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Aktuelles Spitzenschach: Caruana - Nakamura 15.12.2016

Vabanque - 08. Jan '17
Normalerweise bespreche ich ja keine aktuellen Partien (außer bei der WM, wo man mich mehr oder weniger dazu nötigte :-p ), aber diese erst im vergangenen Dezember gespielte Partie aus dem London Chess Classic Turnier hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich sie euch nun nicht vorenthalten mag. Hätten wir Ähnliches im WM-Match zu sehen bekommen, wenn Caruana der Herausforderer des Weltmeisters gewesen wäre? Man weiß es nicht, denn ich glaube nicht, dass sich Carlsen hier wie Nakamura hätte 'behandeln' lassen (auch wenn Letzterer sich selbst für den Allergrößten hält, wofür er den Beweis aber bisher noch schuldig geblieben ist).
Die Partie zeigt sowohl die überragende Stellungseinschätzung in schwer zu beurteilenden Stellungen wie auch die glänzende und tiefe Rechenfähigkeit von Caruana im hellsten Licht.
Wie immer habe ich mich bemüht, das Varianten-Dickicht auf ein absolutes Minimum zu beschränken (ich habe viel mehr analysiert, als ich letztlich auch hingeschrieben habe), aber diesmal war es absolut nötig, zum Verständnis auch ein paar längere Varianten anzuführen; doch bitte keine Angst, ich hoffe, sie verständlich erklärt zu haben. (Bitte um Feedback.)


Fabiano Caruana Hikaru Nakamura London Chess Classic | London ENG | 6.3 | 2016.12.15 | B96 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 xd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 7. f4 h6 8. Lh4 Db6 9. a3 Le7
Im Gegensatz zu einer ganz ähnlichen Variante darf hier der b-Bauer absolut nicht geschlagen werden, da Dxb2 10. Sa4 sofort die Dame kostet.
10. Lf2 Der Läufer visiert die schwarze Dame unangenehm an. Dc7 11. Df3 Sbd7 12. O-O-O b5 13. g4 g5 Ein bekanntes Motive im Najdorf-Sizilianer: der Bauernzug soll einem schwarzen Springer das Feld e5 freikämpfen. 14. h4 Ein zeitweiliges Bauernopfer, denn wegen der Bauerngabel e5 wird die weiße Dame nicht sofort auf f4 wiedernehmen können. Sobald aber der schwarze Springer auf e5 auftaucht, ist dies wieder möglich. xf4 15. Le2 b4?!
Ein Zug, der auf dem ersten Blick völlig unverständlich scheint, doch handelt es sich um eine vermeintlich schlaue Eröffnungsvorbereitung Nakamuras! Denn nach sofortigem Se5 16. Dxf4 Sxg4 17. Lxg4 e5 18. Sd5! Sxd5 19. Df3 Lxg4 20. Dxg4 Sf6 21. Df3 besitzt Weiß für den Minusbauern erhebliche Kompensation; vor allem die Möglichkeit Sf5 wird dem Schwarzen zu schaffen machen, und der schwarze König wird kein ruhiges Plätzchen finden, wo er sein müdes Haupt betten kann. Es geht nämlich nicht gut xd4? 22. Lxd4 und Weiß gewinnt die Figur sehr vorteilhaft auf f6 zurück. - Sinn der Nakamuraschen 'Verbesserung' dieser Variante ist nun, dass nach Einschaltung der Züge b4 axb4 der schwarze Springer die Möglichkeit hätte, auf b4 zu schlagen.
16. xb4 Se5 17. Dxf4 Sxg4 18. Lxg4 e5 Es scheint alles wie geplant zu laufen. 19. Dxf6!
Entweder Caruana hatte die Nakamurasche 'Verbesserung' erwartet, oder er fand dies am Brett. Hier wäre nämlich 19. Sd5 Sxd5 20. Df3 im Gegensatz zu der beim 15. Zug von Schwarz ausgeführten Variante nicht mehr gut wegen Sxb4 - nun erkennt man den Sinn von b4. Sehr geistreich ausgedacht von Naka, aber Caruana übertrumpft seine Idee, und zwar gar nicht mehr so sehr mit diesem Damenopfer, das Naka sogar erwartet zu haben schien, sondern vielmehr mit seinem übernächsten Zug!
Lxf6 20. Sd5 Dd8 21. Sf5!!
Naka rechnete nur mit dem Rückgewinn der Dame durch 21. Sc6 Lxg4 22. Sxd8 Lxd8 und einem etwa gleich stehendem Endspiel mit beiderseitigen Chancen. So weit hatte er es in seinem Vorbereitung auf dem Brett gehabt, und sich - selbst mit Engine-Unterstützung - darauf verlassen, dass Weiß hier so spielen müssste. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass Caruana daraus ein 'richtiges' Damenopfer machen würde, wo er zudem nur 2 Figuren für die Dame behält!
Tb8?!
Engines empfehlen hier Lxf5 22. Lxf5 Tb8 (es drohte Lb6), und sehen ungefähren Ausgleich. Caruana hat viel tiefer in die Stellung geblickt. Schwarz wäre hier in einer komplett passiven Stellung ohne Gegenspiel, während die weißen Leichtfiguren dominieren. Der Lf5 könnte überhaupt nicht befragt werden, und den Sd5 könnte Schwarz nur durch das Qualitätsopfer Tb5xd5 beseitigen, was Weiß aber mit c4 verhindern kann. Die Stellung wäre komplett trostlos für Schwarz. Deswegen ließ sich Naka - nach langem Überlegen - darauf nicht ein, kam aber vom Regen in die Traufe.
22. Sxf6+ Dxf6 23. Txd6 Spätere Analysen ergaben, dass Sxd6+ hier stärker gewesen wäre. Le6 24. Thd1 O-O Rochiert quasi in den Angriff hinein, aber in der Mitte hätte es der schwarze König keinesfalls gemütlicher. Man erkennt, dass die schwarze Stellung verloren sein muss. 25. h5 Plant Lh4 Dg5+ 26. Le3 Df6
Dxg4 würde Schwarz glatt eine Figur kosten: 27. Sxh6+ Kh7 28. Sxg4 Lxg4 29. Th6+ Kg7 30. Tg1 f5 31. xf5 Txb4 32. Tg6+
27. Sxh6+ Kh8 28. Lf5 Der Ring um den schwarzen König schließt sich allmählich. De7?! Erlaubt einen hübschen Schluss, aber eine Rettung ist nicht zu sehen. 29. b5!?
Dieser Zug bedarf natürlich einer Erklärung. Caruana sah nach 29. Sxf7+ Txf7 30. Txe6 Dxb4 , wo Schwarz Dxb2+ droht, keinen Gewinn. Er meinte in der Vorausberechnung, dass Schwarz nach 31. Th6+ Kg8 32. Tg1+ Tg7 33. Le6+ Kf8 34. Lc5+
falls nämlich 34. Th8+? Ke7 35. Txg7+ Kd6 , so gewinnt Weiß tatsächlich nicht wegen der schwarzen Mattdrohung auf e1!
Dxc5 35. Th8+ Ke7 36. Txg7+ Kd6
Kxe6 37. Th6#
37. Txb8 den Zug Dg1+ mit Dauerschach hätte, und erkannte erst in der Analyse nach der Partie, dass der Tg7 ja g1 deckt! - Daher spielte er den Textzug mit folgender Idee: Schlägt Schwarz mit dem Bauern, so ist die b-Linie geschlossen und ein schwarzes Dxb4 bleibt ohne Drohung auf b2; schlägt er jedoch mit dem Turm, so ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten auf der Grundreihe.
De8
Die genannten Möglichkeiten auf der Grundreihe illustriert folgende Variante: Txb5 30. Sxf7+ Txf7 31. Txe6 Db4 32. Td8+ Tf8
Kg7 33. h6# Hübsch!
33. Th6+ Kg8 34. Le6+ Kg7 35. Td7+
30. Sxf7+! Der Unterschied zu vorhin besteht nun darin, das die schwarze Dame nicht auf b4, sondern auf b5 schlagen wird und damit in der oben bereits erwähnten Variante kein Matt auf e1 drohen kann. Txf7 31. Txe6 Dxb5 32. Th6+
Unglücklicherweise geben heutige Spitzenspieler für uns Amateure immer viel zu früh auf, so dass die geniale Gewinnführung gar nicht mehr aufs Brett kommt; aber selbstverständlich zeige ich sie euch hier in allen Details: 32. Th6+ Kg7
Kg8 33. Tg1+ Tg7 Kf8 transponiert in die Variante mit 32... Kg7 34. Le6+ Kf8 35. Th8+ Ke7 36. Txg7+ Kd6
lustig ist Kxe6 37. Th6# , wo der Bauer e4 dem sK die entscheidenden Fluchtfelder nimmt
ebenfalls zum Matt führt Kf6 37. Tg6+ Ke7 38. Th7+
und nun gibt es - mit der schwarzen Dame auf b5 statt auf b4 - keine schwarze Mattdrohung auf e1, so dass Weiß den Schwarzen mit 37. Th6! vor ein undeckbares Matt (nämlich durch Abzug des Le6) stellen kann, denn nach Df1+ 38. Kd2 hätte Schwarz kein Schach mehr!
33. Tg1+ Kf8 34. Th8+ Ke7 35. Txb8 Dxb8 36. Lc5+ Kd8
Kf6 37. Tg6#
37. Tg8+ Kc7 38. Txb8 Kxb8 39. h6 und dank des h-Bauern gewinnt Weiß leicht. In all diesen Varianten arbeiten die weißen Figuren wie ein Uhrwerk zusammen. - So lange an der aktuellen Weltspitze noch solche Partien möglich sind, ist Schach glücklicherweise weit davon entfernt, ein zum Remis 'ausgelutschtes' Spiel zu sein.
PGN anzeigen[Event "London Chess Classic"]
[Site "London ENG"]
[Date "2016.12.15"]
[EventDate "2016.12.09"]
[Round "6.3"]
[Result "1-0"]
[White "Fabiano Caruana"]
[Black "Hikaru Nakamura"]
[ECO "B96"]
[WhiteElo "2823"]
[BlackElo "2779"]
[PlyCount "63"]

1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. Bg5 e6 7. f4 h6 8. Bh4
Qb6 9. a3 Be7 ({Im Gegensatz zu einer ganz ähnlichen Variante darf hier der b-Bauer absolut nicht geschlagen werden, da} 9... Qxb2 10. Na4 {sofort die Dame kostet.}) 10. Bf2 {Der Läufer visiert die schwarze Dame unangenehm an.} Qc7 11. Qf3 Nbd7 12. O-O-O b5 13. g4
g5 {Ein bekanntes Motive im Najdorf-Sizilianer: der Bauernzug soll einem schwarzen Springer das Feld e5 freikämpfen.} 14. h4 {Ein zeitweiliges Bauernopfer, denn wegen der Bauerngabel e5 wird die weiße Dame nicht sofort auf f4 wiedernehmen können. Sobald aber der schwarze Springer auf e5 auftaucht, ist dies wieder möglich.} gxf4 15. Be2 b4?! ({Ein Zug, der auf dem ersten Blick völlig unverständlich scheint, doch handelt es sich um eine vermeintlich schlaue Eröffnungsvorbereitung Nakamuras! Denn nach sofortigem} 15... Ne5 16. Qxf4 Nexg4 17. Bxg4 e5 18. Nd5! Nxd5
19. Qf3 Bxg4 20. Qxg4 Nf6 21. Qf3 {besitzt Weiß für den Minusbauern erhebliche Kompensation; vor allem die Möglichkeit Sf5 wird dem Schwarzen zu schaffen machen, und der schwarze König wird kein ruhiges Plätzchen finden, wo er sein müdes Haupt betten kann. Es geht nämlich nicht gut} exd4? 22. Bxd4 {und Weiß gewinnt die Figur sehr vorteilhaft auf f6 zurück. - Sinn der Nakamuraschen 'Verbesserung' dieser Variante ist nun, dass nach Einschaltung der Züge b4 axb4 der schwarze Springer die Möglichkeit hätte, auf b4 zu schlagen.}) 16. axb4
Ne5 17. Qxf4 Nexg4 18. Bxg4 e5 {Es scheint alles wie geplant zu laufen.} 19. Qxf6! ({Entweder Caruana hatte die Nakamurasche 'Verbesserung' erwartet, oder er fand dies am Brett. Hier wäre nämlich} 19. Nd5 Nxd5 20. Qf3 {im Gegensatz zu der beim 15. Zug von Schwarz ausgeführten Variante nicht mehr gut wegen} Nxb4 {- nun erkennt man den Sinn von b4. Sehr geistreich ausgedacht von Naka, aber Caruana übertrumpft seine Idee, und zwar gar nicht mehr so sehr mit diesem Damenopfer, das Naka sogar erwartet zu haben schien, sondern vielmehr mit seinem übernächsten Zug!}) 19... Bxf6
20. Nd5 Qd8 21. Nf5!! ({Naka rechnete nur mit dem Rückgewinn der Dame durch} 21. Nc6 Bxg4 22. Nxd8 Bxd8 {und einem etwa gleich stehendem Endspiel mit beiderseitigen Chancen. So weit hatte er es in seinem Vorbereitung auf dem Brett gehabt, und sich - selbst mit Engine-Unterstützung - darauf verlassen, dass Weiß hier so spielen müssste. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass Caruana daraus ein 'richtiges' Damenopfer machen würde, wo er zudem nur 2 Figuren für die Dame behält!}) 21... Rb8?! ({Engines empfehlen hier} 21... Bxf5 22. Bxf5
Rb8 {(es drohte Lb6), und sehen ungefähren Ausgleich. Caruana hat viel tiefer in die Stellung geblickt. Schwarz wäre hier in einer komplett passiven Stellung ohne Gegenspiel, während die weißen Leichtfiguren dominieren. Der Lf5 könnte überhaupt nicht befragt werden, und den Sd5 könnte Schwarz nur durch das Qualitätsopfer Tb5xd5 beseitigen, was Weiß aber mit c4 verhindern kann. Die Stellung wäre komplett trostlos für Schwarz. Deswegen ließ sich Naka - nach langem Überlegen - darauf nicht ein, kam aber vom Regen in die Traufe.}) 22. Nxf6+ Qxf6 23. Rxd6 {Spätere Analysen ergaben, dass Sxd6+ hier stärker gewesen wäre.} Be6 24. Rhd1 O-O {Rochiert quasi in den Angriff hinein, aber in der Mitte hätte es der schwarze König keinesfalls gemütlicher. Man erkennt, dass die schwarze Stellung verloren sein muss.} 25. h5 {Plant Lh4}
Qg5+ 26. Be3 Qf6 (26... Qxg4 {würde Schwarz glatt eine Figur kosten:} 27. Nxh6+ Kh7 28. Nxg4 Bxg4 29. Rh6+ Kg7 30. Rg1
f5 31. exf5 Rxb4 32. Rg6+) 27. Nxh6+ Kh8 28. Bf5 {Der Ring um den schwarzen König schließt sich allmählich.}Qe7?! {Erlaubt einen hübschen Schluss, aber eine Rettung ist nicht zu sehen.} 29.
b5!? ({Dieser Zug bedarf natürlich einer Erklärung. Caruana sah nach} 29. Nxf7+ Rxf7 30. Rxe6 Qxb4 {, wo Schwarz Dxb2+ droht, keinen Gewinn. Er meinte in der Vorausberechnung, dass Schwarz nach} 31. Rh6+ Kg8 32. Rg1+ Rg7 33. Be6+ Kf8 34.
Bc5+ ({falls nämlich} 34. Rh8+? Ke7 35. Rxg7+ Kd6 {, so gewinnt Weiß tatsächlich nicht wegen der schwarzen Mattdrohung auf e1!}) 34... Qxc5 35. Rh8+ Ke7 36. Rxg7+ Kd6 (36...
Kxe6 37. Rh6#) 37. Rxb8 {den Zug Dg1+ mit Dauerschach hätte, und erkannte erst in der Analyse nach der Partie, dass der Tg7 ja g1 deckt! - Daher spielte er den Textzug mit folgender Idee: Schlägt Schwarz mit dem Bauern, so ist die b-Linie geschlossen und ein schwarzes Dxb4 bleibt ohne Drohung auf b2; schlägt er jedoch mit dem Turm, so ergeben sich zusätzliche Möglichkeiten auf der Grundreihe.}) 29... Qe8 ({Die genannten Möglichkeiten auf der Grundreihe illustriert folgende Variante:} 29... Rxb5 30. Nxf7+ Rxf7 31.
Rxe6 Qb4 32. Rd8+ Rf8 (32... Kg7 33. h6# {Hübsch!}) 33. Rh6+ Kg8 34. Be6+ Kg7 35. Rd7+)
30. Nxf7+! {Der Unterschied zu vorhin besteht nun darin, das die schwarze Dame nicht auf b4, sondern auf b5 schlagen wird und damit in der oben bereits erwähnten Variante kein Matt auf e1 drohen kann.} Rxf7 31.
Rxe6 Qxb5 32. Rh6+ ({Unglücklicherweise geben heutige Spitzenspieler für uns Amateure immer viel zu früh auf, so dass die geniale Gewinnführung gar nicht mehr aufs Brett kommt; aber selbstverständlich zeige ich sie euch hier in allen Details:} 32. Rh6+ Kg7 (32... Kg8 33. Rg1+ Rg7 {Kf8 transponiert in die Variante mit 32... Kg7} 34. Be6+ Kf8 35. Rh8+
Ke7 36. Rxg7+ Kd6 ({lustig ist} 36... Kxe6 37. Rh6# {, wo der Bauer e4 dem sK die entscheidenden Fluchtfelder nimmt}) ({ebenfalls zum Matt führt} 36... Kf6 37. Rg6+ Ke7 38. Rh7+) {und nun gibt es - mit der schwarzen Dame auf b5 statt auf b4 - keine schwarze Mattdrohung auf e1, so dass Weiß den Schwarzen mit} 37. Rh6! {vor ein undeckbares Matt (nämlich durch Abzug des Le6) stellen kann, denn nach} Qf1+ 38. Kd2 {hätte Schwarz kein Schach mehr!}) 33. Rg1+ Kf8 34. Rh8+ Ke7 35. Rxb8 Qxb8
36. Bc5+ Kd8 (36... Kf6 37. Rg6#) 37. Rg8+ Kc7 38. Rxb8 Kxb8 39. h6 {und dank des h-Bauern gewinnt Weiß leicht. In all diesen Varianten arbeiten die weißen Figuren wie ein Uhrwerk zusammen. - So lange an der aktuellen Weltspitze noch solche Partien möglich sind, ist Schach glücklicherweise weit davon entfernt, ein zum Remis 'ausgelutschtes' Spiel zu sein. } ) 1-0
pirc_ - 08. Jan '17
Ich hab diese Partie live verfolgt, aber mir waren die vielen Varianten zu schwer, um sie selbst zu posten. Die Partie ist wirklich klasse. Bemerkenswert ist übrigens, dass Nakamura in der nächsten Runde die selbe Eröffnung mit Weiß spielte und damit gegen Maxime Vachier-Lagrave gewann..ohne Damenopfer ;-)
Vabanque - 08. Jan '17
Und einige Runden vorher gewannt Vachier-Lagrave mit dieser Variante mit Schwarz gegen Anish Giri, und zwar mit 15... Tg8 (statt des Nakamuraschen b4), weil Giri nämlich 16. Tdg1 (statt Thg1) antwortete.
Die vielen und auch langen Varianten habe ich wie gesagt versucht, möglichst zu begrenzen (ich habe nicht immer alle Abzweigungen angegeben, da dies oft von der Hauptidee ablenkt; und es sind, wie ich finde, immer noch zu viele Abzweigungen stehen geblieben! :( ), und wenn sie zum Verständnis (z.B. von 29. b5) unbedingt nötig waren, dann habe ich sie so gut zu erklären versucht wie nur irgend möglich.
Die nächsten Partien werden aber sicher wieder leichter verständlich sein, denn auch für mich war das ein gewaltiges Stück Sonntagsarbeit, die Kommentare auszuarbeiten ...
pirc_ - 08. Jan '17
gegen Giri muss ein anderes Turnier gewesen sein...er hat bei den London Classics alles Remis gemacht, der Langweiler ;-)
Vabanque - 08. Jan '17
Du hast Recht! Die Partie Giri - Vachier-Lagrave war schon im April in Stavanger (Norway Chess). Sorry!
Vabanque - 08. Jan '17
Habe jetzt die Partie Nakamura - Vachier-Lagrave aus dem London Chess Classics angesehen. Auch recht hübsch! Danke für die Hinweise :)
pirc_ - 08. Jan '17
Es war ein recht interessantes Turnier mit einigen guten Spielen. Bis auf Giri hat man bei jedem den Eindruck gehabt, er wolle gewinnen. Topalov ist leider total abgeschmiert. Das Turnier gewonnen hat Wesley So.
Vabanque - 08. Jan '17
Ich weiß auch nicht, was mit Topalov los ist. Aber jeder hat mal ein Formtief. Zum alten Eisen gehört er jedenfalls noch lange nicht ;)

Und welche Partie war nun deiner Ansicht die schönste des Turniers? Obige? Oder gab es noch eine bessere?
pirc_ - 08. Jan '17
also ich fand die von dir gezeigte am besten...aber ich bin ja nur ein Amateur ;-)
Vabanque - 08. Jan '17
Darin sind wir uns genau gleich :-)
Vabanque - 08. Jan '17
Ich glaube, für die nächste kommentierte Partie muss ich mir eine leichter verständliche überlegen, obwohl das nicht so ganz einfach wird bei den Spielern, die ich für die Reihe 'Angriffsschach' ins Auge gefasst habe: außer Topalov stehen u.a. noch Morozevich, Ivantschuk, Geller, Larsen und Tschigorin auf dem Plan. Wer übrigens meint, dass alte Partien generell leichter verständlich wären als die aktuellen, wird diesbezüglich eventuell nach all diesen Partien nicht mehr so sicher sein ...
Kellerdrache - 09. Jan '17
Vielen, vielen Dank für die Kommentierung zu dieser Partie. Wie viele Andere auch kannte ich die Partie bereits. Obwohl sie mir bereits beim ersten mal gefiel habe ich sie bisher nie wirklich verstanden. Die Kommentare die ich dazu bislang gehört oder gelesen hatte waren mir zu kompliziert.
Erst durch deine Kommentierung macht die Partie für mich jetzt von Anfang bis Ende Sinn. Das Du dabei nicht jedes "was wäre gewesen wenn.." aus den bekannten Kommentaren mit eingeschlossen hast finde ich durchaus positiv.
Nakamura hält sich also selbst für den Besten ? Er war mir bisher vor allem als Lieblingsopfer von Carlsen bekannt. Er ist bestimmt kein schlechter Spieler, spielt vor allem recht unterhaltsames Schach aber Potential zur Nr. 1 hat er meiner Meinung nach keins.
Vabanque - 09. Jan '17
Viele Kommentatoren fangen schon bei Zug 5 oder 10 an, alle möglichen Alternativen zu diskutieren. Bei dieser Art Kommentierung dringt der interessierte, aber überforderte Leser schwerlich bis zum Schluss der Partie vor.
Ich versuche halt, hauptsächlich die kritischen Momente der Partie zu beleuchten und zu erklären, was die Gedanken der Spieler dabei gewesen sein könnten (!!), d.h. warum sie genau diesen Zug gewählt haben.
Ich hätte gerne auf die hier doch recht langen Varianten verzichtet, das war bei dieser Partie m.E. aber nicht möglich. Vor allem den Schluss - der gar nicht mehr aufs Brett kam - musste man ausführlich darstellen.
Manchmal gebe ich schon auch ausführliche Kommentare zur Eröffnung, z.B. wenn ich selber praktische Erfahrung mit der betreffenden Variante habe oder wenn es thematisch halt um diese Eröffnung geht, z.B. selbstredend bei der (immer noch geplanten) Orang-Utan-Reihe.
Kellerdrache - 09. Jan '17
Wenn man eine Eröffnung kommentiert damit der Nachspielende versteht was normalerweise die Idee in der spezifischen Stellung ist macht das ja durchaus Sinn und ist oft sogar notwendig. Nur wenn es dann losgeht und noch die üblichen Alternativen erläutert werden, wie leider in professionellen Kommentaren oft üblich, wird es mir zu viel.
Vabanque - 09. Jan '17
Vor allem hat das ja dann mit der konkreten Partie nicht mehr viel zu tun. Man kann aber immer alle Kommentare, die einen selbst nicht interessieren, überlesen.
Am schlimmsten finde ich wortlose Kommentare - nur ein Variantenurwald mit Zeichen (wie +- etc.) dazwischen ...