Chess

Vorgehensweise beim Lösen

underdunk - 25. Jan '23
Hallo Schachfreunde,

Ich wollte mal fragen, ob ihr beim Lösen von Rätseln irgendwelche Techniken oder Vorgehensweisen habt. Ich schaue meistens auf welche Felder der König noch kann (oft keine), welche Felder doppelt gedeckt sind und probiere dann mit den "unnötigen" Figuren rum.

Um ein Beispiel zur Demonstration und Diskussion bereitzustellen, hier ein Matt in 2:
(Quelle kommt später - vielleicht will ja jemand rätseln...)
messalina - 25. Jan '23
Ich kuck mir alle weißen Figuren an, welchen Sinn sie haben könnten. Weil Schachprobleme sind immer ökonomisch aufgebaut, da ist kein Bäuerchen zu viel. Manchmal steht ein Bäuerchen 3 Felder vom schwarzen König weg. Damit es sich auswirkt, muss man den König in diese Richtung treiben. Das kann schon ein Hinweis sein. Wenn es eine weiße Dame gibt, zieht die bei der Lösung fast immer. Und zwar so, dass es auf Linien und Diagonalen ankommt. Weil sonst würde ja aus Ökonomie auch ein Turm oder Läufer reichen.
messalina - 25. Jan '23
Ach ja, der 1. Lösungszug ist eigentlich nie, dass etwas geschlagen wird. Weil sonst die geschlagene Figur garnicht nötig wäre. Und mit einem Schach fängt ein Problem auch nie an, ich weiß aber nicht warum.
Vabanque - 25. Jan '23
>>messalina - vor 4 Min.
Ach ja, der 1. Lösungszug ist eigentlich nie, dass etwas geschlagen wird. Weil sonst die geschlagene Figur garnicht nötig wäre. Und mit einem Schach fängt ein Problem auch nie an, ich weiß aber nicht warum.<<

Da hatten wir zuletzt aber für beides ein paar Gegenbeispiele!

Schach- und Schlagzüge gelten generell als 'grob' und 'unfein', und ehrlicherweise mag ich Probleme, bei denen der Schlüsselzug ein Schach oder Schlag ist, auch meist nicht.
Und auch ich schließe solche Züge beim Lösen erstmal aus, und erwäge sie nur, falls ich überhaupt nicht auf die Lösung komme.
Gigue - 25. Jan '23
Mal lesen was Oli1970 zum 2 Züger von Bomio geschrieben hat zur Herangehensweise oder hier erneut einstellen.
Vabanque - 25. Jan '23
Ja, der Oli hatte sich da enorme Mühe gemacht, das stimmt!
Alapin2 - 25. Jan '23
Ohne Spoilern zu wollen, aber es geht hier ja um "How to do"! :
Da ist mal wieder ein Verräter unterwegs! Ein anscheinend völlig sinnlos herumstehender Stein (Welcher?). Offensichtlich nur 1 Funktion.
Dann sofort klar, in welche Richtung die Reise geht!
1.Blick : Fluchtfelder
2.Blick: Drohungen, Zugzwang oder so
3.Blick : Mögliche Funktion der Steine
Vabanque - 25. Jan '23
Man muss aber sagen, dass das betreffende Problem ein sehr spezieller Fall war, wegen der Symmetrie.
underdunk - 25. Jan '23
@Gigue: "Mal lesen was Oli1970 zum 2 Züger von Bomio geschrieben hat zur Herangehensweise oder hier erneut einstellen."

Hast Du da einen Link?
underdunk - 25. Jan '23
Nehme die Frage zurück, es geht wohl um diesen Thread: /forum/topic.html?key=ce9fedba39ca448e&sv=16
Gigue - 25. Jan '23
👍
Oli1970 - 26. Jan '23
@Vabanque: Das Grundsätzliche ist m. E. unabhängig von diesen Problem. Hat man z. B. Kompositionen, in denen man dem sK ein Fluchtfeld einräumen muss, hat man einen Schlüssel zu finden, der Flucht- und Ausgangsfeld kontrolliert, z. B. durch einen Abzug oder einen Schnittpunkt.

Der letzte Punkt zu den weißen Figuren gilt auch für die schwarzen. Verhindert eine Figur wirklich das Betreten eines Feldes oder verstellt sie dem sK einen potentiellen Fluchtweg? In einem Zweizüger kann man dies auf die zwei Königsschritte beschränken.

Wie immer ist die Theorie einfacher als die Praxis. Rückblickend ist alles einleuchtend, warum kommt man trotzdem so oft nicht drauf? :-) Ich sehe mir die Aufgabe nachher an, wenn ich zu komme, und versuche mal, meinen Leitfaden daran abzuarbeiten.
Oli1970 - 26. Jan '23
Ich ergänze mal noch aus unserem Clubforum, ohne Gewähr auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit:

Satzspiel beantwortet die Frage, welche Matts drohen, wenn Schwarz am Zug wäre, wie oben geschrieben. Man unterscheidet zwischen einem vollständigen Satzspiel und freien Satzspielen. Der Ausdruck "Satz"-Spiel kommt übrigens von der "gesetzten" Stellung, also dem Ausgangsdiagramm.

Freie Satzspiele sind die, in denen nur einige Satzspiele zu einem Matt führen - bei den vollständigen führen alle zum Matt. Was hat man nun von der Erkenntnis, vor allen Dingen wenn man weiß, dass ein Satzspiel in Schachaufgaben üblicherweise nicht zu erzwingen ist?

Zunächst wissen Lösende in freien Satzspielen, dass sie einen Schlüsselzug finden müssen, der eben nicht dem Satzspiel entspricht. Man klammert also genau diese Matts aus; sie lassen sich in der Regel nicht 1:1 erzwingen. Es kann ein Indiz sein, dass die mattgebenden Figuren ihre Position nicht verändern dürfen, aber das gilt natürlich nur so weit, wie sich die Stellung durch schwarze Antwortzüge diesbezüglich nicht verändert.

Bei einem vollständigen Satz - Weiß hat also auf alle Satzspiele eine Antwort parat - hat man eine sogenannte Zugwechsel-Aufgabe. Hier kann der Schlüssel ein Wartezug sein, also ein weißer Zug, der die in der Stellung enthaltenen Satzspiele nicht verändert. Oder aber der Schlüssel ist ein Zug, welcher die günstige Ausgangslage aufgeben muss, aber den sich ergebenen Zugzwang des Schwarzen ausnutzen kann (Planwechselprobleme, die ihrerseits differenziert werden können, was für uns hier keine Rolle spielt).

Interessant sind freilich nur solche Satzspiele, die einen Bezug zur Stellung aufweisen, d. h. nicht jeder schwarze Zug, der keinen Bezug zur Aufgabe hat, macht ein Satzspiel "frei". Schwarze Züge verfolgen im Satzspiel einen Zweck, z. B. Angreifer aus dem Weg räumen, Linien unterbrechen oder Fluchtfelder schaffen.

Aufpassen muss man dennoch - in raffinierten Problemen könnte es sich beim Satzspiel um eine Verführung, engl. "Try", handeln. Eine Verführung zeichnet sich dadurch aus, dass sie genau eine Widerlegung hat, ein untersuchter Satzspiel-Zug ist also durch genau einen Verteidiungszug widerlegbar. Dadurch ist die Gefahr groß, dass Lösende diese Widerlegung übersehen und einen falschen Schlüsselzug "entdecken". Gibt es mehr als eine Widerlegung, handelt es sich nicht um eine Verführung im engeren Sinne - und das ist der Grund, warum manche Zugfolgen in den Aufgabenlösungen angegeben sind (Verführungen mit dem bekannten "?", die Widerlegung mit dem "!") und andere nicht.
brauna - 26. Jan '23
...und dann sollte man noch achten auf "vergiftete" Bauern (oder andere Figuren).
Sprich nimmt man einen ebensolchen, droht meist großes Ungemach.
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