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Die Frauenweltmeisterinnen des 21. Jh. (VII): M. Muzychuk
Vabanque - 04. Mär '25
Heute gibt es zu Fasching keine 'lustige' Partie (wie so eine auch immer aussehen sollte?), sondern ich führe die Reihe über die Frauenweltmeisterinnen fort.
(Doch, die Nummerierung stimmt diesmal! So wie es zweimal Folge III gab, hatten wir auch zweimal Folge V. Komisch, dass das nie jemand merkt, am allerwenigsten ich selbst.)
Die 1992 geborene Ukrainerin Marya Muzychuk gewann 2015 die Frauenweltmeisterschaft, bevor 2016 Hou Yifan sich abermals den Titel holte.
Ich zeige eine Partie von Muzychuk gegen die starke Inderin Humpy Koneru (zweite Frau in der Welt, welche die 2600er-Marke knackte, und auch zweimalige Frauenweltmeisterin im Schnellschach!). Gespielt wurde sie beim 2nd Cairns Cup 2020 in St. Louis, einem Turnier von 10 Frauen, das Humpy Koneru vor der amtierenden Frauenweltmeisterin Wenjun Ju, Mariya Muzychuk und Alexandra Kosteniuk gewann. Die Turniersiegerin Koneru verlor dabei nur eine einzige Partie, nämlich genau die gegen Muzychuk, welche ich hier zeige.
Muzychuks Angriffsführung besticht durch den originellen Einsatz der Türme (dass der Damenturm über b4 nach f4 gelangt, sieht man nicht alle Tage!) bzw. generell der Schwerfiguren, und als Kuriosum macht ihr Lc1 in der ganzen Partie keinen einzigen Zug, und steht am Ende immer noch auf seinem Startfeld! Mir ist in der gesamten Schachliteratur nur noch eine einzige andere Partie bewusst, bei der etwas Ähnliches vorkam, nämlich Tarrasch - von Scheve 1894, nur war es da der Lf1, der nie zog.
Maryia Muzychuk hat noch eine zwei Jahre ältere Schwester Anna, die eine vielleicht sogar noch etwas stärkere Spielerin ist, aber in den Weltmeisterschaften leider nie erfolgreich war.































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(Doch, die Nummerierung stimmt diesmal! So wie es zweimal Folge III gab, hatten wir auch zweimal Folge V. Komisch, dass das nie jemand merkt, am allerwenigsten ich selbst.)
Die 1992 geborene Ukrainerin Marya Muzychuk gewann 2015 die Frauenweltmeisterschaft, bevor 2016 Hou Yifan sich abermals den Titel holte.
Ich zeige eine Partie von Muzychuk gegen die starke Inderin Humpy Koneru (zweite Frau in der Welt, welche die 2600er-Marke knackte, und auch zweimalige Frauenweltmeisterin im Schnellschach!). Gespielt wurde sie beim 2nd Cairns Cup 2020 in St. Louis, einem Turnier von 10 Frauen, das Humpy Koneru vor der amtierenden Frauenweltmeisterin Wenjun Ju, Mariya Muzychuk und Alexandra Kosteniuk gewann. Die Turniersiegerin Koneru verlor dabei nur eine einzige Partie, nämlich genau die gegen Muzychuk, welche ich hier zeige.
Muzychuks Angriffsführung besticht durch den originellen Einsatz der Türme (dass der Damenturm über b4 nach f4 gelangt, sieht man nicht alle Tage!) bzw. generell der Schwerfiguren, und als Kuriosum macht ihr Lc1 in der ganzen Partie keinen einzigen Zug, und steht am Ende immer noch auf seinem Startfeld! Mir ist in der gesamten Schachliteratur nur noch eine einzige andere Partie bewusst, bei der etwas Ähnliches vorkam, nämlich Tarrasch - von Scheve 1894, nur war es da der Lf1, der nie zog.
Maryia Muzychuk hat noch eine zwei Jahre ältere Schwester Anna, die eine vielleicht sogar noch etwas stärkere Spielerin ist, aber in den Weltmeisterschaften leider nie erfolgreich war.
Mariya Muzychuk Humpy Koneru Cairns Cup | St Louis, MO USA | 2 | 2020.02.08 | C43 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 3. d4 Sxe4 4. Ld3 d5 5. Sxe5 Sd7 6. Sc3 Sxc3 7. xc3 Ld6 8. O-O Schwarz kann nun nicht durch zweimaliges Schlagen auf e5 einen Bauern gewinnen, da sie anschließend durch Te1 nebst f4 die dann gefesselte Figur verlieren würde. O-O 9. Te1 Lxe5 10. xe5 Sc5 11. Tb1 Sxd3 12. xd3 b6 Um den Lc8 herausziehen zu können. 13. Tb4 Bereitet eine interessante Schwenkung des Damenturms zum anderen Flügel vor. Lf5 14. Df3 c5 15. Tf4 Lg6 16. h4 Droht h5 mit Läufergewinn. h5 17. g4!? Muzychuk geht mit diesem nicht unbedingt naheliegenden Opfer des Bauern h4 forsch an Werk. Dxh4 18. Dg2 Droht g5, und die schwarze Dame wäre ohne Ausweg! De7 19. xh5 Lxh5 20. Te3 Der zweite Turm rückt auf, um bei Gelegenheit nach g3 oder h3 zu gehen. Tfe8 21. Dh2 Der Angriff auf den Lh5 zwingt Schwarz zu einem Zug, der ihre Königsstellung weiter schwächt. g6 22. Tf5 Dieses Opfer droht ein weiteres, nämlich Txh5! nebst Tg3+, und dann je nachdem Lh6# oder Dxh5#. Lg4 23. Tf4 Lh5 Erneut musste der Läufer dieses Unglücksfeld betreten, um die h-Linie wenigstens notdürftig zu sperren. 24. e6 Wie so oft, wenn der reine Figurenangriff nicht mehr ausreicht, muss ein Bäuerlein die entscheidende Bresche schlagen. xe6 25. Tg3 Droht Dxh5. Kh7 26. Th4 Schon zum zweitenmal in der Partie droht ein Opfer auf h5! Df7 27. Tg5 Erneuert die Opferdrohung. Tg8 Nun würde Schwarz aber mit Schachgebot auf h5 zurückschlagen, daher weicht zunächst der weiße König aus. 28. Kf1 Df3 Ein verzweifelter Gegenangriff, allerdings war das entscheidende Opfer auf h5 nun nicht mehr zu verhindern. 29. Txh5+ xh5 30. Dc7+ Es folgt ein eleganter Tanz der verbleibenden beiden weißen Schwerfiguren. Kh8 31. De5+ Kh7 32. Txh5+ Hier hätte Schwarz die Dame geben müssen, natürlich ohne Aussicht. Kg6 33. Dg5+ Kf7 34. Th7+ nebst Matt, so dass Schwarz hier aufgab. Und die ganze Zeit hat der Lc1 keinen einzigen Zug gemacht! Auch wenn die Partie nur ein 'Spiel auf ein Tor' war, ist die finessenreiche weiße Angriffsführung doch beeindruckend.
Chaco - 04. Mär '25
🦉👍
toby84 - 04. Mär '25
ja das sieht schon ungewöhnlich aus. also merken: wenn die b-linie halboffen und die 4 reihe offen ist, dann ruhig den turm mal anders entwickeln ^^
ich frage mich, wo der fehler war. 14... c5? oder vll schon 13... Lf5?
das sieht alles so harmlos aus, aber dann rollt ganz unverhofft der angriff los.
ich frage mich, wo der fehler war. 14... c5? oder vll schon 13... Lf5?
das sieht alles so harmlos aus, aber dann rollt ganz unverhofft der angriff los.
Vabanque - 04. Mär '25
Genau das habe ich mich auch gefragt. Auf einmal hat Schwarz keine Chance mehr, ohne dass man weiß, wo sie eigentlich was falsch gemacht hat.
Deswegen habe ich mich in meinen Kommentaren um die Beantwortung dieser Frage ja auch bewusst herumgedrückt ...
c5 treibt den Turm natürlich dahin, wo er sowieso hin will ... aber was wäre eine bessere Alternative gewesen?
Lf5 stellt den Läufer quasi als Angriffsobjekt bereit (und es ist witzig zu beobachten, wie er immer und immer wieder angegriffen werden wird und nie ein gutes Feld findet), aber hier wieder die Frage: was wäre besser gewesen?
Ich denke, der schwarze Eröffnungsaufbau ist irgendwie schon ungünstig. Ich kenne mich jetzt in Russisch nicht gut genug aus, um wirklich etwas dazu zu sagen, aber Weiß kommt mit einfachen Zügen mühelos gut ins Spiel, während Schwarz von Anfang an Entwicklungsschwierigkeiten zu haben scheint.
Deswegen habe ich mich in meinen Kommentaren um die Beantwortung dieser Frage ja auch bewusst herumgedrückt ...
c5 treibt den Turm natürlich dahin, wo er sowieso hin will ... aber was wäre eine bessere Alternative gewesen?
Lf5 stellt den Läufer quasi als Angriffsobjekt bereit (und es ist witzig zu beobachten, wie er immer und immer wieder angegriffen werden wird und nie ein gutes Feld findet), aber hier wieder die Frage: was wäre besser gewesen?
Ich denke, der schwarze Eröffnungsaufbau ist irgendwie schon ungünstig. Ich kenne mich jetzt in Russisch nicht gut genug aus, um wirklich etwas dazu zu sagen, aber Weiß kommt mit einfachen Zügen mühelos gut ins Spiel, während Schwarz von Anfang an Entwicklungsschwierigkeiten zu haben scheint.