Chess
Schachgedanquen (25): Mattangriff im Doppel-Turmendspiel
Ursprünglich hatte ich diese Partie mal in den 'Kommentierten Spielen' als zweites Beispiel zum Eröffnungsthema des Mittelgambits im Nachzug bringen wollen.
Das erste Beispiel mit besagter Eröffnung (wo ich zeigte, wie Weiß böse reinfallen kann) findet sich hier:
/forum/thread/xXThZ6PJ17LC?sv=5
Doch durch irgendeinen dummen Fehler meinerseits ging beim zweiten Beispiel die Kommentierung verloren (wie ich schon in dem verlinkten Thread angemerkt hatte), und zum einen war das Interesse an der Reihe 'Weniger übliche Eröffnungen' ohnehin nicht groß gewesen, zum anderen ist das Beste an dieser Partie mit Sicherheit nicht die Eröffnungsphase, sondern das Endspiel.
In Turmendspielen mit nur einem Turm auf jeder Seite wird es seltener zu Mattwendungen kommen, im so genannten 'Doppelturmendspiel' (also wenn beide Seiten noch beide Türme besitzen) sind solche taktischen Wendungen dagegen sehr häufig und brandgefährlich.
Der Weißspieler dieser Partie, W.E.Kunerth, kam im Turnier zu Riedenburg 1947 (das von Wolfgang Unzicker gewonnen wurde) zwar nicht auf einen vorderen Platz, aber ihm gelang eine schöne Partie gegen einen Spieler, der eine deutlich höhere Platzierung erreichen konnte.
Kunerth - Machate, Riedenburg 1947
Bei der Betrachtung der Stellung fällt natürlich zuerst der gedeckte Freibauer auf d5 ins Auge. Aber der ist nicht direkt verwertbar. Weiß spielt daher zunächst auf den schwarzen Isolani auf c5, um den einen schwarzen Turm an dessen Verteidigung zu binden. Danach wird Weiß eine Linie für seinen anderen Turm öffnen, und der weiße König wird dabei auch noch eine Aufgabe finden.
Aber sehen wir uns das doch einmal konkret an, indem wir im folgenden pgn-File zur Stellung nach dem 22. Zug von Schwarz springen.
[Event "Riedenburg"]
[Site "Riedenburg"]
[Date "1947.??.??"]
[Round "6"]
[White "Kunerth, Werner Eberhardt"]
[Black "Machate, Gottlieb"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "0"]
[BlackElo "0"]
[ECO "C40"]
1. e4 e5 2. Nf3 d5 3. Nxe5 Qf6 4. d4 dxe4 5. Bc4 Be6 6. Qe2 Bxc4 7. Qxc4 Nc6 8.
Nxc6 Qxc6 9. Qxc6+ bxc6 10. O-O c5 11. Re1 O-O-O 12. d5 f5 13. c4 Bd6 14. Nc3
h6 15. Be3 Nf6 16. Nb5 Kb7 17. b4 Nd7 18. Rab1 cxb4 19. Nxd6+ cxd6 20. Rxb4+
Ka8 21. Ra4 Nc5 22. Bxc5 dxc5 23. Ra5 $1 {Durch Angriff auf c5 bindet Schwarz
den einen schwarzen Turm an.} 23... Rc8 24. f3 {Und nun klopft der andere Turm
an. Nach exf3? 25. Te7 mit doppeltem Angriff auf a7 wäre schon alles aus.}
24... Rhe8 25. fxe4 fxe4 26. Kf2 $1 {Bevor Weiß seinen zweiten Turm über die
f-Linie ins Spiel bringt, blockiert er zunächst mit seinem König den schwarzen
e-Bauern.} 26... Re5 {Ein aussichtsloser Versuch, Gegenspiel zu erlangen.} 27.
Ke3 Rh5 {Um diesen Angriff auf h2 braucht sich Weiß nicht zu kümmern.} 28. Rf1
{Das Eindringen dieses Turms ist nun nicht mehr aufzuhalten.} 28... Rc7
{Wenigstens soll er nicht auf die 7. Reihe, den 'Turmhimmel', gelassen werden.
Aber auch über die 8. Reihe wird der Turm gleich sein Zerstörungswerk beginnen.} 29.
Rf8+ Kb7 30. Rb5+ Ka6 31. Rfb8 {Und schon gab Schwarz auf, denn 32. Tb3 nebst
Ta3# könnte er nur durch Turmhergabe verhindern (bzw. aufschieben).} 1-0
Eine elegante Handhabung der Türme, die so einfach aussieht. Mich beeindruckt vor allem, wie harmonisch die weißen Figuren - einschließlich des Königs! - zusammenwirken.
Danque fürs Lesen!
Das erste Beispiel mit besagter Eröffnung (wo ich zeigte, wie Weiß böse reinfallen kann) findet sich hier:
/forum/thread/xXThZ6PJ17LC?sv=5
Doch durch irgendeinen dummen Fehler meinerseits ging beim zweiten Beispiel die Kommentierung verloren (wie ich schon in dem verlinkten Thread angemerkt hatte), und zum einen war das Interesse an der Reihe 'Weniger übliche Eröffnungen' ohnehin nicht groß gewesen, zum anderen ist das Beste an dieser Partie mit Sicherheit nicht die Eröffnungsphase, sondern das Endspiel.
In Turmendspielen mit nur einem Turm auf jeder Seite wird es seltener zu Mattwendungen kommen, im so genannten 'Doppelturmendspiel' (also wenn beide Seiten noch beide Türme besitzen) sind solche taktischen Wendungen dagegen sehr häufig und brandgefährlich.
Der Weißspieler dieser Partie, W.E.Kunerth, kam im Turnier zu Riedenburg 1947 (das von Wolfgang Unzicker gewonnen wurde) zwar nicht auf einen vorderen Platz, aber ihm gelang eine schöne Partie gegen einen Spieler, der eine deutlich höhere Platzierung erreichen konnte.
k2r3r/p5p1/7p/2pP1p2/R1P1p3/8/P4PPP/4R1K1 w - - 0 23
Kunerth - Machate, Riedenburg 1947
Bei der Betrachtung der Stellung fällt natürlich zuerst der gedeckte Freibauer auf d5 ins Auge. Aber der ist nicht direkt verwertbar. Weiß spielt daher zunächst auf den schwarzen Isolani auf c5, um den einen schwarzen Turm an dessen Verteidigung zu binden. Danach wird Weiß eine Linie für seinen anderen Turm öffnen, und der weiße König wird dabei auch noch eine Aufgabe finden.
Aber sehen wir uns das doch einmal konkret an, indem wir im folgenden pgn-File zur Stellung nach dem 22. Zug von Schwarz springen.
[Site "Riedenburg"]
[Date "1947.??.??"]
[Round "6"]
[White "Kunerth, Werner Eberhardt"]
[Black "Machate, Gottlieb"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "0"]
[BlackElo "0"]
[ECO "C40"]
1. e4 e5 2. Nf3 d5 3. Nxe5 Qf6 4. d4 dxe4 5. Bc4 Be6 6. Qe2 Bxc4 7. Qxc4 Nc6 8.
Nxc6 Qxc6 9. Qxc6+ bxc6 10. O-O c5 11. Re1 O-O-O 12. d5 f5 13. c4 Bd6 14. Nc3
h6 15. Be3 Nf6 16. Nb5 Kb7 17. b4 Nd7 18. Rab1 cxb4 19. Nxd6+ cxd6 20. Rxb4+
Ka8 21. Ra4 Nc5 22. Bxc5 dxc5 23. Ra5 $1 {Durch Angriff auf c5 bindet Schwarz
den einen schwarzen Turm an.} 23... Rc8 24. f3 {Und nun klopft der andere Turm
an. Nach exf3? 25. Te7 mit doppeltem Angriff auf a7 wäre schon alles aus.}
24... Rhe8 25. fxe4 fxe4 26. Kf2 $1 {Bevor Weiß seinen zweiten Turm über die
f-Linie ins Spiel bringt, blockiert er zunächst mit seinem König den schwarzen
e-Bauern.} 26... Re5 {Ein aussichtsloser Versuch, Gegenspiel zu erlangen.} 27.
Ke3 Rh5 {Um diesen Angriff auf h2 braucht sich Weiß nicht zu kümmern.} 28. Rf1
{Das Eindringen dieses Turms ist nun nicht mehr aufzuhalten.} 28... Rc7
{Wenigstens soll er nicht auf die 7. Reihe, den 'Turmhimmel', gelassen werden.
Aber auch über die 8. Reihe wird der Turm gleich sein Zerstörungswerk beginnen.} 29.
Rf8+ Kb7 30. Rb5+ Ka6 31. Rfb8 {Und schon gab Schwarz auf, denn 32. Tb3 nebst
Ta3# könnte er nur durch Turmhergabe verhindern (bzw. aufschieben).} 1-0
Eine elegante Handhabung der Türme, die so einfach aussieht. Mich beeindruckt vor allem, wie harmonisch die weißen Figuren - einschließlich des Königs! - zusammenwirken.
Danque fürs Lesen!