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Bemerkenswerte Endspiele XII: Kashdan-Fine 1936
Vabanque - 08. Jan '20
Der Name von GM Reuben Fine (1914-1993) wird heute wahrscheinlich nicht mehr allzu vielen Schachfreunden geläufig sein. Dabei gehörte der US-Amerikaner in den 30er Jahren nicht nur zur erweiterten, sondern sogar zur absoluten Weltspitze und wurde als Kandidat für die Weltmeisterschaft gehandelt. Im AVRO-Turnier von 1938 belegte Fine punktgleich mit Keres den geteilten 1./2. Platz, vor Botwinnik, Euwe, Reshevsky und Aljechin. Nach dem 2. Weltkrieg gab Fine seine Schachkarriere jedoch zu Gunsten einer beruflichen Laufbahn als Psychoanalytiker auf. Dies mag einer der Gründe sein, warum er heute in Vergessenheit geraten ist. Ein anderer Grund besteht vielleicht darin, dass sein Stil in der Regel äußerst trocken und mehr defensiv als aggressiv angelegt war, so dass die überwiegende Mehrzahl seiner Partien den Nachspielenden nicht unmittelbar anspricht.
Unspektakulär mögen Fines Partien durchaus sein, dafür sind aber viele von ihnen äußerst lehrreich. Die von mir hier ausgewählte Partie zeigt nicht nur die korrekte Behandlung eines schwierigen Läuferendspiels auf, sondern auch den richtigen Zeitpunkt, einen Angriff, der nicht zum Matt führt, gegen ein vorteilhaftes Endspiel einzutauschen.
Ich habe in meinen Anmerkungen versucht, mit möglichst wenig Varianten auszukommen, aber dafür die Pläne hinter den Zügen ausführlich zu erläutern. In wie weit mir das gelungen ist, müsst ihr jetzt selbst entscheiden.































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Unspektakulär mögen Fines Partien durchaus sein, dafür sind aber viele von ihnen äußerst lehrreich. Die von mir hier ausgewählte Partie zeigt nicht nur die korrekte Behandlung eines schwierigen Läuferendspiels auf, sondern auch den richtigen Zeitpunkt, einen Angriff, der nicht zum Matt führt, gegen ein vorteilhaftes Endspiel einzutauschen.
Ich habe in meinen Anmerkungen versucht, mit möglichst wenig Varianten auszukommen, aber dafür die Pläne hinter den Zügen ausführlich zu erläutern. In wie weit mir das gelungen ist, müsst ihr jetzt selbst entscheiden.
Isaac Kashdan Reuben Fine US Championship | New York, NY USA | 7 | 1936.05.03 | E23 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. Db3 Einstmals populär, gehört dieser Zug nun an dieser Stelle zu den am seltensten gespielten Fortsetzungen. c5 Die konsequenteste Antwort, mit der Schwarz sofort die Schwächung von d4 ausnutzt. 5. xc5 Sc6 6. Sf3 Lxc5 7. e3 Ein lahmer Zug.
7. Lg5 sieht besser aus. Der Textzug schließt den Läufer ein, und man wird sehen, wie schlecht er später ins Spiel kommt.
O-O 8. Le2 b6 Sofortiges d5 war möglich, aber Fine zieht es vor, zuerst seine Entwicklung zu vollenden, um anschließend umso größere Kraft hinter den zentralen Vorstoß legen zu können. 9. O-O Lb7 10. a3 De7 11. Td1 Tfd8 12. Ld2 Siehe die Anmerkung zum 7. Zug. d5 Schwarz kann hier gut den Isolani in Kauf nehmen, denn er wird ihn gleich auf d4 wieder auflösen können. 13. xd5 xd5 14. Le1 d4 Nun kommen alle schwarzen Figuren optimal zur Geltung. 15. xd4 Sxd4 16. Sxd4 Lxd4 Droht bereits Figurengewinn durch Lxc3 nebst Dxe2. 17. Lf1 De5 Nun droht Sg4. Man sieht, wie stark die schwarzen Figuren stehen. Allerdings muss Schwarz auch gehörig auf die Tube drücken, andernfalls wird seine Initiative verpuffen. Statische Nachteile, wie Bauern- und Felderschwächen, hat Weiß ja nicht. Also ist der Vorteil von Schwarz rein dynamischer Natur, und somit muss er das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. 18. h3 h5 Auch diese Partie illustriert wieder einmal den Grundsatz, dass reine Figurenangriffe nur selten durchschlagen. Fast immer wird die Unterstützung der Bauern benötigt. Schwarz plant h5-h4 und anschließend den Ld4 über c5 nach d6 zu überführen, wonach Weiß der Mattdrohung auf h2 nicht mit g3 begegnen könnte. 19. Td2 Weiß droht nun die Türme auf der d-Linie zu verdoppeln, wonach der Ld4 gefesselt wäre. Schwarz hat daher keine Zeit für h4 und muss sofort Lc5 spielen. Lc5 20. Txd8+ Txd8 21. Td1 Weiß versucht durch möglichst viel Figurentausch die schwarze Initiative zu schwächen. Natürlich wäre er bei der symmetrischen Bauernstruktur in diesem Stadium mit einem Endspiel recht zufrieden. Schwarz dagegen wird sich auf ein reines Endspiel erst dann einlassen, wenn er eine Schwächung der weißen Bauernstruktur erreicht hat. Txd1 22. Dxd1 Ld6 23. g3 Erzwungen und auch möglich, da Weiß den Schwarzen nicht zu h4 hat kommen lassen. Spielt Schwarz jetzt h4, so antwortet Weiß Lg2. Lc5 Stärker als das unmittelbare h4. Schwarz droht Dxg3+. Die schwarzen Läufer stehen furchtbar. Man wundert sich, dass Weiß überhaupt noch Verteidigungsmöglichkeiten besitzt. 24. Kh2 h4 Jetzt sehr stark. Es droht hxg3+ nebst De3 und Mattdrohung auf g1. Aber Weiß findet noch eine Verteidigungsmöglichkeit. 25. Dd8+ Se8 26. Dd2 Aber auch so hat Weiß erreicht, dass er diesen wichtigen Verteidigungszug (der Le1 wie auch das Feld e3 müssen geschützt sein) ohne direkte schädliche Folgen (schwarzes Se4) spielen kann. Sd6 Schon ist er wieder da, der freche Kerl. 27. f4 xg3+ 28. Lxg3 Nun wo Schwarz eine Schwächung der weißen Bauernstellung am Königsflügel erreicht hat (die allein dem Vorgehen des h-Bauern zu verdanken war!), entscheidet er sich für den Übergang ins Endspiel. Vielleicht wäre es objektiv stärker gewesen, den Druck aufrecht zu erhalten. Aber durch die Zersplitterung des weißen Bauern wurde ein dynamischer Vorteil in einen statischen umgewandelt, der nicht mehr so leicht verloren zu gehen droht. Daher ist das Endspiel nun eine risikolose Möglichkeit für Schwarz, auf Gewinn zu spielen und damit im praktischen Spiel die beste Entscheidung (freilich ohne dass dieser Gewinn auch gesichert wäre). De3 29. Dxe3 Wegen der Mattdrohung muss Weiß tauschen. Lxe3 Schon droht Bauerngewinn durch Lc1. Man erkennt plötzlich, dass auch die weißen Damenflügelbauern schwach sind. 30. a4 Lc1 31. b3 Ld2 32. Sb5 Weiß verteidigt sich abermals sehr gut. Zieht der Springer woanders hin (außer Sb1, worauf Lb4 erfolgen würde, und der Springer hat kein Feld), so gewinnt Ld5 einen Bauern. Sxb5 33. Lxb5 Nun kann Weiß auf Ld5 noch mit Lc4 decken. g6 Warum spielt Schwarz nicht sofort Ld5 34. Lc4 (erzwungen) Lxc4 35. xc4 und vereinzelt damit die weißen Damenflügebauern? Nun die Vereinzelung allein tut es nicht, da die Bauern auf weißen Feldern stehen und damit nicht vom Läufer, sondern nur vom König angegriffen werden können. Der schwarze König kann aber nach g6 36. Kg2 Kg7 37. Kf3 Kf6 38. Ke4 nicht entscheidend vordringen. Käme er dagegen bis nach f5, sähe die Lage anders aus. Weiß käme dann bald in Zugzwang. Genauso wird es in der Partie geschehen.
34. Kg1 Ld5 So hat Schwarz gegenüber der zum 33. Zug von Schwarz angegebenen Variante ganz einfach ein Tempo gewonnen, da der weiße König g2 nicht betreten konnte. 35. Lc4 Lxc4 36. xc4 Kg7 37. Kf2 Kf6 38. Ke2 Lc1 39. Kd1 La3 40. Ke2 Kf5 41. Kf3 Ld6 Dies ist genau die Stellung, die Schwarz mit dem Übergang ins Endspiel angestrebt hatte. Weiß ist in Zugzwang und muss seinen Läufer ohne Deckung lassen, wonach g5 den f-Bauern gewinnt. 42. Lh2 g5 43. Lg1 Lxf4 44. c5 Die beste praktische Chance. Je weniger Bauern auf dem Brett bleiben, desto schwieriger ist der Gewinn für Schwarz. xc5 45. Lxc5 a6 46. Lb6 Ld6 47. Ld8 Nun muss Schwarz so manövrieren, dass er seine Königsflügelbauern von der Deckung seines Königs befreit, damit dieser zum Damenflügel marschieren kann. Le5 48. La5 Lf6 49. Lb6 Le7 50. La5 Ke6 Jetzt kann er rüber. 51. Kg4 f5+ 52. Kf3 Weiß kommt an die schwarzen Bauern nicht mehr ran. Kh5 würde seinen König hoffnungslos ins Abseits stellen. Kd5 53. Lc7 Kc5 54. La5 Kc4 55. Lc7 Kb4 56. a5 Dieser Bauer ist letzten Endes natürlich todgeweiht, aber Weiß kann dem Schwarzen das Leben zunächst noch schwer machen, indem er sich möglichst lange so aufstellt, dass Schwarz den Bauern a5 nur unter Preisgabe von g5 gewinnen kann. Kc5 57. Lb6+ Kc6 Mit diesem Manöver zwingt Schwarz den weißen Läufer in eine weniger günstige Position. Der weitere Plan ist Kd7 nebst Ld8. Weiß kommt dem zuvor. 58. Le3 Ld8 Jetzt, wo der weiße Läufer nicht mehr 'von oben' kommen kann, wird der Bauer a5 bald erobert werden, denn der Gegenangriff auf g5 kann mit f4 abgeklemmt werden. 59. Ld2 Kb5 60. Kf2 f4 61. Lc3 Immer noch wehrt sich Weiß; auf Lxa5 käme jetzt Lf6. Kc4 62. Ld2 Le7 Jetzt soll Lb4 das Ende herbeiführen. 63. h4 Die allerletzte Möglichkeit zu kämpfen. Noch einmal gelingt es Weiß, die Anzahl der verbleibenden Bauern zu redzuzieren. xh4 64. Lxf4 Ld8 65. Ld2 Kb5 66. Kg2 Leider muss sich der König noch weiter abseits vom schwarzen a-Bauern begeben, um den h-Bauern im Auge zu behalten. Lxa5 67. Lg5 Lb6 Am einfachsten. 68. Lxh4 a5 Fine hat präzise berechnet, dass der weiße König zu spät kommt. 69. Kf3 a4 70. Ke2 a3 71. Lf6 Kc4 72. Kd2 Kb3 73. Kc1 a2
Laudatio - 08. Jan '20
Die Endspielbehandlung ist wirklich zum "Zunge schnalzen". Wie GM Fine seinen dynamischen Vorteil in einen positionellen Vorteil und dann in einen materiellen Vorteil umwandelt und diesen dann im Endspiel verwertet ist beeindruckend. Das fehlt uns Normalsterblichen häufig zu erkennen, wann man seinen Spielstil umstellen muss.
Auch ein dickes Kompliment für die Erläuterung der Pläne.
Mir hat es Spaß gemacht diese Partie nachzuspielen.
Auch ein dickes Kompliment für die Erläuterung der Pläne.
Mir hat es Spaß gemacht diese Partie nachzuspielen.
Kellerdrache - 08. Jan '20
Eine ziemlich technische Partie, aber trotzdem faszinierend. So können eben auch Partien ohne offensichtliche Glanzzüge interessant sein. Schon beeindruckend mit welcher Präzision Fine die ganze Partie spielt.
Deine Kommentare helfen einem, jedenfalls mir, nie den Faden in der Partie zu verlieren. Viele Varianten braucht es da gar nicht. Ich finde, die machen meist eher bei taktischen Partien Sinn.
Die Partie ist übrigens eine gute Erklärung dafür warum die 4.Db3-Variante nicht mehr so populär ist. Weiß hat eigentlich nie in dieser Partie wirklich die Initiative
Deine Kommentare helfen einem, jedenfalls mir, nie den Faden in der Partie zu verlieren. Viele Varianten braucht es da gar nicht. Ich finde, die machen meist eher bei taktischen Partien Sinn.
Die Partie ist übrigens eine gute Erklärung dafür warum die 4.Db3-Variante nicht mehr so populär ist. Weiß hat eigentlich nie in dieser Partie wirklich die Initiative
Oli1970 - 08. Jan '20
Eine ziemlich lange Partie, die trotzdem keine "Steinchenschieberei" ist - ich muss sagen, ich fand sie sehr interessant und fesselnd.
Die Eröffnung kam zunächst ziemlich "normalo" rüber, bis ich mir im 17. Zug dann die Augen rieb, weil die beiden weißen Läufer sich nach ihren Kurztrips brüderlich vereint auf der Grundreihe wiedergefunden haben.
Laudatio hat ja bereits festgestellt, wie es Fine gelungen ist, seine Vorteile immer weiter auszubauen und am Ende zu verwerten. Schön, dass dies ohne einen eklatanten Fehlzug Kashdans gelungen ist, der ein ebenso schönes Verteidigungsspiel aufgebaut hat. Somit gehört die Partie zu den echten Perlen. Zu jener Zeit gehörte Kashdan laut Wikipedia wie Fine zu den zehn stärksten Spielern der Welt; der Name sagte mir zunächst rein gar nichts.
Sehr sehenswert ist dann die Endspielbehandlung ab dem 47. Zug - hier wie schon zuvor mir den erstklassigen Kommentaren war es ein Vergnügen, dem Spiel zu folgen. Wahrscheinlich ist die so detaillierte Erläuterung der Pläne der Grund, warum die Partie eben nicht wie eine "Steinchenschieberei" anmutet; wie die beiden Spieler ihre Läufer ziehen, um einen Vorteil zu erhalten bzw. zu verhindern, wird wunderbar offenbar! Eine schöne Lehrstunde, deren Wert mir andernfalls verborgen geblieben wäre. Selbst in der vereinfachten Stellung ab dem - sagen wir - 65. Zug habe ich überhaupt keinen Gewinnweg gesehen, auch wenn mir klar war, dass es gehen muss.
Die Kommentierung ist eine der besten, die ich je gelesen habe, meine ich. Mein Favorit für 2020 steht schon fest - schnurstracks dadurch ohne Abschweifungen, Erläuterung der Pläne und der Planentwicklung, aufs Notwendigste reduzierte Varianten, die aber aufs i-Tüpfelchen die Lücken füllen, um die Erklärungen abzurunden - sehr schön, ich habe nicht einmal den Rechner anschmeißen müssen! Das würde ich mir von so manchem Schachbuch wünschen! Großes Kino!
Die Eröffnung kam zunächst ziemlich "normalo" rüber, bis ich mir im 17. Zug dann die Augen rieb, weil die beiden weißen Läufer sich nach ihren Kurztrips brüderlich vereint auf der Grundreihe wiedergefunden haben.
Laudatio hat ja bereits festgestellt, wie es Fine gelungen ist, seine Vorteile immer weiter auszubauen und am Ende zu verwerten. Schön, dass dies ohne einen eklatanten Fehlzug Kashdans gelungen ist, der ein ebenso schönes Verteidigungsspiel aufgebaut hat. Somit gehört die Partie zu den echten Perlen. Zu jener Zeit gehörte Kashdan laut Wikipedia wie Fine zu den zehn stärksten Spielern der Welt; der Name sagte mir zunächst rein gar nichts.
Sehr sehenswert ist dann die Endspielbehandlung ab dem 47. Zug - hier wie schon zuvor mir den erstklassigen Kommentaren war es ein Vergnügen, dem Spiel zu folgen. Wahrscheinlich ist die so detaillierte Erläuterung der Pläne der Grund, warum die Partie eben nicht wie eine "Steinchenschieberei" anmutet; wie die beiden Spieler ihre Läufer ziehen, um einen Vorteil zu erhalten bzw. zu verhindern, wird wunderbar offenbar! Eine schöne Lehrstunde, deren Wert mir andernfalls verborgen geblieben wäre. Selbst in der vereinfachten Stellung ab dem - sagen wir - 65. Zug habe ich überhaupt keinen Gewinnweg gesehen, auch wenn mir klar war, dass es gehen muss.
Die Kommentierung ist eine der besten, die ich je gelesen habe, meine ich. Mein Favorit für 2020 steht schon fest - schnurstracks dadurch ohne Abschweifungen, Erläuterung der Pläne und der Planentwicklung, aufs Notwendigste reduzierte Varianten, die aber aufs i-Tüpfelchen die Lücken füllen, um die Erklärungen abzurunden - sehr schön, ich habe nicht einmal den Rechner anschmeißen müssen! Das würde ich mir von so manchem Schachbuch wünschen! Großes Kino!
Vabanque - 10. Jan '20
@Laudatio @Kellerdrache @Oli1970:
Danke für eure Blumensträuße, die freilich eine Schuhnummer zu groß ausgefallen sind, aber ich habe mir echt Mühe gegeben, die lange, trockene Partie durch ein klare Darstellung der Pläne anschaulich zu machen. Schön, dass es wenigstens euch dreien gefallen hat. Ich vermisse allerdings noch die Stimmen der Kritiker, die sich hinter einem Minus verstecken. Es muss doch auch möglich sein, die Kritik konkret zu begründen, z.B. Partie zu lang, Kommentare zu ausführlich, Kommentare immer noch zu knapp, dieser oder jener Kommentar ist falsch bzw. trifft nicht zu (was durchaus sein kann, weil ich ja ohne Engine kommentiert habe, sie verraten einem nämlich genau das nicht, worauf es mir hier ankam: nämlich Ideen und Pläne).
Danke für eure Blumensträuße, die freilich eine Schuhnummer zu groß ausgefallen sind, aber ich habe mir echt Mühe gegeben, die lange, trockene Partie durch ein klare Darstellung der Pläne anschaulich zu machen. Schön, dass es wenigstens euch dreien gefallen hat. Ich vermisse allerdings noch die Stimmen der Kritiker, die sich hinter einem Minus verstecken. Es muss doch auch möglich sein, die Kritik konkret zu begründen, z.B. Partie zu lang, Kommentare zu ausführlich, Kommentare immer noch zu knapp, dieser oder jener Kommentar ist falsch bzw. trifft nicht zu (was durchaus sein kann, weil ich ja ohne Engine kommentiert habe, sie verraten einem nämlich genau das nicht, worauf es mir hier ankam: nämlich Ideen und Pläne).
Vabanque - 10. Jan '20
@Oli1970: Genau das hat mir an der Partie auch gefallen, dass sie ohne einen wirklichen Fehlzug des Verlierers auskommt. Kashdan hat die Eröffnung lediglich etwas lasch gespielt und ist dadurch positionell ins Hintertreffen geraten (was bei Spielern dieser Klasse bereits ausreicht), wurde komplett überspielt, hat sich dann aber aufgerafft und sich bis zum Schluss äußerst zäh verteidigt, so dass Fine sein ganzes Können aufbieten musste, um zu gewinnen.
Tschechov - 11. Jan '20
@Laudatio: >>Wie GM Fine seinen dynamischen Vorteil in einen positionellen Vorteil und dann in einen materiellen Vorteil umwandelt und diesen dann im Endspiel verwertet ist beeindruckend.<<
Das ist wirklich große Kunst, scheinbar (nicht anscheinend!) ganz unspektakulär und trocken zum Sieg zu kommen. Ich glaube, wir alle kennen solche Partien (auch wenn wir keine Großmeister sind), bei denen wir am Ende staunend feststellen, daß unsere Lage aussichtslos ist, obwohl wir uns keines Fehlzuges unsererseits bewußt sind.
Das ist wirklich große Kunst, scheinbar (nicht anscheinend!) ganz unspektakulär und trocken zum Sieg zu kommen. Ich glaube, wir alle kennen solche Partien (auch wenn wir keine Großmeister sind), bei denen wir am Ende staunend feststellen, daß unsere Lage aussichtslos ist, obwohl wir uns keines Fehlzuges unsererseits bewußt sind.
freak40 - 13. Jan '20
Erst mal ein Danke schön :-)))))
Eine tolle Partie (in meinen Augen), dazu eine gute und pointierte Kommentierung...ja, ich bin dann ich Schachhimmel.
So viele Partien hier bei "kommentierten Partien" sind ein Kleinod, egal vom wem verfasst.
Trotzdem freue ich mich immer sehr bei Partien von Vabanque.....man kann wohl mit Recht sagen, daß er der Vater dieser Rubrik ist.
Reuben Fine war für viele bedeutende Schachhistoriker wohl der stärkste Spieler der Welt anfangs der 40 er Jahre.
Botwinnik beschrieb Fines Stiel als : eisig, eiskalt.
Auf die Frage nach dem Ausgang des Matches Aljechin vs Fine antwortete Botwinnik: "Die Virulenz Aljechins wird dem Frost Fines nicht standhalten."
Ich geb es zu....ich mag diese technischen Partien wenn sie mit Phantasie besetzt sind. Denen kann ich folgen und es ist eine ganz kristallklare Logik vorhanden.
Aljechin, Tal, Kasparow....da sind leider auch Partien bei, die ich einfach nicht verstehe.....zuviel Dynamik.
Zur Partie: Beide haben gut gespielt....der Fehler muß in der Eröffnung liegen....vielleicht wirklich das sich selbst einsperrende e3; ich weiß es nicht.
Lange habe ich mich nicht mehr so an einer Partie erfreut :-
Best regards
Freak
Eine tolle Partie (in meinen Augen), dazu eine gute und pointierte Kommentierung...ja, ich bin dann ich Schachhimmel.
So viele Partien hier bei "kommentierten Partien" sind ein Kleinod, egal vom wem verfasst.
Trotzdem freue ich mich immer sehr bei Partien von Vabanque.....man kann wohl mit Recht sagen, daß er der Vater dieser Rubrik ist.
Reuben Fine war für viele bedeutende Schachhistoriker wohl der stärkste Spieler der Welt anfangs der 40 er Jahre.
Botwinnik beschrieb Fines Stiel als : eisig, eiskalt.
Auf die Frage nach dem Ausgang des Matches Aljechin vs Fine antwortete Botwinnik: "Die Virulenz Aljechins wird dem Frost Fines nicht standhalten."
Ich geb es zu....ich mag diese technischen Partien wenn sie mit Phantasie besetzt sind. Denen kann ich folgen und es ist eine ganz kristallklare Logik vorhanden.
Aljechin, Tal, Kasparow....da sind leider auch Partien bei, die ich einfach nicht verstehe.....zuviel Dynamik.
Zur Partie: Beide haben gut gespielt....der Fehler muß in der Eröffnung liegen....vielleicht wirklich das sich selbst einsperrende e3; ich weiß es nicht.
Lange habe ich mich nicht mehr so an einer Partie erfreut :-
Best regards
Freak
Vabanque - 14. Jan '20
Hallo Freak,
danke für dein Lob, aber vor allem für deine Hintergrundinfos.
Leider kam es ja nie zu einem Match Aljechin-Fine, genauso wenig wie zu Aljechin-Botwinnik oder Aljechin-Reshevsky. Alles das wäre höchst interessant gewesen, und über einen eventuellen Ausgang kann man nur spekulieren. Man muss aber zugeben, dass Aljechin wohl Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Kräfte war, auch wenn er immer noch immens stark war.
Diese technischen Partien können schon faszinieren, und zunächst scheinen sie besser verständlich als die 'Feuerwerke' eines Aljechin, Tal, Keres oder Kasparov (die allerdings ebenfalls trocken-technische Partien liefern konnten, wenn es nötig war).
Nun ist es zwar so, dass ich nach langem Studium obige Partie so weit verstehen konnte, dass ich die wesentlichen Pläne und Züge zu erklären in der Lage war.
Aber: diesen Stil nachzumachen würde mir genauso wenig gelingen wie den Stil Tals oder Kasparovs! Beides fasziniert, aber wir können es selber nicht so durchführen (damit schließe ich Spieler bis hin zu einer DWZ von ca. 2200 ein).
Ich habe mir noch eine Reihe weiterer Partien von Fine angesehen, aber obige scheint mir schon eine der besten.
Das Rätsel, wo Weiß eigentlich fehl gegangen ist, habe ich natürlich auch nicht aufdecken können ... vielleicht würde es helfen, dazu eine Engine anzuschmeißen ... wenn ich nach wie vor nicht bloß Vertrauen in diesen Dinger hätte, sobald es sich um taktische Varianten handelt ... und genau die gibt es ja in dieser Partie kaum :-)
danke für dein Lob, aber vor allem für deine Hintergrundinfos.
Leider kam es ja nie zu einem Match Aljechin-Fine, genauso wenig wie zu Aljechin-Botwinnik oder Aljechin-Reshevsky. Alles das wäre höchst interessant gewesen, und über einen eventuellen Ausgang kann man nur spekulieren. Man muss aber zugeben, dass Aljechin wohl Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Kräfte war, auch wenn er immer noch immens stark war.
Diese technischen Partien können schon faszinieren, und zunächst scheinen sie besser verständlich als die 'Feuerwerke' eines Aljechin, Tal, Keres oder Kasparov (die allerdings ebenfalls trocken-technische Partien liefern konnten, wenn es nötig war).
Nun ist es zwar so, dass ich nach langem Studium obige Partie so weit verstehen konnte, dass ich die wesentlichen Pläne und Züge zu erklären in der Lage war.
Aber: diesen Stil nachzumachen würde mir genauso wenig gelingen wie den Stil Tals oder Kasparovs! Beides fasziniert, aber wir können es selber nicht so durchführen (damit schließe ich Spieler bis hin zu einer DWZ von ca. 2200 ein).
Ich habe mir noch eine Reihe weiterer Partien von Fine angesehen, aber obige scheint mir schon eine der besten.
Das Rätsel, wo Weiß eigentlich fehl gegangen ist, habe ich natürlich auch nicht aufdecken können ... vielleicht würde es helfen, dazu eine Engine anzuschmeißen ... wenn ich nach wie vor nicht bloß Vertrauen in diesen Dinger hätte, sobald es sich um taktische Varianten handelt ... und genau die gibt es ja in dieser Partie kaum :-)
freak40 - 16. Jan '20
Warum so wenig Resonanz
Ich bin erschüttert:
So eine PARTIE, so GUTE Kommentierung....
Keine Resonanz.
Eine Partie hier einstellen bedeutet viel Arbeit.
Stunden hat man investiert, um die Parte zu gestallten.
Dann bekommt man als Antwort 3 bis 4 Replays........schlicht frust!
Go on! Innerhalb der nächsten 7 Tage werde ich eine Partie (höchstwahrscheinlich Karpow vs Seirawan) einstellen und halt eine Schachaufgabe.
Die Foren "kommentierte Partien" und "Schachaufgaben" sind zu schön um sie sterben zu lassen.
Freak
Ich bin erschüttert:
So eine PARTIE, so GUTE Kommentierung....
Keine Resonanz.
Eine Partie hier einstellen bedeutet viel Arbeit.
Stunden hat man investiert, um die Parte zu gestallten.
Dann bekommt man als Antwort 3 bis 4 Replays........schlicht frust!
Go on! Innerhalb der nächsten 7 Tage werde ich eine Partie (höchstwahrscheinlich Karpow vs Seirawan) einstellen und halt eine Schachaufgabe.
Die Foren "kommentierte Partien" und "Schachaufgaben" sind zu schön um sie sterben zu lassen.
Freak
Vabanque - 16. Jan '20
>>Innerhalb der nächsten 7 Tage werde ich eine Partie (höchstwahrscheinlich Karpow vs Seirawan) einstellen<<
Gerne! Freu mich schon drauf!
Gerne! Freu mich schon drauf!
StillSchweiger - 16. Jan '20
Zitat meines Sohnes beim Anblick des Ostseestrandes im Urlaub:
"So viel Sand, und keine Förmchen" ...
Will sagen, ich werde den Einwurf von freak40 mal zum Anlass nehmen und mich mehr mit solchen Partiekommentierungen beschäftigen, und auch mal zurückschreiben. Momentan sind sie bei mir willkommener snack abends oder morgens im Bus. Aber sie haben mehr Respekt verdient
"So viel Sand, und keine Förmchen" ...
Will sagen, ich werde den Einwurf von freak40 mal zum Anlass nehmen und mich mehr mit solchen Partiekommentierungen beschäftigen, und auch mal zurückschreiben. Momentan sind sie bei mir willkommener snack abends oder morgens im Bus. Aber sie haben mehr Respekt verdient
Famulus - 16. Feb '20
Die Mahnung vom 16.01. hat in Verzug gesetzt, war aber wohl überflüssig wegen kalendermässiger Bestimmung der Leistung.