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Die Ungarn (III): Zoltan Ribli
Kellerdrache - 14. Sep '19
Unter den ungarischen Großmeistern ist Zoltan Ribli sicher einer der beständigsten. Fans der Schachbundesliga beispielsweise kennen ihn seit 1985, hauptsächlich als Spieler des FC Bayern München mit denen er 7 mal deutscher Mannschaftsmeister wurde. Dort spielt er auch heute noch, im Alter von 68 Jahren in der ersten Mannschaft.
Seine Erfolgsliste zeigt einige bedeutende Turniersiege und zwei Teilnahmen am Weltmeisterschaftszyklus von denen die eine gegen seinen Landsmann Adorjan, die andere gegen Smyslov endete (der dann seinerseits gegen Kasparov verlor).
Neben seiner aktiven Laufbahn ist er außerdem sowohl internationaler Schiedrichter als auch Trainer. In der aktuellen Liste steht er mit einer, für sein fortgeschrittenes Alter beachtlichen, ELO-Zahl von 2534.
Das von mir ausgewählte Beispiel zeigt ihn beim Einsatz für die ungarische Nationalmannschaft mit der er 1978 die Goldmedaille vor der Sowjetunion gewann. Seine Begegnung gegen Unzicker stammt allerdings aus 1982.































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Seine Erfolgsliste zeigt einige bedeutende Turniersiege und zwei Teilnahmen am Weltmeisterschaftszyklus von denen die eine gegen seinen Landsmann Adorjan, die andere gegen Smyslov endete (der dann seinerseits gegen Kasparov verlor).
Neben seiner aktiven Laufbahn ist er außerdem sowohl internationaler Schiedrichter als auch Trainer. In der aktuellen Liste steht er mit einer, für sein fortgeschrittenes Alter beachtlichen, ELO-Zahl von 2534.
Das von mir ausgewählte Beispiel zeigt ihn beim Einsatz für die ungarische Nationalmannschaft mit der er 1978 die Goldmedaille vor der Sowjetunion gewann. Seine Begegnung gegen Unzicker stammt allerdings aus 1982.
Zoltan Ribli Wolfgang Unzicker Chess Olympiad | Lucerne SUI | 10 | 1982.11.09 | E04 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. c4 Sf6 2. d4 e6 3. g3 Eine Gemeinsamkeit dieser Generation von ungarischen Großmeistern war ihre Vorliebe fur Eröffnungen die den Ruf der Harmlosigkeit hatten. Damenindisch, Caro-Kann oder wie hier Katalanisch d5 4. Lg2 xc4 Weiß opfert in dieser Eröffnung oft für kurze Zeit einen Bauern. Dieser lässt sich mit Da4+ nebst Dxc4 falls gewünscht auch sofort zurückholen 5. Sf3 c5 Katalanisch ist eine, im Gegensatz zum normalen Damengambit, etwas langsame Eröffnung. Unzicker entscheidet sich sofort Druck auf das weiße Zentrum zu machen 6. O-O Sc6 der Bauer wird ein drittes Mal angegriffen. Weiß könnte ihn entweder mit 7.Le3 oder 7.e3 decken. Auf e3 kann der Läufer allerdings schnell mit Sg4 belästigt werden. Zieht der Bauer nach e3 versperrt er aber dem schwarzfeldrigen Läufer die Diagonale 7. Da4 Ld7 8. Dxc4 Ribli hat seinen Bauern zurück. Schwarz hat aber eine absolut zufriedenstellende Stellung Tc8 Unzicker spielt weiterhin aggressiv und stellt den Turm auf die sich demnächst öffnende Linie in der auch die weiße Dame als Zielscheibe wartet. 9. Sc3 b5 ein hübsches Bauernopfer, das Weiß ablehnen sollte 10. Dd3 xd4 11. Sxd4 Se5 die schwarze Stellung sieht beim besten Willen nicht schlecht aus. Die Spannung im Zentrum ist aufgelöst, man hat eine offene c-Linie unter seiner Kontrolle und mehr Raum am Damenflügel. Wo kippt die Partie zu Gunsten Riblis ? 12. Dd1 Db6 Der Zug macht keinen schlechten Eindruck. Im Nachhinein ist er aber zumindest zweischneidig, da er es Weiß erlaubt sich am Damenflügel durch Angriff auf die Dame mit Tempo zu entwickeln. 13. a4 xa4 14. Sxa4 Db8 15. Lf4 Ribli kann eine weitere Figur mit Tempo entwickeln Ld6 16. Sc3 der Springer will nach e4 um sich dort gegen Ld6 oder Sf6 abzutauschen. Dxb2 wird mit Txa7 beantwortet Sc4 droht sowohl 17...e5 als auch 17...Sxb2 17. Lxd6 Sxd6 Die schwarze Dame ist ja ärgerlicherweise an die Verteidigung von a7 gebunden 18. Ta6 ein Mehrzweckzug, der erstens die Verdopplung auf der a-Linie erlaubt und zweitens den Sd6 in Zusammenarbeit mit der Dame von d1 aus unter Druck setzt Dxb2 vermutlich der entscheidende Fehler. Unzicker spekulierte wohl darauf, dass die Dame zusammen mit dem c-Turm mehr Unheil anrichten würde. Aber der angegriffene Springer rettet sich und vertreibt die Königin sofort wieder 19. Sa4 Db8 der einzige Zug der den Bauern a7 und den Springer d6 deckt 20. Sc6 mit Angriff auf die Dame und den a-Bauern. Der Tausch ist also erzwungen. Dadurch kommt aber der weiße Fianchettoläufer richtig ins Spiel Lxc6 21. Lxc6+ Ke7 22. Da1 die Dame greift von hier noch einmal a7 an und erlaubt außerdem Tb1 Thd8 23. Tb1 Dc7 24. Da3 fesselt den Springer so dass Tb7 droht. Der weiße Turm auf der b-Linie muss deshalb getauscht werden Tb8 25. Txb8 Dxb8 26. Sc5 Weiß dringt nun entscheidend über a7 in die schwarze Stellung ein Tc8 dieser Zug bewirkt nichts. Er greift zwar den Lc6 an, doch Txa7+ erfolgt ja mit Schach 27. Txa7+ Kf8 28. Tb7
Oli1970 - 16. Sep '19
Endlich habe ich gestern und heute etwas Zeit gefunden, mich durch diese Partie zu arbeiten. Ich wundere mich, dass noch niemand Anmerkungen dazu gemacht hat?! Die Kommentierung ist (einmal mehr) sehr gelungen und detailiert - ich komme nicht umhin, die Mühe, die sich der Kommentator gegeben hat, zu bemerken! :-)
Es ist tatsächlich schwer zu sagen, wo Unzicker ins Schwimmen kommt. Zunächst scheint es die Summe kleinerer Schwächen zu sein, die er aufs Brett bringt. So sagt mein elektronischer Rechenschieber, dass 13... b4 vor 13... bxa4 zu bevorzugen sei, um auch gleich noch statt 14... Db8 14... Db4 vorzuschlagen. Das wäre aber noch nicht schlimm, ganz gewichtig ist der weiße Vorteil nicht.
Wie Kellerdrache analysiert hat, ist der springende Punkt das Schlagen auf b2. Unzicker hat versäumt, für die Sicherheit seines Monarchen zu sorgen - das Unterlassen der Rochade und die Gier nach einem Bauerngewinn sorgt in der Folge für die Einengung und den finalen Damenverlust. Der Kerl auf b2 bringt irgendwie Unglück - in wie vielen Partien hat er nicht schon für Ärger beim Schlagenden gesorgt? Der Hammer an der Stelle ist aber wohl, dass nicht 19. Sa4 das Spiel gewinnt, sondern das viel stärkere sofortige ... sag ich nicht, kann jeder, der mag, selber rausfinden. :-) Ich gestehe, dass ich den Zug nicht selbst gefunden habe, weil Sa4 so schön offensichtlich aussah.
Über die Qualität des Endspiels beider Spieler lässt sich streiten, ganz so hochkarätig, wie es aussieht, ist es laut Denkhilfe nicht gespielt. Das tut dem Spiel aber keinen Abbruch; etwas "Schlachtgefühl" finde ich gar nicht schlecht.
Danke für dieses Spiel des mir völlig unbekannten Ribli gegen einen bekannteren "Namen aus meiner Jugend"!
Es ist tatsächlich schwer zu sagen, wo Unzicker ins Schwimmen kommt. Zunächst scheint es die Summe kleinerer Schwächen zu sein, die er aufs Brett bringt. So sagt mein elektronischer Rechenschieber, dass 13... b4 vor 13... bxa4 zu bevorzugen sei, um auch gleich noch statt 14... Db8 14... Db4 vorzuschlagen. Das wäre aber noch nicht schlimm, ganz gewichtig ist der weiße Vorteil nicht.
Wie Kellerdrache analysiert hat, ist der springende Punkt das Schlagen auf b2. Unzicker hat versäumt, für die Sicherheit seines Monarchen zu sorgen - das Unterlassen der Rochade und die Gier nach einem Bauerngewinn sorgt in der Folge für die Einengung und den finalen Damenverlust. Der Kerl auf b2 bringt irgendwie Unglück - in wie vielen Partien hat er nicht schon für Ärger beim Schlagenden gesorgt? Der Hammer an der Stelle ist aber wohl, dass nicht 19. Sa4 das Spiel gewinnt, sondern das viel stärkere sofortige ... sag ich nicht, kann jeder, der mag, selber rausfinden. :-) Ich gestehe, dass ich den Zug nicht selbst gefunden habe, weil Sa4 so schön offensichtlich aussah.
Über die Qualität des Endspiels beider Spieler lässt sich streiten, ganz so hochkarätig, wie es aussieht, ist es laut Denkhilfe nicht gespielt. Das tut dem Spiel aber keinen Abbruch; etwas "Schlachtgefühl" finde ich gar nicht schlecht.
Danke für dieses Spiel des mir völlig unbekannten Ribli gegen einen bekannteren "Namen aus meiner Jugend"!