiteren Vormarsch zu blockieren. Dd7 Erzwungen! Die stärkste Figur ist kaltgestellt, den beiden verbliebenden fehlt es an Mobilität. 21. e4 Es naht Unterstützung für Bd6, wonach Schwarz in seiner Stellung zementiert wird, Weiß jedoch volle Freiheit erhält. c5 Öffnet die Läuferdiagonale und gibt Tc6 mit Angriff auf den Bauern eine Chance.
e5 22. Dd2 Td8 23. Da5 und Einbruch in den Damenflügel mit der weiteren Möglichkeit, nach Td3 und h3 den Läufer über d1 nach g4 zu spielen und die Dame anzugreifen.
f6?? um e5 zu verhindern, wird mit 22. Dg4 beantwortet. Te8 23. Lxe6+ Txe6 24. Dxe6+ Dxe6 25. d7 Die Umwandlung ist nicht mehr aufzuhalten, Weiß hat ein gewonnenes Endspiel.
22. e5! Sorgt für die Deckung des Freibauern. Die weißen Figuren erlangen volle Bewegungsfreiheit. c4 23. Lc2 Dc6 Droht Dxg2#, daher folgt 24. f3 Stärker war f4, um die Bauernvorhut ein weiteres Mal zu stützen und f5 und ggf. noch f6 durchzusetzen. Die notwendige Matt-Deckung hätte die Dame allein geleistet. Dc5+ 25. Kh1 Auch Df2 mit dem Angebot des Damentausches war eine gute Option. Doch der Angriffsspieler Janowski sucht nicht die Vereinfachung.
25. Df2 Dxe5? 26. Db6! Lc6 27. Dxc6! Txc6 28. d7! Weiß wandelt um und verbleibt mit einer Mehrfigur.
Td8 Der Turm übernimmt die Rolle des Aufpassers, Lc6 wäre ebenso in Frage gekommen. 26. De1 Eine Positionsverbesserung, da die Dame nun wahlweise nach a5 oder h4 gelangen kann. Td7 27. h3 Lc6 28. f4 Ta7? Alapin gruppiert um. Der Läufer soll nun den Bauern blockieren. Allerdings erhält Janowski nun seinen starken Angriff. 29. f5! Ld7?
xf5?? 30. Lxf5 droht d7 mit entscheidendem Materialgewinn.
30. f6! Janowski droht Dg3 nebst Dxg7#. Der Angriff ist nicht mehr abzuwehren. g6 Auch gxf6 oder Le8 ändern nichts. 31. Dg3 Kh7 als Maßnahme gegen 32. Lxg6 fxg6 33. Dxg6 nebst Dg7 und Dg8#. 32. h4 Dc8 Denn auf h6-h5 folgt Dg5 nebst Dh5+, da Bg6 durch Lc2 gefesselt ist. Alapin führt seine Dame ins Krisengebiet. 33. h5 Dg8 34. Td4 Statt ausschließlich mit der Dame und ggf. hxg6 fortzusetzen, zieht Janowski seinen Turm hinzu. Le8 Als weitere Deckung für g6. 35. Th4 Df8 Die Dame muss den h-Bauern schützen. Es drohte 36. hxg6 fxg6 37.Txh6 Kxh6 Dh4#. 36. Tg4 Janowski steht nun viermal auf g6. Dg8 37. De3 Angriff auf den Turm mit einem Tempogewinn für das folgende Manöver, da die Dame nun gleichfalls auf h6 gerichtet ist. Td7 38. Th4 Wieder droht 39. hxg6 fxg6 nebst 40. Dh6# oder 39. hxg6 Dxg6 40. Dxh6+ und aufgrund der noch fortwährenden Fesselung durch Lc2 41. Dh8#. Df8 39. g4 Janowski verstärkt den Angriff noch einmal mit der Absicht, g5 folgen zu lassen. Kh8 Entfesselt g6 - sofern Alapin seinerseits g5 spielen kann, ist er die meisten Sorgen los. 40. xg6! Janowski bricht die Bauernkette auf. xg6 Alternativen führen ins Matt. 41. Txh6+ Th7 42. Txh7+ Kxh7 43. Dg5 Dh3 wäre gleichwertig gewesen. Als beste Verteidigung steht Alapin nur noch Dh6 zur Verfügung, was mit Dh5 beantwortet wird. Df7
Dh6+ 44. Dh5 Dxh5+ 45. xh5 Weiß gewinnt nach Lxg6 aufgrund der Bauernstellung, da er auf mit einem der Freibauern zur Umwandlung kommen wird.
44. Dh5+ Janowski leitet ein elegantes Schlussmanöver ein. Manche Quellen geben weitere Züge an, die das Ende von Janowskis fabelhafter Angriffsführung zeigen, laut anderen Quellen gab Alapin hier auf.
44. Dh5+ Kg8 45. Lxg6 Dxg6 46. Dxg6+ Nach einigen Quellen erfolgte erst hier die Aufgabe, denn nach Lxg6 gewinnt 47. d7! mit unaufhaltbarer Damenumwandlung das Spiel.
PGN anzeigen
[Event "Barmen-A"]
[Site "Barmen GER"]
[Date "1905.??.??"]
[Round "?"]
[White "Janowski, Dawid"]
[Black "Alapin, Simon"]
[Result "1-0"]
[ECO "D53"]

1.d4 d5 2.c4 e6
{Abgelehntes Damengambit.}
3.Nc3 Be7 4.Nf3 Nf6 5.Bg5 h6
{Alapin befragt sofort den Läufer.}
6.Bh4 dxc4
{Üblicherweise erfolgt stattdessen die kurze Rochade. Alapin will Raum schaffen, schwächt dadurch jedoch sein Zentrum.}
7.e3
{Befreit den Läufer und gewinnt den Bauern zurück.}
7...a6 8.Bxc4 b5
{Dieser und der vorherige Zug holen Raum am Damenflügel. Die Diagonale wird für Lc8-b7 geöffnet. Der Läufer muss wegziehen und verliert dadurch ein Tempo. Dennoch steht Weiß geringfügig besser, er hat zwei Leichtfiguren mehr im Spiel und die Zentrumskontrolle. Weiß muss abwägen, ob er seine Chancen mit dem Läufer auf b3 oder d3 sucht - Kontrolle der Diagonale bis f7 oder Unterstützung für e4 und Blick auf h7.}
9.Bb3 Nbd7
{Nicht nach c6, um den Bauernaufzug nicht zu behindern. Der Springer deckt von hier Sf6 und e6-e5 und c7-c5, steht also gut.}
10.Qe2
{Die Dame sollte zu Beginn des Spiels nicht von ihrer Basis entfernt werden. Dennoch steht sie auf der zweiten Reihe flexibler als auf ihrem Ausgangsfeld. Nach der Rochade können die Türme verbunden werden. Dieser Zug ist also ein Entwicklungszug.}
10...c6 $6
{Der Zug leistet nichts, außer nachteilig die potentielle Läuferdiagonale zu verstellen. Alapin hätte besser direkt nach c5 gezogen, um das Zentrum anzugehen.}
11.O-O O-O 12.Rac1
{Bringt den Turm auf die halboffene Linie.}
12...Bb7 13.Rfd1
{Janowski verbindet seine Türme. Er unterstützt seinen d-Bauern und falls nun c6-c5 dxc5 folgt, steht er bestens auf einer offenen Linie.}
13...Rc8
{Alapin kämpft um die c-Linie. Der Turm unterstützt nun c6-c5, was seine Stellung befreien würde.}
14.Ne5 $1 Nxe5
{Figurenabtausch, um den Druck auf die Stellung zu mindern, da es an Beweglichkeit fehlt.}
( 14...c5 {war ebenfalls spielbar, aber der erforderliche Damenzug wohl kaum zu kalkulieren.} 15.dxc5 {droht Lxf6 mit vernichtenden Folgen.} 15...Qe8 $1
( 15...Rxc5 $4 16.Bxf6 {Verheerend, denn Schwarz hat nun die Wahl zwischen Damenverlust nach Sxf6 oder Turmgabel und nachfolgendem starken Angriff nach Lxf6.} )
16.c6 Bxc6 17.Nxc6 Rxc6 )
15.dxe5
{Dame und Springer sind nun beide bedroht. Schwarz hat die Wahl zwischen Sd5 und Sd7, um beide Figuren zu schützen, damit jedoch den Le7 zum Abtausch freizugeben. Der vorgerückte Bauer ist ideal, um möglicherweise einen starken Vorposten auf d6 zu etablieren.}
15...Nd5
( 15...Nd7 16.Bxe7 Qxe7 17.f4 {Der Weg des Springers nach d6 ist über e4 frei, aber auch der Turm könnte auf d6 eindringen und in der Folge verdoppelt werden. Allerdings erhält Schwarz Gegenspiel durch c6-c5-c4, was nicht ignoriert werden darf.} )
16.Bxe7 Nxc3
{Alapin spielt den besten Zug, indem er den Springer eliminiert und Damentausch anbietet.}
( 16...Qxe7 17.Ne4 c5 18.Nd6 {mit Vorteil für Weiß. Der Springer kann nicht mehr vertrieben werden, nur abgetauscht. Bf2-f4 ist möglich, um e5 und damit den Schutz für den Springer zu sichern. Dank Springergabel geht es noch anders.} 18...Rc7 19.Nxb7 Rxb7 20.Bxd5 exd5 21.Rxd5 {Weiß hat einen Bauern gewonnen und den Fuß in der schwarzen Tür.} )
17.Rxc3
( 17.Rxd8 $4 Nxe2+ {mit Turmgewinn.} )
17...Qxe7 18.Rcd3
{Weiß hat einen marginalen Vorteil durch die offene Linie.}
( 18.Rd6 $2 {bringt Schwarz in Vorteil wegen} 18...c5 {nebst c4, was eine schnelle Verdoppelung der Türme verhindert.} )
18...Rfd8 19.Rd6 Rxd6 20.exd6
{Janowski erhält einen Freibauern. Alapin ist gezwungen, eine Figur abzustellen, um den weiteren Vormarsch zu blockieren.}
20...Qd7
{Erzwungen! Die stärkste Figur ist kaltgestellt, den beiden verbliebenden fehlt es an Mobilität.}
21.e4
{Es naht Unterstützung für Bd6, wonach Schwarz in seiner Stellung zementiert wird, Weiß jedoch volle Freiheit erhält.}
21...c5
{Öffnet die Läuferdiagonale und gibt Tc6 mit Angriff auf den Bauern eine Chance.}
( 21...e5 22.Qd2 Rd8 23.Qa5 {und Einbruch in den Damenflügel mit der weiteren Möglichkeit, nach Td3 und h3 den Läufer über d1 nach g4 zu spielen und die Dame anzugreifen.} )
( 21...f6 $4 {um e5 zu verhindern, wird mit } 22.Qg4 {beantwortet.} 22...Re8 23.Bxe6+ Rxe6 24.Qxe6+ Qxe6 25.d7 {Die Umwandlung ist nicht mehr aufzuhalten, Weiß hat ein gewonnenes Endspiel.} )
22.e5 $1
{Sorgt für die Deckung des Freibauern. Die weißen Figuren erlangen volle Bewegungsfreiheit.}
22...c4 23.Bc2 Qc6
{Droht Dxg2#, daher folgt}
24.f3
{Stärker war f4, um die Bauernvorhut ein weiteres Mal zu stützen und f5 und ggf. noch f6 durchzusetzen. Die notwendige Matt-Deckung hätte die Dame allein geleistet.}
24...Qc5+ 25.Kh1
{Auch Df2 mit dem Angebot des Damentausches war eine gute Option. Doch der Angriffsspieler Janowski sucht nicht die Vereinfachung.}
( 25.Qf2 Qxe5 $2 26.Qb6 $1 Bc6 27.Qxc6 $1 Rxc6 28.d7 $1 {Weiß wandelt um und verbleibt mit einer Mehrfigur.} )
25...Rd8
{Der Turm übernimmt die Rolle des Aufpassers, Lc6 wäre ebenso in Frage gekommen.}
26.Qe1
{Eine Positionsverbesserung, da die Dame nun wahlweise nach a5 oder h4 gelangen kann.}
26...Rd7 27.h3 Bc6 28.f4 Ra7 $2
{Alapin gruppiert um. Der Läufer soll nun den Bauern blockieren. Allerdings erhält Janowski nun seinen starken Angriff.}
29.f5 $1 Bd7 $2
( 29...exf5 $4 30.Bxf5 {droht d7 mit entscheidendem Materialgewinn.} )
30.f6 $1
{Janowski droht Dg3 nebst Dxg7#. Der Angriff ist nicht mehr abzuwehren.}
30...g6
{Auch gxf6 oder Le8 ändern nichts.}
31.Qg3 Kh7
{als Maßnahme gegen 32. Lxg6 fxg6 33. Dxg6 nebst Dg7 und Dg8#.}
32.h4 Qc8
{Denn auf h6-h5 folgt Dg5 nebst Dh5+, da Bg6 durch Lc2 gefesselt ist. Alapin führt seine Dame ins Krisengebiet.}
33.h5 Qg8 34.Rd4
{Statt ausschließlich mit der Dame und ggf. hxg6 fortzusetzen, zieht Janowski seinen Turm hinzu.}
34...Be8
{Als weitere Deckung für g6.}
35.Rh4 Qf8
{Die Dame muss den h-Bauern schützen. Es drohte 36. hxg6 fxg6 37.Txh6 Kxh6 Dh4#.}
36.Rg4
{Janowski steht nun viermal auf g6.}
36...Qg8 37.Qe3
{Angriff auf den Turm mit einem Tempogewinn für das folgende Manöver, da die Dame nun gleichfalls auf h6 gerichtet ist.}
37...Rd7 38.Rh4
{Wieder droht 39. hxg6 fxg6 nebst 40. Dh6# oder 39. hxg6 Dxg6 40. Dxh6+ und aufgrund der noch fortwährenden Fesselung durch Lc2 41. Dh8#.}
38...Qf8 39.g4
{Janowski verstärkt den Angriff noch einmal mit der Absicht, g5 folgen zu lassen.}
39...Kh8
{Entfesselt g6 - sofern Alapin seinerseits g5 spielen kann, ist er die meisten Sorgen los.}
40.hxg6 $1
{Janowski bricht die Bauernkette auf.}
40...fxg6
{Alternativen führen ins Matt.}
41.Rxh6+ Rh7 42.Rxh7+ Kxh7 43.Qg5
{Dh3 wäre gleichwertig gewesen. Als beste Verteidigung steht Alapin nur noch Dh6 zur Verfügung, was mit Dh5 beantwortet wird. }
43...Qf7
( 43...Qh6+ 44.Qh5 Qxh5+ 45.gxh5 {Weiß gewinnt nach Lxg6 aufgrund der Bauernstellung, da er auf mit einem der Freibauern zur Umwandlung kommen wird.} )
44.Qh5+
{Janowski leitet ein elegantes Schlussmanöver ein. Manche Quellen geben weitere Züge an, die das Ende von Janowskis fabelhafter Angriffsführung zeigen, laut anderen Quellen gab Alapin hier auf.}
( 44.Qh5+ Kg8 45.Bxg6 Qxg6 46.Qxg6+ {Nach einigen Quellen erfolgte erst hier die Aufgabe, denn nach } 46...Bxg6 {gewinnt } 47.d7 $1 {mit unaufhaltbarer Damenumwandlung das Spiel.} )
1-0
Tschechov - 12. Dez '20
Klasse! Bin gerade erst aufgestanden, werde mir das heute Nachmittag noch mal zu Gemüte führen.
Alapin2 - 12. Dez '20
Sehr schöne Partie und gut kommentiert! Sollte ich morgen etwas Zeit erübrigen, sage ich noch was zur Eröffnung. Danke, Oli!
Vabanque - 13. Dez '20
Habe die Partie mit den Kommentaren gestern und heute ein weiteres Mal durchgespielt und finde nur wenige kritische Punkte.

Meine folgenden Anmerkungen sind nur Ideen und müssten freilich noch im Einzelnen mit Engine geprüft werden.

1) Für den schwarzen Zug 10... c6 habe ich ebenso wenig eine schlüssige Erklärung wie der Kommentator. Außer der angegebenen Alternative c5 bietet sich wohl auch noch die Beendigung der Entwicklung mittels Lb7 als logische Fortsetzung an. Evtl. war auch Lb7 schon im 9. Zug zu überlegen.

2) 19... Txd6: Falls Schwarz nicht tauscht, so spielt Weiß vermutlich im nächsten Zug Dd3 oder Dd2. Durch diese Triplierung der schweren Figuren in der d-Linie zwingt er Schwarz dann letztlich doch zum Tausch auf d6, außer Schwarz probiert 19... Kf8 20. Dd3 Ke8, worauf aber das Eindringen 21. Dh7 nicht gerade gesund für Schwarz aussieht.

3) In der Variante 21... f6 (statt c5) 22. Dg4 wäre statt Te8 auch noch die Deckung von e6 mittels Kf7 zu berücksichtigen. Freilich sieht das nicht besonders Vertrauen erweckend aus. Möglicherweise ist darauf Dh5+ nebst Dg6 und evtl. e5 stark oder auch gleich e5.

4) Auf 29... exf5 würde ich spontan e6 ziehen statt Lxf5. Aber gut, Lxf5 droht d7, und auf Ld7 kann Weiß ja auf d7 tauschen und ebenfalls mit e6 durchbrechen.

5) Auf 30... gxf6 spielt weiß vermutlich Dg3+ nebst exf6 oder (falls auf Dg3+ Kf8 kommt) Lh7.

6) Auf 43... Dh6+ frage ich mich, warum Weiß Dh5 antwortet, statt mit Dxh6 die Damen zu tauschen und f7 folgen zu lassen, wonach sich einer der Bauern umwandelt.

Insgesamt ist der positionelle Angriff, den Weiß mit dem Aufzug des f-Bauern einleitet, sehr beeindruckend. Mit jedem Zug verstärkt er seine Stellung. Die weißen Figuren gelangen zur optimalen und harmonischen Zusammenarbeit, und man sieht einmal mehr, dass zum Gelingen eines Figurenangriffs meist auch noch die Bauern beitragen müssen. Ohne den zusätzlichen Aufzug des h-Bauern wäre hier nichts gelungen.

Eine runde Leistung Janowskis, wobei man seinem Gegner Alapin wohl keine krassen Fehlzüge, sondern lediglich zu passives Spiel in der Eröffnung vorwerfen kann.
Alapin2 - 13. Dez '20
Einige Worte zur Eröffnung :
Das "Eselsohr" 7)...a6 passte hier nicht . Stattdessen geschah in Smejkal-Hort ,BRD 1984, 7)...c5 mit nur leicht besserer Stellung für weiß.
Wer im "Orthodoxen" Damengambit a6 nebst b5 spielen möchte dem sei :
1) d4 d5 2) c4 e6 3) Sc3 Sf6 4) Lg5 Le7 5) e3 Sbd7 6)Sf3 0-0 7) Tc1 a6
empfohlen. ( z.B. Capablanca-Aljechin, 21. Matchpartie 1927; wäre übrigens auch wert,hier mal gezeigt zu werden.Eine Super-Positionspartie!)
Vabanque - 13. Dez '20
Ich glaube mich zu erinnern, dass SF Kellerdrache letztere Partie mal hier gezeigt hatte.
Alapin2 - 13. Dez '20
Habe mir mal die Arbeit gemacht, hier das Archiv nach Capa-Aljechin, wie oben angemerkt, durchzuforsten. Aus dem 1927-er Wettkampf, kommentiert von KellerDrachen, fand ich nur eine Cambridge - Springs-Partie mit Da5.
Wahnsinn, was für Mühe, wenn man das alles mal durchscrollt, sich hier die Kommentatoren (vor allem Kellerdrache und Vabanque) gemacht haben!
Statt Bücher mit kommentierten Partien zu kaufen, kann man sich hier wochenlang im harten lockdown beschäftigen!
P. S. :Wer weiß was vom "legendären" KellerDrachen?
Oli1970 - 13. Dez '20
Alapin, Vabanque - danke für die Beschäftigung mit der Partie!

Zunächst der einfache Teil: Kellerdrache zeigte seinerzeit die 7. Partie (/forum/topic.html?key=2624d8136c9047f7) mit Sieg Capablancas. Die 21. Partie zu Aljechins Gunsten ist, soweit ich das herausfinden konnte, noch nicht gezeigt worden. Und ja, mich würde auch interessieren, ob Kellerdrache irgend jemandem gegenüber ein paar Worte vor seinem stillen Abgang verloren hat.

Alapin, Du schreibst, 7...a6 passt hier nicht. Das hängt vielleicht mit dem Alter der Partie zusammen. Früher schien man a6 zu bevorzugen, heute wohl eher c5. Das ist jetzt aber eher ein Bauchgefühl, eine Auswertung dazu habe ich nicht betrieben. Interessant ist, dass 7...c5 laut Engine für Ausgleich sorgt, die Quote - jedenfalls in meiner Datenbankzusammenstellung von gut 340.000 Meisterpartien - eher für a6 spricht. Allerdings habe ich insgesamt zu wenig Partien, um meine Aussage stichhaltig zu untermauern.

Dann zu Vabanques Anmerkungen -
1) Ja, 10...Lb7 oder 0-0 waren neben c5 beides gute Alternativen.

2) 19...Txd6: Alternativ wäre laut schneller Engineuntersuchung 19...c5 infrage gekommen. Dd3 scheidet damit wegen c4 aus, Dd2 führt wie von dir beschrieben ebenfalls zum Tausch.

3) Variante 21... f6 22.Dg4 Kf7: Stimmt, auch das wäre eine mögliche (und vielleicht marginal stärkere) Verteidigung. Die gezeigte Variante verdeutlicht die Umwandlung. Auf Kf7 folgt 23.e5 und wie spielt Schwarz jetzt weiter? Stockfish schlägt 23...c5 vor, dann 24. exf6 usw. Es wird verzweigt und lang und schmutzig; Te8 zeigt schnell, warum 21...f6 keine gute Idee ist und hat daher von mir den Vorzug bekommen. Kf7 ist halt nur möglich, f6 bleibt dennoch ein grober Fehler.

4) Auf 29...exf5 30.e6 ziehen: Ebenfalls völlig korrektes Spiel. Es ergibt sich z. B. 30...fxe6 31.Dxe6+ Kh8 32.Dc8+ Kh7 33. Lxf5+ usw. Wieder habe ich mich für die gezeigte Variante entschieden, weil sie schneller abgehandelt war.

5) Auf 30...gxf6 folgt ebenso Dg3+, richtig. Das ist sozusagen eine Schlüsselstellung.

6) 44. Dxh6 geht ebenso gut, nach 45. f7 ist die Umwandlung wegen Lc6+ nebst Kg7 nur von kurzer Dauer. Die angegebene Variante ist auch nur eine Möglichkeit. Natürlich muss Schwarz nicht zuerst mit Dxh5 schlagen, ebensowenig, wie Lxg6 gesichert folgen muss oder so, wie hxg6 vermutlich genauso gut ist.

Janowski und Vabanque sind ja "irgendwie" verbunden. :-) Ich hoffe, dass Dir die Partie gefallen hat, auch wenn die Kommentierung zwangsläufig unvollständig bleiben musste. Die Partielänge, die Möglichkeiten und die aufgenommenen Kommentare ließen m. E. kaum Raum für mehr, ohne undurchschaubar zu werden. Aber, wie Deine Anmerkungen zeigen, hat die Partie das Potential, in weiterer Heimarbeit genauer analysiert werden zu können, und es spricht ja nichts dagegen, die Möglichkeiten hier zu diskutieren und vielleicht sogar vorzuführen.
Oli1970 - 13. Dez '20
Was ich nicht begreifen kann und will, ist das Minus an Vabanques Beitrag? Das ist der einzige Beitrag, der sich ausführlich mit der Partie in der Gesamtheit befasst. Womit ist das jetzt verdient? Weil jemand Alternativen oder fehlende Varianten in der Kommentierung aufzeigt? Ernsthaft?

Vabanque und ich schreiben uns, wir spielen miteinander, wir tauschen teils Kommentarierungen aus. Kritik ist willkommen, weil sie die Kommentierung verbessert, und Kritik am Kommentar ist nicht gleichzusetzen mit Kritik am Kommentierenden. Warum ist es hier nicht möglich, darüber offen zu reden?
Glaubt denn tatsächlich jemand, dass es Spaß macht, Spiele hier einzustellen, wenn sich kaum einer inhaltlich dazu äußert? Oder dass es Spaß macht, sich zu äußern, wenn eine Resonanz in dieser unsachlichen Form erfolgt? Ist es doch so, dass es ausschließlich um die Person, die sich äußert, geht? Bisher hatte ich doch noch die Hoffnung, dass diese Rubrik nicht ganz stirbt. Es wäre schade drum.
KroMax - 13. Dez '20
Verstehe ich auch überhaupt nicht Oli.
Danke Oli für die Partie und Vabanque für die weiteren Erläuterungen.
Ich klicke übrigens jede Partie durch, obschon ich nicht immer was dazu sage.
Beste Grüße
Max
Vabanque - 13. Dez '20
>>6) 44. Dxh6 geht ebenso gut, nach 45. f7 ist die Umwandlung wegen Lc6+ nebst Kg7 nur von kurzer Dauer<<

Oh, das Läuferschach hatte ich tatsächlich komplett übersehen, vielleicht daher das Minus, das ich mir dadurch auch verdient habe? ;-))

Also, die direkte Umwandlung eines Bauern geht dann (wegen der ungünstigen weißen Königsstellung) tatsächlich nicht, aber mit den beiden gedeckten Freibauern auf f6 und d6 sollte Weiß das Endspiel trotzdem leicht gewinnen.
Alapin2 - 13. Dez '20
... Zu Vabanques Minusbewertung...
Das kann eigentlich nichts mit dem Beitrag zu tun gehabt haben : der war fachlich und sachlich!
Ich denke, jemand der hier so viel schreibt wie er, wird im Laufe der Zeit auch mal jemandem, bewusst oder unbewusst, gewollt oder nicht gewollt, auf die Füße getreten haben. Die feigste Art der Stellungnahme, weil anonym und ohne selbst Argumente finden zu müssen, ist eben das rote Minuszeichen.
Ich selbst bin stolz auf meine eigenen Minusse :Wer will denn schon Beifall aus der "Falschen Ecke"??
Vabanque, Oli und Co., macht weiter so!!