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Die Frauenweltmeisterinnen des 21. Jh. (I): Zhu Chen

Vabanque - 23. Jan '25 Edited
Im Forum werden von Zeit zu Zeit immer mal wieder Stimmen laut, dass dem Frauenschach im Allgemeinen und den Frauen-Weltmeisterinnen im Besonderen zu wenig Aufmerksamkeit gezollt wird, was ja tatsächlich auch der Fall ist.
Diesem Übelstand möchte ich mit einer neuen Reihe, so weit es mir möglich ist, ein wenig abhelfen.
Dabei werde ich mich - um die Fülle des Materials einzugrenzen - zunächst einmal auf die Frauenweltmeisterinnen des 21. Jh. beschränken. Die gezeigten Partien werden dabei teils, aber nicht ausschließlich, aus den WM-Turnieren stammen, in denen die betreffenden Damen den Titel erwarben. Wichtiger als dies wird mir bei der Auswahl jedoch sein, dass die Partien unterhaltsam sind, d.h. dass in ihnen Außergewöhnliches und Überraschendes geschieht, und dass sie nicht zu lang sind, möglichst kürzer als 40 oder sogar kürzer als 30 Züge, um beim Durchspielen den 'schnellen Genuss' zu erleben.

Die erste Frau, die im 21. Jh. den Titel der Weltmeisterin der Damen erlangt hat, war die Chinesin Zhu Chen. (Überhaupt dominieren seit Ende des vorigen Jh. im Frauenschach die Chinesinnen, gefolgt von Osteuropäerinnen.) 2001, im Alter von 24 Jahren, triumphierte sie im Finale des Frauen-WM-Turniers (das damals im KO-System durchgeführt wurde) über die Russin Alexandra Kosteniuk (die später, nämlich 2008, selbst den Titel gewinnen konnte).

Ich zeige hier die letzte und entscheidende Partie des Matchs Zhu - Kosteniuk, in der die Chinesin einen glänzenden Schwarzsieg gegen die Russin vortrug. Sie rochierte nicht, bewegte auch die ganze Partie über den Th8 nicht, und brach trotzdem am Königsflügel durch, während die Gegenspiel-Versuche ihrer Kontrahentin in der Mitte im Keime stecken blieben:

Alexandra Kosteniuk Zhu Chen Women's World Championship Knockout Tournament | Moscow RUS | 6.8 | 2001.12.14 | B90 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. d4 xd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. f3 e5 7. Sb3 Le6 8. Le3 Le7 9. Dd2 h5!? Der erste erstaunliche Zug der Chinesin. Erstaunlich deshalb, da sie offenbar keine Rochade beabsichtigt, sondern mit ihrem König in der Mitte zu bleiben plant (die lange Rochade wäre auch etwas luftig). Auf jeden Fall verhindert sie so etwaiges g2-g4 von Weiß, aber der schwarze h-Bauer wird später in dieser Partie auch noch weiter vordringen. 10. Le2 Sbd7 11. a4 Ebenso wie die Chinesin weißes g4 auf der Königsseite verhindert hat, wendet sich dieser Zug der Russin gegen schwarzes b7-b5. Nur dass damit auch kaum mehr eine weiße Rochade auf die Damenseite möglich sein wird. Tc8 12. a5 Nach bewährtem Muster wird damit der schwarze Damenflügel 'festgelegt'. Allerdings wird Weiß in dieser Partie nie in die Lage kommen, dies auszunutzen. g6 13. O-O h4 Jetzt wo Weiß kurz rochiert hat, kann der schwarze h-Bauer weiter als Angriffsinstrument eingesetzt werden. Ihn jetzt mit h2-h3 zu stoppen, würde ein Loch auf g3 hinterlassen. 14. Sd5 Kosteniuk versucht etwas in der Mitte zu unternehmen, gemäß der uralten Regel, dass man einen verfrühten (?) Flügelangriff am besten mit einem Gegenstoß in der Mitte kontert. Lxd5 15. xd5 Sh5 Macht dem f-Bauern den Weg frei. 16. c4 f5 17. Tfd1 f4 18. Lf2 h3 19. c5!? Ein Bauernopfer, um den d-Bauern frei zu machen und evtl. doch noch irgendwie an den in der Mitte stehenden schwarzen König heranzukommen. xc5 20. d6?! Verfehlt nach der starken schwarzen Antwort seinen Zweck.
Stärker war hier (oder auch schon im vorigen Zug) 20. Dc2 mit Angriff auf g6.
Lh4! Erzwingt den Tausch des Lf2.
Nach Lg5? (oder auch Lf6?) 21. Tac1 wäre Weiß plötzlich sehr stark gestanden, denn die Festlegung des schwarzen Damenflügels durch 12. a5 hätte sich bewährt: Schwarz hätte c5 nicht mehr verteidigen können. Außerdem wäre Dd5 nebst Lc4 im Raum gestanden. Deswegen war 20... Lh4 so wichtig. Der Lf2 musste getauscht werden, damit er c5 nicht mehr angreifen kann.
21. Lc4 Optisch scheint der Läufer hier ja gut zu stehen, aber in Wirklichkeit guckt er bloß ins Leere. Lxf2+ 22. Dxf2 Dg5 Die schwarzen Figuren zielen auf den weißen König, und die Öffnung der h-Linie steht im Raum. Und die weißen Figuren kommen immer noch nicht an den schwarzen König heran. 23. Td2?! Um g2 noch einmal zu überdecken und ggf. die weiße Dame beweglich zu machen. Aber die Idee ist nicht sehr glücklich.
23. Sd2! hätte den auf b3 sinnlos herumstehenden Springer wieder ins Spiel gebracht.
Shf6! Der Springer hatte auf h5 keine Perspektive mehr, jetzt aber unterstützt er eventuelles e5-e4. 24. De1? Weiß kommt ins Schwimmen. Aber die Lage war bereits kritisch.
24. Te1 hätte immerhin noch den Turm aktiviert, der in dieser Partie nie ziehen wird. Zwar zieht auch der schwarze Th8 nie, doch wird er gleich noch stark im Hintergrund wirken.
Kf8?! In der e-Linie wäre es dem schwarzen Oberhaupt auf Dauer doch zu ungemütlich. Der Zug soll e4 vorbereiten, aber sofortiges e4 wäre entgegen dem Anschein sogar stärker gewesen. 25. Te2 e4! Genau der Zug, den Weiß verhindert zu haben glaubte! 26. xe4 Sonst rückt der Bauer nach e3 vor. Se5! Noch stärker als das ebenfalls schon mögliche f4-f3. Man sieht, dass e5-e4 das Feld e5 für den Springer geräumt hat. Es drohen nun sowohl Sf3+ mit Damengewinn sowie auch Sxc4. 27. Dc3? Verliert endgültig.
Die letzte Chance bestand in 27. Sd2 , was auch c4 und f3 deckt, aber zugleich noch eine weitere Figur für die Verteidigung des Königsflügels heranführt.
Sxe4! Wieder am stärksten. Der Turm darf den Se4 ja nicht nehmen wegen Matt auf g2, und so muss die weiße Dame schon wieder ziehen, aber es gibt kein Feld, auf dem sie f3 gedeckt halten kann. Weiß ist total verloren. 28. Dc2 Sf3+ 29. Kf1
Nach 29. Kh1 wäre ein Matt in 4 möglich gewesen (Aufgabe!).
Sxh2+ 30. Ke1
Und nun käme nach 30. Kg1 ein Matt in 5. Sf3+ 31. Kf1
31. Kh1 xg2#
xg2+ 32. Txg2 Th1+ 33. Ke2 Dxg2+ 34. Kd3 Se5#
Sf3+ 31. Kd1
Nach 31. Kf1 würde es genauso Matt wie in der vorigen Anmerkung.
xg2 Weiß hat das direkte Matt noch vermieden, aber da Weiß diesen Bauern nicht schlagen kann, ohne doch wieder Matt zu werden, ist die Umwandlung nicht mehr zu verhindern und die weiße Partie eigentlich aufgabereif. 32. Dxe4
32. Txg2 führt zu einem Matt in 4, ähnlich zur Anmerkung zum 30. Zug von Weiß.
g1=Q+ 33. Kc2 Sd4+ 34. Sxd4 Dxd4 35. Tf1 Dxe4+ 36. Txe4 Dg2+ Zum Schluss fast noch ein Problemmotiv: Weiß kann den Verlust des Te4 nur verhindern, indem sie entweder mit Kd3 oder Te2 die Diagonale des Lc4 nach f1 unterbricht - und so den Tf1 verliert.
Nach Dg2+ 37. Te2 Dxf1 könnte Weiß zwar mit 38. Te8+ Txe8 39. Lxf1 die schwarze Dame gewinnen, bliebe aber materiell hoffnungslos im Rückstand.
PGN anzeigen[Event "Women's World Championship Knockout Tournament"]
[Site "Moscow RUS"]
[Date "2001.12.14"]
[Round "6.8"]
[White "Alexandra Kosteniuk"]
[Black "Zhu Chen"]
[Result "0-1"]
[WhiteElo "2455"]
[BlackElo "2497"]
[ECO "B90"]

1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. f3 e5 7. Nb3 Be6 8. Be3
Be7 9. Qd2 h5 $5 {Der erste erstaunliche Zug der Chinesin. Erstaunlich deshalb,
da sie offenbar keine Rochade beabsichtigt, sondern mit ihrem König in der
Mitte zu bleiben plant (die lange Rochade wäre auch etwas luftig). Auf jeden
Fall verhindert sie so etwaiges g2-g4 von Weiß, aber der schwarze h-Bauer wird
später in dieser Partie auch noch weiter vordringen.} 10. Be2 Nbd7 11. a4
{Ebenso wie die Chinesin weißes g4 auf der Königsseite verhindert hat, wendet
sich dieser Zug der Russin gegen schwarzes b7-b5. Nur dass damit auch kaum mehr
eine weiße Rochade auf die Damenseite möglich sein wird.} 11... Rc8 12. a5
{Nach bewährtem Muster wird damit der schwarze Damenflügel 'festgelegt'.
Allerdings wird Weiß in dieser Partie nie in die Lage kommen, dies
auszunutzen.} 12... g6 13. O-O h4 {Jetzt wo Weiß kurz rochiert hat, kann der
schwarze h-Bauer weiter als Angriffsinstrument eingesetzt werden. Ihn jetzt mit
h2-h3 zu stoppen, würde ein Loch auf g3 hinterlassen.} 14. Nd5 {Kosteniuk
versucht etwas in der Mitte zu unternehmen, gemäß der uralten Regel, dass man
einen verfrühten (?) Flügelangriff am besten mit einem Gegenstoß in der Mitte
kontert.} 14... Bxd5 15. exd5 Nh5 {Macht dem f-Bauern den Weg frei.} 16. c4 f5
17. Rfd1 f4 18. Bf2 h3 19. c5 $5 {Ein Bauernopfer, um den d-Bauern frei zu
machen und evtl. doch noch irgendwie an den in der Mitte stehenden schwarzen
König heranzukommen.} 19... dxc5 20. d6 $6 {Verfehlt nach der starken schwarzen
Antwort seinen Zweck.} ( {Stärker war hier (oder auch schon im vorigen Zug)}
20. Qc2 {mit Angriff auf g6.} ) 20... Bh4 $1 {Erzwingt den Tausch des Lf2.} (
{Nach} 20... Bg5 $2 {(oder auch Lf6?)} 21. Rac1 {wäre Weiß plötzlich sehr stark
gestanden, denn die Festlegung des schwarzen Damenflügels durch 12. a5 hätte
sich bewährt: Schwarz hätte c5 nicht mehr verteidigen können. Außerdem wäre Dd5
nebst Lc4 im Raum gestanden. Deswegen war 20... Lh4 so wichtig. Der Lf2 musste getauscht werden, damit er c5 nicht mehr angreifen kann.} ) 21. Bc4
{Optisch scheint der Läufer hier ja gut zu stehen, aber in Wirklichkeit guckt
er bloß ins Leere.} 21... Bxf2+ 22. Qxf2 Qg5 {Die schwarzen Figuren zielen auf
den weißen König, und die Öffnung der h-Linie steht im Raum. Und die weißen
Figuren kommen immer noch nicht an den schwarzen König heran.} 23. Rd2 $6 {Um
g2 noch einmal zu überdecken und ggf. die weiße Dame beweglich zu machen. Aber
die Idee ist nicht sehr glücklich.} (23. Nd2 $1 {hätte den auf b3 sinnlos
herumstehenden Springer wieder ins Spiel gebracht.} ) 23... Nhf6 $1 {Der
Springer hatte auf h5 keine Perspektive mehr, jetzt aber unterstützt er
eventuelles e5-e4.} 24. Qe1 $2 {Weiß kommt ins Schwimmen. Aber die Lage war
bereits kritisch.} (24. Re1 {hätte immerhin noch den Turm aktiviert, der in
dieser Partie nie ziehen wird. Zwar zieht auch der schwarze Th8 nie, doch wird
er gleich noch stark im Hintergrund wirken.} ) 24... Kf8 $6 {In der e-Linie
wäre es dem schwarzen Oberhaupt auf Dauer doch zu ungemütlich. Der Zug soll e4
vorbereiten, aber sofortiges e4 wäre entgegen dem Anschein sogar stärker
gewesen.} 25. Re2 e4 $1 {Genau der Zug, den Weiß verhindert zu haben glaubte!}
26. fxe4 {Sonst rückt der Bauer nach e3 vor.} 26... Ne5 $1 {Noch stärker als
das ebenfalls schon mögliche f4-f3. Man sieht, dass e5-e4 das Feld e5 für den
Springer geräumt hat. Es drohen nun sowohl Sf3+ mit Damengewinn sowie auch
Sxc4.} 27. Qc3 $2 {Verliert endgültig.} ( {Die letzte Chance bestand in} 27.
Nd2 {, was auch c4 und f3 deckt, aber zugleich noch eine weitere Figur für die Verteidigung des Königsflügels heranführt.} ) 27... Nxe4 $1 {Wieder am stärksten. Der
Turm darf den Se4 ja nicht nehmen wegen Matt auf g2, und so muss die weiße Dame
schon wieder ziehen, aber es gibt kein Feld, auf dem sie f3 gedeckt halten
kann. Weiß ist total verloren.} 28. Qc2 Nf3+ 29. Kf1 ( {Nach} 29. Kh1 {wäre ein
Matt in 4 möglich gewesen (Aufgabe!).} ) 29... Nxh2+ 30. Ke1 ( {Und nun käme
nach} 30. Kg1 {ein Matt in 5.} 30... Nf3+ 31. Kf1 (31. Kh1 hxg2#) 31... hxg2+
32. Rxg2 Rh1+ 33. Ke2 Qxg2+ 34. Kd3 Ne5#) 30... Nf3+ 31. Kd1 ( {Nach} 31. Kf1
{würde es genauso Matt wie in der vorigen Anmerkung.} ) 31... hxg2 {Weiß hat
das direkte Matt noch vermieden, aber da Weiß diesen Bauern nicht schlagen
kann, ohne doch wieder Matt zu werden, ist die Umwandlung nicht mehr zu
verhindern und die weiße Partie eigentlich aufgabereif.} 32. Qxe4 (32. Rxg2
{führt zu einem Matt in 4, ähnlich zur Anmerkung zum 30. Zug von Weiß.} ) 32...
g1=Q+ 33. Kc2 Nd4+ 34. Nxd4 Qxd4 35. Rf1 Qxe4+ 36. Rxe4 Qg2+ {Zum Schluss fast
noch ein Problemmotiv: Weiß kann den Verlust des Te4 nur verhindern, indem sie
entweder mit Kd3 oder Te2 die Diagonale des Lc4 nach f1 unterbricht - und so
den Tf1 verliert.} ( {Nach} 36... Qg2+ 37. Re2 Qxf1 {könnte Weiß zwar mit} 38.
Re8+ Rxe8 39. Bxf1 {die schwarze Dame gewinnen, bliebe aber materiell
hoffnungslos im Rückstand.} ) 0-1
Vabanque - 23. Jan '25
Wie in den Kommentaren angegeben, ergibt sich aus 29. Kh1 (statt 29. Kf1 wie in der Partie geschehen) eine kleine Aufgabe, siehe folgender Thread:

/forum/thread.html?key=xyVaL3xBZ34B&sv=1
toby84 - 23. Jan '25
Das ist ja krass 🙈 ich rochiere nie wieder 😜
Vabanque - 23. Jan '25
Die Partie beweist, dass der König in der Mitte am sichersten steht!😁
cutter - 23. Jan '25
Tolle Partie und unterhaltsame Kommentierung.
Am Schluss verliert weiß allerdings keinen T, nach
Te4 - Dxf1
Te8+ und Lxe1 ist es ein Tausch von 2 Türmen gegen die Dame...
Vabanque - 23. Jan '25
Und Weiß bleibt mit einem L gegen 2T zurück!
Oli1970 - 25. Jan '25
Kosteniuk verfolgte in dieser 4. Tiebreak-Partie zunächst ihre Linie aus der 2. Tiebreak-Partie - 13 Züge lang. Statt 14. Sa4 wählte sie hier Sd5. Die zweite Partie nahm einen anderen Verlauf, Kosteniuk verließ als Gewinnerin das Brett. Allerdings führt Sa4 in eine deutlich schlechtere Stellung, wobei Zhu in jener Partie freundlicherweise "mitspielte". Hier kam es nun anders.
Der bessere Zug führte offenbar in eine Stellung, die die Chinesin besser auszunutzen verstand. Die Bauernlawine setzte sich in Bewegung, der schwarze Königsflügel steht weit geöffnet. Die Fortsetzung ist irgendwo konsequent, nachdem der h-Bauer bereits weit vorgerückt war.
Kosteniuk wäre wohl mit 19. Dc2 oder Dd3 besser beraten gewesen - Druck auf g6 aufbauen, mit g3 und Lf1 am Königsflügel arbeiten. Sagt sich leicht, aber Kosteniuks Spiel am Damenflügel kam zu langsam in Gang oder konnte sich genau genommen erst gar nicht entwickeln.
Nach 20...Lh4 scheint Kosteniuk erhebliche Probleme mit der Stellung zu haben, die Folgezüge sind entweder durch Schwarz erzwungen oder durch Weiß unglücklich gewählt. Och wäre neugierig auf einen Blick auf die Uhren. Die Idee hinter 24.De1 plus 25.Te2 bleibt verborgen, aber es ist interessant, dass ausgerechnet 24...Kf8 die schwarze Überlegenheit fast völlig aufhebt, während 25.Te2 das Ungleichgewicht wieder herstellt. 25...e4 ist der endgültige Hebel für die Chinesin, Kosteniuk bleibt nur noch Verteidigung. Das folgende Endspiel ist nur noch Formsache für Zhu, die sich nach einem spannenden Finalrunde über ihren Weltmeister-Titel freuen durfte.
Vabanque - 25. Jan '25
>>Die Idee hinter 24.De1 plus 25.Te2 bleibt verborgen<<

Ich denke, Kosteniuk wollte sich dem gefürchteten e4 entgegen stemmen, ohne allerdings zu bemerken, dass e4 ja hauptsächlich als Feldräumung für Se5 gedacht war. Vermutlich hat sie die Möglichkeit Se5 einfach übersehen. Danach ist für Weiß 'Land unter'. Eventuell hat auch Zhu diese Möglichkeit nicht sofort bemerkt, sonst hätte sie auf das zwar intuitive, aber zögerliche Kf8 verzichtet. Diesen schwächeren Zug von Schwarz auszunutzen, um halbwegs wieder ins Spiel zu kommen (vielleicht mit 25. Le6 statt Te2), war allerdings am Brett kaum zu leisten.