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Euwe-Maroczy 1921

Vabanque - 07. Jul '21
Ich möchte noch eine weitere Partie von Euwe bringen, diesmal eine aus seiner Frühzeit, aus der hauptsächlich seine Verlustpartien gegen Réti bekannt sind (dem er zu diesem Zeitpunkt wohl noch gewachsen war). Hier jedoch sehen wir, wie er einen so gewaltigen Gegner wie Maroczy durch eine schier nicht abreißende Folge von Keulenschlägen in die Knie zwingt. Maroczy muss sich in dieser Partie wie ein Punchingball gefühlt haben ...

In den Anmerkungen habe ich mich (wie immer) bemüht, nur die nötigsten Varianten anzugeben und diese so kurz wie möglich zu halten, dafür aber die Züge ausführlich verbal zu erklären. An einer theoretischen Durchleuchtung des komplizierten und sehr scharfen Eröffnungssystems (MacCutcheon Französisch) war mir nicht gelegen. Dies würde hier zu weit führen.

Max Euwe Geza Maroczy Bad Aussee AUT | 6 | 1921.08.?? | C12 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. Lg5 Lb4 Die scharfe MacCutcheon-Variante, die Fesselung mit Gegenfesselung beantwortet und zum Zeitpunkt der Partie, also vor ca. 100 Jahren, sehr in Mode war. Sie wird aber auch heute noch gespielt. 5. e5 h6 Erzwungen. 6. Ld2 Damals wie heute die hauptsächlich gespielte Erwiderung, obwohl auch die Rückzüge nach e3 und c1 gut sind. Dass sich mit exf6, Lh4 oder gar Lxf6 für Weiß nicht viel erreichen lässt, hatte sich bereits seinerzeit herausgestellt. Lxc3 7. xc3 Der Doppelbauer ist hier gut, weil er das weiße Zentrum, insbesondere den Bauern d4 stärkt.
Nach 7. Lxc3 Se4 8. Lb4?! könnte eine neckische Falle aufs Brett kommen (SF Alapin2 kennt sie bestimmt): c5! 9. xc5? Sxf2! 10. Kxf2 Dh4+ nebst Lxb4.
Se4 8. Dg4 g6
Es wurde auch vielfach versucht, mit Kf8 eine Schwächung der schwarzen Felder am Königsflügel zu vermeiden. Das Spiel setzt sich dann ähnlich wie in der Partie fort. Weiß wird mit h4 (nebst ggf. Th3 und Tf3) und Ld3 angreifen, Schwarz wird mit c5 nebst ggf. Da5 versuchen, am geschwächten weißen Damenflügel zu Gegenspiel zu kommen. Der Vorteil von Kf8 ist allerdings, dass es nicht wie in der Partie zu einem Opfer auf g6 kommen kann. Trotzdem ist nicht klar, welcher Fortsetzung der Vorzug zu geben ist. Aber das sollen - wenn überhaupt - sowieso die Theoretiker klären.
9. h4 Weniger um h5 zu spielen (was freilich auch mal zur Debatte stehen könnte), als vielmehr, um den Th1 schnell über h3 und f3 am Angriff teilnehmen zu lassen. Nebenbei verhindert der Zug auch noch einen Damentausch nach Sxd2 und Dg5+, der auf 9. Ld3 erfolgen könnte. (Ob dieser Damentausch bei dem typisch 'französischen' schlechten weißfeldrigem Läufer c8 für Schwarz allerdings wirklich erstrebenswert wäre, steht natürlich auf einem anderen Blatt.) c5 10. Ld3 Sxd2 11. Kxd2 Da5 Fesselt den c-Bauern und droht damit cxd4, wonach Weiß mit der Dame wiedernehmen müsste. 12. Th3!? Euwe ignoriert die schwarze Drohung. Auch wenn die Korrektheit dieses Vorgehens nicht völlig sicher ist, die praktischen Chancen liegen eindeutig bei Weiß. Euwe hat mit diesem Vorgehen seinerzeit mehrere bemerkenswerte Partien gewonnen, unter anderem auch gegen Bogoljubow. xd4 13. Lxg6! Dieses Opfer kann nicht angenommen werden. Aber so klar ist die Lage nicht. Dc7?! Schwarz sollte, wie sich gleich zeigen wird, vorher dxc3+ einschalten. Tadeln kann man Maroczy für seine (zwar objektiv falsche) Entscheidung aber nicht: am Brett waren in dieser hochkomplizierten Stellung die Folgen kaum zu berechnen. Mit dem Textzug droht Schwarz auf g6 zu nehmen, weil die Dame anschließend auf f7 dazwischen ziehen könnte.
Nach xg6?? 14. Dxg6+ würde Weiß, egal wohin der schwarze König jetzt geht, immer im nächsten Zug mit einem Damenschach den Th8 gewinnen, außer bei Kf8 15. Tf3+ , was sogar zum Matt führt.
Und Tg8?? , um das Opfer durch die Fesselung scheinbar zu widerlegen, geht auch überhaupt nicht: 14. Lxf7+ Kxf7 15. Tf3+ . An diesen Varianten erkennt man die Stärke der Turmentwicklung über h3!
Das kritische Abspiel, wonach Weiß die Korrektheit seines Opferspiels erweisen muss, ist allerdings xc3+ 14. Ke1 (die Frage ist, ob dies oder Kd1 besser ist, aber das sollen die Analytiker klären) Tf8 (oder jetzt auch Dc7, was Dxe5+ droht) 15. Tf3 (droht Lxf7+) Dc5 und fürs erste ist mal alles gedeckt. Schwarz gewinnt sogar ein Tempo durch die Drohung, den Lg6 jetzt zu schlagen. Kommt er in der weiteren Folge zu Sc6, Ld7 und O-O-O, wird er sein Spiel konsolidieren können. Weiß wird allerdings ggf. auf der halboffenen b-Linie weitere Angriffsversuche starten. Seinen Minusbauern könnte er evtl. auf c3 zurückgewinnen, auch der schwarze Bh6 ist schwach. Würde Weiß diesen Bauern erobern, wäre sein h-Bauer frei und ein Trumpf. Andererseits könnte auch der Be5 wackeln. Es ist jedenfalls schwierig, die beiderseitigen Chancen zu beurteilen.
14. Tf3 Hätte Schwarz vorhin dxc3+ eingeschaltet und der weiße König wäre nach e1 gegangen, wäre dieser starke Zug jetzt wegen Dxe5+ nicht möglich. Jetzt dagegen würde Weiß auf dxc3+ natürlich mit dem König nach d1 ausweichen. Tg8 Wohl noch am besten. Auf den ersten Blick sieht diese Fesselung des Lg6 sogar wie eine Widerlegung von Tf3 aus. Vermutlich hatte sich Maroczy auf diesen Zug verlassen, als er Dc7 zog.
Tf8 scheitert an 15. Lxf7+
15. Txf7! Euwe lässt den Einschlag auf c3 mit Schach und Bedrohung des Ta1 zu. Er muss es allerdings auch; alle anderen Züge verlieren für Weiß. Daraus folgt, dass Weiß schon bei 14. Tf3 die ganze weitere Folge berechnet haben muss. Andernfalls hätte er 14. Lh5 spielen müssen (was ebenfalls gut gewesen wäre, nur hätte die Partie dann wahrscheinlich nicht den Weg in die Kommentierten Spiele gefunden). Dxc3+ 16. Ke2 Sonst nimmt Schwarz den Ta1 mit Schach. d3+! Noch am besten. Der schwarzen Dame wird ein Rückweg nach e5 geschaffen.
Dxa1? scheitert an 17. Tg7+ Kd8
Kf8 18. Df3+ Kxg7 19. Df6#
18. Txg8+
17. xd3 Dxe5+ 18. Kf3 Schwarz hat nun kein Schach mehr und der Tf7 droht diverse Abzüge, vor allem Tf5+ mit Damengewinn. Tf8? Sieht an sich nicht schlecht aus, da es wegen der Fesselung des Tf7 scheinbar zum Abtausch kommt. Aber der Zug führt endgültig zum Verlust.
Obwohl f6 jetzt gedeckt ist, geht Dxa1? immer noch nicht: 19. Tg7+ Kf8 20. Df4+ und Matt in weiteren 2 Zügen.
Schwarz hatte aber auch hier noch eine versteckte Rettungschance zur Verfügung. Am besten und zugleich eine raffinierte Falle wäre Sc6! gewesen, was die Dame indirekt deckt. Erobert Weiß nämlich mit Tf5+ die De5, so gewinnt Schwarz mit der Springergabel Sxe5+ die Dame zurück und siegt mit seinem zusätzlichen Material. Weiß spielt natürlich besser 19. Se2 (Schwarz kann den Ta1 ja immer noch nicht nehmen)
oder 19. g3 , was dem weißen König das Feld g2 gibt. Es wird aber jeweils schwer sein, einen Gewinn für Weiß nachzuweisen.
19. Tf5+ Gewinnt nicht die Dame, da der Turm auf diesem Feld genauso gefesselt ist, aber ... Kd7
Der König kann den Tf8 nicht gedeckt halten wegen Ke7 20. Db4+
20. Txf8 Dxa1 Materiell steht es gleich, positionell ist aber Schwarz mit seinem Entwicklungsrückstand, seiner abseits stehenden Dame und seinem unsicheren König in einer aussichtslosen Lage. 21. Tf7+ Kd8 22. Db4 Die Dame droht jetzt Matt auf e7 und f8. Sd7 23. Dd6 Droht Tf8# Dh8 Die einzige Verteidigung ist diese klägliche Rückkehr in heimische Gefilde. 24. Se2 Holt die letzte Figur heran. Sf4 oder Sd4 würde wegen der Drohung auf e6 nun den sofortigen Tod für Schwarz bedeuten. e5 25. Sf4! Trotzdem!
Nach sofortigem 25. Lf5 De8 ginge Lxd7 nicht, da Schwarz den Tf7 mit Schach schlagen könnte.
xf4 26. Lf5 De8 Die einzige Deckung von d7. 27. Lxd7 Lxd7
Jetzt wäre Dxf7 kein Schach, so dass 28. Le6+ die Dame gewinnt.
28. Tf8 Auch so ist die Dame verloren, und Maroczy streckte die Waffen. Von Euwe voller Energie gespielt.
PGN anzeigen[Event "Match"]


[Event "?"]
[Site "Bad Aussee AUT"]
[Date "1921.08.??"]
[Round "6"]
[White "Max Euwe"]
[Black "Geza Maroczy"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "?"]
[BlackElo "?"]
[ECO "C12"]

1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Nf6 4. Bg5 Bb4 {Die scharfe MacCutcheon-Variante, die
Fesselung mit Gegenfesselung beantwortet und zum Zeitpunkt der Partie, also vor
ca. 100 Jahren, sehr in Mode war. Sie wird aber auch heute noch gespielt.} 5.
e5 h6 {Erzwungen.} 6. Bd2 {Damals wie heute die hauptsächlich gespielte
Erwiderung, obwohl auch die Rückzüge nach e3 und c1 gut sind. Dass sich mit
exf6, Lh4 oder gar Lxf6 für Weiß nicht viel erreichen lässt, hatte sich bereits
seinerzeit herausgestellt. } 6... Bxc3 7. bxc3 {Der Doppelbauer ist hier gut,
weil er das weiße Zentrum, insbesondere den Bauern d4 stärkt.} ( {Nach} 7.
Bxc3 Ne4 8. Bb4 $6 {könnte eine neckische Falle aufs Brett kommen (SF Alapin2
kennt sie bestimmt):} 8... c5 $1 9. dxc5 $2 Nxf2 $1 10. Kxf2 Qh4+ {nebst Lxb4.}
) 7... Ne4 8. Qg4 g6 ( {Es wurde auch vielfach versucht, mit} 8... Kf8 {eine
Schwächung der schwarzen Felder am Königsflügel zu vermeiden. Das Spiel setzt
sich dann ähnlich wie in der Partie fort. Weiß wird mit h4 (nebst ggf. Th3 und
Tf3) und Ld3 angreifen, Schwarz wird mit c5 nebst ggf. Da5 versuchen, am
geschwächten weißen Damenflügel zu Gegenspiel zu kommen. Der Vorteil von Kf8
ist allerdings, dass es nicht wie in der Partie zu einem Opfer auf g6 kommen
kann. Trotzdem ist nicht klar, welcher Fortsetzung der Vorzug zu geben ist.
Aber das sollen - wenn überhaupt - sowieso die Theoretiker klären.} ) 9. h4
{Weniger um h5 zu spielen (was freilich auch mal zur Debatte stehen könnte),
als vielmehr, um den Th1 schnell über h3 und f3 am Angriff teilnehmen zu
lassen. Nebenbei verhindert der Zug auch noch einen Damentausch nach Sxd2 und
Dg5+, der auf 9. Ld3 erfolgen könnte. (Ob dieser Damentausch bei dem typisch
'französischen' schlechten weißfeldrigem Läufer c8 für Schwarz allerdings
wirklich erstrebenswert wäre, steht natürlich auf einem anderen Blatt.)} 9...
c5 10. Bd3 Nxd2 11. Kxd2 Qa5 {Fesselt den c-Bauern und droht damit cxd4, wonach
Weiß mit der Dame wiedernehmen müsste.} 12. Rh3 $5 {Euwe ignoriert die schwarze
Drohung. Auch wenn die Korrektheit dieses Vorgehens nicht völlig sicher ist,
die praktischen Chancen liegen eindeutig bei Weiß. Euwe hat mit diesem Vorgehen
seinerzeit mehrere bemerkenswerte Partien gewonnen, unter anderem auch gegen
Bogoljubow.} 12... cxd4 13. Bxg6 $1 {Dieses Opfer kann nicht angenommen werden.
Aber so klar ist die Lage nicht.} 13... Qc7 $6 { Schwarz sollte, wie sich
gleich zeigen wird, vorher dxc3+ einschalten. Tadeln kann man Maroczy für seine
(zwar objektiv falsche) Entscheidung aber nicht: am Brett waren in dieser
hochkomplizierten Stellung die Folgen kaum zu berechnen. Mit dem Textzug droht
Schwarz auf g6 zu nehmen, weil die Dame anschließend auf f7 dazwischen ziehen
könnte.} ( {Nach} 13... fxg6 $4 14. Qxg6+ {würde Weiß, egal wohin der schwarze
König jetzt geht, immer im nächsten Zug mit einem Damenschach den Th8 gewinnen,
außer bei} 14... Kf8 15. Rf3+ {, was sogar zum Matt führt.} ) ( {Und} 13...
Rg8 $4 {, um das Opfer durch die Fesselung scheinbar zu widerlegen, geht auch
überhaupt nicht:} 14. Bxf7+ Kxf7 15. Rf3+ {. An diesen Varianten erkennt man
die Stärke der Turmentwicklung über h3!} ) ( {Das kritische Abspiel, wonach
Weiß die Korrektheit seines Opferspiels erweisen muss, ist allerdings} 13...
dxc3+ 14. Ke1 {(die Frage ist, ob dies oder Kd1 besser ist, aber das sollen die
Analytiker klären)} 14... Rf8 { (oder jetzt auch Dc7, was Dxe5+ droht)} 15. Rf3
{(droht Lxf7+)} 15... Qc5 {und fürs erste ist mal alles gedeckt. Schwarz
gewinnt sogar ein Tempo durch die Drohung, den Lg6 jetzt zu schlagen. Kommt er
in der weiteren Folge zu Sc6, Ld7 und 0-0-0, wird er sein Spiel konsolidieren
können. Weiß wird allerdings ggf. auf der halboffenen b-Linie weitere
Angriffsversuche starten. Seinen Minusbauern könnte er evtl. auf c3
zurückgewinnen, auch der schwarze Bh6 ist schwach. Würde Weiß diesen Bauern
erobern, wäre sein h-Bauer frei und ein Trumpf. Andererseits könnte auch der
Be5 wackeln. Es ist jedenfalls schwierig, die beiderseitigen Chancen zu
beurteilen.} ) 14. Rf3 {Hätte Schwarz vorhin dxc3+ eingeschaltet und der weiße
König wäre nach e1 gegangen, wäre dieser starke Zug jetzt wegen Dxe5+ nicht
möglich. Jetzt dagegen würde Weiß auf dxc3+ natürlich mit dem König nach d1
ausweichen.} 14... Rg8 {Wohl noch am besten. Auf den ersten Blick sieht diese
Fesselung des Lg6 sogar wie eine Widerlegung von Tf3 aus. Vermutlich hatte sich
Maroczy auf diesen Zug verlassen, als er Dc7 zog.} (14... Rf8 {scheitert an}
15. Bxf7+) 15. Rxf7 $1 {Euwe lässt den Einschlag auf c3 mit Schach und
Bedrohung des Ta1 zu. Er muss es allerdings auch; alle anderen Züge verlieren
für Weiß. Daraus folgt, dass Weiß schon bei 14. Tf3 die ganze weitere Folge
berechnet haben muss. Andernfalls hätte er 14. Lh5 spielen müssen (was
ebenfalls gut gewesen wäre, nur hätte die Partie dann wahrscheinlich nicht den
Weg in die Kommentierten Spiele gefunden).} 15... Qxc3+ 16. Ke2 {Sonst nimmt
Schwarz den Ta1 mit Schach.} 16... d3+ $1 {Noch am besten. Der schwarzen Dame
wird ein Rückweg nach e5 geschaffen.} (16... Qxa1 $2 {scheitert an} 17. Rg7+
Kd8 (17... Kf8 18. Qf3+ Kxg7 19. Qf6#) 18. Rxg8+) 17. cxd3 Qxe5+ 18. Kf3
{Schwarz hat nun kein Schach mehr und der Tf7 droht diverse Abzüge, vor allem
Tf5+ mit Damengewinn.} 18... Rf8 $2 {Sieht an sich nicht schlecht aus, da es
wegen der Fesselung des Tf7 scheinbar zum Abtausch kommt. Aber der Zug führt
endgültig zum Verlust.} ( {Obwohl f6 jetzt gedeckt ist, geht} 18... Qxa1 $2
{immer noch nicht:} 19. Rg7+ Kf8 20. Qf4+ {und Matt in weiteren 2 Zügen.} ) (
{Schwarz hatte aber auch hier noch eine versteckte Rettungschance zur
Verfügung. Am besten und zugleich eine raffinierte Falle wäre} 18... Nc6 $1
{gewesen, was die Dame indirekt deckt. Erobert Weiß nämlich mit Tf5+ die De5,
so gewinnt Schwarz mit der Springergabel Sxe5+ die Dame zurück und siegt mit
seinem zusätzlichen Material. Weiß spielt natürlich besser} 19. Ne2 {(Schwarz
kann den Ta1 ja immer noch nicht nehmen)} ( {oder} 19. g3 {, was dem weißen
König das Feld g2 gibt. Es wird aber jeweils schwer sein, einen Gewinn für Weiß
nachzuweisen.} ) ) 19. Rf5+ {Gewinnt nicht die Dame, da der Turm auf diesem
Feld genauso gefesselt ist, aber ...} 19... Kd7 ( {Der König kann den Tf8 nicht
gedeckt halten wegen} 19... Ke7 20. Qb4+) 20. Rxf8 Qxa1 {Materiell steht es
gleich, positionell ist aber Schwarz mit seinem Entwicklungsrückstand, seiner
abseits stehenden Dame und seinem unsicheren König in einer aussichtslosen
Lage.} 21. Rf7+ Kd8 22. Qb4 {Die Dame droht jetzt Matt auf e7 und f8.} 22...
Nd7 23. Qd6 {Droht Tf8#} 23... Qh8 {Die einzige Verteidigung ist diese
klägliche Rückkehr in heimische Gefilde.} 24. Ne2 {Holt die letzte Figur heran.
Sf4 oder Sd4 würde wegen der Drohung auf e6 nun den sofortigen Tod für Schwarz
bedeuten.} 24... e5 25. Nf4 $1 {Trotzdem!} ( {Nach sofortigem} 25. Bf5 Qe8
{ginge Lxd7 nicht, da Schwarz den Tf7 mit Schach schlagen könnte.} ) 25... exf4
26. Bf5 Qe8 {Die einzige Deckung von d7.} 27. Bxd7 Bxd7 ( {Jetzt wäre} 27...
Qxf7 {kein Schach, so dass} 28. Be6+ {die Dame gewinnt.} ) 28. Rf8 {Auch so ist
die Dame verloren, und Maroczy streckte die Waffen. Von Euwe voller Energie
gespielt.} 1-0
Alapin2 - 07. Jul '21
Mal wieder von Vabanque gut ausgesucht und kommentiert!
Solche "Sturmsiege" kommen (kamen) in der Mac Cutcheon - Variante immer wieder vor. M. E. nur spielbar, wenn man Lust hat, die komplette und neueste Theorie auswendig parat zu haben! Wem sowas Spaß macht!??
Vabanque - 07. Jul '21
Naja, damals (vor ziemlich genau 100 Jahren) war das vielleicht noch nicht so wichtig, die Theorie genau zu kennen ... heute schon. Euwe hat jedenfalls diese Variante damals öfters gespielt und noch mehr schöne Siege damit erzielt. Dieser hier gefiel mir jedoch am besten.
Alapin2 - 07. Jul '21
... Das meinte ich doch :Mac Cutcheon mit Schwarz ist nur was für "echte" Kenner!
Oli1970 - 07. Jul '21
Wunderbare Angriffspartie von Dr. Euwe, hat mir sehr gut gefallen! Bemerkenswert, wie ein junger Euwe den Altmeister Maróczy in den Schraubstock nimmt.

Géza Maróczy wurde später Trainer von Euwe und auch von Vera Menchik, war auch 1936 Euwes Sekundant gegen Aljechin. 1921 hatte er seinen Zenit wahrscheinlich schon überschritten, trotzdem spielte er noch auf Augenhöhe mit. Bemerkenswert - auch wegen der Parallele, dass sowohl Euwe als auch Maróczy gleichermaßen unterschätzt bzw. „vergessen“ sind.

Die Partie werde ich mir sicher am Wochenende noch tiefer ansehen, dank der Kommentierung und der Vielzahl an Varianten blieben zumindest in der heutigen Mittagspause keine offenen Fragen. :-) Tolles Ding, danke fürs Zeigen!
Phantom - 23. Jul '21
Schöne Partie, sehr schön kommentiert. Kompliment. Wußte noch gar nicht das man mit Französisch gewinnen kann :-). Geschweige denn Angiffspartien..., Th3- Tf3 Manöver! , muß ich mir merken!
Auch Schwarz hätte ja Gegenspiel gehabt, wenn nur Euwe nicht so überragend aufzog.
Danke
Vabanque - 23. Jul '21
Hallo Phantom, danke für dein Interesse! Du meinst wohl, dass man GEGEN Französisch gewinnen kann? Mit Französisch kann man es auch, wie Uhlmann, Kortschnoj und Botwinnik des Öfteren bewiesen, und nicht nur diese Leute ;-)
Alapin2 - 23. Jul '21
... die haben aber auch nicht "Mac Cutcheon" gespielt...
Vabanque - 23. Jul '21
Morozevich spielte Mac Cutcheon mit Erfolg, wenn meine Erinnerung korrekt ist.
Alapin2 - 24. Jul '21
Habe in meiner "Sammlung" nur 1 MC-Partie von Moro :Verlust gegen Short von 1998.
Wollte die Hauptvariante mit folgender Zugumstellung mal spielen :
1) e4 e6 2) d4 d5 3) Sc3 Sf6 4) Lg5. Le7 5) e5 Se4 6) Le7: Sc3: 7) Dg4 Ke7:!?
.... De7: ist leider remis!.. 8) bc3: Kf8 und wir haben praktisch den Big Mac Cutcheon.
Vabanque - 24. Jul '21
Nepo gewann mit Mac Cutcheon mit Schwarz gegen Inarkiev:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1708521
Vabanque - 24. Jul '21
Short mit Schwarz gegen Bruzon Batista:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1585008
Vabanque - 24. Jul '21
Nakamura mit Schwarz gegen Sutovsky

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1417807
Vabanque - 24. Jul '21
Korchnoi mit Schwarz gegen Sofia Polgar:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1998313
Vabanque - 24. Jul '21
Ok, hier endlich ein Schwarzsieg von Moro, allerdings gegen einem mir jetzt nicht so geläufigen Gegner, und überdies in einer Seitenvariante:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1570217
Vabanque - 24. Jul '21
Das sind jetzt bloß ein paar Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, die ich auf die Schnelle finden konnte; am häufigsten scheint Nepo diese Variante mit Schwarz gespielt zu haben. Aber auch Hübner spielte sie gelegentlich.
Alapin2 - 25. Jul '21
Vabanque : Habe mir endlich mal die o. a. Partien angeschaut.
Ich bleibe dabei : Für uns Amateure ist die Variante gegen starke Gegner, gar direkt am Brett, sehr gewagt. Die "kritischen" Varianten kamen in den Beispielpartien leider nicht vor.
Vabanque - 25. Jul '21
Hab mir die Partien leider nur flüchtig angesehen. Es ging mir mehr darum aufzuzeigen, dass die Eröffnung auch heute noch spielbar ist, und das auch auf sehr hohem Niveau.