Chess
Schachgedanquen (24): Timmans doppeltes Qualitätsopfer
Nach den trockenen Endspielfolgen um gedeckte Freibauern, die erwartungsgemäß nicht so gut ankamen (durch die Likes kann man das ja nun sehen!), gibt es hier also wie bereits versprochen mal wieder einen glänzenden Mattangriff.
Qualitätsopfer, also Opfer eines Turms gegen einen Läufer oder Springer, kommen ja recht häufig vor. Ein doppeltes Qualitätsopfer, also das Opfer beider Türme gegen je eine Leichtfigur, dürfte jedoch ziemlichen Seltenheitswert besitzen, vor allem wenn sich der Nutzen nicht in Form einer direkt berechenbaren Kombination zeigt.
Hier bringt Timman (dessen Ehrenrettung ich ja in Folge 22 versprochen hatte) gegen van Wely ein solches doppeltes Qualitätsopfer, um die Bauern vor dem König seines Kontrahenten zu zersplittern. Aber würde van Welys Königsburg danach wirklich baufällig genug sein, um sie auch zum Einsturz bringen zu können? Dies einschätzen zu können, ist natürlich die Schwierigkeit bei solchem Opferspiel. Und mutmaßlich hatte Timman da auch schon das nachfolgende Bauernopfer geplant gehabt, welches seinen Figuren erst zu optimaler Wirksamkeit verhelfen würde.
Schauen wir uns das Ganze doch einmal konkret an, indem wir in die Stellung nach dem 15. Zug von Schwarz gehen, wo dieser soeben rochiert hatte.
[Event "Breda m"]
[Event "?"]
[Site "Breda NED"]
[Date "1998.05.13"]
[Round "6"]
[White "Jan Timman"]
[Black "Loek van Wely"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "2635"]
[BlackElo "2605"]
[ECO "B90"]
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. Be3 Nc6 7. h3 e6 8. g4
Be7 9. Bg2 h6 10. f4 Qc7 11. O-O Nxd4 12. Qxd4 e5 13. Qd2 exf4 14. Rxf4 Be6 15.
Raf1 O-O {Sieht nach einer beiderseits fehlerfreien Behandlungsweise aus, wenn
nicht ... ja wenn nicht Weiß quasi aus dem Nichts hier das schon erwähnte
doppelte Qualitätsopfer auf f6 bringen könnte, welches unversehens Schwarz in
unüberwindliche Verteidigungsschwierigkeiten stürzen wird.} 16. Rxf6 $1 Bxf6 17. Rxf6
$1 gxf6 18. Qf2 Kg7 {Dieser völlig plausible Zug (Schwarz deckt h6 und f6)
verliert. Aber wer soll das am Brett sehen? Und auch noch einen besseren Zug
finden?} 19. e5 $3 {Mit diesem im Vorspann ebenfalls bereits erwähnten
Bauernopfer macht Timman das Feld e4 für seine Figuren (S oder L, je nach
Fortsetzung) frei.} 19... fxe5 {Musste dieser Bauer genommen werden? Die
Drohung Dxf6+ war natürlich sehr stark.} (19... Qe7 {scheidet jedenfalls aus
wegen} 20. exf6+ Qxf6 21. Bd4 {mit Damengewinn.} ) (19... Rh8 20. Qxf6+ Kg8
21. exd6 Qxd6 22. Bd4 {(droht Matt auf g7 und h8)} 22... Rh7 23. Ne4 Qc7 24.
Qf2 {nebst Sf6+ mit Gewinn des Turms h7 ist laut Stockfish zwar mehr als +5 für
Weiß, aber zu Ende gespielt sieht mir das noch nicht aus. Außerdem glaube ich
kaum, dass Timman diese Variante durchgerechnet hatte. Stattdessen hatte ihm seine Intuition gesagt, dass er in jedem Fall seinen Figuren zur genügenden Aktivität würde verhelfen können.}
) 20. Bxh6+ $1 Kg6 ( {Die Annahme} 20... Kxh6 {führt zu einem forcierten Matt:}
21. Qf6+ Kh7 22. Be4+ {(möglich gemacht durch den 19. Zug!)} 22... Kg8 23. Qg5+
Kh8 24. Qh6+ {nebst Dh7#.} ) 21. Qh4 {Aber auch so ist Schwarz gegen die
Drohungen Dg5+ nebst Dg7# bzw. Dh5+ nebst Lxf8+ ohne Verteidigung. Van Wely gab hier bereits
auf.} ( {Falls nämlich z.B. Schwarz auf} 21.
Qh4 {noch} 21... Rg8 {probiert, nimmt ihm Weiß mit} 22. Ne4 {zuerst das Feld
f6, um wiederum Dh5+ nebst Lxf8# oder auch Sf6 nebst Dg5# zu drohen. Und dann
ist es wirklich aus. Ein verblüffend rascher Zusammenbruch.} ) 1-0
Ich hoffe, mit diesem Beispiel aus dem Spitzenschach wieder einen größeren Leserkreis angesprochen zu haben.
Danque fürs Lesen (und ggf. Liken)!
Qualitätsopfer, also Opfer eines Turms gegen einen Läufer oder Springer, kommen ja recht häufig vor. Ein doppeltes Qualitätsopfer, also das Opfer beider Türme gegen je eine Leichtfigur, dürfte jedoch ziemlichen Seltenheitswert besitzen, vor allem wenn sich der Nutzen nicht in Form einer direkt berechenbaren Kombination zeigt.
Hier bringt Timman (dessen Ehrenrettung ich ja in Folge 22 versprochen hatte) gegen van Wely ein solches doppeltes Qualitätsopfer, um die Bauern vor dem König seines Kontrahenten zu zersplittern. Aber würde van Welys Königsburg danach wirklich baufällig genug sein, um sie auch zum Einsturz bringen zu können? Dies einschätzen zu können, ist natürlich die Schwierigkeit bei solchem Opferspiel. Und mutmaßlich hatte Timman da auch schon das nachfolgende Bauernopfer geplant gehabt, welches seinen Figuren erst zu optimaler Wirksamkeit verhelfen würde.
Schauen wir uns das Ganze doch einmal konkret an, indem wir in die Stellung nach dem 15. Zug von Schwarz gehen, wo dieser soeben rochiert hatte.
[Event "?"]
[Site "Breda NED"]
[Date "1998.05.13"]
[Round "6"]
[White "Jan Timman"]
[Black "Loek van Wely"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "2635"]
[BlackElo "2605"]
[ECO "B90"]
1. e4 c5 2. Nf3 d6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 a6 6. Be3 Nc6 7. h3 e6 8. g4
Be7 9. Bg2 h6 10. f4 Qc7 11. O-O Nxd4 12. Qxd4 e5 13. Qd2 exf4 14. Rxf4 Be6 15.
Raf1 O-O {Sieht nach einer beiderseits fehlerfreien Behandlungsweise aus, wenn
nicht ... ja wenn nicht Weiß quasi aus dem Nichts hier das schon erwähnte
doppelte Qualitätsopfer auf f6 bringen könnte, welches unversehens Schwarz in
unüberwindliche Verteidigungsschwierigkeiten stürzen wird.} 16. Rxf6 $1 Bxf6 17. Rxf6
$1 gxf6 18. Qf2 Kg7 {Dieser völlig plausible Zug (Schwarz deckt h6 und f6)
verliert. Aber wer soll das am Brett sehen? Und auch noch einen besseren Zug
finden?} 19. e5 $3 {Mit diesem im Vorspann ebenfalls bereits erwähnten
Bauernopfer macht Timman das Feld e4 für seine Figuren (S oder L, je nach
Fortsetzung) frei.} 19... fxe5 {Musste dieser Bauer genommen werden? Die
Drohung Dxf6+ war natürlich sehr stark.} (19... Qe7 {scheidet jedenfalls aus
wegen} 20. exf6+ Qxf6 21. Bd4 {mit Damengewinn.} ) (19... Rh8 20. Qxf6+ Kg8
21. exd6 Qxd6 22. Bd4 {(droht Matt auf g7 und h8)} 22... Rh7 23. Ne4 Qc7 24.
Qf2 {nebst Sf6+ mit Gewinn des Turms h7 ist laut Stockfish zwar mehr als +5 für
Weiß, aber zu Ende gespielt sieht mir das noch nicht aus. Außerdem glaube ich
kaum, dass Timman diese Variante durchgerechnet hatte. Stattdessen hatte ihm seine Intuition gesagt, dass er in jedem Fall seinen Figuren zur genügenden Aktivität würde verhelfen können.}
) 20. Bxh6+ $1 Kg6 ( {Die Annahme} 20... Kxh6 {führt zu einem forcierten Matt:}
21. Qf6+ Kh7 22. Be4+ {(möglich gemacht durch den 19. Zug!)} 22... Kg8 23. Qg5+
Kh8 24. Qh6+ {nebst Dh7#.} ) 21. Qh4 {Aber auch so ist Schwarz gegen die
Drohungen Dg5+ nebst Dg7# bzw. Dh5+ nebst Lxf8+ ohne Verteidigung. Van Wely gab hier bereits
auf.} ( {Falls nämlich z.B. Schwarz auf} 21.
Qh4 {noch} 21... Rg8 {probiert, nimmt ihm Weiß mit} 22. Ne4 {zuerst das Feld
f6, um wiederum Dh5+ nebst Lxf8# oder auch Sf6 nebst Dg5# zu drohen. Und dann
ist es wirklich aus. Ein verblüffend rascher Zusammenbruch.} ) 1-0
Ich hoffe, mit diesem Beispiel aus dem Spitzenschach wieder einen größeren Leserkreis angesprochen zu haben.
Danque fürs Lesen (und ggf. Liken)!
Ja, was war das denn????
Mal einen Turm "rein zu hauen", kennen wir Schachspieler ja (....zwei-/ drei Figuren noch hinterher, mal sehen, wie es danach auf dem Brett aussieht....)
Und wieder ist die schwarze Dame zu weit entfernt, der Turm von a8 hatte noch gar keine Gelegenheit am Spiel teilzunehmen, wie auch, als das Chaos begann, war die (schwarze!) Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen.
Der Bauer auf "h6" wurde hier wieder einmal die "Einstiegsluke" zum schwarzen König!
(Das passiert nach meiner Erfahrung recht häufig nach der kurzen Rochade und "h6"!)
Kleine Anekdote am Rande:
Das habe ich hier schonmal geschrieben: Bei einer Simultanpartie gegen
GM Vlastimil Hort stand ich auch `genau` so und Herr Hort sagte:
"Der Bauer (h6) fällt gleich!" - so geschah es später auch. Zumindestens musste ich die Partie später erst aufgeben, nachdem eine neue Dame auf seiner Seite entstand!
Nun also hier dieses doppelte Turmopfer, um den schwarzen König völlig zu entblößen, Klasse gespielt. Aber später noch: 20. Lxh6+! (Brilliant, verdient zwei "!")
Wenn GM Timman das so berechnet hat, Respekt, vielleicht zu Beginn aber einfach nur mal den Turm reingehauen!?
Danke für dieses schöne Partiebeispiel, bitte weiter so.
Mal einen Turm "rein zu hauen", kennen wir Schachspieler ja (....zwei-/ drei Figuren noch hinterher, mal sehen, wie es danach auf dem Brett aussieht....)
Und wieder ist die schwarze Dame zu weit entfernt, der Turm von a8 hatte noch gar keine Gelegenheit am Spiel teilzunehmen, wie auch, als das Chaos begann, war die (schwarze!) Entwicklung noch nicht ganz abgeschlossen.
Der Bauer auf "h6" wurde hier wieder einmal die "Einstiegsluke" zum schwarzen König!
(Das passiert nach meiner Erfahrung recht häufig nach der kurzen Rochade und "h6"!)
Kleine Anekdote am Rande:
Das habe ich hier schonmal geschrieben: Bei einer Simultanpartie gegen
GM Vlastimil Hort stand ich auch `genau` so und Herr Hort sagte:
"Der Bauer (h6) fällt gleich!" - so geschah es später auch. Zumindestens musste ich die Partie später erst aufgeben, nachdem eine neue Dame auf seiner Seite entstand!
Nun also hier dieses doppelte Turmopfer, um den schwarzen König völlig zu entblößen, Klasse gespielt. Aber später noch: 20. Lxh6+! (Brilliant, verdient zwei "!")
Wenn GM Timman das so berechnet hat, Respekt, vielleicht zu Beginn aber einfach nur mal den Turm reingehauen!?
Danke für dieses schöne Partiebeispiel, bitte weiter so.
@Steinitz: Danke für diesen tollen, verständnisreichen Kommentar von dir. Ja, du hast völlig Recht, die sD auf c7 und der sT auf a8 stehen so, dass sie für die Verteidigung des schwarzen K-Flügels nicht eingreifen können! Diese 'Abseitsstellung' wichtiger Figuren ist bei sehr vielen erfolgreichen Mattangriffen zu beobachten. Interessant, dass SF Oli1970 mit der Partie Geller - Liebert ein auch dazu passendes Beispiel geliefert hat. Aber auch in meinen letzten paar Aufgaben 'Aus Partien' kann man beobachten, dass die Mattkombination nur deswegen funktionierte, weil einige Figuren des Gegners am 'falschen' Flügel standen, eine wichtige Beobachtung, die du da gemacht hast.
>>Wenn GM Timman das so berechnet hat, Respekt, vielleicht zu Beginn aber einfach nur mal den Turm reingehauen!?<<
Wir wissen nicht, wie viel er beim 'Reinhauen' des Turms (bzw. beider Türme) schon berechnet hat. Ziemlich sicher aber nicht alles bis zum Ende. Aber er hatte es eben im 'Gefühl' (und im Gegensatz zum Loriotschen Frühstücksei stimmte da alles mit seinem Gefühl!), dass es klappen musste. Das ist der Unterschied zwischen einem GM und uns😁
Oder die Kurzfassung:
- Wir hauen den Turm rein, wissen aber nicht weiter. Durch Zufall klappt es jedoch und wir gewinnen. Oder verlieren, beides ist möglich und gleich wahrscheinlich.
- Timman haut den Turm rein und weiß weiter. Er gewinnt, Zufall ist da keiner dabei.😊
>>Wenn GM Timman das so berechnet hat, Respekt, vielleicht zu Beginn aber einfach nur mal den Turm reingehauen!?<<
Wir wissen nicht, wie viel er beim 'Reinhauen' des Turms (bzw. beider Türme) schon berechnet hat. Ziemlich sicher aber nicht alles bis zum Ende. Aber er hatte es eben im 'Gefühl' (und im Gegensatz zum Loriotschen Frühstücksei stimmte da alles mit seinem Gefühl!), dass es klappen musste. Das ist der Unterschied zwischen einem GM und uns😁
Oder die Kurzfassung:
- Wir hauen den Turm rein, wissen aber nicht weiter. Durch Zufall klappt es jedoch und wir gewinnen. Oder verlieren, beides ist möglich und gleich wahrscheinlich.
- Timman haut den Turm rein und weiß weiter. Er gewinnt, Zufall ist da keiner dabei.😊
Ich glaube schon, dass er diese Kombination bis zum Ende berechnet hat. Wenn man das doppelte Turmopfer erst einmal gesehen hat, ist die Variantenberechnung nicht mehr so schwierig.
Schwarz hätte auch andere Züge gehabt statt 18... Kg7 und auch andere außer 19... fxe5 (der Viewer schreibt leider nur xe5, was uneindeutig ist!), von denen ich nur exemplarisch zwei ausgeführt habe. Da kann ich mir kaum vorstellen, dass er alle Alternativen gesehen und berechnet hat.
@Peke:
"Ich glaube schon, dass er diese Kombination bis zum Ende berechnet hat. Wenn man das doppelte Turmopfer erst einmal gesehen hat, ist die Variantenberechnung nicht mehr so schwierig."
Ja, einem GM traue ich das natürlich zu, nach den Turmzügen!
Ich persönlich sehe kaum 2 Züge weiter und kann das nur mit dem Analysebrett durch spielen, sehe nicht's davon im Kopf, geschweige denn ein Schachbrett...., da herrscht bei mir nur Dunkelheit.... !
Sicherlich gibt es noch andere Möglichkeiten für schwarz, aber der König steht plötzlich völlig blank da.
Besonders schön finde ich dann noch 20.Lxh6+, das berühmte i-Tüpfelchen.
Danke für das schöne Partiebeispiel!
"Ich glaube schon, dass er diese Kombination bis zum Ende berechnet hat. Wenn man das doppelte Turmopfer erst einmal gesehen hat, ist die Variantenberechnung nicht mehr so schwierig."
Ja, einem GM traue ich das natürlich zu, nach den Turmzügen!
Ich persönlich sehe kaum 2 Züge weiter und kann das nur mit dem Analysebrett durch spielen, sehe nicht's davon im Kopf, geschweige denn ein Schachbrett...., da herrscht bei mir nur Dunkelheit.... !
Sicherlich gibt es noch andere Möglichkeiten für schwarz, aber der König steht plötzlich völlig blank da.
Besonders schön finde ich dann noch 20.Lxh6+, das berühmte i-Tüpfelchen.
Danke für das schöne Partiebeispiel!
>>Besonders schön finde ich dann noch 20.Lxh6+, das berühmte i-Tüpfelchen<<
Dazu sollte man aber noch erwähnen, dass Lxh6+ einen Zug früher nur zum Dauerschach geführt hätte, aber durch das vorherige Räumungsopfer 19. e5 wird das Feld e4 für den wL frei, so dass aus dem Dauerschach ein Matt wird. Schon klasse.
Dazu sollte man aber noch erwähnen, dass Lxh6+ einen Zug früher nur zum Dauerschach geführt hätte, aber durch das vorherige Räumungsopfer 19. e5 wird das Feld e4 für den wL frei, so dass aus dem Dauerschach ein Matt wird. Schon klasse.
@vabanque
Du hast Recht. Die Alternativen habe ich etwas unterschätzt. Kg7 würde ich jetzt nach näherer (noch nicht abgeschlossener) Analyse sogar als schwerwiegenden Fehler bezeichnen. Nach etwa Tfc8 statt Kg7 bin ich mir gar nicht sicher, ob Weiß überhaupt gewinnt.
Du hast Recht. Die Alternativen habe ich etwas unterschätzt. Kg7 würde ich jetzt nach näherer (noch nicht abgeschlossener) Analyse sogar als schwerwiegenden Fehler bezeichnen. Nach etwa Tfc8 statt Kg7 bin ich mir gar nicht sicher, ob Weiß überhaupt gewinnt.
Wie ich im Kommentar geschrieben habe, ist Kg7 am plausibelsten, da der Zug h6 und f6 deckt. Eigentlich ein 'selbstverständlicher' Zug. Vermutlich hatte Timman damit gerechnet und darauf das feldräumende Bauernopfer e5 bereits geplant.
Timman hätte ja bereits im 18. Zug Lxh6 spielen können, aber er entschied sich für Df2, was auch noch f6 anvisiert und sich dann ja auch im Nachhinein bewährt. (Evtl. konnte ja der Le3 ja auch noch auf d4 seinen Platz finden.)
Ich weiß nicht, ob in solchen Stellungen viel konkretes Rechnen möglich bzw. überhaupt nötig ist.
Nur die beiden Kontrahenten könnten uns sagen, was sie sich während der Partie bei ihren Zügen gedacht und wie weit sie wirklich gerechnet haben.
Vielleicht findet ja jemand (z.B. Recherche-Ass Oli1970) noch Original-Kommentare von Jan Timman zu dieser Partie? Falls man ihn jetzt fragen würde (falls das überhaupt möglich ist), würde er sich bestimmt nicht mehr so genau erinnern, was er sich 1998 zu den Zügen dieser Partie gedacht hat.
Am besten wäre es ja, die Gedanken der Spieler direkt während der Partie bereits festzuhalten. Mir ist aber nur eine einzige Partie bekannt, wo das wirklich so gemacht wurde. Es handelt sich um eine Partie von Stefan Kindermann und Christopher Lutz, die 2002 auf dem Chessgate-Server gespielt wurde. Die Spieler gaben ihre jeweiligen Kommentare live während der Partie ab, natürlich unsichtbar für den Gegner, aber sichtbar für das Internet-Publikum. Ich weiß nicht, ob dieses Experiment jemals wiederholt wurde.
Timman hätte ja bereits im 18. Zug Lxh6 spielen können, aber er entschied sich für Df2, was auch noch f6 anvisiert und sich dann ja auch im Nachhinein bewährt. (Evtl. konnte ja der Le3 ja auch noch auf d4 seinen Platz finden.)
Ich weiß nicht, ob in solchen Stellungen viel konkretes Rechnen möglich bzw. überhaupt nötig ist.
Nur die beiden Kontrahenten könnten uns sagen, was sie sich während der Partie bei ihren Zügen gedacht und wie weit sie wirklich gerechnet haben.
Vielleicht findet ja jemand (z.B. Recherche-Ass Oli1970) noch Original-Kommentare von Jan Timman zu dieser Partie? Falls man ihn jetzt fragen würde (falls das überhaupt möglich ist), würde er sich bestimmt nicht mehr so genau erinnern, was er sich 1998 zu den Zügen dieser Partie gedacht hat.
Am besten wäre es ja, die Gedanken der Spieler direkt während der Partie bereits festzuhalten. Mir ist aber nur eine einzige Partie bekannt, wo das wirklich so gemacht wurde. Es handelt sich um eine Partie von Stefan Kindermann und Christopher Lutz, die 2002 auf dem Chessgate-Server gespielt wurde. Die Spieler gaben ihre jeweiligen Kommentare live während der Partie ab, natürlich unsichtbar für den Gegner, aber sichtbar für das Internet-Publikum. Ich weiß nicht, ob dieses Experiment jemals wiederholt wurde.
Helmut Pfleger hat schon zeitig in seinen TV -Sendungen mit Live-Kommentaren der Spieler experimentiert, die Partien wurden unterbrochen und die Spieler mussten ihre Gedanken, live hörbar für die Zuschauer (nicht für die Gegner), mitteilen.
Ich weiß nicht mehr ob es schon bei "Schach der Großmeister" so war, oder später.
Ich weiß nicht mehr ob es schon bei "Schach der Großmeister" so war, oder später.
Ist das nicht sehr verbreitet heutzutage? Confessionroom? Die Spieler gehen in einen Raum abseits des Ruheraums und erläutern der Onlinecommunity ihre Gedanquen?
Ich meine, das hätte es schon häufiger gegeben in den letzten Jahren. Aber ob das auch festgehalten wurde für die Nachwelt? Also mit der Partie verknüpft? 🤷♂️
Live-Kommentare der Spieler während der Partie sind sicher das Optimum. Ansonsten finde ich es aber immer schon aufschlussreich, wenn Spieler ihre eigenen Partien kommentieren, auch wenn sie hinterher natürlich schon analysiert haben und nicht nur die Gedanken während der Partie wiedergeben bzw. sich diese bereits mit späteren Analysen vermischt haben.
Es gibt ja auch Spieler, z.B. Aljechin oder Kasparov, die hinterher behauptet haben, sie hätten da 20 Züge im Voraus alles berechnet gehabt, obwohl es nachweislich gar nicht stimmt. Leute mit großem Ego halt, die keinen Zacken in der Krone ertragen können.
Andere Spieler, wie z.B. Tarrasch, Anand oder Shirov sind da in ihren Partiekommentaren wohltuend ehrlich, sie schreiben immer wieder mal 'das habe ich übersehen!' oder 'Während der Partie schien es mir ... aber später erkannte ich ... ' oder Dinge dieser Art.
Tarrasch kommentiert sogar seine eigenen Verlustpartien ganz schonungslos. Auch Fischer hat in seinen '60 memorable games' zwei Verlustpartien (so weit ich mich erinnere, ich müsste nachschauen) und etliche Remisen drin.
Es gibt ja auch Spieler, z.B. Aljechin oder Kasparov, die hinterher behauptet haben, sie hätten da 20 Züge im Voraus alles berechnet gehabt, obwohl es nachweislich gar nicht stimmt. Leute mit großem Ego halt, die keinen Zacken in der Krone ertragen können.
Andere Spieler, wie z.B. Tarrasch, Anand oder Shirov sind da in ihren Partiekommentaren wohltuend ehrlich, sie schreiben immer wieder mal 'das habe ich übersehen!' oder 'Während der Partie schien es mir ... aber später erkannte ich ... ' oder Dinge dieser Art.
Tarrasch kommentiert sogar seine eigenen Verlustpartien ganz schonungslos. Auch Fischer hat in seinen '60 memorable games' zwei Verlustpartien (so weit ich mich erinnere, ich müsste nachschauen) und etliche Remisen drin.
"Es gibt ja auch Spieler, z.B. Aljechin oder Kasparov, die hinterher behauptet haben, sie hätten da 20 Züge im Voraus alles berechnet gehabt, obwohl es nachweislich gar nicht stimmt."
Weil sie vorher das gegenteil behauptet haben oder wie?
Weil sie vorher das gegenteil behauptet haben oder wie?
Danke 👍
Ich will damit diese Spieler ja auch nicht klein machen, ich will nur sagen: Auch Aljechin und Kasparov waren und sind keine Schachgötter, auch sie haben nicht alles im Voraus gesehen. Auch der stärkste menschliche Spieler kann nicht alles vorausberechnen, und es ist auch gar nicht immer nötig.