Chess

Kein Increment bis Zug 40 beim KT

Tschechov - 12. Apr '24
Wie beurteilt ihr den neuen Modus bei der Austragung des Kandidatenturniers? Seid ihr der Meinung, daß das fehlende Increment bis zum vierzigsten Zug für spannendere Partien sorgt oder findet ihr, daß die Spieler dadurch daran gehindert werden, ihr wahres Können abzurufen? Und wie ist das dann eigentlich bei der WM? Wird da auch so verfahren? Fände ich vielleicht gar nicht schlecht, man denke nur an die WM zwischen Carlsen und Caruana. Das war ja eher enttäuschend. Sicher, es war Schach der ersten Güteklasse, aber ohne daß einer patzt gibt es nun mal keine Glanzpartien.
toby84 - 12. Apr '24
was heißt denn "ihr wahres Können abzurufen"? das können in welchem modus ist denn wahrer als das andere? und vor allem: wie will man begründen, dass nur einer der "wahre" modus ist? der, in dem der spieler seine besten züge findet? dann sollte der modus der wahl fernschach ohne hilfsmittel sein. und nicht-remis-ergebnisse werden zur seltenheit werden.
Vabanque - 13. Apr '24
>>oder findet ihr, daß die Spieler dadurch daran gehindert werden, ihr wahres Können abzurufen?<<

Diese Formulierung erinnert mich an ein schachhistorisches Ereignis:

Um die Mitte des 19. Jh. waren die Schachuhren eingeführt worden, da ohne Zeitbeschränkung die Partien teils 15 Stunden und mehr gedauert hatten.
Gegen Ende des 19. Jh. organisierte aber ein Veranstalter einmalig wieder ein Turnier ohne Zeitbeschränkung und lud dazu die damaligen Top-Spieler ein. Tarrasch, der natürlich auch dabei war, urteilte hinterher, es sei das einzige Turnier gewesen, in dem er seine wahre Spielstärke entfaltet hatte.
(Leider weiß ich nicht mehr konkret, um welches Turnier sich es da gehandelt hat, allerdings erinnere ich mich genau an die Formulierung Tarraschs mit der 'wahren Spielstärke'.)

Ich denke, dass tatsächlich bei starken Spielern die zusätzliche Bedenkzeit hilft, die Stellungen genauer zu durchdringen. (Einem schwachen Spieler wird da eine noch so reichliche Bedenkzeit nicht helfen, wie ja auch neulich mal auf der Startseite als Spruch zu lesen war.) Gleichzeitig wird die Fehleranfälligkeit minimiert. Das führt aber - gerade bei annähernd gleichstarken Kontrahenten - dann zu einer hohen Remisquote. Um diese Remisquote zu senken und mehr Entscheidungen zu erreichen, ist bei sehr starken Spielern die Verringerung der Bedenkzeit eigentlich ein guter Weg. In einigen der vergangenen WM-Matches wurde ja bezeichnenderweise die Entscheidung erst in den Schnellpartien erreicht, nachdem vorher Gleichstand herrschte.