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FIDE WCh 2024 Spiel 1
Oli1970 - 25. Nov '24
[Event "FIDE World Championship 2024"]
[Site "Singapore, Singapore"]
[Date "2024.11.25"]
[Round "1.1"]
[White "Gukesh D"]
[Black "Ding, Liren"]
[Result "0-1"]
[WhiteElo "2783"]
[BlackElo "2728"]
[ECO "C11"]
[WhiteTitle "GM"]
[WhiteFideId "46616543"]
[BlackTitle "GM"]
[BlackFideId "8603677"]
[Variant "Standard"]
[Opening "French Defense: Classical Variation, Steinitz Variation"]
[Annotator "Oli1970"]
[Comment "FIDE WCh 2024 Spiel 1"]
1.e4
{Beide Spieler starten mit einer Bedenkzeit von zwei Stunden, nach 40 Zügen gibt es weitere 30 Minuten obendrauf.}
1...e6 2.d4 d5 3.Nc3 Nf6 4.e5 Nfd7 5.f4 c5 6.Nce2
{Unter Top-Spielern wenig gebräuchliche Variante. }
( 6.Nf3 {Die Hauptfortsetzung.
} 6...Nc6 7.Be3 )
6...Nc6 7.c3 a5
{Ding dachte fast 27 Minuten nach, um sich für diese Antwort zu entscheiden. Die Hauptantworten sind Db6, Le7 oder cxd4. Ding meidete die Hauptvarianten.1:29:01 auf seiner Uhr gegen 1:59:12 bei Gukesh.}
8.Nf3 a4 9.Be3 Be7 10.g4
{mit der Idee g5 und / oder h4 bereits einen Bauernsturm zu initiieren.}
10...Qa5
{Ding spielt auf dem anderen Flügel und folgt damit einer Schachweisheit.}
11.Bg2
{Erstmalig denkt nun Gukesh länger nach, 20 Minuten für diesen Zug. Restzeit noch 1:38:06.}
11...a3
{Ding hat nun 40 Minuten weniger auf der Uhr (0:58:27) als Gukesh. Auch b5 oder Sb6 wären gute Züge gewesen. Dieser Bauernzug soll zwar die weiße Bauernkette von unten aufbrechen, aber durchzusetzen ist das nicht. Trotzdem spielt dieser Bauer später eine wichtige Rolle.
}
12.b3
{Der Bc3 wird damit schwach, aber natürlich ist er noch gut gedeckt.}
12...cxd4
{Ding befragt c3 sofort. }
13.b4
{Gegenangriff auf die Dame, die nun zurück muss.}
( {Es sind einige Optionen zu bedenken:} 13.Nfxd4 {ist sicherlich spielbar, fordert jedoch } 13...Bh4+ {heraus. } 14.Bf2 Bxf2+ 15.Kxf2 {und Weiß verliert die Möglichkeit zur Rochade.
} )
( {Auch } 13.Bxd4 {ist denkbar. Nach } 13...Nxd4 14.Qxd4 {kann Schwarz die interessante Idee } 14...h5 15.gxh5 Rxh5 {nebst Dc7 mit Druck aufs Zentrum entwickeln.
} )
( {Eine schlechte Wahl ist } 13.Nexd4 {wegen } 13...Qxc3+ 14.Bd2 Qd3 {Weiß steht unbequem und liegt einen Bauern zurück.} )
13...Qc7
{Jetzt ist die als schlechte Wahl bezeichnete Option gut.}
14.Nexd4 Nb6
{Die Kavallerie setzt sich in Bewegung!}
15.O-O Nc4
{Drohung gegen Le3, aber auch den Blick nach b2 gerichtet, ist der Springer zunächst nicht zu vertreiben.}
16.Bf2 Bd7
{Das Spiel ist scharf, aber ausgeglichen.
}
17.Qe2
{33 Minuten für diesen Zug - die Uhren nähern sich an. Noch 0:48:00 bei Gukesh, 0:36:28 bei Ding.
}
17...Nxd4
{Der Springer muss zurückgenommen werden; wieder gibt es drei Möglichkeiten - Läufer, Springer oder Bauer.}
18.Nxd4
( 18.Bxd4 {ist ebenfalls gut. Es könnte von Schwarz Lb5 zur Unterstützung des Sc4 passieren oder ein Vorstoß am Königsflügel mit } 18...h5 19.gxh5 Rxh5 20.Ng5 g6 {Das Spiel wäre weiterhin ausgeglichen, die schwarze Stellung sieht vielleicht etwas harmonischer aus. } )
( 18.cxd4 {Nicht gut, da damit die c-Linie geöffnet wird. Insbesondere b4 ist schwach.
} 18...Qb6 19.Rfc1 Bb5 {mit der Idee Sb2 und Angriff auf die Dame, nach De3 o. ä. dann ggf. mit h5 Vorstoß am Königsflügel. Schwarz entfacht Feuer.
} )
18...Nb2
{Die Uhren nähern sich weiter an, Gukesh hat noch etwa 3 1/2 Minuten mehr. Ding scheint die Stellung besser zu kennen, er spielt einfach schneller. Der Rappe ist platziert und lässt sich nicht mehr wegbewegen.}
19.Qe3
( 19.Be1 {als unschönere Alternative. Der Läuferrückzug wirkt unglücklich, zumal er die Türme trennt.} )
19...Rc8
{Folgerichtig. Der Bauer ist anfällig und muss verteidigt werden.
}
20.Rac1 Qc4
{Ding setzt einen Stachel. Es droht Sd3 mit Angriff auf den Turm. (In der zweiten Variante dient der Königszug nur zur Visualisierung!)}
21.f5 $6
{Erste Ungenauigkeit von Gukesh nach 4 1/2 Minuten Bedenkzeit. Für das restliche Spiel steht bis zur Zeitmarke noch eine halbe Stunde zur Verfügung. Die Idee hinter diesem Zug ist relativ einfach: 22. f6 gxf6 23. exf6 Ld6 24. Tfe1 und Weiß steht nicht nur bequem, sondern hat auch die Initiative übernommen.}
( {Besser war } 21.Rfe1 Qd3 22.Bf1 Qxe3 23.Bxe3 Nc4 24.Bf2 Rc7 25.Kg2 O-O 26.g5 Ba4 )
( {Möglicher Plan:} 21.Kh1 Nd3
( 21...Qd3 {wäre eine weitere Alternative. Falls nun } 22.Qxd3 {, dann folgt } 22...Nxd3 {und es ergäbe sich eine Zugumstellung.} )
22.Rc2 Ba4 23.Rd2 Nxf2+ 24.Rfxf2 Qxc3 {und die weiße Haustür stünde geöffnet. Das Läuferpaar verspricht Druck aufzubauen.} )
21...Qd3
{Erstmalig hat Ding zweie Minuten Vorsprung, er drängt auf Damentausch.
}
22.Qe1 $6
{Eine weitere Ungenauigkeit folgt direkt. Stockfish bewertet die Stellung mit rund 1.7 BE zuungunsten von Weiß.}
( {Empfohlen war hier} 22.Qf4 g5 23.Qg3 Qxg3 24.Bxg3 )
22...Bg5 $1 23.Rc2 Rc4 24.h4 Bf4
{Ding dringt immer weiter in die weiße Stellung ein.}
25.Qb1
( 25.Qe2 {ist weniger gut.} 25...Qxe2 26.Rxe2 Nd3 )
25...Rxc3
{Ding schlägt zu. Gukesh muss wieder zurücknehmen, ignorieren geht nicht.}
26.Rxc3
( 26.Kh1 Rxc2 {Auf Sxc2 kommt Lxe5, Rochade und Tc8, also } 27.Qxc2 Qxc2 28.Nxc2 Bxe5 )
26...Qxc3 27.fxe6
{Gukesh schlägt, doch wie zurücknehmen? Soll der Bauer schlagen oder besser der Läufer?}
27...fxe6 $6
{Wie gewonnen, so zerronnen. Ding erlaubt sich ebenfalls eine Ungenauigkeit, die einzige in seinem Spiel! Sein Vorsprung wertet die Engine nur noch mit 0.9 BE. Laut Lichess hat Ding mit einer Genauigkeit von 97% gepielt, Gukesh lag bei 91%.}
( 27...Bxe6 {unterstützt d5, greift g4 an.} 28.Nxe6 {wird gestoppt mit } 28...fxe6 {Nun ist das Zentrum weiterhin gestützt, es droht allerding Lc5 mit Blick auf f8. Hier ist Ding tatsächlich anfällig, denn auch Tf1 linst dorthin.} )
28.Ne2
{Doppelangriff auf Dame und Läufer, wird jedoch unterbunden durch einfaches }
28...Qxe5 29.Nxf4 Qxf4
{Lc5 ist eigentlich ein offensichtlicher Zug; die Dame ist durch Tf1 angegriffen, der gleich bis f8 weiter schaut.}
30.Qc2 $2
{Gukesh macht quasi den zweiten Schritt vor dem ersten, er rechnet wahrscheinlich mit Dxg4. Ein Fehler, die Engine bewertet die Stellung danach mit -2,47. Allmählich macht sich Zeitnot bemerkbar. Gukesh verbleiben noch knap 4 1/2 Minuten, Ding fast 17. Er findet die ideale Antwort.}
( 30.Bc5 Qxg4 31.Qc2 {droht Df2 samt Df8+ Txf8 Txf8#.} )
30...Qc4 $1
{Lc5 ist nun auf Eis gelegt, die Dame kann sich nur abtauschen oder ausweichen.}
31.Qd2 O-O
{Spät, aber er rochiert dann doch noch.}
32.Bd4 Nd3
{Lange genug hat sich das Pferd auf b2 ausgeruht, der Läufer steht nun exponiert.}
33.Qe3
{Die letzten 45 Sekunden laufen für Gukesh, Ding verbleiben 6 1/2 Minuten. Zeit zum Rechnen bleibt Gukesh nicht, er muss über den 40. Zug.}
( {Das Intermezzo} 33.Rxf8+ Kxf8 34.Qe3 Qc1+ 35.Qxc1 Nxc1 {spielt nur Schwarz in die Hände.} )
33...Rxf1+ 34.Bxf1
{Der Sd3 ist doppelt angegriffen, es bleibt nur eine Möglichkeit für Ding.}
34...e5 35.Bxe5 Qxg4+
( 35...Qe4 {Nicht weiter auf Damentausch spielen, denn } 36.Qxd3 {verliert wegen Lf1xd3 nur die Figur und } 36...Qxe5 37.Qxa3 {verspielt den großen Vorteil.} )
36.Bg2 $6
{Wieder eine Ungenauigkeit, Ding ist bereits in einer Gewinnstellung.}
( 36.Bg3 {war angezeigt.
} 36...Nxb4 37.Qxa3 )
36...Bf5 37.Bg3 Be4 38.Kh2 h6 39.Bh3 $2
{Kurz vor der Zeitkontrolle unterläuft Gukesh ein weiterer schwerer Fehler. Er hat jetzt nur noch 4 Sekunden auf der Uhr. Einfaches b5 und b6 hätte genügt. Die Engine bewertet die Stellung jetzt mit -6.57.}
39...Qd1
{Mit über zwei Minuten Rest nimmt Ding die magische Grenze.}
40.Bd6 Qc2+ 41.Kg3 Qxa2 42.Be6+ $6
{Auf diese letzte Ungenauigkeit kommt es nicht mehr an, Gukesh wartet nur noch die Anwort ab. Hier steckt noch eine schöne Falle, die die Partie noch ins Remis retten kann.
}
42...Kh8
{Ding fällt nicht darauf rein; Gukesh gratuliert Ding zum Gewinn der ersten Partie der FIDE Weltmeisterschaft 2024!
}
( {Fatal, weil in die Falle getappt, wäre } 42...Kh7 43.Qxe4+ dxe4 {Kh8 oder g6 verlieren glattweg, daher ist Nehmen Pflicht.
} 44.Bxa2 $10 {Und nun sähe die Welt versöhnlich aus, kein Wunder, dass Gukesh 42. Le6 noch probiert hat.
} )
0-1
Oli1970 - 25. Nov '24
Statt eines Vorwortes verweise ich auf den Thread /forum/thread.html?key=bFCbijqwg3P3. 😉
Ich hoffe, ich habe soweit alles drin. Mir war die Aktualität wichtig, daher ohne nochmalige Prüfung und ohne Abgleich mit anderen Kommentierungen / Analysen. Ergänzungen und Fehlerhinweise sind natürlich willkommen.
Ich hoffe, ich habe soweit alles drin. Mir war die Aktualität wichtig, daher ohne nochmalige Prüfung und ohne Abgleich mit anderen Kommentierungen / Analysen. Ergänzungen und Fehlerhinweise sind natürlich willkommen.
Hasenrat - 25. Nov '24
👍
schach2018 - 25. Nov '24
Edited
👍
Tolle Idee! ✨
Sieht nach einer Reihe aus...😊
Ergänze auch hier den Link zur Pressekonferenz nach dieser 1. Partie:
youtube.com/watch?v=cEotlkbI3Xg
Tolle Idee! ✨
Sieht nach einer Reihe aus...😊
Ergänze auch hier den Link zur Pressekonferenz nach dieser 1. Partie:
youtube.com/watch?v=cEotlkbI3Xg
Rubo - 25. Nov '24
...danke, Olav - gute nacht. Frank
Vabanque - 25. Nov '24
Edited
Hallo SF Oli1970,
das war ja schnelle und gute Arbeit von dir!👍💪
Ich hatte mir auch überlegt, die Partie zu kommentieren, aber ...
a) es musste ja heute sein, sonst war's das mit der Aktualität (morgen ist ja schon Partie 2)
b) es gibt sicher schon genug Kommentierungen im Netz, an denen man gemessen wird
c) es erzeugt den Erwartungsdruck, auch alle folgenden WM-Partien zu kommentieren😁
Zur Partie selbst möchte ich nur generell anmerken, dass 13. b4 zwar sicher kein Verlustzug war, aber letzten Endes doch die tiefere Ursache für die Niederlage Gukeshs. Denn obwohl der Zug für den Moment das Schlagen auf d4 mit dem e-Springer ermöglichte, schuf er doch ein so genanntes 'Loch' auf c4 (also ein Feld, auf dem sich schwarze Figuren unbehelligt von weißen Bauern einnisten konnten, was in den Zügen 15 und 20 von Schwarz auch geschah), und außerdem wurde der Bauer c3 rückständig auf einer halboffenen Linie von Schwarz, also schwach. Er wurde ja auch im 25. Zug folgerichtig erobert.
Sehr konsequentes und geradliniges strategisches Spiel von Ding, der diese positionelle Schwäche gnadenlos ausgenutzt hat.
Schon sein früher Vorstoß mit dem a-Bauern ist erstaunlich; er ermöglicht das spätere Festsetzen eines Springers auf b2, der von dort aus d3 beherrscht. Ich muss sagen, so etwas habe ich in einer GM-Partie bisher noch nicht gesehen😮
Bei Gukesh hat man allerdings den Eindruck, dass er in dieser Partie weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist und leider frühzeitig die Orientierung in der Stellung verloren hat. Wenn er diese Zentrum-stützende Variante mit 6. Se2 und 7. c3 spielt (die, wie ich mich erinnere, generell als schwerfällig gilt, üblich wäre 6. dxc5 mit dem Plan, d4 später mit Figuren zu besetzen), muss er sie doch gut kennen oder zumindest vorbereitet haben.
Das Spiel mag ja nach 15 oder auch 20 Zügen objektiv noch ausgeglichen gewesen sein, aber für Weiß war es da m.E. viel schwerer, einen Plan zu fassen, während uns Ding den richtigen Plan für Schwarz eindrucksvoll vorgeführt hat.
das war ja schnelle und gute Arbeit von dir!👍💪
Ich hatte mir auch überlegt, die Partie zu kommentieren, aber ...
a) es musste ja heute sein, sonst war's das mit der Aktualität (morgen ist ja schon Partie 2)
b) es gibt sicher schon genug Kommentierungen im Netz, an denen man gemessen wird
c) es erzeugt den Erwartungsdruck, auch alle folgenden WM-Partien zu kommentieren😁
Zur Partie selbst möchte ich nur generell anmerken, dass 13. b4 zwar sicher kein Verlustzug war, aber letzten Endes doch die tiefere Ursache für die Niederlage Gukeshs. Denn obwohl der Zug für den Moment das Schlagen auf d4 mit dem e-Springer ermöglichte, schuf er doch ein so genanntes 'Loch' auf c4 (also ein Feld, auf dem sich schwarze Figuren unbehelligt von weißen Bauern einnisten konnten, was in den Zügen 15 und 20 von Schwarz auch geschah), und außerdem wurde der Bauer c3 rückständig auf einer halboffenen Linie von Schwarz, also schwach. Er wurde ja auch im 25. Zug folgerichtig erobert.
Sehr konsequentes und geradliniges strategisches Spiel von Ding, der diese positionelle Schwäche gnadenlos ausgenutzt hat.
Schon sein früher Vorstoß mit dem a-Bauern ist erstaunlich; er ermöglicht das spätere Festsetzen eines Springers auf b2, der von dort aus d3 beherrscht. Ich muss sagen, so etwas habe ich in einer GM-Partie bisher noch nicht gesehen😮
Bei Gukesh hat man allerdings den Eindruck, dass er in dieser Partie weit unter seinen Möglichkeiten geblieben ist und leider frühzeitig die Orientierung in der Stellung verloren hat. Wenn er diese Zentrum-stützende Variante mit 6. Se2 und 7. c3 spielt (die, wie ich mich erinnere, generell als schwerfällig gilt, üblich wäre 6. dxc5 mit dem Plan, d4 später mit Figuren zu besetzen), muss er sie doch gut kennen oder zumindest vorbereitet haben.
Das Spiel mag ja nach 15 oder auch 20 Zügen objektiv noch ausgeglichen gewesen sein, aber für Weiß war es da m.E. viel schwerer, einen Plan zu fassen, während uns Ding den richtigen Plan für Schwarz eindrucksvoll vorgeführt hat.
Oli1970 - 26. Nov '24
Danke Euch allen, und besonders Dir, Vabanque, für den langen Kommentar (mir ist bewusst, dass ich die letzten Spiele ausgelassen habe).
Ich teile Deine Ansicht zu 13. b4. In dem Moment eine gute Antwort, entriegelt er doch das Tor für den „Einbrecher“. Möglicherweise hätte Gukesh schon a5 mit a4 beantworten sollen. Der Vorstoß bis nach a3 sah irgendwie schräg aus, aber in Kombination mit Sb2 war es wohl ein Plan.
Auch Da5 als Antwort auf 10. g4 hat mir gut gefallen - Gegendrohung auf dem anderen Flügel.
Das Buch war recht schnell verlassen, Ding war offenbar sehr gut vorbereitet, hat mit Rapport für Französisch den richtigen Sekundanten. Man merkte, dass er denken und rechnen musste, aber die richtigen Ideen und Pläne waren ihm wohl bewusst. Die Bedenkzeit war ein Drama für sich, machte die Partie nochmal sehr viel spannender.
Zur Kommentierung selbst: Da ich selbst oft und gerne einen französischen Aufbau spiele, hatte die Partie einen besonderen Reiz für mich. Im gestrigen Homeoffice konnte ich den chess24-Kommentar nebenher gelegentlich mitverfolgen, so dass ich merkte, dass die Partie (für mich) eine Perle ist. Von Lichess gab es das Spiel und eine Engine-Analyse (Stellungsbewertung, Uhr und Fehlerhinweise bzw. die Ungenauigkeiten) geliefert, die Uhren waren mir willkommen. Aufwand für meine Kommentierung etwa 2 1/2 Stunden plus Randarbeit (Wiki, Datenbank, Upload), Stockfish hat sehr geholfen. Ich werde sicherlich noch in ein oder zwei YouTube-Videos zum Vergleich reinschauen. Aber ganz ehrlich, weitere Partie-Analysen sehe ich in weiter Ferne. Den ganzen Tag vor dem Bildschirm, abends weitere drei Stunden - da glühen die Augen und so viel Zeit habe ich auch nicht - man wird es vielleicht schon an Schachaufgaben etc. gemerkt haben, ich bin schon einige Wochen „draußen“. Das wird leider wohl eine einmalige Sache sein.
Ich teile Deine Ansicht zu 13. b4. In dem Moment eine gute Antwort, entriegelt er doch das Tor für den „Einbrecher“. Möglicherweise hätte Gukesh schon a5 mit a4 beantworten sollen. Der Vorstoß bis nach a3 sah irgendwie schräg aus, aber in Kombination mit Sb2 war es wohl ein Plan.
Auch Da5 als Antwort auf 10. g4 hat mir gut gefallen - Gegendrohung auf dem anderen Flügel.
Das Buch war recht schnell verlassen, Ding war offenbar sehr gut vorbereitet, hat mit Rapport für Französisch den richtigen Sekundanten. Man merkte, dass er denken und rechnen musste, aber die richtigen Ideen und Pläne waren ihm wohl bewusst. Die Bedenkzeit war ein Drama für sich, machte die Partie nochmal sehr viel spannender.
Zur Kommentierung selbst: Da ich selbst oft und gerne einen französischen Aufbau spiele, hatte die Partie einen besonderen Reiz für mich. Im gestrigen Homeoffice konnte ich den chess24-Kommentar nebenher gelegentlich mitverfolgen, so dass ich merkte, dass die Partie (für mich) eine Perle ist. Von Lichess gab es das Spiel und eine Engine-Analyse (Stellungsbewertung, Uhr und Fehlerhinweise bzw. die Ungenauigkeiten) geliefert, die Uhren waren mir willkommen. Aufwand für meine Kommentierung etwa 2 1/2 Stunden plus Randarbeit (Wiki, Datenbank, Upload), Stockfish hat sehr geholfen. Ich werde sicherlich noch in ein oder zwei YouTube-Videos zum Vergleich reinschauen. Aber ganz ehrlich, weitere Partie-Analysen sehe ich in weiter Ferne. Den ganzen Tag vor dem Bildschirm, abends weitere drei Stunden - da glühen die Augen und so viel Zeit habe ich auch nicht - man wird es vielleicht schon an Schachaufgaben etc. gemerkt haben, ich bin schon einige Wochen „draußen“. Das wird leider wohl eine einmalige Sache sein.
schach2018 - 26. Nov '24
Vielen Dank für deine beiden ausführlichen Beiträge! 👍
Vabanque - 26. Nov '24
Ich zitiere mich mal selbst aus dem anderen WM-Thread (dort in einem anderen Zusammenhang gepostet):
>>Wer jemals auch nur den Versuch unternommen hat, GM-Partien zu kommentieren und seine schachlichen Erkenntnisse dann auch noch in eine lesbare und verständliche sprachliche Form zu bringen, hat erfahren, was das für eine harte Arbeit ist.<<
Daher nochmal Hut ab, SF Oli1970! 2,5 h sind noch wenig für so eine Kommentierungsleistung, ich brauche wohl meistens länger. Und dann macht man es ja auch noch hauptsächlich für sich selbst. Ok, bei so einer brandaktuellen Partie mag es anders sein, aber sonst kommen doch fast nie Kommentare zu den Partiekommentaren, wie man an meinen letzten Versuchen auf diesem Gebiet gesehen hat. Vielleicht ist das Thema 'unbekannte Spieler' aber auch unglücklich, vielleicht muss man hier wirklich entweder aktuelle Partien (so wie diese) oder wenigstens Partien von Spielern bringen, die jeder kennt (Fischer, Carlsen, Anand, Capablanca ... ), um genügend Interesse hervorzurufen. Ich weiß es nicht.
Weil du die Gegendrohung auf dem anderen Flügel erwähnst, dazu wollte ich schon gestern noch schreiben: Normalerweise wird ein früher Flügelangriff ja am besten mit einem Gegenstoß im Zentrum beantwortet, das ist aber hier, in Französisch mit dem typischen blockierten Zentrum, nicht möglich, daher ist eine Aktion am anderen Flügel die beste Alternative. Meistens zeigt es sich ja, dass der Königsangriff die größeren Chancen hat als der Damenflügel-'Angriff', aber hier ist es genau umgekehrt. Gukeshs Aktion am Königsflügel kommt nie wirklich in Schwung (obwohl er einmal eine Chance mit 30. Lc5 ausgelassen hat), während Dings Initiative am Damenflügel unerbittlich fortschreitet und immer bedrohlichere Ausmaße annimmt ... vom D-Flügel zum Zentrum, und vom Zentrum dann letztlich doch zum weißen K-Flügel. Da, wo Weiß eigentlich angreifen wollte, wird er selbst bedroht und muss sich verteidigen! Am Schluss beherrscht Schwarz das ganze Brett. Dann muss er noch einer popligen Falle ausweichen, und der Kas is bissn😀
>>Wer jemals auch nur den Versuch unternommen hat, GM-Partien zu kommentieren und seine schachlichen Erkenntnisse dann auch noch in eine lesbare und verständliche sprachliche Form zu bringen, hat erfahren, was das für eine harte Arbeit ist.<<
Daher nochmal Hut ab, SF Oli1970! 2,5 h sind noch wenig für so eine Kommentierungsleistung, ich brauche wohl meistens länger. Und dann macht man es ja auch noch hauptsächlich für sich selbst. Ok, bei so einer brandaktuellen Partie mag es anders sein, aber sonst kommen doch fast nie Kommentare zu den Partiekommentaren, wie man an meinen letzten Versuchen auf diesem Gebiet gesehen hat. Vielleicht ist das Thema 'unbekannte Spieler' aber auch unglücklich, vielleicht muss man hier wirklich entweder aktuelle Partien (so wie diese) oder wenigstens Partien von Spielern bringen, die jeder kennt (Fischer, Carlsen, Anand, Capablanca ... ), um genügend Interesse hervorzurufen. Ich weiß es nicht.
Weil du die Gegendrohung auf dem anderen Flügel erwähnst, dazu wollte ich schon gestern noch schreiben: Normalerweise wird ein früher Flügelangriff ja am besten mit einem Gegenstoß im Zentrum beantwortet, das ist aber hier, in Französisch mit dem typischen blockierten Zentrum, nicht möglich, daher ist eine Aktion am anderen Flügel die beste Alternative. Meistens zeigt es sich ja, dass der Königsangriff die größeren Chancen hat als der Damenflügel-'Angriff', aber hier ist es genau umgekehrt. Gukeshs Aktion am Königsflügel kommt nie wirklich in Schwung (obwohl er einmal eine Chance mit 30. Lc5 ausgelassen hat), während Dings Initiative am Damenflügel unerbittlich fortschreitet und immer bedrohlichere Ausmaße annimmt ... vom D-Flügel zum Zentrum, und vom Zentrum dann letztlich doch zum weißen K-Flügel. Da, wo Weiß eigentlich angreifen wollte, wird er selbst bedroht und muss sich verteidigen! Am Schluss beherrscht Schwarz das ganze Brett. Dann muss er noch einer popligen Falle ausweichen, und der Kas is bissn😀