Games with comments
Alapin spielt Alapin
Oli1970 - 12. Sep '20
Die Alapin-Variante gilt in der Sizilianischen Verteidigung als aufgeräumt. Der Spieler muss relativ wenig Theorie lernen. Hier wird die Variante vom Meister und Namensgeber selbst vorgeführt. Sein Gegner, Emmanuel Schiffers, war lange der Lehrer von Michail Tschigorin. Später übertrumpfte der Schüler seinen Lehrer, Schiffers war späterhin chancenlos gegen ihn.
Die Spieler zeigen ein seltsam anmutendes Spiel; statt eines ruhigen Aufbaus mit Entwicklung der Figuren erfolgt von Anfang an Abtausch um Abtausch. Weiß gewinnt durch einen Materialgewinn Schiffers ein Tempo, dann den zunächst verlorenen Bauern zurück und behauptet seine Initiative bis zum Schluss. Das entstehende Endspiel mit Bauern und jeweils einem Turm ist recht instruktiv und sehenswert.































PGN anzeigen
Die Spieler zeigen ein seltsam anmutendes Spiel; statt eines ruhigen Aufbaus mit Entwicklung der Figuren erfolgt von Anfang an Abtausch um Abtausch. Weiß gewinnt durch einen Materialgewinn Schiffers ein Tempo, dann den zunächst verlorenen Bauern zurück und behauptet seine Initiative bis zum Schluss. Das entstehende Endspiel mit Bauern und jeweils einem Turm ist recht instruktiv und sehenswert.
Alapin, Simon Schiffers, Emmanuel Vienna | Vienna AUH | 17 | 1898.06.24 | B22 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 c5 2. c3 Alapin Variante der Sizilianischen Verteidigung. In den Hauptvarianten wird Sf3 gespielt. e6 Die Haupterwiderungen sind d5 oder Sf6. 3. d4 d5 4. xd5 xd5 5. Sf3 Sf6 6. Lb5+ Sc6 7. O-O xd4 Üblicherweise wird Le7 gespielt und rochiert. Schwarz sprengt zwar das Zentrum, verliert aber Zeit. Die nachfolgenden Züge zeigen, dass Weiß konsequent die gewonnene Initiative nutzen kann und Schwarz durch den Tempoverlust der ewig Nachziehende bleibt. 8. Te1+ Le7 9. Sxd4 Schwarz kann nicht zurück nehmen, da der Springer gefesselt ist. Alapin hat den verlorenen Bauern zurückgewonnen. Ld7 Entfesselt den Springer wieder. 10. De2 Sxd4 11. xd4 Lxb5 12. Dxb5+ Dd7 Als Verteidigung gut. Der König ist gedeckt, Bb7 geschützt und bietet die Dame zum Tausch an. 13. Sc3 Dxb5 14. Sxb5 Mit der Drohung Sc7+ und Turmgewinn. Kd7 Statt zu rochieren entscheidet Schiffers, das bedrohte Feld mit dem König zu verteidigen. 15. a3 Erwartet einen Angriff auf den Springer durch a6, dessen Rückzugsfeld c3 durch Lb4 angegriffen und der Springer damit an seinen Turm gefesselt würde. a6 16. Sc3 Der weiße Angriff scheint zurückgedrängt und die Initiative zu Schiffers zu wechseln. Tac8 Auch Schiffers holt sich eine offene Linie für seinen Turm. 17. Lg5 Weiß behält den Druck - die Linie zu holen, hat kein Tempo gewonnen! Tc4 Der Sf6 wird nicht mehr lange den Bd5 decken können und ein weiteres Vorrücken des Königs ist in diesem Stadium des Spiels nicht sinnvoll. Also greift Schwarz seinerseits einen Bauern an. Vorhersehbar ist, dass nach Lxf6 Lxf6 der schwarze Läufer ebenfalls den Bd4 angreift. Auf der 4. Reihe ist der Turm unflexibler als auf der 6. Reihe, da schneller vertreibar. Schiffers hätte glücklicher Tc6 gezogen, um ggf. von dort agieren zu können. 18. Lxf6 Lxf6 19. Sxd5 Txd4 20. Sxf6+ xf6 Auch die letzten Leichtfiguren werden abgetauscht. Schwarz verbleibt mit der schlechteren Bauernstruktur und Weiß hat noch die Initiative. 21. Tad1 fesselt den Turm vor dem König und erzwingt so Txd1 22. Txd1+ Kc6? Schiffers entscheidet sich für die falsche Seite. Er hätte Ke6 spielen müssen, um den Königsflügel zu unterstützen. Alapin wird den Fehler umgehend nutzen und mit seinem Turm kräftig aufräumen. 23. Td3 Alapin hat klaren Vorteil. Je nach Reaktion kann er sich von der 3. Reihe aus beiden Flügeln zuwenden. Te8 Natürlich aktiviert auch Schiffers seine letzte Figur. 24. Kf1 Der weiße König wendet sich der Brettmitte zu und verhindert nebenbei ein Grundreihenmatt durch Te1. Te5 25. Tf3 Der sonst recht behäbige Turm zeigt sich hier als agiler Angreifer. f5 26. Th3 a5 Statt z. B. mit Tc5 noch Alapin noch etwas zu piesacken, erlaubt Schiffers den Beginn einer Bauernjagd, das Fußvolk ist nicht zu retten. 27. Txh7 Tb5 28. Txf7 Txb2 29. Tf6+ Kb5 30. Txf5+ Ka4 Schiffers König kann nur seinen Damenflügel unterstützen. Der Turm kann als schwerfällige Figur nicht beide Flügel unter Kontrolle halten. 31. g4 Die Bauern werden nun auf beiden Seiten vorrücken. Tc2 Der Turm muss mobil werden, um den Bauernsturm aufhalten zu können. 32. g5 b5 33. g6 Tc8 34. h4 b4 35. xb4 xb4 Das Wettrennen ist gestartet, aber für Schwarz auch schon verloren. 36. Tf7 b3 37. Ta7+ Kb4 38. Tb7+ Kc3 Der König kann dank des Tc8 nicht vor seinen Bauern getrieben werden. Da weitere Schachgebote sinnlos sind, hat Schwarz die Zeit gewonnen, seinen Freibauern voranzubringen. 39. g7 b2 Beide Bauern stehen vor dem Umwandlungsfeld. Da ein Turm zwei verbundenen Freibauern hier nichts mehr entgegenzusetzen hat, zieht Alapin 40. h5! Ta8 41. h6 Ta1+ 42. Kg2 Ta8 43. h7 Ta7 44. h8=Q Ein schönes Schlussbild.
Tschechov - 13. Sep '20
Das Endspiel konnte ich hier leider nicht richtig genießen, da ich zur Zeit nur das Smartphone zur Verfügung habe und immer bei den Tasten abrutsche.
Oli1970 - 13. Sep '20
Das ist natürlich schade. Evtl. ist chessgames.com/perl/chessgame?gid=1462419 eine Möglichkeit für Dich, leider dann ohne Kommentierung.
Alapin2 - 13. Sep '20
Schöne Positionspartie,Danke Oli ! Das Turmendspiel baue ich mir mal am Brett auf;das ging mir etwas zu glatt durch,denke ,da war vielleicht noch bessere Verteidigung möglich.
Deine Anmerkung zu 22)...Kc6 : hatte vor Jahren mal eine fast identische Stellung mit dem König beim Doppelbauern (hier wäre es Ke6 gewesen) auf dem Brett.
Das war auch gewonnen,allerdings unter "Kleinmeistern" besagt es wohl nichts !
Deine Anmerkung zu 22)...Kc6 : hatte vor Jahren mal eine fast identische Stellung mit dem König beim Doppelbauern (hier wäre es Ke6 gewesen) auf dem Brett.
Das war auch gewonnen,allerdings unter "Kleinmeistern" besagt es wohl nichts !
Vabanque - 13. Sep '20
Ich hatte mich auch gewundert, wie schnell und leicht das Turmendspiel gewonnen ist, vor allem wo es sich doch zunächst bei eigentlich symmetrischer Bauernstruktur (je 2 bzw. 3 Bauern am entspr. Flügel) nur um den Nachteil des Doppelbauern handelt. Aber dadurch dass sich der sK freiwillig am falschen Flügel ins Exil begibt, sind die schwachen Bauern am Königsflügel halt sehr gut anzugreifen. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf ... das Bauernwettrennen war mit der Minderheit (Schwarz kann nur einen Freibauern durchbringen, Weiß zwei) von vorneherein aussichtslos.
Die Eröffnung scheint ja eigentlich sehr ausgeglichen zu verlaufen, typisch für diese Variante entsteht eine Struktur, die einem Abspiel des Französischen (1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 c5 4. exd5 exd5), wo auch der schwarze Isolani auf d5 entsteht, sehr ähnlich ist. Wie auch dort zeigt es sich hier wieder einmal, dass der Isolani durch Abtausch immer schwächer wird, insofern ist es von Schwarz sicher verfehlt, selber Abtausche zu suchen, wie er es dennoch tut. Freilich, letztlich kann er auch Weiß einen Isolani auf d4 machen; nur der schwarze erweist sich in der Folge als schwächer.
Interessante Partie und eine Kommentierung, die die wesentlichen Punkte beleuchtet!
Die Eröffnung scheint ja eigentlich sehr ausgeglichen zu verlaufen, typisch für diese Variante entsteht eine Struktur, die einem Abspiel des Französischen (1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 c5 4. exd5 exd5), wo auch der schwarze Isolani auf d5 entsteht, sehr ähnlich ist. Wie auch dort zeigt es sich hier wieder einmal, dass der Isolani durch Abtausch immer schwächer wird, insofern ist es von Schwarz sicher verfehlt, selber Abtausche zu suchen, wie er es dennoch tut. Freilich, letztlich kann er auch Weiß einen Isolani auf d4 machen; nur der schwarze erweist sich in der Folge als schwächer.
Interessante Partie und eine Kommentierung, die die wesentlichen Punkte beleuchtet!
Alapin2 - 15. Sep '20
Habe im Turmendspiel keine "Kinke" gefunden ! Ging tatsächlich wohl "glatt durch". Gute Partie für relativ "Vergessen" ! ...und gut kommentiert ...
Oli1970 - 15. Sep '20
Vielen Dank für Eure Anmerkungen und überhaupt für die Beschäftigung mit meiner Kommentierung. Immer wieder schön, wenn einer in die kommentierten Spiele reinschaut. :-)
Ich denke, der Grund, dass das Endspiel so glatt durchlief, ist allein in Schiffers Königszug zu suchen. Durch die Fehlentscheidung war Alapin begünstigt, es war einfach kein Gegenspiel mehr möglich. Im 26. Zug hat Schiffers dann eher auf seinen Bauern gesetzt, als noch ein paar Stiche zu setzen, was das Ende nur noch beschleunigte, nicht aber hätte verhindern können.
Immerhin hatte diese spielentscheidende Fehlzug ein m. E. instruktives Turmendspiel zur Folge. Viel klarer kann man kaum demonstrieren, wie ein Turmendspiel mit vielen Bauern geschickt abzuwickeln ist. Das entstehende Schlussbild setzt dem ein kleines Sahnehäubchen auf.
Wer etwas über Simon Alapin und Emanuel Schiffers und ihre schachlichen Leistungen wissen will, sei auf die Wikipedia verwiesen: de.wikipedia.org/wiki/Simon_Sinowjewitsch_Alapin und de.wikipedia.org/wiki/Emanuel_Schiffers. Ihre Partien mögen heute weitestgehend vergessen sein; sie waren beide Könner und miteinander auf Augenhöhe.
Ich denke, der Grund, dass das Endspiel so glatt durchlief, ist allein in Schiffers Königszug zu suchen. Durch die Fehlentscheidung war Alapin begünstigt, es war einfach kein Gegenspiel mehr möglich. Im 26. Zug hat Schiffers dann eher auf seinen Bauern gesetzt, als noch ein paar Stiche zu setzen, was das Ende nur noch beschleunigte, nicht aber hätte verhindern können.
Immerhin hatte diese spielentscheidende Fehlzug ein m. E. instruktives Turmendspiel zur Folge. Viel klarer kann man kaum demonstrieren, wie ein Turmendspiel mit vielen Bauern geschickt abzuwickeln ist. Das entstehende Schlussbild setzt dem ein kleines Sahnehäubchen auf.
Wer etwas über Simon Alapin und Emanuel Schiffers und ihre schachlichen Leistungen wissen will, sei auf die Wikipedia verwiesen: de.wikipedia.org/wiki/Simon_Sinowjewitsch_Alapin und de.wikipedia.org/wiki/Emanuel_Schiffers. Ihre Partien mögen heute weitestgehend vergessen sein; sie waren beide Könner und miteinander auf Augenhöhe.
Janaki - 11. Apr '21
Ergänzung zum Kommentar des 14. schwarzen Zuges 14. ... Kd7: 14: ... 0-0? scheitert imho einfach an 15: Txe7. Er hatte also eigentlich keine andere Wahl, als die Rochade aufzugeben.
Janaki - 11. Apr '21
Dasselbe gilt natürlich auch für 14: ... 0-0-0?. 15: Txe7 gewinnt den Läufer.
Oli1970 - 11. Apr '21
Absolut richtig, meine Formulierung ist völlig unglücklich - um nicht zu sagen: daneben - gewählt. Schiffers war gezwungen sein Rochaderecht aufzugeben - sein Königszug ist die einzige Möglichkeit, das Spiel ausgeglichen zu halten.